Samstag, 10. Dezember 1994, 17:00 Uhr
in der Heilig-Kreuz-Kirche Coburg
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César
Franck (1822-1890) |
Pastorale für Orgel
Orgel: Johannes Curio |
Konzertchor |
Carl
Loewe (1796-1869) |
Quem pastores laudavere |
Gottfried
Wolters (*1910) |
Maria durch ein Dornwald ging |
Instrumental- und Gesangs-Solisten |
Giovanni
Antonio Rosetti (zugeschrieben) |
Ad festa, fideles
Geistliche Solokantate für Baß und Continuo
Baß: Hans.-H. Wangeman
Continuo: Leopold Schindler |
Luys
de Narvaez (um 1530) |
Canción del Emperador für
Sologitarre
Gitarre: Stefan Weber |
Johann
Wilhelm Hertel (1727-1789) |
Partita II F-Dur (Largo)
Oboe: Christian Dyllus
Orgel: Leopold Schindler |
Alonzo
Mudarra (um 1540) |
Fantasia für
Sologitarre)
Gitarre: Stefan Weber |
Konzertchor |
Gerhard
Deutschmann (*1933) |
Vom Himmel hoch, o Englein kommt
(Kölner Gesangbuch 1623) |
Anonymus |
Zu Bethlehem geboren |
Unterstufenchor Gymnasium Albertinum |
Willi
Träder (*1923) |
Haben Engel wir vernommen
(aus Frankreich) |
Volkssatz |
Es wird schon gleich dumpa (aus
Tirol) |
Heinz
Lau (*1925) |
Den geboren hat ein Magd
Andernacher Gesangbuch 1608 |
Erna
Woll (*1917) |
Es sungen 3 Engel
Mainzer Cantual 1605 |
Konzertchor |
Willi
Träder (*1923) |
Auf dem Berge da wehet der Wind
(Schlesien)
Laßt uns das Kindlein wiegen (Grafschaft Glatz) |
"Finale" |
Michael
Praetorius (1571 - 1621) |
Quempas
Unterstufenchor, Konzertchor und Gemeinde
an der Orgel: Johannes Curio |
Gerhard
Deutschmann (*1933) |
Stille Nacht, heilige Nacht
(Österreich)
Konzertchor
O du fröhliche (Sizilien)
Konzertchor und Gemeinde Orgel: Johannes Curio |
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Martin Potyra - "Neue Presse" Coburg" - 12.12.1994
Weihnachtliches vom Frühbarock bis zur Gegenwart begeisterte
Besinnliches Weihnachtskonzert des Sängerkranzes Coburg fand
großen Anklang
Auch in diesem Jahr konnte der
Konzertchor Sängerkranz Coburg auf vestestädtische Freunde des Chorgesangs und seine
eigenen Anhänger vertrauen, die in einmütiger Treue das traditionelle Weihnachtskonzert
des Chores besuchten und am Samstag abend die Heiligkreuzkirche so gut wie gänzlich
füllten. Wie in jedem Jahr hatte der musikalische Leiter Leopold Schindler für ein nicht
nur klanglich abwechslungsreiches, sondern auch stilistisch fein abgestimmtes Programm
gesorgt, das trotzdem alle musikalischen Epochen vom Frühbarock bis zur Gegenwart
umschloß.
Mitten in die Romantik führte Johannes Curio an der Orgel zu Beginn die Zuhörer mit dem
dreisätzigen Pastorale von César Franck, dessen umschließendes Andantino er in den
weichen Bläserstimmen erklingen ließ, während das mittlere quasi allegretto mit seiner
nervösen Akordik den schärferen Zungen vorbehalten blieb. Sensible Gestaltung
kennzeichneten sein Spiel und bei den gemeinschaftlichen Schlußgesängen zeigte er sich
als versiert führender Begleiter.
Eine völlig andere Klangfarbe brachte Stefan Weber mit seiner Gitarre ins Spiel; er bot
zupftechnisch makellos und einfühlsam in die empfindliche musikalische Substanz den
"Canción del Emperador" von Luys de Narvaez und die wesentlich bekanntere
"Fantasia" von Alonzo Mudarra. Mit fülligem Organ, bester Intonation und
ausdrucksstark sang der Bassist Hans-Herold Wangemann die geistliche Solokantate "Ad
festa, fideles", die dem Frühklassiker Giovanni Antonio Rosetti zugeschrieben wird.
Christian Dyllus (Oboe) profilierte sich mit biegsamen Ton und natürlicher Phrasierung
beim Largo aus der Partita II F-Dur des ebenfalls frühklassischen Johann Wilhelm Hertel,
Sowohl der Oboe als auch dem Vokalsolisten war Leopold Schindler ein anpassungsfähiger
und sicherer Begleiter am Orgelcontinuo.
Mit rund 80 Kindern steht der Unterstufenchor des Gymnasiums Albertinum personell zur Zeit
bestens da. Doch nicht nur quantitativ befindet sich junge Vokalensemble in einem Hoch,
sondern auch die chorische Qualität läßt kaum Wünsche offen. Die Beweglichkeit der
Stimmen erkannte man deutlich beim französischen "Haben Engel wir vernommen" im
Satz von Willi Träder und der Volkssatz "Es wird schon gleich dumpa" aus Tirol
bestätigte beste Stimmpflege. Souverän bewältigten die Kinder die nicht leichten
Stimmführungen des "Den geboren hat ein Magd" aus dem Andernacher Gesangbuch
1608 (Satz: Heinz Lau) und die stilsichere Vertonung des "Es sungen drei Engel"
aus dem Mainzer Cantual 1605 von Erna Woll wirkte sowohl sprachlich wie auch intonatorisch
überzeugend.
Sieben Chorsätze steuerte der Konzertchor (ebenfalls unter Leopold Schindlers zwingender
Leitung) zum Weihnachtskonzert bei. Das begann mit dem strahlenden "Quem pastores
laudavere" aus der Feder von Carl Löwe, gefolgt vom warmherzig wiedergegebenen
"Maria durch ein Dornwald ging" in der Vertonung von Gittfried Wolters. Mit
Gerhard Deutschmanns Satz des "Vom Himmel hoch, o Englein kommt" und dem
anonymen, von manieristisch gedehnten Nachsilben geprägten "Zu Bethlehem
geboren" Kölner Gesangbuch von 1623 legte der Chor ein weiteres Mal ein Zeugnis
seiner gestalterischen Fähigkeiten ab. Dabei stehen rhythmische Präzision, exakte
Intonation, deutlichste Aussprache und textnahe Ausdeutung stets im Vordergrund.
Verfeinert durch ein schwebendes Sopran-Solo interpretierte der Konzertchor die
schlesische Weise "Auf dem Berge da wehet der Wind" und "Laßt uns das
Kindlein wiegen" (Sätze: Willi Träder). Alle Mitwirkenden, einschließlich des
Baß-Solisten faßte Gerhard Deutschmanns Bearbeitung von "Stille Nacht"
zusammen und der "Quempas" von Michael Praetorius sowie "O du
fröhliche" des Coburger Komponisten bezog auch die Gemeinde mit ein. Die beiden
Lesungen von Pfarrer Winfried Züger paßten sich nahtlos in das musikalische Geschehen
ein. Nach kurzer, besinnlicher Stille gab es anhaltenden Beifall für alle Mitwirkenden.
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