Giacomo Puccini
"Missa di Gloria"
.
Guiseppe Verdi
"Stabat Mater"

St. Moriz Kirche
Karl Jerolitsch
Phillip Langshaw
.
Hofer Symphoniker
1987

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Pressestimmen zum Konzert   125 Jahre Deutscher Sängerbund


Pressestimmen

1987 - "Neue Presse " Coburg

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Martin Potyra

COBURG. - Der Konzertchor Sängerkranz Coburg hatte mit dem vergangenen Sonntag abend zwar einen ungünstigen Termin erwischt (auf dem Schloßplatz lockten die "profanen Genüsse", doch es fand sich noch eine große Anzahl von Musikfreunden, die das "Stabat mater" aus den "Quattro pezzi sacri" von Guiseppe Verdi und die "Messa di Gloria" von Giacomo Puccini nicht versäumen wollten. Als Solisten hörte man Karl Jerolitsch (Tenor) und Phillip Langshaw (Baß) und das Orchester der Hofer Symphoniker musizierte prachtvoll zusammen mit dem Konzertchor Sängerkranz unter der Gesamtleitung von Leopold Schindler.

Das "Stabat mater" von Verdi entstand im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts (nach seinem "Falstaff") und reiht sich als das wirkungsvollste in die vier geistlichen Stücke ein. Geheimnisvoll und schmerzlich zog der Chor den Unisono-Anfang durch, die ersten dynamischen Steigerungen gingen allerdings mehrfach über das vorgeschriebene Forte hinaus, eine temperamentvolle Ausdeutung, die quasi "italienisch" wirkte. Der spannungsvoll singende Chor bewies in den A-capella-Passagen beste Intonation, alle Spitzentöne der hohen Stimmen standen makellos im Raum. Die Alt-Melodie "Tui nati" schwebte ruhevoll hinter dem wahrhaft "dolcissimo" begleitenden Orchester. Die überaus exakte und disziplinierte Zeichengebung von Leopold Schindler führte Chor und Orchester organisch in die letzte Steigerung, zu den Freuden des Paradieses, ehe das "Stabat mater" im Unisono-Amen und dem Vorhalt des Anfangs wieder versank.

Wer glaubte, in der folgenden Puccini-Messe ein ähnlich sakrales Werk hören zu können, sah sich enttäuscht. Die jugendliche Sinnesfreude dieser Meßkompisition verweltlicht den Text geradezu. Streckenweise hatte man das Gefühl vor einer Bühne zu sitzen und ganze Szenen ablaufen zu sehen. Schon das freudig erregte Gloria glich eher einem "Chor der Landleute", majestätisch der Choral "Quoniam tu solus" und die abschließende Fuge "Cum sancto spiritu" sang der Chor gestochen scharf und in allen Stimmen mit rhythmischer Brisanz. Transparent gerieten die lyrischen Teile des Credo, wobei sich der Solo-Tenor ätherisch über den meist homophonen und streckenweise A-capella-Chorsatz erhob. Die klangmalerischen Begleitsätze erfüllte das Orchester in allen Positionen mit Leben, wobei Leopold Schindler bei den ff-Stellen dem Chor den dynamischen Vorrang ließ. Mit dem ruhevollen Agnus Dei (man findet es in "Manon Lescaut" wieder) klang das Werk abgerundet aus.

Karl Jerolitsch offenbarte bei der Arie "Gratias agimus" (man müßte hier eigentlich auch von einer "Szene" sprechen) eine schlanke und freie Höhe, lupenreine Intonation und auch in den tiefen Lagen ein gutes Durchsetzungsvermögen dem Orchester gegenüber. Eine profunde, füllige Leistung zeigte Phillip Langshaw im Solo "Crucifixus", das er eindringlich sottovoce gestaltete. Beide Solisten vereinigten sich im Agnus Dei zu einem in Timbre und Phrasierung einheitlichen Duett, das im Wechselgesang mit dem Chor keine Wünsche offen ließ.

Leopold Schindlers ordnende Hände ließen kein Detail ungenutzt. Er führte Chor und Orchester souverän, verständlich und unmittelbar in allen dynamischen Abstufungen, zündend bei den Impulsen und zwingend bei den Rubati. Reicher Beifall honorierte eine Gesamtleistung von hohem Niveau, an der vor allem der Chor großen Anteil hatte.

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1987 - "Coburger Tageblatt"

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Hans Höfer

Obwohl die Theaterferien bereits vor einer Woche begonnen haben, standen am vergangenen Sonntag ausgerechnet Opernkomponisten im Blickpunkt: Waren es am Vormittag in der Ehrenburg Kunstlieder deutscher und italienischer Opernmeister, so bestimmten am Abend in St.Moriz geistliche Werke der beiden bedeutendsten Musikdramatiker Italiens, Giacomo Puccini und Guiseppe Verdi die Vortragsfolge. Im Verein mit den Hofer Symphonikern und den Solisten Karl Jerolitsch (Tenor) und Phillip Langshaw (Baß) stellte der Konzertchor "Sängerkranz" unter der Leitung von Leopold Schindler Puccinis Frühwerk "Messa di Gloria" und Verdis Spätwerk "Stabat mater" einem nicht gerade spärlich erschienenem Publikum vor.

Verdis letzte Komposition waren seine "Pezzi Sacri", von denen das "Stabat Mater" erst im Alter von 84 Jahren von ihm vollendet wurde und somit als Schwanengesang des Meisters bezeichnet werden kann. Vom schmerzlichen Eingangs-Vorhaltsakkord bis zum ersterbenden, mystisch verklärten Amen gelangem dem bestens disponierten Chor mit den etwa 80 Mädchen, Knaben, Damen und Herren des "Sängerkranz" ergreifende Passagen und dramatisch angelegte Aufschwünge von großer musikalischer Dichte.

Der am Pult eindeutig und überlegen agierende Leopold Schindler kostete dabei die dynamische Skala voll aus. Ob in den A-capella-Passagen, oder in den begleitenden Teilen bot der Chor stets eine ausgereifte, ausgefeilte, intonationstreue und ausgelotete Leistung mit einem transparenten Chorklang.

Aber auch die Hofer Symphoniker paßten sich dieser feinnervigen choristischen Leistung optimal an und warteten mit einer abgewogenen, wandlungsfähigen und klanglich nuanciert abgestuften Orchesterleistung auf.

Zum Abschluß seiner Studien am heimischen Konservatorium in Lucca schrieb der 22 jährige Puccini eine "Messa di Gloria" in As-Dur, die man getrost als geniale profane Vertonung des tradierten sakralen Textes bezeichnen kann.

Durchsichtiger Klang

Sowohl in den lyrischen als auch in den dramatischen Bereichen waren die Imitationen im "Kyrie" deutlich herausgearbeitet und verhalfen so zu einem durchsichtigen Chorklang.

Freudig bewegt und tänzerisch beschwingt wurde im "Gloria" die Ehre Gottes und feierlich-hymnisch der Frieden auf Erden besungen, ehe Karl Jerolitsch sein "Gratias agimus" ausladend, tenoral strahlend und mit Opernpathos versehen anstimmte.

Gleich einer Opernszene mutete das von den Chorbässen markant eingeführte "Qui tollis" an. Dieser begeisternd dargebotene Chorteil erinnerte stark an Verdis Chor der Gefangenen aus der Oper "Nabucco".

Nach einem überwältigenden Männerchor-Hymnus beschloß die federnd präsentierte Fuge "Cum sancto Spiritu" das umfangreiche, genial gearbeitete "Gloria".

Ohne die vorzügliche Leistung des Chores irgendwie zu schmälern, hätte man sich in den Tutti-Passagen des "Credo" gern eine Verdopplung des Chores gewünscht, denn die anbrandenden Orchesterwogen ließen manches nur erahnen. Dafür kam das vom Solo-Tenor licht und leicht angeführte "Et incarnatus" um so deutlicher zur Geltung.

Daramtisch eingefärbt, sonor, markant und bestimmt gestaltete Phillip Langshaw das Baß-Solo "Crucifixus", während der "Sängerkranz" den umfangreichen Abgesang bekennerhaft gestaltete.

Zu dem großbögig gesungenen Baß-Solo "Benedictus" schuf der Chor im "Sanctus" den wendig dargestellten Rahmen. Das der italienischen Folklore abgelauschte "Agnus Dei" beendete das äußerst interessante Werk in einem beglückendem Wechselgesang zwischen Solisten und Chor.

Die Hofer Symphoniker boten den frühreifen Orchesterpart, der die Operngestalten Manon, Mimi, Tosca und Cho-Cho-San bereits erahnen läßt und die unverwechselbare Handschrift Puccinis verrät, in einer vorzüglichen Prägnanz mit begeisternden feurigen und schmetternden Bläserstellen.

Frei von jeglichen Mätzchen und Allüren, zu denen ein solches Werk leicht verführen könnte, dirigierte Leopold Schindler souverän und eindeutig und verhalf dieser Rarität zu einer glutvollen Wiedergabe, die mit viel Beifall bedacht wurde.

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125 Jahre Deutscher Sängerbund
(Festtage in Coburg)

Vom 8. bis 10. Mai 1987 fanden in Coburg die Jubiläumstage zum 125jährigen Bestehen des Deutschen Sängerbundes statt, dessen Gründungsveranstaltung der "Sängerkranz" Coburg maßgeblich mit ausgerichtet hatte. Das veranlaßte den Deutschen Sängerbund einen Teil seiner Feierlichkeiten und den Festakt in der Gründungsstatt abzuhalten. Zahlreiche Veranstaltungen, Gastorchester und -chöre sowie prominente Gäste gaben den Jubiläumstagen in Coburg einen würdigen Rahmen.

Das ZDF strahlte sein Sonntagskonzert von der Veste Coburg aus. Beim Festakt im Coburger Landestheater würdigte der damalige Bundeskanzler und Schirmherr des Jubiläums, Helmut Kohl, die Sänger-Leistungen. Ein ökumenischer Gottesdienst wurde vom Gospelchor Lingenfeld und von Stadtkantor Hans Martin Rauch an der Orgel umrahmt. Am Chorsingen in der Fußgängerzone beteiligten sich internationale Gäste wie die Liedertafel Adelaide/Australien oder die Pacific Singing Society/San Francisco. Beim Sängertag in Schloß Ehrenburg waren renomierte Orchester und Chöre aus ganz Deutschland vertreten. Beim Schloßplatz-Singen wirkten sieben, zum Teil bis 300 Personen starke Chorgruppen mit.

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Das Traditionsbanner des Deutschen Sängerbundes, eine 1865 in Dresden hergestellte Standarde mit einem Bildnis von Walther von der Vogelweide auf der Flagge, wird seit den Jubiläumstagen auf Beschluß des DSB Präsidiums als Zeichen der Verbundenheit des DSB, der größten Musiklaienorganisation der Welt", mit seiner Gründungsstadt im Coburger Rathaus aufbewahrt.

Weitere Veranstaltungen waren das Schloßhofkonzert der Jugendchöre aus allen Teilen der Bundesrepublik und eine ganz im Zeichen des Volksliedes stehende Serenade zum Auftakt der Jubiläumstage in der Ehrenburg.

Zu den Sängertagen waren viele, regional und überregional wirkende Chöre Coburgs und des Umlandes vertreten wie der Fränkische Kammerchor unter Franz Möckl (13 Jahre später gab er sein Abschiedskonzert und sein Chor löste sich auf) oder der Chor der Chorleiter Burg Feuerstein, den auch Hans Hein (20 Jahre Leiter des Konzertchores) eine zeitlang leitete.

Der Konzertchor Coburg Sängerkranz e.V. beteiligte sich am Festkonzerte in der St. Moriz Kirche, worüber das "Coburger Tageblatt" am Montag, den 11. Mai 1987
wie folgt berichtete:
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Zum glanzvollen musikalischen Höhepunkt der Coburger Jubiläumstage avancierte das Festkonzert in der Morizkirche. Der Bach-Chor Lüneburg, die Augsburger Domsingknaben, die Coburger Singgemeinschaft aus Konzertchor "Sängerkranz", Chor des Gymnasium Albertinum und Chor des Annawerkes sowie das schwäbische Jugend-Sinfonieorchester boten optimal vorbereitete Barockwerke von Georg Friedrich Händel und zeitgenössische Kompositionen von Franz R.Miller und Gerhard Deutschmann, die beide ihre Wurzeln im Mittelalter haben.

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Unter der schwungvollen Leitung seines Chefdirigenten Richard Maier eröffnete das Schwäbische Jugend-Sinfonieorchester die Vortragsfolge und tauchte dabei Händels Ouvertüre zur Feuerwerksmusik in eine barocke pompöse Klangpracht, wobei der festlich-feierliche Duktus noch unterstrichen wurde. Auch danach erwies sich die junge Orchestergemeinschaft in verschiedenen Besetzungen als homogener, stilsicherer und überlegener Klangkörper.

Zur Krönung Georg II. zum britischen König schrieb Händel 1727 vier "Anthems" (Kantaten), von denen der Lüneburger Bach-Chor "Let thy hand be strengthened" und "My heart is inditing" für das Festkonzert ausgewählt hatte. Unter der überlegenen Diktion des jungen Dirigenten Detlef Schult wurde der festliche Duktus der vorausgegangenen Ouvertüre beibehalten. Der Chor sang die raschen Sätze federnd und in schöner Transparenz und die langsamen mit beseeltem Ausdruck.

In seinem "Hymnus in honorem Sancti Benedicti für Solostimmen, Chöre, Orgel und Bläser" unternahm Franz R. Miller den gelungenen Versuch, Mittelalterliches in die Gegenwart zu transportieren. Dabei fußt er fast ausschließlich auf die Gregorianik, aber auch Anklänge an Orff sind unüberhörbar. Die Solisten und Chorgruppen waren auf das ganze Kirchenschiff verteilt und erinnerten so an die polyphone Vielstimmigkeit der Renaissance. Durch seine Sicherheit am Dirigentenpult führte Reinhard Kammler die glockenrein singenden Solisten und Chorgruppen der Augsburger Domsingknaben sowie die souverän agierenden Instrumentalisten durch die Klippen der Millerschen Partitur und sorgte für ein ungewöhnliches, aber meisterhaft interpretiertes Klangerlebnis.

Nach dem Filigranen folgte Kompaktes, allein schon von der Besetzung her, denn nahezu 200 Sängerinnen und Sänger "bevölkerten" das Chorpodest. Gerhard Deutschmann schrieb seine 1975 in Barcelona preisgekrönte und uraufgeführte Kantate "La Musica" für zwei Chöre, Orchester und Orgel nach mittelalterlichen Aphorismen zum Lobe der Musik. Nach der deutschen Erstaufführung vor neun Jahren war das nun die zweite Reprise in der Morizkirche dieses äußerst erfolgreichen, vom ersten bis zum letzten Takt mit praller Musik gefüllten Werkes.

Leopold Schindler hatte den Riesenapparat sicher im Griff und verhalf der dreisätzigen Kantate zu einer meisterhaften Darstellung.

Komponist, Dirigent, Sängerkränzler, Albertiner, Annawerker und Jugend-Sinfoniker wurden am Ende enthusiastisch gefeiert.


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