Wolfgang Neubauer - "Coburger Tageblatt"
Weihnachtskonzert des Konzertchores in der Heiligkreuzkirche
Frühbarocke Motetten standen im Mittelpunkt
Das schon zur Tradition gewordene weihnachtliche Konzert des
Konzertchores Sängerkranz fand, wie in jedem Jahr, die erwartete Resonanz. Die Zuhörer
in der gut besetzten Heiligkreuzkirche erlebten ein weitgespanntes Programm, das keine
größeren Werke enthielt, sondern von kleineren Motetten, vor allem aus dem Frühbarock
geprägt war.
Dazwischen eingestreute romantische und zeitgenössische Kornpositionen sowie drei reine
Instrumentalwerke sorgten für die nötige Abwechslung im Programm, das mit 75 Minuten
Dauer optimal eingerichtet war und durch das zügige und disziplinierte Auf- und Umstellen
der Chorgruppen keine unnötigen Unterbrechungen erfuhr und flüssig ablief.
An der Gestaltung beteiligt waren außer dem Konzertchor der Schulchor des Gymnasium
Albertinum, das Coburger Blechbläserquintett und eine Streichergruppe.
Georg Schneider an der Orgel sorgte zunächst für die rechte Einstimmung. Der l6jährige
Gymnasiast spielte eine Choralbearbeitung zu "Nun komm, der Heiden Heiland" von
Johann Sebastian Bach und hatte mit dem von einem langsamen Thema geprägten Stück keine
Probleme.
Das gleiche Motiv nahm unmittelbar danach der gemischte Chor des Konzertchores in einer
Bearbeitung von Johann Hermann Schein auf. Hier und in der folgenden fünfstimmigen
Motette "übers Gebirg Maria geht" von Johannes Eccard fand der Chor unter der
sicheren Leitung von Leopold Schindler - nach nur leicht verzögerten Einsätzen zu Beginn
- sehr bald zu einem ausgewogenen Wohlklang und fein abgestufter Dynamik und gestaltete
die großbögigen Phrasen auch im Piano sehr spannungsvoll.
Das erst vor wenigen Tagen uraufgeführte Werk "Salve Regina" von Gerhard
Deutschmann für Frauenchor und Orgel sangen dann wenige Schülerinnen des
Albertinum-Chores. Sie boten unter der Leitung des Komponisten durch sauberste Intonation
und klare ungetrübte Spitzentöne eine vorzügliche Leistung. Georg Schneider begleitete
sicher und anpassungfähig, war aber bei den häufigen dynamischen und klanglichen
Abstufungen auf die Mitarbeit des registrierenden Helfers (Leopold Schindler) angewiesen.
Das Coburger Blechbläserquintett steuerte zunächst eine Suite von Melchior Franck bei.
Die Bläser fanden nach wenigen Takten "Anlauf" schnell ein fein abgestimmtes
Zusammenspiel und gestalteten vor allem die Pavane äußerst weich und intonationsrein. In
der später noch dargebotenen "Canzona per sonare" von Giovanni Gabrielil
bestachen sie durch präzis geblasene synkopische Motive, steigerten diese Leistung aber
noch, als sie in der "Sonata in C" von Daniel Speer auch in den tiefen Stimmen
technisch schwierigste Passagen rhythmisch exakt meisterten.
Einen kurzen Abstecher in die Romantik erlebte man mit der Motette "Mein Herz erhebet
Gott den Herrn" von Felix Mendelssohn-Bartholdy für vierstimmigen Chor und
Solostimmen. Gerhard Deutschmann führte den Schulchor rhythmisch exakt. Der Einsatz eines
kleinen Chores an der Stelle der Einzelstimmen führte dabei zu großer klanglicher
Ausgewogenheit.
Zwei Motetten von Heinrich Schütz "O lieber Herre Gott" (sechsstimmig) und
"Es ist erschienen" (fünfstimmig) standen im Mittelpunkt des Programms. Der
Konzenchor unter Leopold Schindler gewann durch die Hinzunahme der Blechbläser, zweier
Holzbläser, Mathilde Gothe, (Flöte), Wolfgang Holz (Oboe), und einer Streichergruppe
große tonale Sicherheit. Dennoch war es nicht leicht, beide Instrumentalgruppen und den
Chor exakt zur Einheitlichkeit zu führen. Mit einem effektiveren piano hätte man den
Streichern und Holzbläsern zumindest streckenweise etwas mehr Geltung verschaffen
können. Mit Hugo Distlers A-Cappella-Satz "Singet frisch und wohlgemut" erklang
anschließend ein technisch anspruchsvolles Chorwerk. Der gut vorbereitete Konzertchor
meisterte diese Klippe durch gute Atemtechnik, sichere Tongebung und große Spannung an
den Tenuto-Stellen.
Nachdem sich beide Chorgruppen mit den Instrumentalisten zur sechsstimmigen Motette
"Freut euch und jubiliert" von Sethus Cavisius vereinigt hatten, erklangen zum
Schluß die zwei bekanntesten deutschen Weihnachtslieder "Stille Nacht" und
"0 du fröhliche" im Satz von Gerhard Deutschmann. Der Männerchorsatz in der
zweiten Strophe gefiel durch den dezenten, ausgewogenen und homogenen Chorklang.
Das durch Blechbläsereinsatz und Oberstimmenchor sehr beeindruckend gesetzte und ebenso
dargebotene "0 du fröhliche" bildete einen stimmungsvollen Abschluß, wenn auch
diese beiden Lieder in dem sehr gut gelungenen und hörenswerten Programm ein wenig
isoliert standen.
Wolfgang Neubauer
Martin Potyra - "Neue
Presse" Coburg
Hohes Leistungsniveau unter Beweis gestellt
Konzertchor Coburg gab traditionelles Weihnachtskonzert
Eine gelungene Kombination von Vokal- und Instrumentalmusik
brachte das traditionelle Weihnachtskonzert des Coburger Konzertchores
"Sängerkranz" am Sonntag nachmittag in der Heiligkreuzkirche. Unter der
Gesamtleitung von Leopold Schindler sang der Konzertchor und spielten das Coburger
Bläserquintett sowie ein Instrumentalensemble, bestehend aus Flöte, Oboe, Violine und
Violoncello. Der junge Organist Georg Schneider, wirkte ebenso mit wie der Chor des
Gymnasiums Albertinum, der von Gerhard Deutschmann geleitet wurde.
Sechs ausgedehnte Vokalwerke, teils a capella, teils mit instrumentaler Unterstützung
hate der besonders in den Frauenstimmen nachwuchsreiche Konzertchor zu bewältigen. Das
begann mit dem geistlichen Konzert "Nun komm der Heiden Heiland" von Johann
Herrmann Schein, bei dem die Blechbläser konzertierend hinzutraten. Intensiv gestaltet
und mit sehr guter Aussprache folgte die fünfstimmige Motette "Übers Gebirg Maria
geht" von Johannes Eccard, a capella vorgetragen. Mit der Instrumentalgruppe und dem
Bläserquintett erklangen zwei Motetten von Heinrich Schütz, "O lieber Herre
Gott" und "Es ist erschienen".
Von besonderer Güte geriet unter dem klaren und nichts dm Zufall überlassenen Dirigat
von Leopold Schindler Hugo Distlers "Singet frisch und wohlgemut", das sich bis
zur Siebenstimmigkeit weitete, zusammen mit dem Chor des Albertin umd wurde die
sechsstimmige Motette "Freut euch und jubiliert" von Sethus Calvisius glanzvoll
wiedergegeben. Der Konzertehor stellte eindrucksvoll homogen sein hohes Leistungsniveau
unter Beweis.
Als ebenso hochwertiger Klangkörper präsentierte sich der Chor des Gymnasiums
Albertinum, der unter Gerhard Deutschmann die ausgedehnte Motette "Mein Herz erhebet
Gott" von Felix Mendelssohn-Bartholdy für vierstimmigen Chor und Solostimmen
dynamisch differerziert und mit großen Spannungsbögen sang. Noch einmal erklang auch das
erst vor wenigen Tagen uraufgefführte "Salve Regina" für Frauenstimmen und
Orgel, das der Komponist wiederum selbst leitete. Die 16 Mädchen bewiesen auch diesmal
wieder lupenreine Intonation und nuancenreiche Tonbildung. An der Orgel begleitete
zurückhaltend und sicher Georg Schneider.
Einen hervorragend geschlossenen Eindruck sowohl im Ansatz als auch bei rhythmischen
Schwierigkeiten hinterließ das Coburger Blechbläserquintett, das drei Werke des
Frühbarock beisteuerte. Eine viersätzige Suite von Melchior Franck, die "Canzona
per sonare"Nr2 von Giovanni Gabrielli und die technisch anspruchsvolle, belebt und
transparent geblasene "Sonata in C" von Daniel Speer.
Am Ende der Programmfolge fanden sich alle Mitwirkenden mit den zahlreichen Zuhörern
zusammen, um mit " du fröhliche" im Satz von Gerhard Deutschmann das
Weihnachtskonzert festlich ausklingen zu lassen. Ein anspruchsvolles und sorgsam
zusammengestelltes Programm wurde auf hohem sängerischen und instrumentalen Niveau
wiedergegeben. - Martin Potyra
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