Max Bruch
.
"Moses"

27. Oktober - St. Moriz Kirche

Renate Düerkop
Roland Wagenführer
Pascal Borer
.
Thüringen Philharmonie
Suhl

1991

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 Komponist und Werk

Max (Carl Friedrich) Bruch, geboren am 6.1.1838 in Köln, gestorben am 20.10.1920 in Berlin, studierte Musik, war als Musiklehrer, Musikdirektor und schließlich Musikprofessor an der Königlichen Akademie der Künste tätig und wirkte u.a. in Köln, Bonn, Mannheim, Leipzig, Sondershausen, Berlin und Breslau. Bruch komponierte zahlreiche Chorwerke, die damals zum Standardreportoir vieler Laienchöre wurden.

Die Chorballaden, entstanden zwischen 1850 und 1920; begründet durch Schumanns "Der Königsohn" (1851), "Des Sängers Fluch" (1852), "Vom Pagen und der Königstochter (1852) und "Das Glück von Edenhall" (1853) sowie durch Gades "Erlkönigs Tochter" (1853) und Bruchs "Schön Ellen " (1853). Auch Medelssohns "Die erste Walpurgisnacht" und Gades "Comala" erfreuten sich großer Beliebtheit. Fügt man diesen Werken und den Chorballaden in ihrer Gesamtheit zwei weitere Werke von Schumann ("Das Paradies und die Peri"; "Der Rose Pilgerfahrt") sowie die weltlichen Oratorien Bruchs ("Odysseus", "Arminius", "Achilleus", "Gustav Adolf") hinzu, so sind im wesentlichen die Werke genannt, die das Standardreportoir der Gesangsvereine an weltlicher Chormusik in der Besetzung für Soli, Chor und Orchester in der zweiten Hälfte de 19. Jahrhunderst bestimmen.

Auch der "Sängerkranz" Coburg bediente sich während dieser Zeit oft bei   Schumann und Bruch und entsprach damit dem Zeitgeschmack, was weltliche Chorliteratur anbelangt.

Den Plan eines Moses-Oratoriums hatte Bruch bereits 1889; 1893 greift er ihn wieder auf. Die Entstehungsgeschichte des Librettos ist in einem umfangreichen Briefwechsel zwischen ihm und Philipp Spitta dokumentiert.
Die Uraufführung findet schließlich am 8. Januar 1895 unter Bruchs Leitung in Barmen statt. Es folgen Aufführungen in Köln, Bonn (Januar 1896), Baltimore, Düsseldorf (14.03.1896), Schwerin (3.Mai 1896) und in Berlin zum Jubiläumskonzert der Königlichen Akademie der Künste (7.Mai 1896), desweiteren im Dezember des Jahres in Gotha. Mit dem Berliner Konzert unter Leitung Joseph Joachims war Bruch sehr unzufrieden:

"Moses ist in Berlin nicht gerade sehr früh gekommen... aber immer noch zu früh. Der Neid der Collegen, die Bosheit und Dummheit der Presse, des Publicums, Joachims unglaubliche Unfähigkeit als Chorleiter und Massendirigent..., das ganze niederträchtige und unkünstlerische, ekelhafte und dünkelhafte akademische Wesen - das alles hatte sich gegen dies ernsthafte und kraftvolle Werk verschworen; es wurde zwar nicht vernichtet, aber auf einige Jahre wurde sein Weg gehemmt."

Vier Jahre später erfolgt am Karfreitag 1900 eine Aufführung im Dom zu Riga, die Eindruck hinterließ:
"Was Bachs Reformationskantate mit ihrer unfaßlich erhabenen Polyphonie am Bußtage nicht zu erreichen vermochte, wo das Publikum angesichts des Wunderwerks des protestantischen Altmeisters in hellen Haufen die Kirche verließ, das brachte die religiöse Muse Max Bruchs zustande, der den Weg zur Seele des modern empfindenden Menschen vielleicht besser kennt: Man blieb bis zuletzt sitzen und war bis ans Ende ganz Ohr. Das ist ein erfreuliches Zeichen, und wir wünschen dem bedeutenden Werke weiteren Erfolg..."

Bruchs Schaffen, so auch der "Moses" basiert auf der Musik Mendelssohns. Das Orchester allein - so Bruch - soll schon den ganzen Gefühlsinhalt mit der Musik vollständig darlegen. Die Libretto-Entstehung zeigt, die Unterordnung des Textes unter die Musik; Bruch: "Nur wahre Melodie überdauert alle Wechsel und Wandel der Zeiten."

Doch hier irrte Bruch. Seine Chorwerke gerieten mehr und mehr in Vergessenheit. Luis Elson in seinem Buch "Famous Composers and Their Works": "In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hat wahrscheinlich kein Komponist mehr für die Entwicklung des Chores ... getan als Max Bruch" und Jarczyk stellt in "Chorballade" fest:

"So groß sein Ruhm in der zweiten Jahrhunderthälfte war, so gründlich ist Bruch im zwanzigsten Jahrhundert vergessen worden; und gerade dieser äußerste Gegensatz zwischen triumphalem Erfolg und späterem Desinteresse an seinem Werk kennzeichnen Bruch als einem dem Zeitgeschmack verhafteten Komponisten, dessen Chorwerke zweckgebunden in 'idealer Weise' den musikalischen Wünschen und Fähigkeiten der Chorvereine und den ästhetischen Stimmungen und geistesgeschichtlichen Impulsen des gebildeten Bürgertums gerecht wurde."

(Quelle: Christoph Bayer, Studien zu Max Bruchs biblischem Oratorium Moses op.67, 6. April 1999)

Es war ein mutiger Schritt des Konzertchores den zu unrecht vergessenen "Moses" aus der Versenkung zu holen und dem Coburger Publikum vorzustellen - der Erfolg der Aufführung gab ihm recht! Auch wenn Jahre später aus Berlin andere Töne zu vernehmen waren...

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Libretto

I. Teil

1.) Am Sinai

Das Volk

Jehova selbst, der Herr,
der Hochgelobte, Israels Gott,
hat erlöst sein Volk!
Der Ewige, der Einzige,
der seine Ehre keinem Andern gibt
und aller Himmel Himmel ist sein Stuhl!

Durch Meer und Wüste zog er vor uns her,
ging in der Wolke und im Feuer mit,
seinganzes Heer zog sicher Tag und Nacht!
Umkommen müssen seine Feinde all',
in Staub zermalmt von seinem Arm!
Der Herr bleibt König doch in Ewigkeit!

Der Engel des Herrn

Mose, du Knecht des Herrn, sieh,
bis hierher zum Sinai
half euch sein ausgestreckter Arm
aus Pharaonis Hand und Joch,
und durch die Wüste hat er euch gebracht
zu sich an seinen heil'gen Berg!

Schon dunkelt's um die Felsen abendlich,
hoch an der Himmelsfeste
reiht sich Stern an Stern;
und er, der diese Heere dort erschuf,
er, der sie kennet und mit Namen nennet,
er ist nicht fern von jedem unter euch!

Ihr lagert hin am Berge Stamm um Stamm,
fühlt seine Näh' im leisen Weh'n der Nacht,
wie man das Rauschen eines Adlerfittichs spürt.
O selig Volk, durch Gott befreit, wohl dir!
Du gehsr an seiner Hand! Schon winkt das Ziel
der Wanderzeit, das heilige, gelobte Land!

Moses

Auf, hervor aus euren Zelten,
die dem Herrn ihr angehört,
Volk und Fürsten, Klein und Große,
ganze feiernde Gemeinde!

All überall, in öder Einsamkeit
der Weltlust schweigend Grab, die Wüstenei;
mit ew'gem Ernst ragt Horebs Urgestein
zur Riesenburg gethürmt, erhaben auf!
Doch es entfalle keinem drum das Herz,
aus heil'ger Höhe neigt sich Gott herab;

Ehre, Ehre ihm, der uns erlöset,
ew'ge Ehre nun und immer!

Langt die Harfen euch, die Psalter
und die hellen süßen Cymbeln!
Laßt Posaunenklänge wallen
mit Gewalt durch eure Chöre,
daß der Herr uns beten höre!

Lobgesang (Moses, Aaron, das Volk)

Herr, Gott, du bist unsre Zuflucht für und für!
Ehe denn die Berge worden
und die Erde und das Meer geschaffen worden,
bist du, Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Der du die Menschen lässest sterben
und sprichst: Kommt wieder Menschenkinder.
Denn tausend Jahre sind vor dir
wie ein vergang'ner Tag und wie eine Nachtwache!

Du breitest aus die Mitternacht,
die Säulen des Himmels zittern
und entsetzen sich vor deinem Grimm!
Du schaust die Erde an, so bebet sie!
Du rührst die Berge an, so rauchen sie!

Die Stimme des Herrn geht mit Macht!
Der Gott der Ehren donnert!
Die Stimme des Herrn geht herrlich!
Die Stimme des Herrn zerbricht die Zedern,
sie sprüht wie Feuerflammen!
Doch gnädig und barmherzig ist der Herr
und von großer Güte und Treue!

Herr, Gott, du bist unsre Zuflucht!

Der Engel des Herrn

Mose, so spricht der Herr:
Ihr sollt mir sein ein heilig Volk,
und in der Wolke komm' ich zu dir auf den Berg,
auf daß dies Volk die Worte höre,
die ich mit dir rede, und glaube ewig dir!

Bereite dich und mache dich hinzu in's Dunkel,
wo Gott innen ist.

Wenn ihr nun seiner Stimme folgt,
so sollt vor allen Völkern ihr sein eigen sein!

Geht alle hin und heil'get euch dem Herrn,
denn bald fährt er herab auf Sinai!
Macht ein Gehege um den Berg, und hütet euch,
daß nicht zerschmett're euch sein heil'ger Zorn!
Der Ort, darauf ihr steht, ist heil'ges Land.

So pflege, Aaron, des Volks an meiner statt,
lehr' sie den weg, den uns der Herr befiehlt.

O Moses, was der Herr befiehlt, das woll'n wir tun!
Geh' du hinauf zu ihm, wir harren dein!
Zum Pfande geb' ich meine Seele dar,
daß ich dem Volke Hirt' und Führer bleib'
und seine Wege ohne Wandel sind;
von meinen Händen ford're du ihr Blut!
Daß wir des Herrn vergäßen, das sei fern!

Ich steige nun hinauf,
daß mir der Herr die Worte sage,
die ihr halten sollt!
Schon seht Ihr Wolkendunkel um ihn her,
aus seiner Wohnung schon der Donner rollt,
Posaunen geh'n mit Macht!

Das Volk

Er steigt hinan. Schon birgt die Wolke ihn,
kein Auge sieht ihn mehr! Wie schauert uns!
Erzitternd seh'n wir nach!

Ich will im Dunkeln wohnen, spricht der Herr!
Horch, der Posaune Ton! Die Erde bebt! Beuget euch!
Ich will im Dunkeln wohnen, spricht der Herr!



2.) Das goldene Kalb

Das Volk

Ach, Herr, wie so lang, Herr, ach Herr, umsonst,
Hüter, früh und spät, ängstlich harren wir!
Vierzig Tage schon Dunkel ihn verschlang,
Wolke nahm ihn auf, alle Spur verweht!

Wie hatten in Ägypten wir die Fülle Fleisch!
Wie schöpften wir am klaren Quell
für heiße Lippen kühle Flut!
Des Todes Furcht fällt über uns!

O, wollte Gott, wir wären hin!
Vorlängst gestorben und verwest!
Ob er uns verließ? Ob er uns verriet?
Ob die Leuchte uns ewig schon erlosch?
Mann Gottes, Moses, wo bist du?
Umsonst! Die Öde hallt es nach!

Eia! Ha! Wer ist der Herr,
des Stimme wir gehorchen müssen?
Jehova uns sein Knecht, wer sind denn die?
Laßt uns zerreissen ihre Bande
und von uns werfen ihre Seile!

Auf, und mache uns Götter,
die vor uns hergehn!
Denn wir wissen nicht,
was diesem Manne Mose widerfahren ist,
der uns aus Ägyptenland geführet hat.

Aaron und das Volk

Israel, schicke dich!
Warum versuchest du den Herrn?
Hat sich der Herr denn Kinder auferzogen und erhöht,
daß sie nun abgefallen sind von ihm?

Schweig' du, geschweig'!
Steck deinen Mund in Staub!
Auf! Mach' uns Götter!
Götter, die wir seh'n!

Wie sollt' ich ein so großes Übel tun
und an dem Herrn sünd'gen, meinem Gott?
An Moses statt führ' ich euch ein und aus,
o Israel, was forderst du von mir?

Halsstarriges Geschlecht, verkehrte Art!
Weh, daß ich unter Frevlern wohnen muß!
O wär' ich wie in meiner Jugendzeit,
da Gottes Leuchte mir zu Häupten schien,
und ich bei seinem Licht im Finstern ging,
und sein geheimnis über meiner Hütte war!

We', wer ein Greu'l und schnöde ist am Herrn!
Mein Auge tränt zu Gott, ich kann's nicht tun!

Die Götter tun uns dies und das, schaff' Rat!
Wo nicht, so stirbest Du von uns'rer Hand!

Genug! Ihr wollt's, des Eiferns bin ich satt!
Ruchlose, fahret hin, ich weiche euch!
Gebt her! Reißt das verfluchte Gold euch ab,
die Kettlein, Spangen und der Ringe Schmuck
von eurer eitlen Weiber Hals und Hand!
Werft's in der Hölle Tiegel nun hinenin,
ich heiz' ihn euch, weh, Aaron, weh mir!

Gebt ihm Gold, gebt ihm Geschmeide! Her, daher!
Mit vollen Händen bringt Ägyptens letzte Beute!
Götter will er machen, bess're Götter als Jehova!
Seht, den heil'gen Stier er bildet!
Das, das sind deine Götter, Israel,
die dich aus Ägyptenland geführt!

Feste, Feste woll'n wir feiern,
Kränze tragen, eh' sie welken!
Tanzen, spielen, tanzen, spielen,
daß man immer spüren möge,
wie wir fröhlich sind gewesen,
als Jehova wir getrotzet!

Moses, Aaron, das Volk

Abtrünnige, kam es dahin mit euch?
Ewige Schande! Ewige Schmach!
Zerschmettern will ich sie, zerkrachen gleich,
die Zeugnistafeln, drauf sein ew'ger Finger schrieb!
Du sollst nicht and're Götter haben neben mir.

Euch aber wird er selbst zerschmettern,
des Eifer wie ein fressend Feuer ist!
Wie Rauch vom Ofen steigt's schon droben auf!
Hört ihr ihn donnern wohl, den Rachegott?
Unselige! Unselige!

[Halt, laßt doch seh'n, wer ist er, der so grollt?
Wer mag der Zucht sich des Allmächt'gen weigern?
Weh! Meine Sünden kommen über mich!]

Habt ihr vergessen seiner Taten, seiner Wunder,
die er euch erwiesen hat?
Er zerteilte das Meer und ließ euch hindurchgeh'n,
und stellete das Wasser wie eine Mauer.

Er leitete euch des Tages mit einer Wolke
und des Nachts mit einem hellen Feuer!
Er riß die Felsen in der Wüste auf
und tränkte euch mit Wasser die Fülle.

Er gab euch Manna, da euch hungerte,
mit Brot vom Himmel hat er euch gespeist;
doch ihr, ihr habt den Bund des Höchsten nicht gehalten,
ihr wolltet im Gesetz des Herrn nicht wandeln.

[Her, her zum Herrn, wer ihm noch angehört!
Poch nicht so hoch auf deine Macht, Tyrann!
Wir trotzen dir! Vertilgt die Rotte!
Würgt die Frevler hin!]


II. Teil

3.) Die Rückkehr der Kundschafter aus Kanaan

Chor der Kundschafter

Glück zu, es gelang, o seliger Tag!
Was Moses gebot, das geschah, wir drangen hinein!,
wir fanden Pfad in's Land, in's heilige Land,
aus dunkelnden Wäldern lugten wir vor
in quellreiche, lachende Au'n.

Und ob denn auch Enaks Söhne uns dräu'n,
verwegene Recken wild, kühn,
wir trutzen dem Trotz wohl trutziger noch,
mitnichten entfall' euch der Mut!
Wie hier diese Trauben vom Escolbach,
so brechen wir Palmen des Siegs!

Land des Sehnens, Land der Träume,
Land wo gold'ne Saaten reifen!
Ja, wir durften trunk'nen Auges
dich schon durchscweifen, Kanaan!

Moses

Die ich entsandt', die Boten kehren heim!
Hört, wie ihr jauchzend Lied den Herrn erhebt!
Doch unwert seid ihr des gelobten Lands,
noch hör' ich eures Singetanzes Schrei
um euren Schandaltar!

Und auch mein Freund, dem ich vertraute mich,
mein Nächster und mein Bruder ward mir fremd!
Was nur hat dir dies Volk getan,
daß du die Sünder über sie gebracht.

Aaron und das Volk

Zur Höllen Pforten fahre ich dahin,
und muß die Rute seines Grimmes sehen!
Wie dürre Blättersind wir gar verwelkt,
uns führen uns're Sünden wie ein Wind hinweg!

Tief ist der Schaden, tiefer als das Meer,
bis an den Himmel groß ist uns're Schuld,
bis an die Seele reicht das Schwert uns schon!

Hör', Mose, mich, daß Gott dich wieder hör'!
Hör', Mose, mich! Höre mich!
Hilf' du uns Gnade finden vor dem Herrn,
gib' Leben uns, da wir ja Knechte sind!
Führ' du der Waisen Sache doch,
der arme Haufe weiß und kennt ja nichts!

Raucht denn der Zorn auf ewig über uns,
ist keine Salbe und kein Arzt mehr da?
Hilf' du uns Gnade finden vor dem Herrn!
Ach führ' uns heim in's Land,
wo Milch und Honig fließt!

Hört des Heerhorns tosen Dröhnen!
Amalek in rotem Kleide
bricht mit seinen Tausendschaften
rings hervor aus allen Schluchten!

Getrost, mein Volk,verzage nicht,
heut' sühnen wir die Schuld mit Blut!
Werft hinter euch der Sünde Schmach!
Auf! Für den Herrn und Kanaan!

Mit Adlersflügeln fahrt empor!
O Mose, kehr' zurück!
Führ' wieder uns, führ' uns zum Sieg!

Moses, der Engel des Herrn, das Volk

Stoßet in die Halldrommeten!
Werft Panier uaf, Judas Löwen!
Wie des Bergstroms Rauschewasser
stürzt auf Amalek hernieder!

Wie die brunst im Walde wütet,
daß von Glut die Wipfel lohen,
triff' sie, Herr, mit Ungewitter!
Seht, mit vielen tausen Heil'gen kommt der Herr,
des Himmels Heer schart euch zu Häupten sich!

Mose, auf! Ersteig' die Höhe, nimm den Stab,
breit' aus die Arme, im Gebet um Sieg zu flehen,
ohn' Ermüden, ohn' Ermatten,
denn schier an ein gräßlich' Ringen
geht's im Blachfeld bis zum Abend,
Amalek wird keinen schonen,
Israel kämpft um sein Leben!

Aber wahrlich, ihr sollt siegen!
Denn bei euch ist Gott, der Hehre,
das Drommeten eures Königs!
Er, der stillt das Meeresbrausen,
stillt das Toben auch der Völker!

Seht, mit vielen tausen Heil'gen kommt der Herr,
Mit Flamme, Strahl und Hagel fährt's daher!
Der Herr ist mit uns und sein Ungestüm!


4.) Das Land der Verheißung

Der Engel des Herrn

Hör', Moses, was der Herr beschlossen hat:
Sieh, deine zeit is 'kommen,
daß du sterbest und mit deinen Vätern schlafen wirst.

Geh zum Gebirge Abarim, auf den Berg Nebo,
der im Land Moab liegt, besiehe dir das Land,
das ich den Kindern Israel zum Eigentum geben werde,
und stirb auf dem Berge, wenn du hinauf gekommen bist,
und versammle dich zu deinem Volk,
gleich wie dein Bruder Aaron starb
und auf dem Berge Hor zu seinem Volk sich sammelte.

Denn du sollst das Land gegen dir sehen,
das ich den Kindern Israel gebe.
Aber du sollst nicht hineinkommen!
Bald wirst du zu Grabe kommen,
sammeln dich zum Volk der Frommen,
Garben, die dem Herrn geweiht,
führt er ein zu seiner Zeit!

Tut das Land, das er euch zugeschworen,
sich vor deinem Blick noch einmal auf,
Benedeite Wallfahrt, unverloren!
Ein getröstet Elend schließt dein Lauf,
schließt dein Lauf!

Moses

Du bist der Herr, ich habe nicht zu sagen
als das eine nur: Ich bin bereit!
Seh' ich's über Kanaan nur tagen,
laß mich scheiden, du weißt meine Zeit!
Gast und Pilgrim wie mein ganz Geschlechte,
und ein Schatten war ich, der da flieht;
aber immer bleiben deine Rechte,
Herr mein Gott, doch meiner Wallfahrt Lied!

Chor

Aus Wüstensand nun in's Gebirg',
wen hemmt der steile Höhenpfad?
Von tausend Stirnen perlt der Schweiß!
Kaum rasten wir, bald sind wir da!
Schon dämmert's auf, o Kanaan!
In Berges Odem wittern wir's,
wie Gotteshauch und Morgenluft
weht's niederwärts vom Nebo's Höh',
hinauf den letzten Stieg!
Wir sind am Ziel!

O Kanaan, ersehntes, verheiß'nes heil'ges Land Kanaan!
Erträumtes, viel beträntes Geschenk aus Gottes Hand!
Kanaan! Fallt auf die Knie!
Verwehen muß tausenfaches Leid!
Die Augen übergehen von deiner Herrlichkeit, Kanaan!

Moses

Gepriesen seist du, meiner Väter Gott,
daß ich mit Leibesaugen seh' dies Land, dies gute Land!
Nun fahr' ich freudig hin, nun fahr' ich freudig hin!
Mein Josua, nimm hin den Stab!

Du sollst nun Fürst sein über's Heer des Herrn!
Führ' du mit Caleb über'n Jordan sie dahin!
Schaut wie das Land im Segen liegt des Herrn!
Wie fein sind deine Hütten, Israel!

Wie breiten Deine Bäche sich,
die Blüthengärten gottgepflanzt!
Gott öffnet seinen guten Schatz!
Schau Israel, dies Segensland!

In Frieden wohnst Du ruhesam;
o mehre dich und wachse groß,
mein Volk, viel tausend Mal!

Chor

Also starb Moses, der Knecht des Herrn,
daselbst im Lande der Moabiter
nach dem Wort des Herrn,
und er begrub ihn im Tal im Land der Moabiter,
und hat niemand sein Grab erfahren
bis auf diesen heutigen Tag.

Die Klage des Volks über Moses

Die richtig vor sich gewandelt haben,
kommen zum Frieden und ruhen in ihren Kammern,
ein Fürst und Großer fiel aus diesen Tag in Israel,
und steht hinfort nie kein Prohet wie Moses auf im Volk,
wie Moses, der Gott von Angesicht zu Angesicht gesehen!
Die richtig vor sich gewandelt haben, ruhen in ihren Kammern.
Ein Fürst und Großer fiel aus diesen Tag in Israel!

Zwiefältig wohn' sein Geist uns bei
in ew'ger Jugend immerdar!
Heil! Über'n Jordan zieh'n wir frei
in's Land, das uns verheißen war! Heil!

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Ausführende

Moses: Pascal Borer (Baß)
Aaron: Roland Wagenführer (Tenor)
Engel: Renate Düerkop (Sopran)

Thüringen Philharmonie Suhl

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CD

In einer Pressekritik zur Coburger Aufführung hieß es am Ende : "Vielleicht wirkt diese prachtvolle, rundum gelungene Aufführung anregend über die Grenzen Coburgs hinaus."  Mag sein, daß sich z.B. die Bamberger an der Coburger Aufführung orientierten (Flor war auch ein ehemaliger Dirigent der Thüringenphilharmonie, mit der wir das Werk aufführten) - wir wissen es nicht. Der Wunsch des Kritikers ging jedenfalls in Erfüllung: 1997-1999 setzte eine kleine Bruch-Moses-Renaissance ein mit Aufführungen in den USA und deutschen Großstädten.

Sieben Jahre später (1998) erfolgte die erste  CD-Einspielung des Werrkes in Deutschland überhaupt. Bei JPC findet man dazu folgende Angaben:

Classic: Oper,Oratorium,Singspiel

Bruch,Max (1838-1920)

Moses op.67 (Oratorium)

Orfeo, DDD, 98 2 CD, 8772671 69.95 DM (35.76 EUR)

Interpreten/Komponisten: Whitehouse, Gambill, Volle, Bamberg SO & Chor, Beck Kritik: U. Schreiber in stereoplay 8/99: "Chorisch und orchestral ist diese Einspielung eine Spitzenaufnahme!"

WDR, Hörproben, Rezension, Freitag, 6. August 1999:

Passagen wie diese [die Ankunft des Volkes Israel in Kanaan] sind Rechtfertigung genug, sich mit "Moses" zu beschäftigen; sie strahlen vielleicht auch dahin aus, wo das Oratorium sich in den verschiedensten Arten purer Langeweile ergeht. Der "Moses", den Orfeo herausgebracht hat, hat darüber hinaus einen anderen Vorzug: Von den Aufnahmen mit Oratorien von Bruch, die ich kenne, ist sie mit Abstand die beste, interpretatorisch und klangtechnisch. (Klaus Leymann)

Auch in den Musikpassagen des WDR vom  11.08.2000 unter dem Titel GO DOWN MOSES wurden Teile der CD intergriert:

Er ist eine geradezu übermächtige, ins Mythische ragende Gestalt: Der alttestamentarische Prophet Moses, der das Volk Israel aus Ägypten heraus und durch die Wüste führt und dem Gott die Zehn Gebote enthüllt. Die Musik zu den diversen monumentalen Verfilmungen seines Lebens bildet den Ausgangspunkt einer Reise in vergangene Jahrhunderte: Überall spüren Komponisten der Figur Moses nach: Rossini und Schönberg auf der Opernbühne. Max Bruch, Carl Philipp Emanuel Bach und Georg Friedrich Händel schrieben jeweils groß angelegte Oratorien. Die Musikpassagen lassen Moses und sein herausragendes Schicksal für drei Stunden musikalisch lebendig werden.

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Pressestimmen

Dienstag, 29.10.1991 - "Neue Presse Coburg"

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Rudolf Potyra

Mit der Aufführung des Oratoriums "Moses" von Max Bruch leisteten der Konzertchor Coburg und Leopold Schindler wieder einmal ein Stück Pionierarbeit. Statt in regelmäßigen Abständen immer wieder die gleichen Werke aufzuführen, stellten sie ein seit 90 Jahren vergessenes Werk zur Diskussion. Das für solche Experimente durchaus großes Interesse besteht, zeigt der ausgezeichnete Besuch. Die Morizkirche war voll besetzt.

Es gibt Komponisten, die trotz eines umfangreichen Schaffens mit nur einem Werk im Bewußtsein einer breiten Öffentlichkeit präsent geblieben sind. Zu ihen gehört Max Bruch, dessen Violinkonzert in g-moll eine feste Größe im Repertoire ist. Das Adagio daraus ist gar zu einem Wunschkonzert-Dauerbrenner geworden. All die anderen Kompositionen, die das deutsche Musikleben um die Jahrhundertwende entscheidend mitgeprägt haben, sind nur noch Fachleuten bekannt.

1938 in Köln geboren, war Bruch in vielen Städten als Lehrer und Dirigent  tätig, ehe er 1891 Professor für Komposition an der Berliner Akademie wurde. 1920 starb er, mit Ehrungen in den letzten Lebensjahren überhäuft. Das Oratoriums "Moses" entstand 1894. Es ist ein bilblisches Oratorium, das vier Ereignisse aus dem Leben des Moses schildert. "Am Sinai", "Das goldene Kalb", "Die Rückkehr der Kundschafter aus Kanaan" und "Land der Verheißung" sind die einzelnen Abschnitte überschrieben.

Spätromantisch

Es ist ein Stück alter Oratorienkunst, jedoch im spätromantischen Gewand, was Bruch hier geschaffen hat. Der Chor ist dabei der entscheidende Träger des Geschehens. Dramatische Wucht, aber auch feiner poetischer Ausdruck verlangen von ihm gestalterische Wendigkeit und Anpassung.

Leopold Schindler hatte den mit rund 50 Sängerinnen und 30 Sängern besetzten Chor gut vorbereitet. Er folgte dem Dirigenten äußerst aufmerksam, so daß es zwischen Chor, Solisten und Orchester zu einem ausgezeichneten Zusammenwirken kam. Vielleicht war es etwas Anfangsnervosität, daß der Chor zu Beginn brachte, was die Stimmen nur hergaben. Doch bald fand er zu einer gut differenzierten Wiedergabe, bei der Steigerungsmöglichkeiten hervorragend genutzt wurden. Es sei nur auf die Szenen um das goldene Kalb verwiesen oder die großartige Idylle beim Chor der Kundschafter. Auch die Chorsätze im letzten Teil waren vorzüglich auf- und ausgebaut.

Das Oratorium verlangt drei Solisten: Einen Sopran als Engel des Herrn, einen Tenor als Aaron und einen Baß als Moses. Renate Düerkop hatte die Sopranpartie übernommen. Anfangs hatte sie geringfügige Schwierigkeiten bei Ansatz und Intonation der Spitzentöne. Dann aber steigerte sie sich zusehends. Ihre beiden letzten großen Beiträge (am Ende des 3. und am Beginn des 4. Teiles) gestaltete sie mit großer, gut tragender Stimme und eindringlicher Intensität. Einen besseren Aaron als Roland Wagenführer hätte Leopold Schindler kaum finden können. Stimmlich makellos und von großer Wandlungsfähigkeit steigerte er sich in der großen Szene um das goldene Kalb zu spannungsgeladener Dramatik.

Pascal Borer sang den Moses mit seiner voluminösen, gut timbrierten Stimme. Vereinzelt mußte er bei den hohen Tönen etwas forcieren. Einen sehr tiefen und nachhaltigen Eindruck hinterließen die Szenen, in denen er sich mit verinnerlichtem und beseeltem Gesang von seinem Volk verabschiedet. Zuverlässig steuerte Marco Fröhlich seinen recht umfangreichen Part auf der Orgel bei.

Guter Griff

Der Konzertchor hatte als Orchester die Südthüringische Philharmonie Suhl verpflichet. Damit hatte er einen guten Griff getan. Mit größter Aufmerksamkeit und vollem Einsatz bewältigte das Orchester die anspruchsvollen Aufgaben, die ihm der Komponist gestellt hat. Mit ausgefeilter Instrumentationskunst beschwört er spätromantische Klangfülle und -pracht, illustriert, wo sich nur eine Gelegenheit bietet den Text und schöpft alle musikalischen Darstellungsmöglichkeiten von demütiger Unterwerfung bis zum orgiastischen Tanz um das goldene Kalb aus. Für seine vorzügliche Leistung erhielt das Orchester am Ende demonstrativen Sonderbeifall.

Mit der Überlegenheit, die nur die innige Vertrautheit mit dem Werk ermöglicht, leitete Leopold Schindler mit klarer Zeichengebung den umfangreichen Aufführungsapparat. Äußerst sinn- und wirkungsvoll baute er die einzelnen Nummern des musikalisch überzeugenden und spontan ansprechenden Meisterwerkes auf. Starker und langer Beifall dankte ihm und allen Mitwirkenden für dieses außergewöhnliche Erlebnis, das zugleich zu einem kleinen musikhistorischem Ereignis wurde. Vielleicht wirkt diese prachtvolle, rundum gelungene Aufführung anregend über die Grenzen Coburgs hinaus.

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Dienstag, 29.10.1991 -  "Coburger Tageblatt"

ct_moses.jpg (8375 Byte)

Hans Höfer

Nicht zum ersten Male bestätigte sich Leopold Schindler im Verein mit dem Coburger Konzertchor "Sängerkranz" als musikalischer Schatzgräber. Diesmal brachte er in St. Moriz mit den Solisten Renate Düerkop (Sopran), Roland Wagenführer (Tenor) und Pascal Borer (Baß), dem gastgebenden Chor und dem Orchester der Südthüringischen Philharmonie Suhl das biblische Oratorium "Moses" von Max Bruch zur Coburger Erstaufführung. Obwohl bereits 1895 uraufgeführt, war dies insgesamt esrt die zehnte Aufführung, obwohl es in Gotha, der zweiten Hauptstadt des Doppelherzogtums, bereits vor 95 aufgeführt wurde und dann verschwand.

Der Spätromantiker Max Bruch ist eigentlich allein durch das Adagio aus seinem Violinkonzert in g-moll bekannt geblieben. Seine einst beliebten Chorwerke "Frithjof", "Odysseus" oder "Das Lied von der Glocke" haben längst an Bedeutung verloren, und das Oratorium "Moses" wird in der einschlägigen Fachliteratur kaum noch erwähnt. Neben Rossini und Schöberg, die das Sujet für die Opernbühne bearbeiteten, wurde der Moses-Stoff zwischen C.Ph.E.Bach (1775) und Anton Rubinstein (1894) immerhin zehmal oratorisch vertont, ehe Max Bruch seine Fassung nach einem Libretto von Ludwig Spitta in Barmen zur Uraufführung brachte.

Sehr unterschiedlich fiel das Urteil über Bruchs Oratorium aus. Er selbst meinte: "Moses hätte ich nicht schreiben können, wenn nicht ein starkes und tiefes Gefühl des Göttlichen in mir lebendig wäre, und jedem tiefer angelegten Künstler wird es einmal im Leben so gehen, daß er diese besten und innersten Regungen seiner Seele mit den Mitteln seiner Kunst den Menschen künden kann." Christopher Field meinte lapidar: "Moses ist ein weiteres Erzeugnis von Bruchs konservativem und phantasielosem Geist. Sein Konzept war oft erfindungsreich, aber er verwirklichte seine Ideen gänzlich unoriginell." Inzwischen war die Avantgarde mit Richhard Strauss, Hugo Wolf, Gustav Mahler oder Hans Pfitzner "angetreten", deren Wirken Bruch als "Kunstschweinestall" apostrophierte.

Zwar mit seinem "Herzblut" geschrieben, empfinden wir heute die Sätze "Am Sinai", "Das goldene Kalb", "Die Rückkehr der Kundschafter aus Kanaan" und "Das Land der Verheißung" als bombastisch, überladen, antiquiert und manieriert, als "überlisztet", "überwagnert" oder "überbrahmst". Freilich treffen Bruch und Co. keine Schuld, daß Hollywoods Filmkomponisten ihre romantisch überschwappenden Partituren "ausgeschlachtet" haben.

Nichtsdestotrotz loteten Solisten, Chor und Orchester unter dem souveränen Dirigat von Leopold Schindler Bruchs äußerst diffizile Partitur bis ins letzte Detail tief und überzeugend aus. Dabei konnte man nur erahnen welche immense musikalische Einstudierungsarbeit vom musikalischen Leiter des "Sängerkranzes" geleistet werden mußte.

Als "mörderisch" erweisen sich die drei Solopartien, so daß sich Renate Düerkop als Engel des Herrn im Stimmansatz anfänglich wohlweislich etwas zurückhielt, sich aber mehr und mehr zu steigern wußte. Ihr kraftvoll eingesetzter Sopran meisterte auch die atemtechnisch heikelsten Passagen mit großer Beseeltheit, euphonisch und modulationsreich, wovon besonders "Hör', Moses, was der Herr beschlossen hat", zur Orgelbegleitung gesungen, beredtes Zeugnis bildete.

Ohne jedwede Schonung präsentierte Roland Wagenführer den Tenorpart des Aaron und konnte dennoch mit metallisch-heldischem Glanz die größten Klangwogen überstrahlen. Ausladend und bravourös begeisterte er auch bei der höchste Anforderungen stellenden Arie "Zur Höllen Pforten fahre ich dahin". Ständiger stimmlicher Kraftaufwand bei den sich an Wagner orientierenden "endlosen" Melodien wurdem dem Titelhelden abverlangt, der von Pascal Borer pathetisch und sonor verkörpert wurde. Daß sich dabei einige Ermüdungserscheinungen, die sich durch Forcieren und Intonationstrübungen bemerkbar machten, einstellten, war mehr als verständlich. Eine feinsinnige Gestaltung erfuhr vor allem "Die ich entsandt, die Boten kehren heim".

Bedenkt man, daß der Konzertchor zwei Drittel weniger an Sängerinnen und Sängern auf das Podium in der Morizkirche brachte als Bruch bei der Uraufführung vor knapp einem Jahrhundert, so kann man über die stimmliche Prägnanz und sängerische Präzision nur mit Hochachtung sprechen. Doch es bestach nicht nur die Klangfülle, sondern besonders die Wandlungsfähigkeit, wenn es galt die unterschiedlichen Stimmungslagen des Volkes Israel zu deuten, wie im klanggesättigten Eingangschor, dem voll ausgeschöpften Tanz um das goldene Kalb, bei der bekennerhaften, federnden und hymnischen Darstellung des Chores der Kundschafter, bei der tonmalerischen Ausgestaltung bei der Wüstendurchquerung, dem ergreifenden Trauergesang der Chorbässe zu Moses Tod oder dem machtvoll überdimensional gesteigerten Schlußhymnus über das verheißene Land.

Zu Recht wurde das Suhler philharmonische Orchester mit Sonderapplaus verabschiedet, das eine phänomenale Klangüppigkeit präsentierte, ohne dabei Solisten und Chor zu überstrahlen. Aber auch die Abgewogenheit zwischen den einzelnen Instrumentengruppen, die Gestaltungskraft und Transparenz, die dynamische Differenzierung und die Plastizität bei den tonmalerischen Effekten ließen die Südthüringer Philharmoniker einmal mehr als erlesenes und äußerst kultiviert musizierendes Orchester erscheinen. Die Orgel spielte, entweder als Soloinstrument für die Rezitative der Solisten oder in den Orchestersatz integriert, eine wesentliche Rolle. Klanglich angepaßt und sehr versiert, für schöne Stereowirkungen sorgend, meisterte Marco Fröhlich diesen Teil der Aufführung.

Fazit: Ein großes begeistertes Auditorium erlebte eine erneut vortreffliche fränkisch-thüringische Coproduktion bei der Wiedergabe des vergessenen Oratoriums des rheinischen Spätromatikers Max Bruch.

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Weitere Aufführungen

1988/England   11/97 USA 

10/98 Köln  5/99 Berlin  10/99 Stuttgart  11/99 München   11/99 Düsseldorf

England

1988 leitete der in Europa bekannte Peter Broadbent in der Queen Elizabeth Hall die britische Uraufführung des "Moses" was ihm kritische Zustimmung einbrachte.

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USA

Der in amerikanischen Chorkreisen bekannte Dr. Bingham Vick jr (email: hier) schrieb eine neue englische Fassung des "Moses", die am 15. November 1997 in Greenville/South Carolina Premiere hatte. Den Live-Mitschnitt gibt es auf CD (detaillierte Angaben wie Bezugsquelle, Einführung in das Werk, ein komplettes Stück aus dieser Aufführung mit Chor und Orchester als RealAudio oder MP3 File gibt es ==> hier ). Ausführende waren:

THE GREENVILLE CHORALE
The Greenville Symphony Orchestra
Kenneth Shaw, bass, Moses
Barbara Gulley, soprano, Angel of the Lord
James Broussard, tenor, Aaron
Bingham Vick, Jr., Musical Director and Conductor

Außerdem veröffentlichte er (Choral Journal 39:2 [September 1998] p.27-33, Herausgeber: American Choral Directors Association) eine Arbeit "Moses: A Biblical Oratorio by Max Bruch", in der er die Bedeutung des Werkes anhand der ersten Szene zu beweisen sucht und die Meinung vertritt, daß dieses Werk zeige, daß man Bruch wieder einen Platz in der Oratorienliteratur zuweisen müsse.

(Die Coburger Aufführung und die von Dr. Vick kommen sich in der Auffassung ziemlich nahe, wenn man das o.a. Klangbeispiel zum Maßstab nimmt, versicherte mir L.Schindler, wohingegen die Bamberger Interpretation einen völlig anderen Bruch/"Moses" zeigt. Möglicherweise hat das die Berliner Kritik - s.u. - etwas irritiert.)

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ln

Der traditionsreiche Gürzenich - Chor Köln hatte es sich in den Jahren 1997 und 1998 zur Aufgabe gemacht, Max Bruch in seiner Heimatstadt etwas aus der Versenkung zu holen und neben dem Oratorium "Moses" auch "Das Lied von der Glocke" zur Aufführung gebracht:

Die "Glocke" fällt eigentlich aus dem Rahmen dieser dem "Moses" gewidmeten Webseite. Doch eine solche Pioniertat wie die des Gürzenichs-Chores verdient unsere Anerkennung und vielleicht ist der folgende Text anderen Chören Anregung, durchaus auch einmal die ausgetretenen Pfade oratorischer Aufführungen zu verlassen und sich vergessenen Werken zu widmen. Das 19. Jahrhundert ist voll davon und vieles geriet zu Unrecht in Vergessenheit - wie die Wiederbelebung der Glocke in Köln beweist.

Sonntag, 5. Oktober 1997, 20 Uhr, Kölner Philharmonie
170 Jahre Gürzenich-Chor / Jubiläumskonzert
Max Bruch - Das Lied von der Glocke
(Weltliches Oratorium - nach Schiller - uraufgeführt am 12.5.1878 unter Leitung des Komponisten im Kölner Gürzenich)
Monika Meier-Schmid (Sopran), Elisabeth Graf (Alt), Bertold Schmid (Tenor), Reiner Holthaus (Bariton), Joachim Aßmann (Orgel), Gürzenich-Chor Köln, Staatsorchester Rheinische Philharmonie (Koblenz), Michael Reif (Leitung)

Die Kölner Rundschau schrieb dazu am 7.Oktober 1997 (Curt J. Diederichs)

Konzert und Ausstellung des Gürzenich-Chors
Die alte Glocke wieder aufpoliert

Der Gürzenich-Chor, nach OB Norbert Burgers Grußadresse "eine der tragenden Säulen des breitgefächerten Kölner Kulturlebens", lud am Sonntag zu seinem 170jährigen Bestehen zu einem Jubiläumskonzert in die Philharmonie ein. Aus diesem Anlaß wurde ein einst umjubeltes Werk der Vergessenheit entrissen: Max Bruchs "Das Lied von der Glocke", ein weltliches Oratorium nach Schillers Ballade.
Es wurde 1878 vom Gürzenich-Chor unter Leitung des aus Köln stammenden Komponisten im alten Gürzenich uraufgeführt und erlebte nun nach fast 120 Jahren eine Wiederaufführung, eines aus dem überreichen Fundus von Oratorien des 19. Jahrhundert, von denen sich nur eine Handvoll im Konzertrepertoir erhalten haben.
Oratorien in der Nachfolge von Händel und Haydn waren in jener Zeit eine Art erhabenes Pendent zur Oper und Operette. Das erfährt der Konzertbesucher von heute nicht nur aus der Festschrift zum Chorjubiläum, sondern auch aus einer Ausstellung im Foyer der Philharmonie. Der Gürzenich-Chor hat nämlich in seinem Archiv ein Goldenes Buch der Concert-Gesellschaft entdeckt, die von 1827 bis 1944 für die Stadt die Konzerte in Köln veranstaltete...Da haben sich nicht nur Komponisten wie Brahms, Bruch, Grieg, Tschaikowsky oder Verdi - die hier ihre Werke präsentierten - und illustre Interpreten wie Lilli Lehmann oder Pablo der Sarasate verewigt. Da tauchen auch Komponistennamen auf, die heute niemand mehr kennt. Aber ihre Werke, darunter auch viele Oratorien, wurden hier aufgeführt und ihre Schöpfer für würdig befunden, sich ins Goldene Buch einzutragen. Für musikhistorisch Interessierte gibt es in dieser Ausstellung vieles zu entdecken.

Und eine Entdeckung war natürlich auch für die Konzertbesucher Max Bruchs Vertonung des "Lieds von der Glocke" in der Wiedergabe durch den Gürzenich-Chor und das Staatsorchester Rheinische Philharmonie Koblenz (wo Bruch übrigens mehrere Jahre aols Musikdirektor wirkte). Es ist ein Werk ganz in der Tradition Haydns und Mendelssohns mit überaus gefälliger Melodik, das den geschilderten Glockenguß und Schillers eingeschlossene Reflexionen schlüssig in Musik umsetzt - mit dankbaren Aufgaben für Chor, Orchester und Gesangssolisten. Eigentlich unverständlich, daß es sich nicht im Repertoir der Konzertchöre erhalten hat, denn es kann bei einer gut vorbereiteten Aufführung auch heute noch ankommen. Die "Glocke" kam auch beim Jubiläumskonzert gut an, weil Michael Reif sich intensiv mit dem Oratorium auseinandergesetzt und es mit seinem Chor und dem Orchester sorgfältig einstudiert hatte. Es hat Längen, die hat aber die Textvorlage auch. Reif überbrückte sie durch eine geschickte Dramaturgie, ohne dabei ins Opernhaft-Pathetische abzugleiten. Nur litt die klangliche Balance etwas dadurch, daß die Männerstimmen zu schwach besetzt waren, und mangelnde Vertrautheit mit dem Werk war wohl der Grund, daß die fugierten Passagen nicht mit der wünschenswerten Durchhörbarkeit über die Rampe kamen; kleinere Mängel, die den positiven Gesamteindruck dieser ersten Wiederaufführung nach so langer Zeit kaum schmälerten.
Daran hatten auch die Sänger der Solopartien ihren Anteil. Reif hatte wie in alten Zeiten ein Quartett erfahrener Oratoriensänger aufs Podium gebracht. Monika Meier-Schmid (Sopran), Elisabeth Graf (Alt), Bertold Schmid (Tenor) und Reiner Holthaus (Baß) waren stimmlich wie in der musikalischen Gestaltung eine ideale Besetzung, wie sie nur selten erreicht wird: das vokale Sahnehäubchen einer gelungenen Aufführung.

Sonntag, 15. November 1998, 18.00 Uhr, Basilika St.Aposteln, Köln-Neumarkt
Max Bruch - "Moses" - für Orgel bearbeitet von Joachim Oehm
Eva-Maria Schappé (Sopran), Hubert Mayer (Tenor), Christoph Scheeben (Bass)
Joachim Oehm (Orgel)
Gürzenich-Chor Köln
Michael Reif (Dirigent)

Ergänzend teilte uns der Gürzenich-Chor dazu noch mit: "Aus unerklärlichen Gründen gab es keine Pressenotiz zum Kölner 'Moses' am 15.11.1998... Aber dieses Werk wurde in Italien sehr gut aufgenommen".

Bereits einen Monat zuvor, hatte der Gürzenich-Chor im Rahmen einer Konzertreise (12.-18.10.1998) nach Italien auf Einladung der Stadt Lecco den "Moses" dem italienischen Publikum präsentiert. Die lokale Presse schrieb dazu (Übersetzung):

Erfolg für die MUSIKALISCHE BIBEL
Moses -ein bewegender Auszug


Die musikalische Reise durch das Alte Testament geht weiter. Die Bibel in Musik, so faßt der von der Leccer Harmonia Gentium gewählte Titel drei Zyklen von Vorstellungen zusammen, die aus Anlaß des Jubiläums dem Alten und Neuen Testament gewidmet sind. Die Vorstellung in San Giuseppe in Como zeigte den 'Auszug', speziell das Moses-Oratorium für Solisten, Chor, Orchester und Orgel des Deutschen Max Bruch. Circa 100 Interpreten, darunter der Kölner Gürzenich Chor, das Echo Ensemble und die 3 Solisten haben es recht gut verstanden zusammen mit dem Dirigenten und Konzertmeister Michael Reif diese lange und gewichtige musikalische Erzählung zu stützen. Das Konzert, in 2 Blöcke mit 4 evokatorischen Szenen aufgeteilt, begann mit der dem Chor anvertrauten Stimme des Volkes, worauf sich die Stimmen des Basses Christoph Scheeben, des Tenors Hubert Mayer und der Sopranistin Eva Maria Schappé abwechselten. Die 'Performance' der Solisten fiel positiv auf, sehr überzeugend der Part des Basses, sowohl im Timbre als auch in der stimmlichen Kapazität. Die Akustik, ein wenig zu sehr gedämpft, konnte die Musiker jedoch nicht daran hindern dem spärlichen Publikum ein niveauvolles Konzert zu präsentieren.

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Berlin

Der international anerkannte Dirigent Claus Peter Flor spielte den "Moses" 1998 auf CD ein (siehe oben) und wagte damit ein Jahr später auch den Schritt nach Berlin und München:

Sonntag, 16. Mai 1999, 20.00 Uhr,   Philharmonie Berlin
Rundfunkchor Berlin (Hans-Christoph Rademann)
Deutsches Symphonie-Orchester Berlin (Claus Peter Flor, Dirigent)
Angela Maria Blasi  Sopran (1 Tag zuvor lt. Kritik: Sopran Brigitte Hahn)
Roland Wagenführer Tenor, Michael Valle Bariton

Max Bruch: Moses - Ein biblisches Oratorium
Veranstalter: Deutsches Symphonie-Orchester Berlin

Nicht weniger interessant ist das biblische Oratorium "Moses" von Max Bruch. Bruch, der 1920 in Berlin verstarb, zählt zu den repräsentativen Komponisten der bürgerlichen Chormusikkultur in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Das Oratorium "Moses" entstand 1894 anläßlich der Jubelfeier der Königlichen Akademie der Künste. Hiermit setzt der Rundfunkchor sein nun schon Tradition gewordenes Bemühen fort, in Vergessenheit geratene und mit der Stadt in Verbindung stehende Werke dem Publikum wiederzuentdecken.

(Quelle: Veranstaltungsankündigung im Internet)
eine Kritik  der Aufführung vom Vortag fand der Webmaster im Online-Archiv der "Berliner Zeitung", die jedoch eher einem Verriß von Werk und Ausführung gleichkommt:

Berliner Zeitung - 17.05.1999 - Feuilleton - Jürgen Otten

PHILHARMONIE
Oratorium von Moses zu Bismarck


Es ist schon bemerkenswert, um nicht zu sagen rührend, wie das Deutsche Symphonie-Orchester sich um selten gespielte Werke bemüht. Erst in der vergangenen Woche führte das Orchester die weithin unbekannte, erste Sinfonie von Franz Schmidt auf, leider geschah dies nicht in einer solchen Qualität, wie man sie sich gewünscht hätte. Nun, am Sonnabend in der Philharmie, wagte sich das DSO unter der Leitung von Claus-Peter Flor gemeinsam mit dem Rundfunkchor Berlin und Gesangssolisten an ein weiteres kaum bekanntes Opus.

Das biblische Oratorium "Moses" von Max Bruch steht, kaum zu Unrecht, in den Reihen der Werken dieser Gattung ziemlich unauffällig, unbemerkt da, wie ja auch der Komponist Bruch unter den musisch-kreativen Geistern seiner Zeit im Schatten steht. Brahms, Liszt, Bruckner, Wagner, der später geborene, jedoch früher verschiedene Mahler, sie alle sind von ungleich höherem Rang in der Musikgeschichte. "Moses" ist eines von fünf Oratorien, die Max Bruch komponierte, und es ist das einzige, dem ein biblischer Stoff zugrunde liegt. Die drei davor entstandenen Werke musikalisieren in zwei Fällen antike Figuren, "Odysseus", "Achilleus", im dritten, "Arminius", ein germanisches Sujet; als ein "evangelisches Oratorium" bezeichnete Bruch selbst das letzte Werk der Gattung, "Gustav Adolf", in dem er dem gleichnamigen, erzprotestantischen König, der den Jesuitismus in Deutschland zerschmetterte, ein klingendes Denkmal setzt. Gemeinsam und die oratorische Tradition reformierend ist allen fünf Werken die Verknüpfung eines alten oder älteren Stoffes mit zeitgenössischen geistigen, meist bürgerlichen Strömungen. Das narrativ-betrachtende Oratorium weicht einem darstellenden, "gesellschaftspolitischen" Oratorium mit maßvoller Psychologisierung.

So ist es auch bei "Moses". Zwar schildert das zweistündige Oratorium, zu dem der Theologe und Dichter Ludwig Spitta den Text verfaßte, in vier Teilen (Stationen) den Weg des Volkes Israel durch die Wüste in das gelobte Land. Doch gilt die klingende Würdigung einer großen Führungs- oder Führerpersönlichkeit letztlich dem eisernen Kanzler Otto von Bismarck. Dessen Entlassung im Jahre 1890 fällt nicht zufällig zusammen mit den ersten Plänen Bruchs zu diesem Opus. "Moses" darf gewiß als eine politische Parabel verstanden und gehört werden, der Begriff "Biblisches Oratorium" ist, ästhetisierend, gleichsam nur vorgeschoben.

Der musikalische und textliche Ablauf fokussiert deutlich auf den Titelhelden, auf Moses. Ihm gegenüber steht das Volk, der Chor, dessen Einlagen die wechselhaften Stimmungen, von euphorischer Freude bis hin zu rebellischem Gebaren, widerspiegeln. Der Bariton Michael Volle zeichnet den (äußeren wie inneren) Weg Moses als Führer des Volkes bis zu seinem Tod und dem Klagen des Volkes über diesen Tod nuanciert und mit lyrischer Diktion nach. Dem Rundfunkchor Berlin (Einstudierung: Hans-Christoph Rademann) gelingt es dagegen nicht immer, die "Gefühlsäußerungen" des Volkes sängerisch umzusetzen, es mangelt bisweilen an der Klarheit des Klanges, mehr noch an deutlicher Deklamation. Oft versteht man kaum etwas vom Text.

Eine nicht zu unterschätzende Verantwortung hierfür trägt der Dirigent Claus-Peter Flor. Seine Interpretation betont die klangliche Fülle des Werkes, vieles ist einfach zu üppig und vordergründig "leuchtend", um den Blick für die Binnenstrukturen des Oratoriums freilegen zu können, um Transparenz zu erzielen. Das Atmosphärische gewinnt in Flors gestenreich untermauerten Ausdeutung großen Raum, dem ohnehin leicht überladen instrumentierten, damit effektuösen Werk tut das nicht besonders gut.

Seltsamerweise sind es dann die opernhaften, eindeutig wagnerischen, aber kleindimensionierten Passagen, die Auflockerung bringen, so wenn der Tenor Ronald Wagenführer (Aaron) im Stile eines nürnbergschen Meistersingers dem Volke die Leviten liest oder Moses anspornt, das Volk zu führen. Schön auch die Wendung ins romantische Liedhafte im vierten Teil "Das Land der Verheißung", hier singt die Sopranistin Brigitte Hahn mit warmer, schlichter Stimme als Engel des Herrn. Das Wort kommt endlich zu seinem Recht. Nur etwas zu spät.

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Stuttgart

Am 23.10.1999 kam der "Moses" in der Stuttgarter Liederhalle zur Aufführung (Konzertübersicht des Verbandes der Konzertchöre mit folgedem Eintrag: Ltg.: Wolf/ Philharmonia Chor Stuttgart/ Württ. Philharmonie/Lika Moon, Klink)

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nchen

Donnerstag, 25.11.1999, 20 Uhr 2. Abonnementkonzert E
Freitag, 26.11.1999, 20 Uhr 2. Abonnementkonzert F

Claus Peter Flor Dirigent;
Brigitte Hahn Sopran; Roland Wagenführer Tenor; Michael Volle Bariton
Joachim; Dalitz Orgel;
Philharmonischer Chor München e.V. Einstudierung: Andreas Herrmann
Max Bruch "Moses" Biblisches Oratorium für Solostimmen, Chor, Orchester und Orgel op. 67 - Münchner Philharmoniker

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sseldorf

Aus den "Gelben Chorseiten" 2/99 des MAXCHOR der Max-Kirche Düsseldorf-Altstadt geht hervor, daß dort der "Moses" 1999 ebenfalls in Angriff genommen wurde. Dort gibt es eine Zusammenfassung des CD Booklets von Orfeo, die der Autor dahingehend kritisiert, daß darin zwar auf die Strittigkeit dieses Werkes hingewiesen wird (schlechte Kritik nach der Barmener Uraufführung; Nörgelei von Brahms im Brief an Clara Schumann), Ekkehart Kroher im Begleitheft zur CD aber jede persönliche Stellungnahme vermissen läßt. Und er spricht abschließend in bemerkenswerter Weise einem Chorsänger aus dem Herzen, wenn er schreibt:

"Soweit das Heftchen. Wenn ich meine Meinung dazu sagen darf: Wer sich, wie unser Chor, dieses Werk erarbeiten muß, kann ob des Reichtums der kompositorischen Einfälle für die oben zitierten Kritiken nur wenig Verständnis aufbringen. Zugegeben heutzutage hätte es auch Elvis schwer, einen Fuß auf die Erde zu bekommen, aber das heißt noch lange nicht, daß seine Musik nichts taugt."

Auf Anfrage teilte uns der Chor folgende Aufführungsdaten mit:
"21. 11. 1999 in unserer Pfarrkirche "St. Maximilian" in der Düsseldorfer Altstadt aufgeführt. Ausführende waren:

Markus Marquardt, Moses
Ludwig van Gijsegem, Aaron
Lena Lootens, Der Engel des Herrn
Chor und Orchester der Maxkirche
Leitung: Werner Lechte

Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit Text und Musik des Werkes hat uns die Aufführung einen Riesenspaß gemacht. Ich denke, wir haben ihn nicht zum letzten Mal aufgeführt."

Einen netten Spruch, der in etwas schärferer Form auch von unseren Chorleiter stammen könnte, fand der Webmaster auf den eingangs genannten gelben Seiten ebenfalls:

Der Kantor bei einer Probe zur Nelson-Messe Pfingsten '98:
"Meine Damen im Sopran! Er ist vom Himmel herabgestiegen, nicht abgestürzt."

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