Hermann Reinsch - "Coburger Tageblatt" -
17.2.1996
Von Hirten und Engeln
"Sängerkranz"-Weihnachtskonzert in der Coburger
Heiligkreuzkirche
Auch in diesem Jahr war die Heiligkreuzkirche bis zum letzten Platz gefüllt, denn der
Coburger Konzertchor "Sängerkranz" hatte wieder zum traditionellen
Weihnachtskonzert eingeladen. Bettina Hinner war an der Orgel mit "Que S'en vout Ces
gais bergers" und "Quand Jesus naquit a Noel" von Claude Balbastre
vertreten und akzentuierte klangfrabenreich die dem Komponisten eigene Charakteristik.
Hugo Distlers "Nürnberger Gloria 15125" war schon gleich zu beginn insofern
bereits eine Nagelprobe für den Konzertchor "Sängerkranz" als es ihm mit
seiner Interpretation zusammen mit der Sopransolistin Carolin Schmidt unter der bewährten
leitung von Leopold Schindler vortrefflich gelang, den in ihrer reinen seraphischen
Schönheit liegenden Reiz der Distlerschen Musik klar und eindeutig zu dokumentieren.
Friedrich Silchers Sätze "Wie soll ich Dich empfangen", "Fröhlich soll
mein Herze springen", "Dir, kleines Bethlehem", "Dies ist die
Nacht", "Herbei, o ihr Gläubigen" waren mit ihrem empfindsamen,
idyllischen, vom schwäbischen Gefühlsernst des Komponisten geprägt, eine dankbare
Aufgabe für den glänzend disponierten und sehr homogen wirkenden Konzertchor und seinen
bewährten Leiter.
Aus England erklangen "Eia, du kleines zartes Kind", von David Wilcocks "It
came upon the midnight clear" sowie "The infant King" und aus Frankreich
"Zwischen dem Esel und dem Rind, Bauernvolk und Hirtenschar, Gebt die Fackel, Engel
singen frohe Lieder" als nahtlose Fortsezung guter Chorliteratur.
Joseph Hass, ein vielseitig schöpferischer Musiker der Spätromantik, und Peter
Cornelius, der mit zu den bedeutenden Komponisten der Romantik gehört, wurden mit
"Marienkind..." und "Die Könige" und "Die Hirten" von dem
Bariton Hans-H. Wangemann - an der Orgel begleitet von Leopold Schindler - gefühl- und
stilvoll sowie stimmlich sehr ausgewogen interpretiert.
Dem schlossen sich an "Den geboren hat ein Magd" Andernacher Gesangbuch 1608
nach einem Satz von Heinz Lau, "Heilige Maria" nach einem Satz des Coburger
Gerhard Deutschmann sowie "Vom Himmel hoch, o Englein kommt" aus dem Kölner
Gesangbuch von 1623 nach einem Satz von G.Grimpe, die in tadelloser Interpretation durch
den umfangreichen, aber trotzdem sehr homogenen Unterstufenchor des Gymnasiums Albertinum
zu hören waren.
Mit dem in diesem Weihnachtskonzert schon zur Tradition gewordenen "Quempas" von
Michael Prätorius, den Konzertchor und Gemeinde (Orgel Bettina Hinner) sangen, wurde auf
das Finale eingestimmt. Den Ausklang bildeten "Senora, Dona Maria" und (Stille
Nacht, heilige Nacht" (In Sätzen von Gerhard Deutschmann) vom Gesamtchor dargeboten
mit einem sehr schönen Knaben-Sopransolo Andreas Zeidlers und einer Solo-Einlage von
Hans-H. Wangemann, bevor Chor, Solisten und Gemeinde "O du fröhliche"
anstimmten. Damit fand das rundum gelungene Weihnachtskonzert unter der stilsicheren
Leitung von Leopold Schindler seinen stimmungsvollen Ausklang.
Christine Potyra - "Coburger Tageblatt" -
12.12.1996
Vielseitiges Programm mit Liedern aus aller Welt
Konzertchor Sängerkranz musizierte exakt und einfühlsam
Alle Jahre wieder lockt das Weihnachtskonzert des Konzertchores Sängerkranz Coburg
zahllose Zuhörer in die Heiligkreuzkirche, die auch am Sonntag nachmittag wieder aus den
Nähten zu platzen drohte. Unter der Leitung von Leopold Schindler sang neben dem
Konterchor der Unterstufenchor des Gymnasiums Albertinum und als Vokalsolisten waren
HAns-H-. Wangemann (Baß) sowie der Knabensopran Andreas Zeidler zu hören. Bettina Hinner
und der musikalische Leiter teilten sich die organistischen Aufgaben.
Ein kleines aber wirkungsvolles Variationswerk sowie das weihnachtlich-pastorale
"Quant Jesus naquit á Noel" von Claude Balbastre interpretierte Bettina Hinner
apart registriert und betont schlicht im Duktus. Am Ende des Konzertes begleitete sie
anpassungsfähig und souverän die beiden Chöre und die Gemeinde.
Hugo Distlers "Nürnberger Gloria" stand am Anfang der Vortragsfolge. Über dem
statisch geführten Chor schwebte die melismenreiche psalmodierende Stimme von
Sopranstimme von Carolin Schmidt relativ klar und intonatorisch exakt. Fünf Sätze des
wohl populärsten Chorkomponisten des 19. Jahrhundert Friedrich Silcher folgten als erster
Block für den deutschen Sprachraum. "Wie soll ich Dich empfangen", "Dir,
kleines Bethlehem" oder "Herbei, o ihr Gläubigen" sind durchgängig
homogen gesetzt und wurden vom gemischten Chor dynamisch plastisch gestaltet, wobei eine
vorbildliche Aussprache HAnd in HAnd ging mit klanglicher Homogenität (trotz des deutlich
sichtbaren Tenormangels) und textnaher Gestaltung.
Die Weihnachtslieder aus England folgten ebenfalls a capella gesungen "Eia, du
kleines zartes Kind", "It came upon the midnight clear" und besonderen Reiz
zeigte das Wiegenlied "The infant King". Auch die französische Weihnacht war
vertreten mit vier Liedsätzen, darunter so bekannte Weisen wie "Zwischen dem Esel
und dem Rind" und mit polyphonen Anklängen "Engel singen frohe Lieder".
Der personell gut besetzte Unterstufenchor des Albertinums hatte eine lange Wartezeit
abzusitzen, ehe er mit drei anspruchsvollen Sätzen zum Einsatz kam. So wirkten die jungen
Stimmen bei "Den geboren hat ein Magd " (Satz Heinz Lau) noch ein wenig kalt und
zaghaft, desgleichen beim "Heilige Maria" im Satz von Gerhard Deutschmann.
Rhythmisch präzise bei der synkopierten Unterstimme und klanglich deutlich intensiver
gelang die Wiedergabe von Gerhard Grimpes "Vom Himmel hoch, o Englein kommt".
Von Leopold Schindler an der Orgel begleitet sang Hans.-H. Wangemann drei romantische
Weihnachtslieder, zunächst das "Marienkind" von Joseph Haas, dann die beiden
Gesänger "Die Hirten" und "Die Könige" von Peter Cornelius.
Geschickt hielt er zugunsten einer subtilen Gestaltung seine voluminöse Stimme im Zaum
und vermittelte so die Intimität dieser Lieder ihrer Kammermusikalität angemessen. Frei
und unverkrampft sang der Knabensopran überraschend raumfüllend seine Soli im
chilenischen "Senora, Dona Maria" (Satz: Gerhard Deutschmann).
Traditionell unverzichtbare Bestandteile sind alljährlich das Quempas-Singen aus den vier
Ecken des Kirchenraumes, das vielstimmige "Stille Nacht" und das Zusammenwirken
von Chören, Orgel und Gemeinde beim jubilierenden "O du fröhliche", dem
rauschender Beifall für alle Mitwirkenden folgte.
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