Max
Bruch
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27. Oktober - St. Moriz Kirche |
Renate Düerkop
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1991 |
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Komponist und Werk Libretto Ausführende CD Pressestimmen Weitere Aufführungen
Max (Carl Friedrich) Bruch, geboren am 6.1.1838 in Köln, gestorben am 20.10.1920 in Berlin, studierte Musik, war als Musiklehrer, Musikdirektor und schließlich Musikprofessor an der Königlichen Akademie der Künste tätig und wirkte u.a. in Köln, Bonn, Mannheim, Leipzig, Sondershausen, Berlin und Breslau. Bruch komponierte zahlreiche Chorwerke, die damals zum Standardreportoir vieler Laienchöre wurden. Die Chorballaden, entstanden zwischen 1850 und 1920; begründet durch Schumanns
"Der Königsohn" (1851), "Des Sängers Fluch" (1852), "Vom Pagen
und der Königstochter (1852) und "Das Glück von Edenhall" (1853) sowie durch
Gades "Erlkönigs Tochter" (1853) und Bruchs "Schön Ellen " (1853).
Auch Medelssohns "Die erste Walpurgisnacht" und Gades "Comala"
erfreuten sich großer Beliebtheit. Fügt man diesen Werken und den Chorballaden in ihrer
Gesamtheit zwei weitere Werke von Schumann ("Das Paradies und die Peri";
"Der Rose Pilgerfahrt") sowie die weltlichen Oratorien Bruchs ("Odysseus", "Arminius", "Achilleus", "Gustav Adolf") hinzu, so sind im wesentlichen die Werke genannt, die das
Standardreportoir der Gesangsvereine an weltlicher Chormusik in der Besetzung für Soli,
Chor und Orchester in der zweiten Hälfte de 19. Jahrhunderst bestimmen. "So groß sein Ruhm in der zweiten Jahrhunderthälfte war,
so gründlich ist Bruch im zwanzigsten Jahrhundert vergessen worden; und gerade dieser
äußerste Gegensatz zwischen triumphalem Erfolg und späterem Desinteresse an seinem Werk
kennzeichnen Bruch als einem dem Zeitgeschmack verhafteten Komponisten, dessen Chorwerke
zweckgebunden in 'idealer Weise' den musikalischen Wünschen und Fähigkeiten der
Chorvereine und den ästhetischen Stimmungen und geistesgeschichtlichen Impulsen des
gebildeten Bürgertums gerecht wurde." Es war ein mutiger Schritt des Konzertchores den zu unrecht vergessenen "Moses" aus der Versenkung zu holen und dem Coburger Publikum vorzustellen - der Erfolg der Aufführung gab ihm recht! Auch wenn Jahre später aus Berlin andere Töne zu vernehmen waren... |
I. Teil |
Moses: Pascal Borer (Baß) Thüringen Philharmonie Suhl |
In einer Pressekritik zur Coburger Aufführung hieß es am Ende : "Vielleicht wirkt diese prachtvolle, rundum gelungene Aufführung anregend über die Grenzen Coburgs hinaus." Mag sein, daß sich z.B. die Bamberger an der Coburger Aufführung orientierten (Flor war auch ein ehemaliger Dirigent der Thüringenphilharmonie, mit der wir das Werk aufführten) - wir wissen es nicht. Der Wunsch des Kritikers ging jedenfalls in Erfüllung: 1997-1999 setzte eine kleine Bruch-Moses-Renaissance ein mit Aufführungen in den USA und deutschen Großstädten. Sieben Jahre später (1998) erfolgte die erste CD-Einspielung des Werrkes in Deutschland überhaupt. Bei JPC findet man dazu folgende Angaben: Classic: Oper,Oratorium,Singspiel Bruch,Max (1838-1920) Moses op.67 (Oratorium) Orfeo, DDD, 98 2 CD, 8772671 69.95 DM (35.76 EUR) Interpreten/Komponisten: Whitehouse, Gambill, Volle, Bamberg SO & Chor, Beck Kritik: U. Schreiber in stereoplay 8/99: "Chorisch und orchestral ist diese Einspielung eine Spitzenaufnahme!" WDR, Hörproben, Rezension, Freitag, 6. August 1999: Passagen wie diese [die Ankunft des Volkes Israel in Kanaan] sind Rechtfertigung genug, sich mit "Moses" zu beschäftigen; sie strahlen vielleicht auch dahin aus, wo das Oratorium sich in den verschiedensten Arten purer Langeweile ergeht. Der "Moses", den Orfeo herausgebracht hat, hat darüber hinaus einen anderen Vorzug: Von den Aufnahmen mit Oratorien von Bruch, die ich kenne, ist sie mit Abstand die beste, interpretatorisch und klangtechnisch. (Klaus Leymann) Auch in den Musikpassagen des WDR vom 11.08.2000 unter dem Titel GO DOWN MOSES wurden Teile der CD intergriert: Er ist eine geradezu übermächtige, ins Mythische ragende Gestalt: Der alttestamentarische Prophet Moses, der das Volk Israel aus Ägypten heraus und durch die Wüste führt und dem Gott die Zehn Gebote enthüllt. Die Musik zu den diversen monumentalen Verfilmungen seines Lebens bildet den Ausgangspunkt einer Reise in vergangene Jahrhunderte: Überall spüren Komponisten der Figur Moses nach: Rossini und Schönberg auf der Opernbühne. Max Bruch, Carl Philipp Emanuel Bach und Georg Friedrich Händel schrieben jeweils groß angelegte Oratorien. Die Musikpassagen lassen Moses und sein herausragendes Schicksal für drei Stunden musikalisch lebendig werden. |
Dienstag, 29.10.1991 - "Neue Presse Coburg" |
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Rudolf Potyra |
Mit der Aufführung des Oratoriums "Moses" von Max Bruch leisteten der Konzertchor Coburg und Leopold Schindler wieder einmal ein Stück Pionierarbeit. Statt in regelmäßigen Abständen immer wieder die gleichen Werke aufzuführen, stellten sie ein seit 90 Jahren vergessenes Werk zur Diskussion. Das für solche Experimente durchaus großes Interesse besteht, zeigt der ausgezeichnete Besuch. Die Morizkirche war voll besetzt. Es gibt Komponisten, die trotz eines umfangreichen Schaffens mit nur einem Werk im Bewußtsein einer breiten Öffentlichkeit präsent geblieben sind. Zu ihen gehört Max Bruch, dessen Violinkonzert in g-moll eine feste Größe im Repertoire ist. Das Adagio daraus ist gar zu einem Wunschkonzert-Dauerbrenner geworden. All die anderen Kompositionen, die das deutsche Musikleben um die Jahrhundertwende entscheidend mitgeprägt haben, sind nur noch Fachleuten bekannt. 1938 in Köln geboren, war Bruch in vielen Städten als Lehrer und Dirigent tätig, ehe er 1891 Professor für Komposition an der Berliner Akademie wurde. 1920 starb er, mit Ehrungen in den letzten Lebensjahren überhäuft. Das Oratoriums "Moses" entstand 1894. Es ist ein bilblisches Oratorium, das vier Ereignisse aus dem Leben des Moses schildert. "Am Sinai", "Das goldene Kalb", "Die Rückkehr der Kundschafter aus Kanaan" und "Land der Verheißung" sind die einzelnen Abschnitte überschrieben. Spätromantisch Es ist ein Stück alter Oratorienkunst, jedoch im spätromantischen Gewand, was Bruch hier geschaffen hat. Der Chor ist dabei der entscheidende Träger des Geschehens. Dramatische Wucht, aber auch feiner poetischer Ausdruck verlangen von ihm gestalterische Wendigkeit und Anpassung. Leopold Schindler hatte den mit rund 50 Sängerinnen und 30 Sängern besetzten Chor gut vorbereitet. Er folgte dem Dirigenten äußerst aufmerksam, so daß es zwischen Chor, Solisten und Orchester zu einem ausgezeichneten Zusammenwirken kam. Vielleicht war es etwas Anfangsnervosität, daß der Chor zu Beginn brachte, was die Stimmen nur hergaben. Doch bald fand er zu einer gut differenzierten Wiedergabe, bei der Steigerungsmöglichkeiten hervorragend genutzt wurden. Es sei nur auf die Szenen um das goldene Kalb verwiesen oder die großartige Idylle beim Chor der Kundschafter. Auch die Chorsätze im letzten Teil waren vorzüglich auf- und ausgebaut. Das Oratorium verlangt drei Solisten: Einen Sopran als Engel des Herrn, einen Tenor als Aaron und einen Baß als Moses. Renate Düerkop hatte die Sopranpartie übernommen. Anfangs hatte sie geringfügige Schwierigkeiten bei Ansatz und Intonation der Spitzentöne. Dann aber steigerte sie sich zusehends. Ihre beiden letzten großen Beiträge (am Ende des 3. und am Beginn des 4. Teiles) gestaltete sie mit großer, gut tragender Stimme und eindringlicher Intensität. Einen besseren Aaron als Roland Wagenführer hätte Leopold Schindler kaum finden können. Stimmlich makellos und von großer Wandlungsfähigkeit steigerte er sich in der großen Szene um das goldene Kalb zu spannungsgeladener Dramatik. Pascal Borer sang den Moses mit seiner voluminösen, gut timbrierten Stimme. Vereinzelt mußte er bei den hohen Tönen etwas forcieren. Einen sehr tiefen und nachhaltigen Eindruck hinterließen die Szenen, in denen er sich mit verinnerlichtem und beseeltem Gesang von seinem Volk verabschiedet. Zuverlässig steuerte Marco Fröhlich seinen recht umfangreichen Part auf der Orgel bei. Guter Griff Der Konzertchor hatte als Orchester die Südthüringische Philharmonie Suhl verpflichet. Damit hatte er einen guten Griff getan. Mit größter Aufmerksamkeit und vollem Einsatz bewältigte das Orchester die anspruchsvollen Aufgaben, die ihm der Komponist gestellt hat. Mit ausgefeilter Instrumentationskunst beschwört er spätromantische Klangfülle und -pracht, illustriert, wo sich nur eine Gelegenheit bietet den Text und schöpft alle musikalischen Darstellungsmöglichkeiten von demütiger Unterwerfung bis zum orgiastischen Tanz um das goldene Kalb aus. Für seine vorzügliche Leistung erhielt das Orchester am Ende demonstrativen Sonderbeifall. Mit der Überlegenheit, die nur die innige Vertrautheit mit dem Werk ermöglicht, leitete Leopold Schindler mit klarer Zeichengebung den umfangreichen Aufführungsapparat. Äußerst sinn- und wirkungsvoll baute er die einzelnen Nummern des musikalisch überzeugenden und spontan ansprechenden Meisterwerkes auf. Starker und langer Beifall dankte ihm und allen Mitwirkenden für dieses außergewöhnliche Erlebnis, das zugleich zu einem kleinen musikhistorischem Ereignis wurde. Vielleicht wirkt diese prachtvolle, rundum gelungene Aufführung anregend über die Grenzen Coburgs hinaus. |
Dienstag, 29.10.1991 - "Coburger Tageblatt" |
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Hans Höfer |
Nicht zum ersten Male bestätigte sich Leopold Schindler im Verein mit dem Coburger Konzertchor "Sängerkranz" als musikalischer Schatzgräber. Diesmal brachte er in St. Moriz mit den Solisten Renate Düerkop (Sopran), Roland Wagenführer (Tenor) und Pascal Borer (Baß), dem gastgebenden Chor und dem Orchester der Südthüringischen Philharmonie Suhl das biblische Oratorium "Moses" von Max Bruch zur Coburger Erstaufführung. Obwohl bereits 1895 uraufgeführt, war dies insgesamt esrt die zehnte Aufführung, obwohl es in Gotha, der zweiten Hauptstadt des Doppelherzogtums, bereits vor 95 aufgeführt wurde und dann verschwand. Der Spätromantiker Max Bruch ist eigentlich allein durch das Adagio aus seinem Violinkonzert in g-moll bekannt geblieben. Seine einst beliebten Chorwerke "Frithjof", "Odysseus" oder "Das Lied von der Glocke" haben längst an Bedeutung verloren, und das Oratorium "Moses" wird in der einschlägigen Fachliteratur kaum noch erwähnt. Neben Rossini und Schöberg, die das Sujet für die Opernbühne bearbeiteten, wurde der Moses-Stoff zwischen C.Ph.E.Bach (1775) und Anton Rubinstein (1894) immerhin zehmal oratorisch vertont, ehe Max Bruch seine Fassung nach einem Libretto von Ludwig Spitta in Barmen zur Uraufführung brachte. Sehr unterschiedlich fiel das Urteil über Bruchs Oratorium aus. Er selbst meinte: "Moses hätte ich nicht schreiben können, wenn nicht ein starkes und tiefes Gefühl des Göttlichen in mir lebendig wäre, und jedem tiefer angelegten Künstler wird es einmal im Leben so gehen, daß er diese besten und innersten Regungen seiner Seele mit den Mitteln seiner Kunst den Menschen künden kann." Christopher Field meinte lapidar: "Moses ist ein weiteres Erzeugnis von Bruchs konservativem und phantasielosem Geist. Sein Konzept war oft erfindungsreich, aber er verwirklichte seine Ideen gänzlich unoriginell." Inzwischen war die Avantgarde mit Richhard Strauss, Hugo Wolf, Gustav Mahler oder Hans Pfitzner "angetreten", deren Wirken Bruch als "Kunstschweinestall" apostrophierte. Zwar mit seinem "Herzblut" geschrieben, empfinden wir heute die Sätze "Am Sinai", "Das goldene Kalb", "Die Rückkehr der Kundschafter aus Kanaan" und "Das Land der Verheißung" als bombastisch, überladen, antiquiert und manieriert, als "überlisztet", "überwagnert" oder "überbrahmst". Freilich treffen Bruch und Co. keine Schuld, daß Hollywoods Filmkomponisten ihre romantisch überschwappenden Partituren "ausgeschlachtet" haben. Nichtsdestotrotz loteten Solisten, Chor und Orchester unter dem souveränen Dirigat von Leopold Schindler Bruchs äußerst diffizile Partitur bis ins letzte Detail tief und überzeugend aus. Dabei konnte man nur erahnen welche immense musikalische Einstudierungsarbeit vom musikalischen Leiter des "Sängerkranzes" geleistet werden mußte. Als "mörderisch" erweisen sich die drei Solopartien, so daß sich Renate Düerkop als Engel des Herrn im Stimmansatz anfänglich wohlweislich etwas zurückhielt, sich aber mehr und mehr zu steigern wußte. Ihr kraftvoll eingesetzter Sopran meisterte auch die atemtechnisch heikelsten Passagen mit großer Beseeltheit, euphonisch und modulationsreich, wovon besonders "Hör', Moses, was der Herr beschlossen hat", zur Orgelbegleitung gesungen, beredtes Zeugnis bildete. Ohne jedwede Schonung präsentierte Roland Wagenführer den Tenorpart des Aaron und konnte dennoch mit metallisch-heldischem Glanz die größten Klangwogen überstrahlen. Ausladend und bravourös begeisterte er auch bei der höchste Anforderungen stellenden Arie "Zur Höllen Pforten fahre ich dahin". Ständiger stimmlicher Kraftaufwand bei den sich an Wagner orientierenden "endlosen" Melodien wurdem dem Titelhelden abverlangt, der von Pascal Borer pathetisch und sonor verkörpert wurde. Daß sich dabei einige Ermüdungserscheinungen, die sich durch Forcieren und Intonationstrübungen bemerkbar machten, einstellten, war mehr als verständlich. Eine feinsinnige Gestaltung erfuhr vor allem "Die ich entsandt, die Boten kehren heim". Bedenkt man, daß der Konzertchor zwei Drittel weniger an Sängerinnen und Sängern auf das Podium in der Morizkirche brachte als Bruch bei der Uraufführung vor knapp einem Jahrhundert, so kann man über die stimmliche Prägnanz und sängerische Präzision nur mit Hochachtung sprechen. Doch es bestach nicht nur die Klangfülle, sondern besonders die Wandlungsfähigkeit, wenn es galt die unterschiedlichen Stimmungslagen des Volkes Israel zu deuten, wie im klanggesättigten Eingangschor, dem voll ausgeschöpften Tanz um das goldene Kalb, bei der bekennerhaften, federnden und hymnischen Darstellung des Chores der Kundschafter, bei der tonmalerischen Ausgestaltung bei der Wüstendurchquerung, dem ergreifenden Trauergesang der Chorbässe zu Moses Tod oder dem machtvoll überdimensional gesteigerten Schlußhymnus über das verheißene Land. Zu Recht wurde das Suhler philharmonische Orchester mit Sonderapplaus verabschiedet, das eine phänomenale Klangüppigkeit präsentierte, ohne dabei Solisten und Chor zu überstrahlen. Aber auch die Abgewogenheit zwischen den einzelnen Instrumentengruppen, die Gestaltungskraft und Transparenz, die dynamische Differenzierung und die Plastizität bei den tonmalerischen Effekten ließen die Südthüringer Philharmoniker einmal mehr als erlesenes und äußerst kultiviert musizierendes Orchester erscheinen. Die Orgel spielte, entweder als Soloinstrument für die Rezitative der Solisten oder in den Orchestersatz integriert, eine wesentliche Rolle. Klanglich angepaßt und sehr versiert, für schöne Stereowirkungen sorgend, meisterte Marco Fröhlich diesen Teil der Aufführung. Fazit: Ein großes begeistertes Auditorium erlebte eine erneut vortreffliche fränkisch-thüringische Coproduktion bei der Wiedergabe des vergessenen Oratoriums des rheinischen Spätromatikers Max Bruch. |
Weitere Aufführungen10/98 Köln 5/99 Berlin 10/99 Stuttgart 11/99 München 11/99 Düsseldorf |
England1988 leitete der in Europa bekannte Peter Broadbent in der Queen Elizabeth Hall die britische Uraufführung des "Moses" was ihm kritische Zustimmung einbrachte. |
USADer in amerikanischen Chorkreisen bekannte
Dr. Bingham Vick jr (email: hier) schrieb eine neue englische Fassung des
"Moses", die am 15. November 1997 in Greenville/South Carolina Premiere hatte.
Den Live-Mitschnitt gibt es auf CD (detaillierte Angaben wie Bezugsquelle, Einführung in
das Werk, ein komplettes Stück aus dieser Aufführung mit Chor und Orchester als
RealAudio oder MP3 File gibt es ==> hier ).
Ausführende waren: THE GREENVILLE CHORALE Außerdem veröffentlichte er
(Choral Journal 39:2
[September 1998] p.27-33, Herausgeber: American Choral Directors Association) eine
Arbeit "Moses: A Biblical Oratorio by Max Bruch", in der er die Bedeutung des
Werkes anhand der ersten Szene zu beweisen sucht und die Meinung vertritt, daß dieses
Werk zeige, daß man Bruch wieder einen Platz in der Oratorienliteratur zuweisen müsse. (Die Coburger Aufführung und die von Dr. Vick kommen sich in der Auffassung ziemlich nahe, wenn man das o.a. Klangbeispiel zum Maßstab nimmt, versicherte mir L.Schindler, wohingegen die Bamberger Interpretation einen völlig anderen Bruch/"Moses" zeigt. Möglicherweise hat das die Berliner Kritik - s.u. - etwas irritiert.) |
KölnDer traditionsreiche Gürzenich - Chor Köln hatte es sich in den Jahren 1997 und 1998 zur Aufgabe gemacht, Max Bruch in seiner Heimatstadt etwas aus der Versenkung zu holen und neben dem Oratorium "Moses" auch "Das Lied von der Glocke" zur Aufführung gebracht: Die "Glocke" fällt eigentlich aus dem Rahmen dieser dem "Moses" gewidmeten Webseite. Doch eine solche Pioniertat wie die des Gürzenichs-Chores verdient unsere Anerkennung und vielleicht ist der folgende Text anderen Chören Anregung, durchaus auch einmal die ausgetretenen Pfade oratorischer Aufführungen zu verlassen und sich vergessenen Werken zu widmen. Das 19. Jahrhundert ist voll davon und vieles geriet zu Unrecht in Vergessenheit - wie die Wiederbelebung der Glocke in Köln beweist. Sonntag, 5. Oktober 1997, 20
Uhr, Kölner Philharmonie Die Kölner Rundschau schrieb dazu am 7.Oktober 1997 (Curt J. Diederichs) Konzert und Ausstellung des Gürzenich-Chors Der Gürzenich-Chor, nach OB Norbert Burgers Grußadresse
"eine der tragenden Säulen des breitgefächerten Kölner Kulturlebens", lud am
Sonntag zu seinem 170jährigen Bestehen zu einem Jubiläumskonzert in die Philharmonie
ein. Aus diesem Anlaß wurde ein einst umjubeltes Werk der Vergessenheit entrissen: Max
Bruchs "Das Lied von der Glocke", ein weltliches Oratorium nach Schillers
Ballade. Und eine Entdeckung war natürlich auch für die
Konzertbesucher Max Bruchs Vertonung des "Lieds von der Glocke" in der
Wiedergabe durch den Gürzenich-Chor und das Staatsorchester Rheinische Philharmonie
Koblenz (wo Bruch übrigens mehrere Jahre aols Musikdirektor wirkte). Es ist ein Werk ganz
in der Tradition Haydns und Mendelssohns mit überaus gefälliger Melodik, das den
geschilderten Glockenguß und Schillers eingeschlossene Reflexionen schlüssig in Musik
umsetzt - mit dankbaren Aufgaben für Chor, Orchester und Gesangssolisten. Eigentlich
unverständlich, daß es sich nicht im Repertoir der Konzertchöre erhalten hat, denn es
kann bei einer gut vorbereiteten Aufführung auch heute noch ankommen. Die
"Glocke" kam auch beim Jubiläumskonzert gut an, weil Michael Reif sich intensiv
mit dem Oratorium auseinandergesetzt und es mit seinem Chor und dem Orchester sorgfältig
einstudiert hatte. Es hat Längen, die hat aber die Textvorlage auch. Reif überbrückte
sie durch eine geschickte Dramaturgie, ohne dabei ins Opernhaft-Pathetische abzugleiten.
Nur litt die klangliche Balance etwas dadurch, daß die Männerstimmen zu schwach besetzt
waren, und mangelnde Vertrautheit mit dem Werk war wohl der Grund, daß die fugierten
Passagen nicht mit der wünschenswerten Durchhörbarkeit über die Rampe kamen; kleinere
Mängel, die den positiven Gesamteindruck dieser ersten Wiederaufführung nach so langer
Zeit kaum schmälerten. Sonntag, 15. November 1998, 18.00 Uhr, Basilika
St.Aposteln, Köln-Neumarkt Ergänzend teilte uns der Gürzenich-Chor dazu noch mit: "Aus unerklärlichen Gründen gab es keine Pressenotiz zum Kölner 'Moses' am 15.11.1998... Aber dieses Werk wurde in Italien sehr gut aufgenommen". Bereits einen Monat zuvor, hatte der Gürzenich-Chor im Rahmen einer Konzertreise (12.-18.10.1998) nach Italien auf Einladung der Stadt Lecco den "Moses" dem italienischen Publikum präsentiert. Die lokale Presse schrieb dazu (Übersetzung): Erfolg für die MUSIKALISCHE BIBEL BerlinDer international anerkannte Dirigent Claus Peter Flor spielte den "Moses" 1998 auf CD ein (siehe oben) und wagte damit ein Jahr später auch den Schritt nach Berlin und München: Sonntag, 16. Mai 1999, 20.00 Uhr,
Philharmonie Berlin (Quelle: Veranstaltungsankündigung
im Internet) Berliner Zeitung - 17.05.1999 - Feuilleton - Jürgen
Otten StuttgartAm 23.10.1999 kam der "Moses" in der Stuttgarter Liederhalle zur Aufführung (Konzertübersicht des Verbandes der Konzertchöre mit folgedem Eintrag: Ltg.: Wolf/ Philharmonia Chor Stuttgart/ Württ. Philharmonie/Lika Moon, Klink) MünchenDonnerstag, 25.11.1999, 20 Uhr 2.
Abonnementkonzert E Claus Peter Flor Dirigent; DüsseldorfAus den "Gelben Chorseiten" 2/99 des MAXCHOR der Max-Kirche Düsseldorf-Altstadt geht hervor, daß dort der "Moses" 1999 ebenfalls in Angriff genommen wurde. Dort gibt es eine Zusammenfassung des CD Booklets von Orfeo, die der Autor dahingehend kritisiert, daß darin zwar auf die Strittigkeit dieses Werkes hingewiesen wird (schlechte Kritik nach der Barmener Uraufführung; Nörgelei von Brahms im Brief an Clara Schumann), Ekkehart Kroher im Begleitheft zur CD aber jede persönliche Stellungnahme vermissen läßt. Und er spricht abschließend in bemerkenswerter Weise einem Chorsänger aus dem Herzen, wenn er schreibt: "Soweit das Heftchen. Wenn ich meine Meinung dazu sagen darf: Wer sich, wie unser Chor, dieses Werk erarbeiten muß, kann ob des Reichtums der kompositorischen Einfälle für die oben zitierten Kritiken nur wenig Verständnis aufbringen. Zugegeben heutzutage hätte es auch Elvis schwer, einen Fuß auf die Erde zu bekommen, aber das heißt noch lange nicht, daß seine Musik nichts taugt." Auf Anfrage teilte uns der Chor folgende
Aufführungsdaten mit: Einen netten Spruch, der in etwas schärferer Form auch von unseren Chorleiter stammen könnte, fand der Webmaster auf den eingangs genannten gelben Seiten ebenfalls: Der Kantor bei einer Probe zur Nelson-Messe Pfingsten '98: |
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