Coburger
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Kongreßhaus Coburg |
Rainer
Grämer
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1997 |
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Das Programm |
Melchior Franck (1573-1639)
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Vorspruch 1 - Gemischter Chor
und Klavier |
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Pressestimmen |
29.07.1997 - "Neue Presse" Coburg |
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Rudolf Potyra |
Werke von Coburger Komponisten aus Vergangenheit und Gegenwart präsentierte
der Konzertchor Coburg Sängerkranz unter der Leitung von Leopold Schindler am Sonntag im
Kongreßhaus. Durch das Programm führte Uwe Friedrich und machte durch sachliche Hinweise
zur Biografie und zum Schaffen der einzelen Komponisten den Abend zu einem kleinen Colleg
über Coburger Musik. Die erste Programmhälfte war der Vergangenheit zugewandt. An der Spitze stand natürlich Melchior Franck. Nach dessen Devise, jeweils ein geistliches und ein weltliches Werk beim Notendrucker zu haben, wurde auch das Programm gestaltet. Drei volksliedartige, gesellige Sätze - darunter mit "Kommt, ihr G'spielen" seine wohl bekannteste Komposition - bildeten den Auftakt. Die Motette "Wahrlich, ich sage Euch" aus den "Evangeliensprüchen" vertrat die geistliche Seite. Zuverlässige Intonation, sorgsame Textbehandlung und eine nachdrückliche Akzentuierung prägten die solide Wiedergabe. Auch bei Felix Draeseke standen ein geistliches und ein weltliches Werk nebeneinander. Zunächst hörte man das Bendedictus aus der A-capella-Messe a-moll op. 85, ein wohllautender Satz in F-Fur, der einfacher und angenehmer zu hören als zu singen ist. Das gleiche gilt für "Das eine Lied" für vierstimmigen Frauenchor aus opus 47. Hier bekam man noch einen zweiten Coburger zu hören: den Textdichter Friedrich Rückert. Es war sicher ein guter Gedanke, auch den "Zweck"-Coburger Johann Strauß ins Programm zu nehmen, aber doch nicht so wie Alla Schatz es tat! Sie hat zwei Walzer - "G'schichten aus dem Wienerwald" und "Frühlingsstimmen" - ausgewählt und spielte sie in den üblichen Klavierfassungen. Diese sind keineswegs für den Konzertsaal geeignet und waren nur bestimmt, die Strauß-Welterfolge "ins Haus" zu holen. Diese Deplazierung spürte wohl auch Alla Schatz. Sie versuchte mit wilder Willkür in Tempo und Dynamik die Sätze "aufzumotzen". Zwei fein empfundene Volksliedsätze des in diesem Jahr verstorbenen Hans Sternberg aus dessen Sammlung "Chor international" bildeten die Brücke zur Gegenwart. Der jüngste im Programm berücksichtigte Komponist war Gehard Deutschmann (Jahrgang 1933), der selbst im Chor mitsang. Eine Pavane von 1689, in mehreren Abschnitten mit unterschiedlichem Ausdruck bearbeitet, vermittelte einen nachhaltigen eindruck von der delikaten Satzkunst des Komponisten. Zwei Spruchweisheiten aus "Einsichten - Aussichten" teils pfiffig, teils moralisierend formuliert, schlossen sich an. Drei gemütvolle Volkslieder aus Deutschland und Dänemark demonstrierten in ebenso eindrucks- wie auch wirkungsvoller Weise die kompositorische Vielfalt, die Deutschmann bei Liedbearbeitungen zur Verfügung steht. Abschließender Höhepunkt war die Kantate "Alle Welt singt" für Bariton, Chor und Klavier von Franz Möckl. Lieder aus 16 Ländern sind in einem großartigen Bogen zusammengefaßt. Hymnisch beginnt es, führt über zarte und auch elegische Lieder zu tänzerischer Beschwingtheit, die in "La Cucaracha" und "Bella Bimba" einen Höhepunkt an Ausgelassenheit erreicht. Mit "Amazing Grace" tritt eine Wende zu gemütvoller Besinnlichkeit ein und choralartig klingt das Werk aus. Franz Möckl hat hier alle Möglichkeiten einer variablen Satzkunst ausgeschöpft. Zum Chor, der als Frauen-, Männer- und gemischter Chor auftrat, gesellte sich als Solist der Bariton Rainer Grämer, der sowohl allein als auch durch eine nahtlose Integration in den Chorklang einen vorzüglichen Eindruck hinterließ, auch alle Schatz durch ihre Zuverlässigkeit im Klavierpart. Die größte Anerkennung gebührt natürlich dem Chor und seinem Leiter Leopold Schindler. Neben der überzeugenden sängerischen Leistung, die in der zweiten Programmhälfte eine deutliche Steigerung erkennen ließ, verdient die bewundernswerte "Standfestigkeit" Respekt, die - ohne Pause! - fast zwei Stunden durchhielt. |
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29.07.1997 - "Coburger Tageblatt" |
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Hans Höfer |
Hoffentlich führt die Begleitveranstaltung zur Landesausstellung "Ein
Herzogtum und viele Kronen" des hiesigen Konzertchores "Sängerkranz" im
Kongreßhaus "Rosengarten" nicht zu bayerisch-österreichischen diplomatischen
Verwicklungen, hatte man doch zwei Werke des Walzerkönigs Johann Strauß aus den Jahren
1868 und 1883 auf die Vortrgasfolge "Coburger Komponisten und ihre Musik"
gesetzt, als der Schani noch österreichischer Staatsbürger war. Ungünstig zwischen Draeseke und Sternberg plaziert hörte man sie außerdem in der unergiebigen Klavierfassung von Alla Schatz in einer äußerst eigenwilligen völlig unstraußischen Auslegung. So schienen die "Geschichten aus dem Wienerwald" in die wilde russische Taiga verlegt, und die Frühlingsstimmen wurden wie bei einem Rekordversuch für Chopins Minutenwalzer überwiegend im Eiltempo heruntergespult und -gehämmert. Dafür vermißten die zahlreich vertretenen "Alt-Sängerkränzler" Chorwerke von Herzog Ernst II. und dem verdienstvollen komponierenden Sängerkranz-Chormeistern Carl Türk, Wilhelm Weißenborn, Ernst Weschenfelder und Hans Hein. Von Leopold Schindler akribisch dirigiert, aber unterschiedlich vorbereitet, standen Werke von Melchior Franck, Felix Draeseke, Hans Sternberg, Gerhard Deutschmann und Franz Möckl auf der Vortragsfolge während Uwe Friedrich, "stolz auf Coburgs Musikgeschichte", ausführlich und zu Recht personenlastig, durch das Programm führte. Agogisch ausgefeilt, klangvoll und terrassendynamisch angelegt, jedoch nicht immer an frühere A-capella-Kultur anknüpfend, stimmten drei Madrigale und eine Motette von Franck den Konzertabend ein. Uneinheitlich und noch nicht ganz zu Ende geprobt stellten sich Draesekes "Bendedictus" und der Frauenchor nach einem Rückert-Gedicht "Das eine Lied" dar. Gleichförmig sowie forsch und beschwingt mit mangelnder Textverständlichkeit, bot der Konzertchor die beiden Volksliedsätze "Flog herbei ein junger Falke" und "Dort im Felde liegt ein See" von Sternberg. Von den Arbeau-Variationen, den zwei Originalkompositionen und den drei Volksliedbearbeitungen aus Deutschmanns Feder erfuhren "Wer die Wahl hat, hat die Qual", "Am Waldessaum" und "Dort drunten im Tale" eine optimale musikalische Ausdeutung. Schluß- und Höhepunkt des Konzertes war die Wiedergabe der vor einem Jahrzehnt entstandenen Kantate mit Liedern aus 16 Ländern "Alle Welt singt" von Möckl. Das von einem sakralen Quodlibet gekrönte Werk führt stimmungs- und wirkungsvoll, mit manchen aparten, romantischen Wendungen komponiert, musikalisch durch Europa, Fernost, die Neue Welt und Iboamerika. Der Solist Rainer Grämer (Bariton) sang seinen Part warm timbrierend, gut artikulierend ausdrucks- und klangvoll, Alla Schatz agierte am Flügel versiert, pointiert sowie dynamisch und gestalterisch voll angepaßt, und der Chor war stets bestrebt, die von Möckl eingefangenen Stimmungsgehalte zwischen Zart- und Ausgelassenheit nuancenreich umzusetzen. Warum verzichtete man auf eine Pause und eine Zugabe? |
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