Felix
Mendelssohn-
Bartholdy
.
"Paulus"

29. Juni - St. Moriz Kirche
Nese Pars
Elke Ullrich
Lutz-Michael Harder
Phillip Langshaw
.
Hofer Symphoniker
1986

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Pressestimmen

1.7.1986 - "Neue Presse " Coburg

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Martin Potyra

Zwei vollendete Oratorien hinterließ Felix Mendelssohn-Bartholdy der musikalischen Nachwelt: Den erst vor zwei Jahren in Coburg erklungenen "Elias" und den vor 150 Jahren vollendeten und uraufgeführten "Paulus", der am letzten Sonntag nach zig Jahren erstmals wieder in Coburg zu hören war. Unter der Gesamtleitung von Leopold Schindler sang der Konzertchor "Sängerkranz" zusammen mit den Hofer Symphonikern und an der Hauptorgel agierte Marco Fröhlich. Als Solisten waren aufgeboten Nese Pars (Sopran), Elke Ullrich (Alt), Lutz Michael Harder (Tenor) und Phillip Langshaw (Baß).

Nicht zu allen Zeiten hat dieses Oratorium ungeteilte Zustimmung erfahren, so daß es bei weitem nicht die Aufführungszahlen des wesentlich erfolgreicheren "Elias" erreichen konnte. Teilweise begründet sich dies mit der Armut an dramatischen Szenen im zweiten Teil, in dem lyrische Passagen, predigende Worte und theologische Grundaussagen überwiegen. Mag man dies als Manko empfinden, der Melodienreichtum entschädigt dafür um ein Vielfaches.

Daß die Aufführung in der Morizkirche ein voller Erfolg wurde - auch wenn die Zahl der Zuhörer bedingt durch Sommerwetter und Überschneidung mit anderen Veranstaltungen, nicht die gewohnte Höhe erreichte - lag vorrangig an Leopold Schindler, der eine unerhört spannungsreiche musikalische Gestaltung erarbeitet hatte, die sich in einer prachtvoll differenzierten Interpretation niederschlug. Sein gezügeltes exaktes Diktat schweißte die Ensembles zusammen und ließ doch den Solisten genügend Raum zu freier, persönlicher Umsetzung der Arien und Rezitative. Detailbewußt führte er Chor und Orchester, die seiner ordnenden Hand die kleinsten Intentionen zu entnehmen wußten und klanglich realisierten. Gerade das Orchester markierte mit der Ouvertüre (mit dem unterlegten Cantus firmus "Wachet auf, ruft uns die Stimme") einen ersten Höhepunkt.

Den Chor zeichneten an diesem Tag alle Tugenden aus, die ein Oratorienchor besitzen sollte. Intonationssicherheit bis in die extremstenm Lagen (der Sopran erklomm mühelos das hohe B, welches dennoch Volumen besaß), rhythmische Sicherheit in den polyphonen Teilen, vor allem in den ausgedehnten Fugen (hier sind hervorzuheben "Denn alle Heiden werden kommen" und der Schlußchor "Lobe den Herrn, meine Seele!") sowie dramatische Durchschlagskraft ("Steinigt ihn!"). Daneben wurden die Choräle ruhevoll ausgesungen und der Frauenchor besaß bei "Saul, Saul, was verfolgst du mich?" ätherische Klarheit. Sprachliche Deutlichkeit kam als komplettierendes Element hinzu.

Ein wenig zu extensiv wurde meines Erachtens die Hauptorgel genutzt. Dies meint den mir zu häufig erscheinenden Einsatz und die streckenweise doch recht massive Registrierung. Natürlich ist es im Sinne der Romantik, einen Cantus firmus durch die Orgel verstärken zu wollen, auch ist es legitim, inhaltliche Höhepunkte damit zu markieren, ja selbst dem Chor bei diffizilen Stellen ein Fundament zu geben, dient dem Gesamtwerk, doch hier sollte Sparsamkeit oberstes Gebot sein. Zudem kamen manche Einsätze dieses Instruments nicht ganz im rechten Moment.

Nese Pars bewältigte ihre zahlreichen Rezitative souverän und mit schlanker, aber raumfüllender Stimme, die im unteren Bereich ruhig kräftiger hätte heraustreten dürfen. Weich gelang ihr die Arie "Laßt uns singen von der Gnade des Herrn". Elke Ullrich bewies mit ihrem dramatisch gefärbten Alt eine ansprechende Gestaltungskraft ("Doch der Herr vergißt der Seien nicht"), wobei sie sich noch nicht vollends aussang, und dennoch den Kirchenraum füllte.

Baritonale Färbung trägt das Organ von Lutz Michael Harder, der gerade in den Rezitativen zwingende, textnahe Ausdeutuing bewies, mit allen emotionalen Nuancen versehen. Zwar verfügt er über keine glänzende Höhe, doch mit großartiger Technik versteht er die oberen Töne biegsam weich hervorzubringen. Als Paulus schließlich war Phillip Langshaw zu hören. Eigentlich ist er als Bariton und nicht als Baß zu bezeichnen. Das kam dieser Partie sehr entgegen, denn nur wenige Male sinkt die Stimmführung bis zum g oder f. Überzeugend formte er den Wandel vom Saulus zum Paulus, ebenso konnte erzwingend seine Predigt im zweiten Teil gestalten und die Gottergebenheit des Schlusses kam gehaltvoll zum Ausdruck. Auch als Quartett vermittelten die vier Solisten einen abgreundeten und homogenen Eindruck.

Nach zweieinhalb Stunden halte ich eine Zugabe fast für unnötig, doch der Beifall forderte sie und im zweiten Anlauf einigten sich alle Beteiligten auf den Schlußchor, der noch einmal eine strahlende Wiedergabe erfuhr.

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1.7.1986 - "Coburger Tageblatt"

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Günther Bretschneider

Sehr zu Unrecht schlummerte das Oratorium "Paulus" von Felix Mendelssohn-Bartholdy in den Archiven, es brauchte 100 Jahre, bis es 1986 durch den Konzertchor Sängerkranz wieder aufgeführt wurde. In der Morizkirche zu Coburg gelang dann auch eine in sich geschlossene, glanzvolle und tief beeindruckende Wiedergabe des Werkes unter der souveränen, stilsicheren Leitung von Leopold Schindler. Die Hofer Symphoniker bestritten den orchestralen Teil, als Solisten waren zu hören Nese Pars (Sopran), Elke Ullrich (Alt), Lutz Michael Harder (Tenor) und Phillip Langshaw (Baß). An der Orgel wirkte Marco Fröhlich.

Das Werk selbst entstand 1832 bis 1835 und wurde 1836 uraufgeführt. Der stets für das Werk Mendelssohns begeisterte Robert Schumann nannte es ein "Juwel der Gegenwart", der Komponist selbst aber war nicht so recht zufrieden und schrieb kurz nach der Erstaufführung an einen Freund: er "habe an allem sehr gelernt und hoffe es besser zu machen, wenn ich einmal ein zweites Oratorium schreibe".

Die Coburger Aufführung umfaßte das gesamte Werk ohne irgendwelche üblichen Striche. Es ist sicherlich schwer aus der gedanklichen Fole irgendeinen Satz wegzulassen. Schon die herrliche Ouvertüre mit dem plastisch herausgearbeiteten Leitmotiv des strahlenden Themas zum Choral "Wachet auf, ruft uns die Stimme..." läßt auf kommende musikalische Ereignisse schließen. Der erste Teil befaßt sich zunächst mit dem Märtyrertod des Heiligen Stephanus und spitzt sich dramatisch zu zur Bekehrung des Saulus, gipfelnd in dem hymnischen Chor "Mache dich auf! Werde Licht!". Im zweiten Teil nun vollendet sich das Schicksal des Paulus, viele Paralellen deuten auf den Lebens- und Leidensweg des Jesus von Nazareth hin. Zum Schluß nimmt Paulus Abschied von den Ephesern und zieht nach Jerusalem. Im Schlußchor weitet sich der Dank an Paulus auf alle aus, die für ihre Aufgabe leiden und sterben. Mit "Lobe den Herrn meine Seele..." schließt das prachtvolle Werk.

Nachdem der Chor eine gewaltige Aufgabe zu lösen hatte, beginnen wir mit einer Würdigung seiner imponierenden Leistung. Es setzt immer wieder in Erstaunen, zu welchen Höhen ein Laienchor durch Zielstrebigkeit und Überzeugungskraft geführt werden kann. In allen Stimmen ausgewogen und zahlenmäßig gut besetzt, folgte der Chor konzentriert allen Intentionen des Dirigenten, wußte um den tiefen geistigen und religiösen Gehalt und war in die metaphysischen Zusammenhänge eingedrungen. Eine Glanzleistung vollbrachten die Chorsoprane, viele extrem hohe Töne mußten bewältigt werden, aber stets kamen sie intonationssauber, selbst das hohe b strahlte durch den Kirchenraum. Den übrigen Stimmen muß Exaktheit und Sicherheit im Einsatz bescheinigt werden, Überzeugung in der Darstellung und klangvolles Zusammenwirken. Die wenigen Choräle, die Mendelssohn einstreute (vier an der Zahl) in romantisiertem Barockstil gesetzt, hinterließen tiefe Eindrücke, vor allem der machtvolle Choral "Wachet auf, ruft uns die Stimme..." , mit vollem Orchester und Orgel begleitet, flutete durch den Raum, eine Apotheose klanglicher Schönheit. Kleine rhythmische Schwankungen fallen dabei so gar nicht ins Gewicht.

Aber auch das dramatische Element wußte der Chor stilgerecht auszuschöpfen, wie bei dem erschütternden "Steinigt ihn!" (bei dem Paralleln zur Matthäus-Passion aufkommen "Laß ihn kreuzigen"). Dagegen gelang ein ungemein verinnerlichter Gesang "Wir preisen seelig, die erduldet..." oder das abschließende "Amen" des ersten Teils. Schließlich kam der spöttische Chor des Volks "Die Menschen sind den Göttern gleichgeworden" ebenso bestechend wie der Chor im Cantus firmus "Wir glauben alle an einen Gott". Haben im zweiten Teil dann vorwiegend die Solisten viel zu tun, so ist der Chor noch einmal mit dem Schluß "Lobe den Herrn meine Seele" zu hören. Dieser eindrucksvolle Abgesang wurde nach dem frenetischen Schlußapplaus dankenswerter Weise als Zugabe wiederholt.

Die Solisten

Nese Pars hatte die Sopranpartie übernommen und mit Leben erfüllt. Sie wußte im Tonfall sehr wohl die kindlich-naive, und dennoch von tiefer Zuneigung zu dem Gottessohn Jesus und seinem Apostel Paulus erfüllte Gläubigkeit zum Ausdruck zu bringen. Hinreißend schön sang sie "Jerusalem!" und spürte mit tiefer Verinnerlichung den geistigen Gehalt auf. Die Rezitative waren sauber, klanglich ausgewogen und dynamisch ausgefeilt dargeboten. Nese Pars war sehr viel eingesetzt, blieb uns aber nichts schuldig, ohne Ermüdungserscheinungen bewältigte sie ihre Aufgabe mit Akkuratesse, eine reife gesangliche Leistung.

Die Altistin Elke Ullrich scheint vom Komponisten etwas stiefmütterlich behandelt. Ein Rezitativ und Arioso gab ihr Gelegenheit, ihre stimmlichen Mittel voll zu entfalten. Ein warmes Timbre ist ihr zu eigen, mit sattem runden Klang wußte sie zu gestalten: "Doch der Herr vergißt die Seinen nicht!"

Um so größere Aufgaben hatte der Tenor Lutz Michael Harder zu bewältigen. Seine Stimme ist schlank geführt, geschaffen für den Rezitativgesang. Mühelos packte er auch die hohen Töne. Seine Ariosi waren von Verinnerlichung getragen. Zusammen mit dem Bassisten Pillip Langshaw hatte er sehr schön und klangvoll gestaltete Zwiegesänge zu singen. Machtvoll klang auch die Stimme des Solobassisten durch den Kirchenraum. Mehr baritonal gefärbt wußte er seinem Part Profil zu verleihen.

Das Orchester, die Hofer Symphoniker, erwies sich als ein ungemein homogener Klangkörper. Den größtenteils sinfonisch angelegten Orchesterpart spielten sie mit großem Einfühlungsvermögen und klanglicher Transparenz. Ein Lob den prachtvoll spielenden Blechbläsern.

Leopold Schindler war dem gesamten "Apparat" ein excellenter, souverän gestaltender Dirigent, der den Chor bestens vorbereitet und die gesamte Aufführung im festen Griff hatte. So gelang unter seinem Dirigat eine geschlossene Wiedergabe, die voll überzeugte und in die "Geschichte Coburger Konzerte" eingehen wird.

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Libretto

Erster Teil

Nr. 1 Ouvertüre

Nr. 2 Chor

Herr! Herr! Herr!
der Du bist der Gott,
der Himmel und Erde und das Meer gemacht hat.
Herr, der Du bist der Gott,
der Himmel und Erde und das Meer gemacht.
Die Heiden lehnen sich auf, Herr,
wider Dich und Deinen Christ.
Und nun, Herr, sieh an ihr Droh'n.
und gib Deinen Knechten,
mit aller Freudigkeit zu reden Dein Wort.
Herr! Herr! Herr!

Nr. 3 Choral

Allein Gott in der Höh' sei Ehr
und Dank für seine Gnade;
Darum, daß nun und nimmermehr
uns rühren kann kein Schade.
Ganz unermess'n ist seine Macht,
Nur das geschieht, was er bedacht.
Wohl uns, wohl uns des Herren!

Nr. 4 Rezitativ

Sopran: Die Menge der Gläubigen war ein Herz und eine Seele;
Stephanus aber, voll Glauben und Kräfte, tat Wunder vor dem Volk,
und die Schriftgelehrten vermochten nicht zu widerstehen der Weisheit
und dem Geist, aus welchem er redete;
da richteten sie zu etliche Männer, die da sprachen:

Bässe I,II (Die falschen Zeugen):
Wir haben ihn gehört Lästerworte reden
wider diese heilige Stätte und das Gesetz.

Sopran: Und bewegten das Volk und die Ältesten,
und traten hinzu und rissen ihn hin
und führten ihn vor den Rat und sprachen:

Nr. 5 Chor (Das Volk)

Dieser Mensch hört nicht auf zu reden Lästerworte
wider Mosen und wider Gott.
Haben wir euch nicht mit Ernst geboten,
daß ihr nicht sollet lehren in diesem Namen?
Und sehet ihr habt Jerusalem erfüllt mit eurer Lehre.
Denn wir haben ihn hören sagen:
Jesus von Nazareth wird diese Stätte zerstören,
und ändern die Sitten, die uns Mose gegeben hat.

Nr. 6 Rezitativ

Sopran: und sie sahen auf ihn alle, die im Rate saßen,
und sahen sein Angesicht wie eines Engels Angesicht.
Da sprach der Hohepriester: Ist dem also? Stephanus sprach:

Tenor (Stephanus): Liebe Brüder und Väter, höret zu: Gott der Herr erschien unseren Vätern, errettete das Volk aus aller Trübsal und gab ihnen Heil. Aber sie vernahmen es nicht. Er sandte Mosen in Ägypten, da er ihr Leiden sah und hörte ihr Seufzen. Aber sie verleugneten ih und wollten ihm nicht gehorsam werden, und stießen ihn von sich und opferten den Götzen Opfer. Salomo baute ihm ein Haus, aber der Allerhöchste wohnte nicht in Tempeln, die mit Händen gemacht sind; der Himmel ist sein Stuhl, und die Erde seiner Füße Schemel; hat nicht seine Hand dies alles gemacht?
Ihr Halsstarrigen! Ihr widerstrebt allezeit dem Heil'gen Geist! Wie eure Väter, also auch ihr. Welche Propheten haben eure Väter nicht verfolgt? Die da zuvor verkündigten die Zukunft dieses Gerechten, dessen Mörder ihr geworden seid. Ihr habt das Gesetz empfangen durch der Engel Geschäfte und habt es nicht gehalten.

Chor (Das Volk): Weg mit dem! Er lästert Gott;
und wer Gott lästert, der soll sterben.

Tenor (Stephanus): Siehe, ich sehe den Himmel offen, und des Menschen Sohn zur Rechten Gottes steh'n.

Nr. 7 Arie

Sopran: Jerusalem! Jerusalem!
Die du tötest die Propheten, die du steinigst, die zu mir gesandt.
Wie oft habe ich nicht deine Kinder versammeln wollen,
und ihr habt nicht gewollt.
Jerusalem! Jerusalem!

Nr. 8 Rezitativ

Tenor: Sie aber stürmten auf ihn ein, und stießen ihn zur Stadt hinaus, und steinigten ihn, und schrien laut:

Chor: Steiniget ihn! Steinigt ihn!
Er lästert Gott, er lästert Gott, und wer Gott lästert, der soll sterben.

Nr. 9 Rezitativ und Choral

Tenor: Und sie steinigten ihn. Er kniete nieder und schrie laut:
Herr, behalte ihnen diese Sünde nicht. Herr Jesu, nimm meinen Geist auf!
Und als er das gesagt entschlief er.

Choral: Dir, Herr, dir will ich mich ergeben,
Dir, dessen Eigentum ich bin.
Du nur allein, bist mein Leben,
und sterben wird mir dann Gewinn.
Ich lebe dir, ich sterbe dir:
sei du nur mein, so g'nügt es mir.

Nr. 10 Rezitativ

Sopran: Und die Zeugen legten ab ihre Kleider zu den Füßen eines Jünglings, der hieß Saulus: er hatte Wohlgefallen an seinem Tode. Es beschickten aber Stephanum gottesfürchtige Männer und hielten eine große Klage über ihn.

Nr. 11 Chor

Siehe! Wir preisen selig, di erduldet.
Wir preisen selig, die erduldet haben.
Denn ob der Leib gleich stirbt,
doch wird die Seele leben.

Nr. 12 Rezitativ und Arie

Tenor: Saulus aber zerstörte die Gemeinde und wütete mit Drohen und Morden wider die Jünger, und lästerte sie und sprach:

Baß (Paulus): Vertilge sie, Herr Zebaoth, wie Stoppeln vor dem Feuer!
Sie wollen nicht erkennen, daß Du mit deinem Namen heißest Herr allein, der Höchste in aller Welt.
Vertilge sie, Herr Zebaoth, wie Stoppeln vor dem Feuer!
Laß deinen Zorn sie treffen, verstummen müssen sie!

Nr. 13 Rezitativ und Arioso

Alt: Und zog mit einer Schar gen Damaskus, und hatte Macht und Befehl von den Hohepriestern, Männer und Weiber gebunden zu führen gen Jerusalem.

Arioso: Doch der Herr vergißt der Seinen nicht,
Er gedenkt seiner Kinder.
Doch der Herr vergißt der Seinen nicht,
Er gedenkt seiner Kinder.
Fallt vor ihm nieder, ihr Stolzen,
Denn der Herr ist nahe!

Nr. 14 Rezitativ mit Chor (Sopran und Alt)

Tenor: Und als er auf dem Wege war, und nahe zu Damaskus kam, umleuchtete ihn plötzlich ein Licht vom Himmel; und er fiel auf die Erde und hörte eine Stimme. Die sprach zu ihm:

Chor: Saul! Saul! Was verfolgst du mich?

Tenor: Er aber sprach:

Baß (Paulus): Herr, wer bist du?

Tenor: Der Herr sprach zu ihm:

Chor: Ich bin Jesus von Nazareth, den du verfolgst!

Tenor: und sprach mit Zittern und Zagen:

Baß (Paulus): Herr, was willst Du, daß ich tun soll?

Tenor: Der Herr sprach zu ihm:

Chor: Stehe auf und gehe in die Stadt, da wird man dir sagen, was du tun sollst.

Nr. 15 Chor

Mache dich auf! Werde Licht!
Denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des Herrn gehet auf über dir.
Denn siehe, Finsternis bedeckt das Erdreich, und Dunkel die Völker.
Aber über dir gehet auf der Herr, und seine Herrlichkeit erscheinet über dir.

Nr. 16 Choral

Wachet auf! ruft uns die Stimme,
der Wächter sehr hoch auf der Zinne,
wach auf, du Stadt Jerusalem!
Wacht auf! Der Bräut'gam kommt.
Steht auf! Die Lampen nehmt! Halleluja!
Macht euch bereit zur Ewigkeit.
Ihr müsset ihm entgegengeh'n.

Nr. 17 Rezitativ

Tenor: Die Männer aber, die seine Gefährten waren, standen und waren erstarrt, denn sie hörten eine Stimme und sahen niemand. Saulus aber richtete sich auf von der Erde, und da er seine Augen auftat, sah er niemand; sie nahmen ihn aber bei der Hand und führten ihn gen Damaskus, und war drei tage nicht sehend, und aß nicht und trank nicht.

Nr. 18 Arie

Baß (Paulus): Gott, sei mir gnädig, nach deiner Güte,
und tilge meine Sünden nach deiner großen Barmherzigkeit.
Verwirf mich nicht von deinem Angesicht
und nimm deinen heil'gen Geist nicht von mir.
Ein geängstetes und geschlagenes Herz,
wirst du, Gott, nicht verachten.
Gott, sei mir gnädig, nach deiner Güte,
nach deiner großen Barmherzigkeit.
Denn ich will die Übertreter deine Wege lehren.
Daß sich die Sünder zu dir bekehren!
Herr, tue meine Lippen auf!
Herr, tue meine Lippen auf!
Daß mein Mund deinen Ruhm verkündige.
Und tilge meine Sünden nach deiner großen Barmherzigkeit.
Nach deiner großen Barmherzigkeit.
Herr! Verwirf mich nicht!
Herr! Verwirf mich nicht!

Nr. 19 Rezitativ

Tenor: Es war aber ein Jünger zu Damaskus, mit Namen Ananias, zu dem sprach der Herr:

Sopran: Ananias, stehe auf! Und frage nach Saul von Tarse, denn siehe: er betet! Dieser ist mir ein auserwähltes Rüstzeug; ich will ihm zeigen, wie viel er leiden muß um meines Namens willen.

Nr. 20 Arie mit Chor

Baß (Paulus): Ich danke dir, Herr, mein Gott, von ganzem Herzen ewiglich;
Denn deine Güte ist groß über mich, un Du hast meine Seele errettet aus der tiefsten Hölle.
Herr, mein Gott, ich danke dir.

Chor: Der Herr wird die Tränen von allen Angesichtern abwischen.
Denn der Herr hat es gesagt.

Baß: Ich danke dir, Herr, ich danke dir!

Nr. 21 Rezitativ

Sopran: Und Ananias ging hin und kam in das Haus, und legte die Hände auf ihn und sprach:

Tenor (Ananias): Lieber Bruder Saul, der Herr hat mich gesandt, der dir erschienen ist auf dem Wege, da du herkamst, daß du wieder sehend und mit dem Heiligen Geist erfüllt werdest.

Sopran: Und alsbald fiel es wie Schuppen von seinen Augen, und er ward wieder sehend und stand auf und ließ sich taufen, und alsbald predigte er Christum in den Schulen, und bewährte es, daß dieser ist der Christ.

Nr. 22 Chor

O welch eine Tiefe des Reichtums der Weisheit und Erkenntnis Gottes!
Wie gar unbegreiflich sind seine Gerichte! Und unerforschlich seine Wege!
Ihm sei Ehre in Ewigkeit, sei Ehre in Ewigkeit. Amen! Amen! Amen!

Zweiter Teil

Nr. 23 Chor

Der Erdkreis ist nun des Herrn,
Der Erdkreis ist nun des Herrn und seines Christ,
Denn alle Heiden werden kommen und anbeten vor dir.
Denn deine Herrlichkeit ist offenbar geworden.

Nr. 24 Rezitativ

Sopran: Und Paulus kam zu der Gemeinde und predigte den Namen des Herrn Jesu frei. Da sprach der Heilige Geist: sendet mir aus Barnabas und Paulus zu dem Werk, dazu ich sie berufen habe. Da fasteten sie und beteten, und legten die Hände auf sie und ließen sie gehen.

Nr. 25 Duettino

Tenor (Barnabas) und Baß (Paulus): So sind wir nun Botschafter an Christi statt, denn Gott vermahnet durch uns.

Nr. 26 Chor

Wie lieblich sind die Boten, die den Frieden verkündigen.
In alle Land ist ausgegangen ihr Schall, und in alle Welt ihre Worte.

Nr. 27 Rezitativ und Arioso

Sopran: Und wie sie ausgesandt von dem Heiligen Geist, so schifften sie von dannen und verkündigten das Wort Gottes mit Freudigkeit.

Arioso: Laßt uns singen von der Gnade des Herrn ewiglich!
Laßt uns singen von der Gnade des Herrn und seine Wahrheit verkündigen!
Ewiglich! Ewiglich!

Nr. 28 Rezitativ

Tenor: Da aber die Juden das Volk sahen, wie es zusammenkam um Paulus zu hören, wurden sie voll Neid und widersprachen dem, das von Paulus gesagt ward, und lästerten und sprachen:

Chor (Das Volk): So spricht der Herr: Ich bin der Herr, und ist außer mir kein Heiland.

Tenor: Und sie stellten Paulus nach und hielten einen Rat zusammen, daß sie ih töteten, und sprachen zueinander:

Nr. 29 Chor (Das Volk) und Choral

Ist das nicht, ist das nicht, der zu Jerusalem verstörte alle, die diesen Namen anrufen? Verstummen müssen alle, alle Lügner! Weg mit ihm! Weg mit ihm!

Soli: Jesu Christe, wahres Licht,
erleuchte, die dich kennen nicht,
und bringe sie zu deiner Herd',
daß ihre Seel' auch selig werd.

Erleuchte, die da sind verblend't,
bring her, die sich von uns getrennt,
versammle, die zerstreuet geh'n.
Mach fester, die im Zweifel steh'n!

Nr. 30 Rezitativ

Paulus aber und Barnabas sprachen frei und öffentlich:

Baß (Paulus): Euch mußte zuerst das Wort Gottes gepredigt werden; nun ihr es aber von euch stoßet, und achtet euch selbst nicht wert des ewigen Lebens, siehe, so wenden wir uns zu den Heiden.

Nr. 31 Duett

Baß (Paulus): Denn also hat uns der Herr geboten!

Baß (Paulus) und Tenor (Barnabas): Ich habe dich den Heiden zum Licht gesetzet, daß Du das Heil seist bis ans Ende der Erde. Denn wer den Namen des Herrn wird anrufen, der soll selig werden.

Nr. 32 Rezitativ

Sopran: Und es war ein Mann zu Lystra, der war lahm und hatte noch nie gewandelt, der hörte Paulus reden, und als er ihn ansah, sprach er mit lauter Stimme: Stehe auf! Auf deine Füße! Und er sprang auf und wandelte, und lobete Gott. Da aber die Heiden sah'n, was Paulus getan, hoben sie ihre Stimmen auf und sprachen zueinander:

Nr. 33 Chor (Die Heiden)

Die Götter sind den Menschen gleich geworden und sind zu uns herniedergekommen.

Nr. 34 Rezitativ

Sopran: Und nannten Barnabas Jupiter und Paulus Mercurius. Der Priester aber Jupiters, der vor ihrer Stadt war, brachte Rinder und Kränze vor das Tor und wollte opfern samt dem Volk, und beteten sie an.

Nr. 35 Chor (Die Heiden)

Seid uns gnädig, hohe Götter!
Seht herab auf unser Opfer!

Nr. 36 Rezitativ

Tenor: Als das die Apostel hörten, zerrissen sie ihre Kleider und sprangen unter das Volk, schrien und sprachen:

Baß (Paulus): Ihr Männer, was macht ihr da! Wir sind auch sterbliche Menschen, gleich wie ihr und predigen euch das Evangelium, daß ihr euch bekehren sollt von diesem falschen zu dem lebendigen Gott, welcher gemacht hat Himmel und Erde und das Meer. Wie der Prophet spricht: All eure Götzen sind Trügerei, sind eitel nichts und haben kein Leben; sie müssen fallen, wenn sie heimgesucht werden. Gott wohnet nicht in Tempeln, mit Menschenhänden gemacht. Wisset ihr nicht, daß ihr Gottes Tempel seid? Und daß der Geist Gottes in euch wohnet? Wisset ihr nicht, daß ihr Gottes Tempel seid? So jemand den Tempel Gottes verderben wird, den wird Gott verderben.
Aber unser Gott ist im Himmel, er schaffet alles, was er will!

Chor: Aber unser Gott ist im Himmel, er schaffet alles, was er will!

Cantus firmus: Wir glauben all' an einen Gott, Schöpfer Himmels und der Erden. Der sich zum Vater gegeben hat, daß wir seine Kinder werden.

Nr. 37 Rezitativ

Sopran: Da ward das Volk erreget wider sie, und es erhob sich ein Sturm der Juden und der Heiden, und wurden voller Zorn und riefen gegen ihn:

Nr. 38 Chor

Hier ist des Herren Tempel!
Ihr Männer von Israel, helfet!
Dies ist der Mensch, der alle Menschen lehret wider dies Volk,
der alle Menschen an allen Enden lehret wider dies Volk,
wider das Gesetz und wider diese heil'ge Stätte!
Steinigt ihn! Steinigt ihn!

Nr. 39 Rezitativ

Sopran: Und sie alle verfolgten Paulus auf seinem Wege, aber der Herr stand ihm bei und stärkte ihn, auf das durch ihn die Predigt bestätigt würde und alle Heiden höreten.

Nr. 40 Kavantine

Tenor: Sei getreu bis in den Tod,
so will ich die Krone des Lebens dir geben.
Fürchte dich nicht, ich bin bei dir!
Sei getreu bis in den Tod!

Nr. 41 Rezitativ

Sopran: Paulus sandte hin und ließ fordern die Ältesten von der Gemeinde zu Ephesus und sprach zu ihnen:

Baß (Paulus): Ihr wissest, wie ich allezeit bin bei euch gewesen, und dem Herren gedienet mit aller Demut und mit vielen Tränen, und habe bezeuget den Glauben an unseren Herrn Jesum Christum. Und nun siehe, ich, im Geiste gebunden, fahre hin gen Jerusalem; Trübsal und Bande harren meiner dortselbst, ihr werdet nie mein Angesicht wiedersehn.

Sopran: Sie weineten und sprachen:

Nr.42 Chor (Die Gemeinde) und Rezitativ

Chor: Schone doch deiner selbst!
Das widerfahre dir nur nicht!

Baß (Paulus): Was machet ihr, daß ihr weinet und brechet mir mein Herz? Denn ich bin bereit, nicht allein mich binden zu lassen, sondern auch zu sterben zu Jerusalem, um des Namens willen des Herren Jesu.

Tenor: Und als er das gesagt, kniete er nieder und betete mit ihnen allen, und sie geleiteten ihn in das Schiff, und sahen sein Angesicht nicht mehr.

Nr.43 Chor

Sehet, welch eine Liebe, hat uns der Vater erzeiget,
daß wir sollen Gottes Kinder, Gottes Kinder heißen.

Nr.44 Rezitativ

Sopran: Und wenn er gleich geopfert wird über dem Opfer unseres Glaubens, so hat er einen guten Kampf gekämpft; er hat den Lauf vollendet, er hat Glauben gehalten; hinfort ist ihm bereitgelegt die Krone der Gerechtigkeit, die ihm der Herr an jenem Tage, der Gerichte Richter, geben wird.

Nr.45 Schlußchor

Nicht aber ihm allein, sondern allen,
die seine Erscheinung lieben.
Der Herr denket an uns
und segnet uns.
Lobe den Herren!
Lobe den Herrn, meine Seele,
und was in mir ist,
seinen heiligen Namen.
Lobe den Herrn.
Ihr, seine Engel,
Lobet den Herrn.


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