Joseph Haydn
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"Die
Jahreszeiten"

18. Oktober - St. Moriz Kirche
Susanne Geb
Christoph Rosenbaum
Hans-H. Wangemann
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Loh-Orchester
Sondershausen
1998

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Das Werk

Joseph Haydns zweites und letztes großes Oratorium "Die Jahreszeiten" entstand unmittelbar nach der "Schöpfung" in den Jahren 1799/1800 und wurde am 24. April 1801 in Wien uraufgeführt. Als Libretto liegt dem Werk ein englischer Text zugrunde: "The Seasons" von James Thomson, ein moralisierendes Lehrgedicht der Aufklärungszeit, das Haydns Freund und Berater, Gottfried van Swieten, ins Deutsche übertragen und den musikalischen Erfordernissen angepaßt hat.
In den beiden großen Oratorien zeigt sich Haydns vollendete kompositorische Meisterschaft. Die Synthese aus dem eigenen Instrumentalstil der späten Symphonien - verbunden mit dem barocken Pathos Händel'scher Oratorien - und volkstümlich-liedhafter Melodik bedeutete nicht nur einen neuen Oratorientyp, sondern auch einen Höhepunkt der "Wiener Klassik".
Die vier Jahreszeiten werden aus der Sicht des bäuerlichen Lebens geschildert. Die vier großen Teile des Werkes bestehen vor allem aus der Beschreibung der jeweiligen Jahreszeit unter Einschluß mehrerer Szenen aus dem Landleben. Der Text wird von drei Personen - dem Pächter Simon, seiner Tochter Hanne und dem jungen Bauern Lukas - im Wechsel mit dem Chor der Bäuerinnen, Bauern und Jäger vorgetragen. Eiune durchgehende Handlung gibt es nicht; das Werk besteht aus vier in sich geschlossenen Kantaten. Die lebhafte Schilderung des alljährlichen Erblühens, Wachsens, Reifens und Vergehens in der Natur gipfelt in der tröstlichen Hoffnung des Schlußchores auf die ewige Herrlichkeit, die durch Gottes Allmacht sichtbar wird.
Der Frühling, der erste Teil des Oratoroiums, ist die Zeit der Saat und der Hoffnung. Im Vorspiel zeigt der sich zurückziehende Winter noch einmal seine stürmische Macht. Dock mit "Komm, holder Lenz" hat sich der Frühling endgültig durchgesetzt. Es folgen ländliche Szenen und Gebete und eine kontrapunktisch reiche Fuge "Uns sprießet Überfluß". Der Frühling endet mit einer machtvollen Fuge zum Lob Gottes.
In der Einleitung zum Sommer bricht das Morgenlicht an; der Hahnenschrei begrüßt den neuen Tag. Anschließend steht die Sonne im Mittelpunkt; doch wird ihre Glut so groß, daß Mensch und Tier darunter leiden und Zuflucht im schattigen Hain suchen. Die Schwüle entlädt sich schließlich im Gewittersturm. Nachdem sich das Ungewitter verzogen hat, klingt der Sommer friedlich-heiter aus.
Der Herbst erzählt von Ernte, Jagd und Weinlese. Die Freude über die reiche Ernte führt zum Lobgesang auf den Fleiß. Ein Liebesduett zwischen Hanne und Lukas schließt sich an; dann folgen lautmalerische Jagdszenen. Der Schlußchor des Herbstes stimmt das Loblied auf den Wein an; alles endet in einem ländlichen Tanzvergnügen, verbunden mit einem derben und lautstarken Trinkgelage.
Der Eintritt des Winters kündigt sich an: durch Nebel, Eis, Schnee und Dunkelheit. Er bringt die Erinnerung an die Vergänglichkeit des Lebens. In der Kälte irrt ein einsamer Wanderer umher und findet dann das Licht und die Behaglichkeit einer Spinnstube. Dort sitzen die Mädchen und Frauen am Spinnrad und singen lustige Lieder. Doch in der Arie "Erblicke hier, betörter Mensch" fällt der Blick wieder auf die Vergänglichkeit des Lebens und auf das Jenseits zurück. Die Schlußfuge "Uns leite deine Hand, o Gott" ist der hymnisch krönende und zugleich zuversichtliche Abschluß der Jahreszeiten.
(aus dem Programmheft zum Konzert)

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Der Komponist

haydn.jpg (16775 Byte)Joseph Haydn zählt zu den bekanntesten und wichtigsten Komponisten weltweit. Seine Werke erklingen in den größten Konzertsälen. Orchester und Musiker von Weltruf widmen sich seinem Schaffen. Joseph Haydn wurde zu Lebzeiten als Musiker, aber auch als Mensch sehr geschätzt.
W.A.Mozart über J.Haydn: "Der Komponist der unterhält und erschüttert, der das Gelächter und tiefes Gefühl hervorruft wie kein Anderer."
Seine musikalische Karriere startete er als Chorknabe zu St. Stephan in Wien. Er wirkte als Komponist und Kapellmeister an den Aristokratenhäusern der Morzins und der Esterházys, feierte triumphale Auftritte in London und gipfelte seinen Erfolg in der grandiosen Uraufführung seines größten Werkes, "Die Schöpfung", in Wien. Er gilt als Vater des Streichquartetts und Wegbereiter weiterer Werkgattungen, wie der Symphonie. Er war ein Humanist, der es gekonnt vermochte, Humor und Witz mit einer gewissen Ernsthaftigkeit in seiner Musik zu verbinden. Joseph Haydn selbst war ein bescheidener Mensch, der einst meinte , er sei der typische Fall, "wo aus dem Nichts doch Etwas geworden ist".
Besonders in Eisenstadt, wo er über 40 Jahre lang gewirkt hat, wird ihm mit den alljährlichen Haydn Festspielen im Schloss Esterházy und anderen Spielstätten gebührend Tribut gezollt.
Joseph Haydn - das Leben eines großen Meisters
Joseph Haydns Leben kann in vier große Abschnitte eingeteilt werden. Diese sind seine Kindes- und Jugendjahre, wo sein musikalisches Talent bereits erkennbar wird. Als nächster wichtiger Abschnitt muss seine Anstellung als Kapellmeister am Hofe der fürstlichen Familie Esterházy in Eisenstadt genannt werden. Mit seinen Reisen nach London beginnt eine neue und interessante Phase. An seinem Lebensabend komponiert Haydn die "Schöpfung" und die "Jahreszeiten", womit er sich selbst ein großartiges Denkmal setzt.

SEINE JUNGEN JAHRE Franz Joseph Haydn wurde am 31. März 1732 im niederösterreichischen Ort Rohrau in bescheidenen Verhältnissen als zweites von zwölf Kindern geboren. Sein Vater, Mathias Haydn, war Wagnermeister und im betagten Alter Dorfrichter. Haydns Mutter Anna Maria verdiente sich ein Zubrot als Schlossköchin bei Graf Harrach, der ein Gut in Rohrau besaß. Die Familie war zwar arm und musste in einfachen Verhältnissen leben, aber Hunger leiden musste die Familie nie. Der Vater, der selbst keine musikalische Ausbildung genossen hatte und auch nicht Noten lesen konnte, spielte Harfe und sang dazu. Auch Joseph sang im frühesten Kindesalter zu den Weisen seines Vaters.
Der Ort Rohrau, in dem Joseph bis zu seinem sechsten Lebensjahr lebte, liegt im heutigen Niederösterreich, in der Nähe der tschechischen und ungarischen Grenze. Haydn lernte früh die Musik anderer ethnischer Herkunft kennen. Er verinnerlichte diese musikalischen Elemente dermaßen, dass noch in seinen Spätwerken zum Beispiel Klänge von Zigeunerfideln zu erkennen sind. Früh erkannte man auch sein musikalisches Talent, zunächst in seiner herrlichen Sopranstimme. In seinem sechsten Lebensjahr wurde er im Frühjahr 1738 nach Hainburg in Niederösterreich zur Schule geschickt. Die Eltern Haydns hätten in ihm gern einen Geistlichen heranwachsen gesehen. So kam er früh aus der Geborgenheit seines Elternhauses unter die Fittiche eines strengen Schulrektors aus der Verwandtschaft. In Hainburg lernte Joseph Haydn lesen und schreiben und die Grundkenntnisse der Musik, der Priester in ihm konnte jedoch nicht geweckt werden. Später erzählte er von dieser Zeit, dass er zwar wohl einiges gelernt hätte, aber leider oft mehr Prügel als Essen vorgesetzt bekam: "Ich verdanke es diesem Manne noch im Grabe, dass er mich zu so vielerley angehalten hat, wenn ich gleich dabey mehr Prügel als zu essen bekam.".
Im Frühjahr 1740 kam Haydn durch seine Entdeckung durch Georg Reutter, dem Kapellmeister im Dom zu St.Stephan in Wien, als Chorknabe nach Wien in den Stephansdom. Die Ausbildung wie auch die soziale Fürsorge der Chorknaben war sehr schlecht. Später wird er über diese Jahre berichten, dass er sich musikalische Kenntnisse ausschließlich selbst aneignen musste, da die Ausbildung nicht fundiert war: "... doch ist vielleicht eben in dieser Vernachlässigung der Grund zu suchen, dass das musikalische Genie die gesamten Kräfte für sich allein benutzte und dadurch zu dieser riesenhaften Größe gedeihen konnte ...".
Da er über einen wunderschönen Sopran verfügte, war er in seinen jungen Jahre in Wien als Solosänger bei Adeligen und sogar am Kaiserhof sehr beliebt. Als er jedoch abrupt in den Stimmbruch kam, fiel er angeblich sogar der Kaiserin Maria Theresia mit seinem Krächzen unangenehm auf. Sein jüngerer Bruder Michael übernahm fortan die Soli für ihn. Auf Grund disziplinärer Schwierigkeiten wurde er aus dem Domchor zu St.Stephan entlassen.
Haydn stand nun mehr oder weniger vor dem Nichts. Es folgten Jahre der Armut. Seine Eltern wollten ihn nach wie vor zum Priester machen, er zog es aber vor sich als kleiner Musiker durchzuschlagen. Diese Jahre waren hart für ihn, dennoch verlor er nie den Mut und meinte später: "Durch diese Elende Brode gehen viele Genies zu Grund, da ihnen die Zeit zum Studieren mangelt. Die Erfahrung traf mich leider selbst, ich würde das Wenige nie erworben haben, wenn ich meinen Compositionseifer nicht in der Nacht fortgesetzt hätte."
Zuerst lebte er in einer kleinen unbeheizbaren Dachkammer, später zog er in das Michaelerhaus in der Nähe der Wiener Hofburg, neben der Michaelerkirche, ein. Dieses Haus war von jeher eine Zwischenstation für berühmte Künstler gewesen. Haydn hatte hier wiederum in einer Dachkammer zu hausen. Später meinte er über jene Zeit, in der er trotz aller Entbehrungen glücklich gewesen war: "Ich konnte auf meinem von Würmer zerfressenen Clavier arbeiten und beneidete keinen König um sein Glück."
In dieser Zeit knüpfte er seine ersten wichtigen Kontakte. So lernte er im Michaelerhaus den Hofpoeten Metastasio kennen, der ihm zunächst eine Anstellung bei einer spanischen Familie als Klavierlehrer für deren Tochter verschaffte. In jener Zeit studierte Joseph Haydn mit Leidenschaft die Klaviersonaten von C.Ph.E. Bach. Durch Metastasio machte er die Bekanntschaft mit dem Komponisten und Gesangslehrer Nicola Porpora, der ihm die italienische Sprache und das Komponieren beibrachte. Durch Porpora kam er in Kontakt zu Adeligen, da er seinen Meister bei Konzerten in deren Palästen als Klavierspieler begleitete.
Haydn schrieb seine ersten Streichquartette für den Grafen Fürnberg auf Schloß Weinzierl, in der Nähe von Wien, da statt der üblichen drei Streicher nun vier Musiker mitwirken sollten. Sodann wurde er von dem Wiener Grafen Morzin in Lukavec als Kapellmeister engagiert. Diese Anstellung bedeutete für ihn ein regelmäßiges Einkommen und soziale und gesellschaftliche Verankerung.
Haydn heiratete Maria Anna Keller. Es wurde eine unglückliche Ehe, da es Haydns Angetrauter völlig an Musikverständnis mangelte. Aus der Ehe entstammten auch keine Kinder, womit Haydn selbst rechtfertigte, warum er auch anderen "Frauenzimmern" durchaus nicht abgeneigt war.

HAYDN ALS KAPELLMEISTER BEI DER FAMILIE ESTERHÁZY Mit Joseph Haydns Anstellung beim Grafen Morzin begannen für ihn die glücklichen, gesegneten Tage seines künstlerischen Schaffens. Zu jener Zeit entstanden erste Symphonien und weitere Quartette. Nachdem der Graf Morzin sein gesamtes Vermögen ausgegeben hatte, verlor Joseph Haydn seine Anstellung. 1761 wurde Haydn, dem bereits ein guter Ruf vorauseilte, an den Hof von Fürst Paul Anton Esterházy in Eisenstadt geholt. Er wurde als Kapellmeister Mitglied einer fürstlichen Hofgesellschaft und somit auch Teil einer Gemeinschaft mit festen Traditionen. Die Familie Esterházy gehörte zu den wohlhabendsten und einflussreichsten ungarischen Adelsgeschlechtern. Diese Anstellung war Haydns bis dahin beste, obwohl er angeblich für das Gehalt von einem Kapellmeister für vier arbeitete. Als Paul Anton Esterházy verstarb, trat sein Bruder Nikolaus Esterházy die Nachfolge an. Nikolaus wurde nicht ohne Grund "der Prachtliebende" genannt. Er erbaute neben seinen bereits bestehenden Anwesen das herrliche Schloss Eszterháza im Süden des Neusiedlersees. Er liebte die Musik. Der Fürst war selbst auch Musiker, er spielte das Baryton. Haydn komponierte allein unter Nikolaus Esterházy über 150 Werke für Baryton.
Der hohe musikalische Anspruch des Fürsten trieb Haydn zu zahlreichen Symphonien, Opern, Messen, Streichquartetten, Sonaten und Kammermusik. Oft konnte Haydn voller Arbeit kaum Luft holen, dennoch bekannte er später: "Mein Fürst war mit allen meinen Arbeiten zufrieden, ich erhielt Beifall, ich konnte als Chef eines Orchesters Versuche machen, beobachten, was den Eindruck hervorbringt und was ihn schwächt, also verbessern, zusetzen, wegschneiden, wagen. Ich war von der Welt abgesondert, niemand in meiner Nähe konnte mich an mir selber irre machen und quälen, und so musste ich original werden."
Um 1766/67 beschloss Nikolaus das Schloss Eszterháza im heutigen ungarischen Fertöd, südlich des Neusiedlersees, zu seiner Sommerresidenz und Metropole der "Sommeroper" zu machen. Haydns Ruhm als Opernkomponist stieg mit jedem weiteren Werk. So dirigierte er etwa in einem Jahr 125 Aufführungen von 17 Opern am Hofe der Esterházys.
Haydn lebte am Esterházy`schen Hof eher isoliert. Er litt unter jener Einsamkeit, die verhängnisvollerweise ideal und notwendig für sein Schaffen war. Während dieser ganzen Zeit kam Haydn nur in beschränktem Maße mit den entfernteren Strömungen des europäischen Musiklebens in Berührung. Nur selten konnte er die nahe gelegenen Städte Wien oder Pressburg besuchen.
Bis etwa 1775 hatte Haydns Hauptaufgabe darin bestanden für den fürstlichen Hof Instrumentalmusik und Kirchenmusik zu komponieren und zu leiten. Seit 1776 jedoch beschäftigte er sich zunehmend mit der Gattung der Oper. So übte er in der zweiten Hälfte seiner 30jährigen Dienstzeit bei den Esterházys den Beruf eines Opernkapellmeisters aus. Im Jahre 1790 starb Fürst Nikolaus Esterházy und Haydns Dienst am Hofe der Esterházy endete. Fürst Anton Esterházy war nicht sonderlich musikbegeistert und entließ daher das Orchester. Er behielt nur eine Blaskapelle. Haydn blieb zwar zunächst nominell auf seinem Posten, hätte sich auch durchaus zur Ruhe setzen können. Zu dem Zeitpunkt war Joseph Haydn 58 Jahre alt. Er hatte vor, ein paar ruhige Jahre in Wien zu verleben. Es kam aber anders. Das Interesse für Haydns Werke stieg von Jahr zu Jahr. Er fertigte auf Wunsch eine Instrumentalmusikkomposition auf die "Sieben Worte Jesu am Kreuze" ,welche ihm in Spanien einen großen Erfolg bescherte. In Paris erlangte er bedeutenden Ruhm durch die Komposition von sechs Symphonien, um die ihn die Freimaurerloge bat.

HAYDN IN LONDON: Der Impresario Johann Peter Salomon, ein Konzertmanager der damaligen Zeit, engagierte Haydn nach London. Obwohl unter anderem auch Mozart Haydn anflehte nicht nach London zu gehen, entschloss er sich 1791 für ein Abenteuer in England. Aus dieser Begebenheit stammt auch Haydns berühmtes Zitat: "Meine Sprache verstehet man durch die ganze Welt." Mozarts Befürchtung, Haydn nicht mehr zu sehen, bewahrheitete sich. W.A. Mozart starb während Haydns Aufenthalt in England.
Haydn wurde binnen kürzester Zeit zum Mittelpunkt des musikalischen Lebens in London. Er selbst war fasziniert von dieser Millionenmetropole, in der er begeistert gefeiert wurde, da die Engländer seine Musik liebten und sehr schätzten. In England kam er zu vielen neuen Anregungen. Er schuf in jener Zeit eine Reihe hervorragender neuer Werke, zu denen vor allem die 12 Londoner Sinfonien gehören.
Die "Londoner Zeitung", 1792: "Nie hatten wir einen reicheren musikalischen Genuss. Freilich ist nicht zu verwundern, dass Haydn den für die Musik empfänglichen Herzen ein Gegenstand der Verehrung, ja Anbetung sein muss; denn gleich unserem Shakespeare bewegt und regiert er die Leidenschaften nach seinem Willen."
Insgesamt unternahm Haydn zwei Reisen nach London. Bei seiner ersten Reise 1791 kam er gerade rechtzeitig zum Händelfestspiel in der Westminster Abbey zum Gedenken an den Komponisten Georg Friedrich Händel. Haydn war begeistert von den Ausmaßen der englischen Orchester, die viel größer waren als jene in seiner Heimat. Seine zweite Reise nach London 1794 stellte den Höhepunkt seines symphonischen Schaffens dar. Neben der musikalischen Arbeit widmete er sich dem gesellschaftlichen Leben und schloss Freundschaften, unter denen sich auch viele weibliche Bekanntschaften befanden. Er lebte ein freies, ungezwungenes Leben in London als freier Künstler: "... wie Süß schmeckt doch eine gewisse freyheit, ich hatte einen guten Fürsten, musste aber zu Zeiten von niedrigen Seelen abhangen, ich seufzte oft um Erlösung, nun ahnte ich sie einigermaßen ..."
Im Jahr 1791 verlieh ihm die Universität Oxford die Ehrendoktorwürde.
Er wurde jedoch durch diese Freiheit auch melancholisch und bekam Heimweh. Da wurde er zur rechten Zeit vom Sohn des Fürsten Anton Esterházy, Nikolaus, nach Wien zurückgerufen.

DIE SPÄTEN JAHRE Haydn nahm also Fürst Nikolaus Esterházys Aufforderung nach Österreich zurückzukommen an, da er nominell immer Kapellmeister bei den Esterházys geblieben war. Er ließ sich jedoch in Wien nieder. Die Esterházys hatten das Schloss Eszterháza in Fertöd aufgegeben. Sie residierten nur noch in Wien und Eisenstadt. Im September 1796 wurde die erste seiner späteren Messen in Eisenstadt aufgeführt. Etwa zur gleichen Zeit begann Haydn mit dem Komponieren seines wichtigsten Werkes, dem Oratorium "Die Schöpfung". Die Anregung hierfür holte er sich in London. Bei seiner Begegnung mit Händels Musik fühlte sich Haydn inspiriert. "Die Schöpfung", gleichsam ein persönliches religiöses Bekenntnis Haydns, wurde im April 1798 zunächst privat aufgeführt. Ein Jahr später folgte die öffentlich Aufführung. Haydns 76. Geburtstag feierte man mit der Festaufführung der "Schöpfung" in der Alten Universität in Wien. Eine große Menschenmenge erwartete ihn, als er im Lehnstuhl in den Festsaal getragen wurde. Während dieser Aufführung bei der Stelle "Es ward Licht" brauste ein tosender Applaus auf. Haydn hob die Hände und flüsterte: "Nicht von mir, sondern von dort oben kommt alles." Ludwig van Beethoven, der nach 1792 Haydns Schüler geworden war, erwies dem Meister seine Hochachtung, indem er, ebenfalls unter den Zuschauern, die Menschenmenge durchbrach, sich vor ihm auf die Knie warf und ihm die Hände und die Stirn küsste. Joseph Haydn selbst war von der Aufführung so mitgenommen, dass er nach der Pause heimgebracht werden musste. Nach der öffentlichen Wiener Uraufführung 1799 fand das Werk rasch in ganz Europa Verbreitung. Nun verlangte der Erfolg der "Schöpfung" nach einer Fortsetzung. So begann Haydn mit der Komposition "Die Jahreszeiten". Diese Arbeit sollte sich für ihn persönlich aber als weniger herausragend herausstellen. Später sagte er über diese beiden Werke, dass aus der "Schöpfung" die Engel sprechen und aus den "Jahreszeiten" die Bauern.
In seinen letzten Lebensjahren wurde Haydn zum Ehrenbürger der Stadt Wien. Er erhielt große Auszeichnungen und wurde von aller Welt mit Ehren überhäuft: Medaillen und Titel aus Amsterdam, Stockholm, St. Petersburg und Paris. Er bekam zahlreiche Besuche aus dem In- und Ausland, obwohl er zunehmend vom Alter geschwächt war. Haydns Visitenkarte trug die Signatur: " Hin ist alle meine Kraft, alt und schwach bin ich."
Ab 1802 war er von allen seinen amtlichen Pflichten befreit. Verschiedenste Verleger bemühten sich Gesamtausgaben von seinem Werk zu schaffen, und auch Biographen interessierten sich für Joseph Haydns Leben. In Haydns letzten Tagen erlebte die Stadt Wien eine bedrückende Zeit. Napoleon hatte die Stadt belagert und besetzt. Nach der Kapitulation der Stadt wurde Haydn immer schwächer, und er erholte sich auch nicht mehr.
Am 31. Mai 1809 starb Joseph Haydn 77jährig friedlich in seiner Wohnung in Wien. Er wurde am 1. Juni auf dem Hundsthurmer Friedhof beerdigt. Am darauffolgenden Tag wurde ein Requiem für ihn in der Gumpendorfer Kirche zelebriert. Zwei Wochen später hielt man in der Wiener Schottenkirche einen großen Gedenkgottesdienst ab, bei dem Mozarts "Requiem" erklang.
Aus: Rosenbaums Tagebücher, 1968: " Wiens ganze schöne Welt erschien, die meisten in Trauer. - Das Ganze war sehr feyerlich und Haydns würdig."
Da Haydn einen Großteil seines Lebens den Esterházys gedient hatte, beschloss Fürst Nikolaus Esterházy die sterblichen Überreste Joseph Haydns in der Eisenstädter Bergkirche beizusetzen.

Joseph Haydn und seine Musik

JOSEPH HAYDNS KÜNSTLERISCHES LEBENSWERK

Joseph Haydn hat der Nachwelt ein grandioses Opus hinterlassen. In seinem Schaffen produzierte er im Laufe seines Lebens über 1000 Werke.
Haydn begann um 1747/48, im Alter von 15 oder 16 Jahren zu komponieren. Das spricht durchaus für sein Talent, denn wie aus Berichten von Haydn selbst hervorgeht, musste er sich den Großteil seiner musikalischen Ausbildung selbst aneignen. Den Feinschliff für das Komponieren erhielt er von dem italienischen Meister Porpora.
Haydns Schaffen beinhaltet fasst alle Gattungen der Vokal- und Instrumentalmusik.
Sein Lebenswerk beginnt mit einer heute nicht mehr erhaltenen, mehrstimmigen "Salve Regina". Haydn schuf 14 Messen, darunter die "Missa Brevis", die "Nelsonmesse" (1798), die "Theresienmesse" (1799) und die "Harmoniemesse" (1802). Weitere geistliche Werke wie zum Beispiel eine "Salve Regina in E-Dur" und ein "Ave Regina in A-Dur" sind in den Jahren 1756 und 1763 entstanden.
Joseph Haydn verfaßte auch eine Vielzahl von Singspielen und Opern, darunter "Der krumme Teufel", "Lo speziale" - Der Apotheker (1768), "Le Pescatrici" - Die Fischerinnen (1769) und "Il Mondo Della Luna" – Die Welt auf dem Monde u.v.a.
Um etwa 1758 bis 1761 schrieb Haydn seine ersten Symphonien. Im Laufe seines Lebens hat er 108 Symphonien geschrieben. Einige seiner Symphonien erhielten Beinamen und sind mit Anekdoten verbunden.
Die "Abschiedssymphonie Nr. 45": Nachdem Fürst Esterházy die Heimreise seines Hofstaates aus seinem Sommersitz Schloß Eszterháza immer wieder hinauszögerte, stellte er den Familiensinn seiner Kapelle auf härteste Proben. Haydn lieferte ein Werk, in dem sich am Schluss die Spieler reihum verabschiedeten. Sie packten ihre Instrumente ein, löschten das Licht am Pult und verließen die Bühne. Schlussendlich waren nur mehr zwei Violinen übrig geblieben. Der Fürst hatte den Wink verstanden und schon am nächsten Tag ging es, der Legende nach, zurück in die Heimat. Während seines England-Aufenthaltes präsentierte Haydn einem staunenden und begeisterten Publikum eine Vielzahl von Symphonien. Und auch hier kamen so manche von diesen Werken zu kuriosen Namen. So erzählt man sich beispielsweise, dass es das Publikum bei der Premiere der "Symphonie Nr. 96" nicht auf ihren Plätzen gehalten habe, und alles sei nach vorne gedrängt, um in der Nähe des berühmten Künstlers zu sein. Plötzlich sei im hinteren Teil des Saales ein schwerer Kristalleuchter heruntergestürzt. Glücklicherweise wurde bei dem sonderbaren Ereignis niemand verletzt. Dieses Wunder, "The Miracle", prägte nun den Namen der Symphonie Nr. 96, obwohl heute nachgewiesen ist, dass jenes Ereignis eigentlich bei der Aufführung der 102. Symphonie geschehen ist.
Ein weiteres Beispiel für eine schicksalhafte Namensgebung wäre das der "Symphonie Nr.94 in G-Dur", die heute den Beinamen "Paukenschlag" oder "Surprise" trägt. Nach dem ersten schwungvollen Satz folgt ein zartes Andante. Damals wie auch erlebt so mancher Konzertbesucher einen intensiven Überraschungseffekt.
Weitere von Haydn erschaffene Symphonien sind zum Beispiel die Sinfonie Nr. 26 - "Lamentatione", die Sinfonie Nr. 30 - "Alleluja", die Sinfonie Nr. 48 - "Maria Theresia", die Sinfonie Nr. 53 - "Imperiale", die Sinfonie Nr. 92 - "Oxford" und seine berühmten "12 Londoner Sinfonien Nr. 93 bis 104" aus den Jahren 1791 bis 1795.
Joseph Haydn, ein äußerst vielseitiges Genie, komponierte auch mehrere Tänze und Märsche für Orchester und mehrere Solokonzerte, die leider zum größten Teil verschollen sind. So stammen aus seiner Feder 3 Violinkonzerte, 2 Violoncellokonzerte, mehrere Konzerte für Tasteninstrumente und sein Trompetenkonzert. Haydn schuf zahlreiche Divertimenti für Streich- und Blasinstrumente und auch 68 Streichquartette. Die wichtigsten hieraus sind die "Sonnenquartette" (1772), die "Russischen Quartette" und das "Kaiserquartett" (1797). Mit dem Kaiserquartett schuf sich Haydn seine eigene "Kaiserhymne".
Überdies sind 21 Streichtrios, 126 Barytontrios, 29 Klaviertrios, 47 Klaviersonaten, einzelne Klavierstücke und Menuette Haydns Feder "entsprungen".
Zu großer Berühmtheit gelangte Haydn unter anderem auch auf Grund seiner Oratorien, wie zum Beispiel der "Stabat Mater" (1767). Weitere Oratorien sind "Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze", "Die Schöpfung". Mit dem Opus "Die Schöpfung" setzte er sich selbst ein Denkmal. Die Uraufführung des Oratoriums, aus dem die Engel sprechen, wurde ein grandioser Erfolg.
1802 erschuf Haydn noch eine "Messe in B", die "Harmoniemesse", die Haydns letzte vollendete Komposition darstellt. Im Jahre 1803 begann er mit der Arbeit an einem "Streichquartett Op.103". Sein letztes Werk blieb der musikalischen Nachwelt unvollständig erhalten.

DIE WIENER KLASSIK

Die Musik Joseph Haydns gehört zur musikalischen Gattung der Wiener Klassik, zu deren wichtigste Vertreter auch Wolfgang Amadeus Mozart und Ludwig van Beethoven zählen. Überdies bestimmten Komponisten wie Johann Christian Bach, Leopold Mozart, Antonio Salieri und Michael Haydn die musikalische Entwicklung dieser Epoche. Die Zeit der Wiener Klassik erstreckt sich in etwa von Beginn des Schaffens von Haydn an bis zu Beethovens Tod. Durch die Bezeichnung dieser Gattung wird die Bedeutung der Werke der Komponisten Haydn, Mozart und Beethoven deutlich, da der Begriff "klassisch", der auch für andere Musikepochen gebraucht wird, mit "musterhaft", "einmalig" oder "vollendet" erklärt werden kann.
Die Wiener Klassik charakterisiert sich dadurch, dass drei der bedeutendsten Komponisten der abendländischen Musikgeschichte in etwa zur gleichen Zeit und auch am gleichen Ort, nämlich im Großraum von Wien, lebten. Die freiheitlichen und humanistischen Gedanken der Aufklärung waren vor allem für Haydn und Mozart prägend.
Haydn, Mozart und Beethoven übernahmen voneinander zwar teilweise kompositorische Anregungen, trotzdem entwickelte jeder von ihnen seinen eigenen charakteristischen musikalisch persönlichen Stil.
Die Instrumentalmusik der Wiener Klassik rückt von Beginn an in das Zentrum des Interesses. Es lassen sich zentrale Bestimmungen des Klassikbegriffes auf die Gattungen Sinfonie, Klaviersonate und Streichquartett anwenden und musikalisch konkretisieren. Das einzelne Musikstück ist nicht mehr nur Beispiel einer Gattung, sondern auch eigenständiges, eigengesetzliches und einmaliges Kunstwerk. Die reifen Werke Haydns, Mozarts und Beethovens enthalten auf den ersten Blick widersprüchliche Komponenten, die sich gegenüberstehen. Man erkennt die Merkmale des "Klassischen" in Form und Gehalt, Struktur und Ausdruck. Die Musik der Wiener Klassik vermittelt diese scheinbaren Gegensätze, die dann zu einer ästhetischen Einheit werden. Die Wiener Klassik produziert die "reine Tonkunst", die "absolute Musik" und repräsentiert somit zugleich einen Ausdruck von Freiheit, die einen umfassenden humanen Sinn ergibt. Nach den jeweiligen Schaffensperioden der drei Künstler ist die Wiener Klassik in sich gegliedert. Es lassen sich drei Phasen unterscheiden.
Die erste Phase , die sogenannte Frühklassik, erstreckt sich etwa von 1760 bis 1780. In dieser Zeit entwickeln Haydn und Mozart jeweils ihren charakteristischen Stil. Ihre Werke blieben zwar den um 1750 aufkommenden Stil- und Gattungsformen verpflichtet, es beginnt sich aber bereits eine spezifische Richtung zu entwickeln. Durch eine erstaunliche Differenzierung, Fülle und Prägnanz heben sich die Werke Haydns, Mozarts und Beethovens von jenen der zeitgenössischen Komponisten deutlich ab.
Die zweite Phase, die Hochklassik, erstreckt sich über den Zeitraum von etwa 1780 bis 1815. In dieser Phase der Klassik entstehen die reifen Werke Haydns und Mozarts sowie auch die früheren und mittleren Werke Beethovens, des jüngsten der drei Komponisten. Diese Zeit der Hochklassik muss als dynamischer Prozess betrachtet werden. Es ist die Folge sich von Werk zu Werk wandelnder, individueller Gehalte und Strukturen. So kann man auch die Zusammenfassung Haydnscher und Mozartscher Kompositionen mit den teilweise so andersartigen Beethovens rechtfertigen.
Die dritte Phase der Wiener Klassik, die Spätphase, bilden schließlich Beethovens Spätwerke ab seiner "Klaviersonate A-Dur, op. 101" aus dem Jahre 1816.
Zum Musikleben und Künstlertum zur Zeit der Wiener Klassik
Das Musikleben in Wien zur Zeit der Klassik wurde geprägt von der Bedeutung der Stadt als Metropole eines großen Reiches. Zugleich zeichnete sich Wien im Gegensatz zu Paris und London durch einen gewissen Konservativismus aus. Die kulturbestimmende Schicht war der Adel. Der kaiserliche Hof war die zentrale Instanz in Sachen Kultur. Regelmäßige musikalische Aufführungen fanden in Adelspalästen und auch bei wohlhabenden Bürgern statt. Das öffentliche bürgerliche Konzertleben übernahm eine zunehmend wichtige Rolle. Haydn, der sich bereits früh des bürgerlichen Verlagswesens zur Verbreitung seiner Werke bediente und auch finanziellen Nutzen daraus zog, erlebte erst während seiner beiden Englandreisen um 1791 bis 1795 den unmittelbaren, intensiven Kontakt mit dem breiten Publikum. Mozart hingegen gab schon in seinen frühen Wiener Jahren, um 1781, öffentliche, teilweise selbst organisierte, Konzerte. Das Programm war durchwegs bunt gemischt. Vokal- und Instrumentalmusik, Arien, Sinfonien, Duette und Solokonzerte wechselten einander ab, während nicht selten einzelne Sätze aus zyklischen Werken herausgegriffen und eingeschobene Improvisationen zum Besten gegeben wurden.
(Text von Isabell Maron auf  einer österreicheischen Webseite)

Weiterführende Informationen (eine kleine Auswahl):


Libretto

Die Jahreszeiten

DER FRÜHLING

(Die Einleitung stellt den Übergang vom Winter zum Frühling dar)

1.Rezitativ

Simon: Seht, wie der strenge Winter flieht!
Zum fernen Pole zieht er hin.
Ihm folgt auf seinen Ruf
Der wilden Stürme brausend Heer
Mit gräßlichem Geheul.

Lukas: Seht, wie vom schroffen Fels der Schnee
In trüben Strömen sich ergießt!

Hanne: Seht, wie vom Süden her,
Durch laue Winde sanft gelockt,
Der Frühlingsbote streicht!

2. Chor des Landvolks

Komm, holder Lenz!
Des Himmels Gabe, komm!
Aus ihrem Todesschlaf
Erwecke die Natur.

Mädchen: Er nahet sich, der holde Lenz,
und Frauen Schon fühlen wir den linden Hauch,
Bald lebet alles wieder auf.

Männer: Frohlocket ja nicht allzufrüh!
Oft schleicht, in Nebel eingehüllt,
Der Winter wohl zurück und streut
Auf Blüt' und Keim sein starres Gift.

Alle: Komm, holder Lenz !
Des Himmels Gabe, komm!
Auf unsre Fluren senke dich!
Komm, holder Lenz, o komm
Und weile länger nicht!

3.Rezitativ

Simon: Vom Widder strahlet jetzt
Die helle Sonn' auf uns herab.
Nun weichen Frost und Dampf,
Und schweben laue Dünst' umher.
Der Erde Kraft ist nun erlöst,
Und lind und sanft die Lüfte wehn.

4. Arie

Simon: Schon eilet froh der Ackersmann
Zur Arbeit auf das Feld;
In langen Furchen schreitet er
Dem Pfluge flötend nach.
In abgemessnem Gange dann
Wirft er den Samen aus;
Den birgt der Acker treu und reift
Ihn bald zur goldnen Frucht.

5. Rezitativ

Lukas: Der Landmann hat sein Werk vollbracht
Und weder Müh' noch Fleiß gespart.
Den Lohn erwartet er
Aus Händen der Natur
Und fleht darum den Himmel an.

6. Bittgesang

Soli u. Chor: Sei uns gnädig, milder Himmel!
Öffne dich und träufe Segen
Über unser Land herab!
Laß deinen Tau die Erde wässern!
Laß Regenguß die Furchen tränken!
Laß deine Lüfte wehen sanft!
Laß deine Sonne scheinen hell!
Uns sprießet Oberfluß alsdann,
Und deiner Güte Dank und Ruhm.

7. Rezitativ

Hanne: Erhört ist unser Flehn:
Der laue West erwärmt und füllt
Die Luft mit feuchten Dünsten an.
Sie häufen sich; nun fallen sie
Und gießen in der Erde Schoß
Den Schmuck und Reichtum der Natur.

8. Freudenlied (mit abwechselndem Chor der Jugend)

Hanne: O wie lieblich ist der Anblick
Der Gefilde jetzt!
Kommt, ihr Mädchen,
laßt uns wallen
Auf der bunten Flur!

Lukas: O wie lieblich ist der Anblick
Der Gefilde jetzt!
Kommt, ihr Burschen, laßt uns wallen
Zu dem grünen Hain !

Hanne: Seht die Lilie,
Seht die Rose,
Seht die Blumen all!

Lukas: Seht die Auen,
Seht die Wiesen,
Seht die Felder all!
Mädchen und Burschen
O wie lieblich ist der Anblick
Der Gefilde jetzt!
Laßt uns wallen
Auf der bunten Flur!
Laßt uns wallen
Zu dem grünen Hain!

Hanne: Seht die Erde,
Seht die Wasser,
Seht die helle Luft!

Lukas: Alles lebet,
Alles schwebet,
Alles reget sich.

Hanne: Seht die Lämmer,
Wie sie springen!

Lukas: Seht die Fische,
Welch Gewimmel!

Hanne: Seht die Bienen,
Wie sie schwärmen!

Lukas: Seht die Vögel,
Welch Geflatter!

Chor: Alles lebet,
Alle Alles schwebet,
Alles reget sich.

Mädchen: Welche Freude,
Welche Wonne
Schwellet unser Herz!
Burschen und Mädchen
Süße Triebe,
Sanfte Reize
Heben unsre Brust.

Simon: Was ihr fühlet,
Was euch reizet,
Ist des Schöpfers Hauch.
Mädchen und Burschen
Laßt uns ehren,
Laßt uns loben,
Laßt uns preisen ihn!

Männer: Laßt erschallen,
Ihm zu danken,
Unsre Stimmen hoch!

Soli: Von deinem Segensmahle
Hast du gelabet uns.

Männer: Mächtiger Gott!

Soli: Vom Strome deiner Freuden
Hast du getränket uns,
Gütiger Gott!

Chor: Ewiger, mächtiger, gütiger Gott!

Simon: Ewiger!

Lukas: Mächtiger!

Hanne: Gütiger Gott!

Chor: Ehre, Lob und Preis sei dir,
Ewiger, mächtiger, gütiger Gott!

DER SOMMER

(Die Einleitung stellt die Morgendämmerung dar)

9. Rezitativ

Lukas: In grauem Schleier rückt heran
Das sanfte Morgenlicht;
Mit lahmen Schritten weicht vor ihm
Die träge Nacht zurück.
Zu düstern Höhlen flieht
Der Leichenvögel blinde Schar;
Ihr dumpfer Klageton
Beklemmt das bange Herz nicht mehr.

Simon: Des Tages Herold meldet sich;
Mit frohem Laute rufet er
Zu neuer Tätigkeit
Den ausgeruhten Landmann auf.

10. Arie

Simon: Der muntre Hirt versammelt nun
Die frohen Herden um sich her;
Zur fetten Weid' auf grünen Höh'n
Treibet er sie langsam fort.
Nach Osten blickend steht er dann
Auf seinem Stabe hingelehnt,
Zu sehn den ersten Morgenstrahl,
Welchem er entgegenharrt.

11. Terzett und Chor

Soli: Sie steigt herauf, die Sonne, sie steigt,
Sie naht, sie kommt,
Sie strahlt, sie scheint.

Chor: Sie scheint in herrlicher Pracht,
In flammender Majestät!

Lobgesang

Chor: Heil, o Sonne, Heil!
Des Lebens Licht und Quelle, Heil!
O du, des Weltalls Seel' und Aug',
Der Gottheit schönstes Bild!
Dich grüßen dankbar wir!

Soli: Wer spricht sie aus, die Freuden alle,
Die deine Huld in uns erweckt!
Wer zählet sie, die Segen alle,
Die deine Mild' auf uns ergießt!

Chor: Die Freuden, o, wer spricht sie aus?
Die Segen, o, wer zählet sie!

Hanne: Dir danken wir, was uns ergötzt.

Lukas: Dir danken wir, was uns belebt.

Simon: Dir danken wir, was uns erhält.
Alle drei Dem Schöpfer aber danken wir,
Was deine Kraft vermag.

Chor: Heil, o Sonne, Heil!
Des Lebens Licht und Quelle, Heil!
Dir jauchzen alle Stimmen,
Dir jauchzet die Natur!:

Solisten und Chor: Dir jauchzet die Natur!

12. Rezitativ

Simon: Nun regt und bewegt sich alles umher,
ein buntes Gewühl bedecket die Flur.
Dem braunen Schnitter neiget sich der Saaten wallende Flut,
die Sense blitzt, da sinkt das Korn;
doch steht es bald und aufgehäuft in festen Garben wieder da.

Lukas: Die Mittagssonne brennet jetzt
In voller Glut und gießt
Durch die entwölkte Luft
Ihr mächtiges Feu'r in Strömen hinab.
Ob den gesengten Flächen schwebt
Im niedern Qualm ein blendend Meer
Von Licht und Widerschein.

13. Cavatine

Lukas: Dem Druck erlieget die Natur.
Welke Blumen,
Dürre Wiesen,
Trockne Quellen:
Alles zeigt der Hitze Wut,
Und kraftlos schmachten Mensch und Tier,
Am Boden hingestreckt.

14. Rezitativ

Hanne: Willkommen jetzt, o dunkler Hain,
Wo der bejahrten Eiche Dach
Den kühlen Schirm gewährt,
Und wo der schlanken Espe Laub
Mit leisem Gelispel rauscht.
Am weichen Moose rieselt da
In heller Flut der Bach,
Und fröhlich summend irrt und wirrt
Die bunte Sonnenbrut.
Der Kräuter reinen Balsamduft
Verbreitet Zephirs Hauch,
Und aus dem nahen Busche tönt
Des jungen Schäfers Rohr.

15. Arie

Hanne: Welche Labung für die Sinne!
Welch' Erholung für das Herz !
Jeden Aderzweig durchströmet
Und in jeder Nerve lebt
Erquickendes Gefühl.
Die Seele wachet auf
Zum reizenden Genuß,
Und neue Kraft erhebt
Durch milden Drang die Brust.

16. Rezitativ

Simon: O seht! Es steiget in der schwülen Luft
Am hohen Saume des Gebirgs
Von Dampf und Dunst ein fahler Nebel auf.
Emporgedrängt dehnt er sich aus
Und hüllet bald den Himmelsraum
In schwarzes Dunkel ein.

Lukas: Hört, wie vom Tal ein dumpf Gebrüll
Den wilden Sturm verkünd't!
Seht, wie von Unheil schwer
Die finstre Wolke langsam zieht
Und drohend auf die Eb'ne sinkt.

Hanne: In banger Ahnung stockt
Das Leben der Natur.
Kein Tier, kein Blatt beweget sich,
Und Todesstille herrscht umher.

17. Chor

Ach, das Ungewitter naht!
Hilf uns, Himmel!
O wie der Donner rollt!
O wie die Winde toben!
Wo flieh'n wir hin!
Flammende Blitze durchwühlen die Luft,
Von zackigen Keilen berstet die Wolke,
Und Güsse stürzen herab.
Wo ist Rettung?
Wütend rast der Sturm;
Der weite Himmel entbrennt.
Weh' uns Armen!
Schmetternd krachen Schlag auf Schlag,
Die schweren Donner fürchterlich.
Weh' uns, weh' uns!
Erschüttert wankt die Erde
Bis in des Meeres Grund.

18. Terzett mit Chor

Lukas: Die düstern Wolken trennen sich,
Gestillet ist der Stürme Wut.

Hanne: Vor ihrem Untergange
Blickt noch die Sonn' empor.
Und von dem letzten Strahle glänzt
Mit Perlenschmuck geziert die Flur.

Simon: Zum langgewohnten Stalle kehrt,
Gesättigt und erfrischt
Das fette Rind zurück.

Lukas: Dem Gatten ruft die Wachtel schon,

Hanne: Im Grase zirpt die Grille froh,

Simon: Und aus dem Sumpfe quakt der Frosch.

Alle drei:  Die Abendglocke tönt!
Von oben winkt der helle Stern,
Und ladet uns zur sanften Ruh.

Männerchor: Mädchen, Bursche, Weiber, kommt!
Unser wartet süßer Schlaf,
Wie reines Herz, gesunder Leib
Und Tagesarbeit ihn gewährt.
Mädchen, Bursche, Weiber, kommt!

Frauenchor: Wir geh'n, wir folgen euch.

Gesamtchor: Die Abendglocke hat getönt;
Von oben blinkt der helle Stern
Und ladet uns zur sanften Ruh.

DER HERBST

(Der Einleitung Gegenstand ist des Landmanns
freudiges Gefühl über die reiche   Ernte)

19. Rezitativ

Hanne: Was durch seine Blüte
Der Lenz zuerst versprach;
Was durch seine Wärme
Der Sommer reifen ließ;
Zeigt der Herbst in Fülle
Dem frohen Landmann jetzt.

Lukas: Den reichen Vorrat führt er nun
auf hochbeladnen Wagen ein.
Kaum faßt der weitgefaßten Scheune Raum,
was ihm sein Feld hervorgebracht.
Sein heitres Auge blickt umher,
es mißt den aufgetürmten Segen ab,
und Freude strömt in seine Brust.

Nr. 20 Terzett und Chor

Simon: So lohnet die Natur den Fleiß,
ihn ruft, ihn lacht sie an,
ihn muntert sie durch Hoffnung auf,
ihm steht sie willig bei;
ihm wirket sie mit voller Kraft.

Hanne, Lukas: Von dir, o Fleiß, kommt alles Heil.
Die Hütte, die uns schirmt,
die Wolle, die uns deckt,
die Speise, die uns nährt,
ist deine Gab, ist dein Geschenk.
O Fleiß, o edler Fleiß, von dir kommt alles Heil.

Hanne: Du flößest Tugend ein,
und rohe Sitten milderst du.

Lukas: Du wehrest Laster ab
und reinigest der Menschen Herz.

Simon: Du stärkest Mut und Sinn
zum Guten und zu jeder Pflicht

Hanne, Lukas, Simon: O Fleiß, von dir kommt alles Heil.

Chor: O Fleiß, von dir kommt alles Heil.

Nr.21 Rezitativ

Hanne: Seht, wie zum Haselbusche dort
Die rasche Jugend eilt!
An jedem Aste schwinget sich
Der Kleinen lose Schar,
Und der bewegten Staud' entstürzt
Gleich Hagelschau'r die lockre Frucht.

Simon: Hier klimmt der junge Bau'r
Den hohen Stamm entlang,
Die Leiter flink hinauf.
Vom Wipfel, der ihn deckt,
Sieht er sein Liebchen nah'n,
Und ihrem Tritt entgegen
Fliegt dann im trauten Scherze
Die runde Nuß herab.

Lukas: Im Garten steh'n um jeden Baum
Die Mädchen, groß und klein,
Dem Obste, das sie klauben,
An frischer Farbe gleich.

Nr.22 Duett

Lukas: Ihr Schönen aus der Stadt, kommt her!
Blickt an die Töchter der Natur,
Die weder Putz noch Schminke ziert!
Da seht mein Hannchen, seht!
Ihr blüht Gesundheit auf den Wangen;
Ihr Auge lacht Zufriedenheit,
Und aus dem Munde spricht das Herz,
Wenn sie mir Liebe schwört.

Hanne: Ihr Herrchen, süß und fein, bleibt weg!
Hier schwinden eure Künste ganz,
Und glatte Worte wirken nicht;
Man gibt euch kein Gehör.
Nicht Gold, nicht Pracht kann uns verblenden.
Ein redlich Herz ist, was uns rührt,
Und meine Wünsche sind erfüllt,
Wenn treu mir Lukas ist.

Lukas: Blätter fallen ab,
Früchte welken hin,
Tag und Jahr vergeh'n,
Nur meine Liebe nicht.

Hanne: Schöner grünt das Blatt,
Süßer schmeckt die Frucht,
Heller glänzt der Tag,
Wenn deine Liebe spricht.

Beide: Welch ein Glück ist treue Liebe!
Unsre Herzen sind vereinet;
Trennen kann sie Tod allein.

Lukas: Liebstes Hannchen!

Hanne: Bester Lukas!

Beide: Lieben und geliebet werden
Ist der Freuden höchster Gipfel,
Ist des Lebens Wonn' und Glück.

Nr. 23 Rezitativ

Simon: Nun zeiget das entblößte Feld
Der ungebetnen Gäste Zahl,
Die an den Halmen Nahrung fand
Und irrend jetzt sie weiter sucht.
Des kleines Raubes klaget nicht
Der Landmann, der ihn kaum bemerkt;
Dem Übermaße wünscht
Er doch nicht ausgestellt zu sein.
Was ihn dagegen sichern mag,
Sieht er als Wohltat an,
Und willig fröhnt er dann zur Jagd,
Die seinen guten Herrn ergötzt.

Nr. 24 Arie

Simon: Seht: auf die breiten Wiesen hin!
Seht, wie der Hund im Grase streift!
Am Boden suchet er die Spur
Und geht ihr unablässig nach.
Jetzt aber reißt Begierd' ihn fort;
Er horcht auf Ruf und Stimme nicht mehr;
Er eilet zu haschen - da stockt sein Lauf.
Nun steht er unbewegt wie Stein.
Dem nahen Feinde zu entgeh'n,
Erhebt der scheue Vogel sich,
Doch rettet ihn nicht schneller Flug.
Es blitzt, es knallt, ihn erreichet das Blei
Und wirft ihn tot aus der Luft herab.

Nr. 25 Rezitativ

Lukas: Hier treibt ein dichter Kreis
Die Hasen aus dem Lager auf.
Von allen Seiten hergedrängt,
Hilft ihnen keine Flucht.
Schon fallen sie und liegen bald
In Reihen freudig hingezählt.

Nr. 26 Chor der Landleute und Jäger

Männer: Hört das laute Getön,
Das dort im Walde klingt!

Frauen: Welch ein lautes Getön
Durchklingt den ganzen Wald!

Alle: Es ist der gellenden Hörner Schall,
Der gierigen Hunde Gebelle.

Männer: Schon flieht der aufgesprengte Hirsch,
Ihm rennen die Doggen und Reiter nach.

Alle: Er flieht, er flieht. O wie er sich streckt!
Ihm rennen die Doggen und Reiter nach.
O wie er springt! O wie er sich streckt!
Da bricht er aus den Gesträuchen hervor,
Und läuft über Feld in das Dickicht hinein.

Männer: Jetzt hat er die Hunde getäuscht;
Zerstreuet schwärmen sie umher.

Alle: Die Hunde sind zerstreut;
Sie schwärmen hin und her.

Jäger: Tajo,tajo,tajo!

Männer: Der Jäger Ruf, der Hörner Klang
Versammelt aufs neue sie.

Alle: Ho, ho! Tajo, ho, ho!
Mit doppeltem Eifer stürzet nun
Der Haufe vereint auf die Fährte los.

Jäger: Tajo!

Frauen: Von seinen Feinden eingeholt,
An Mut und Kräften ganz erschöpft,
Erlieget nun das schnelle Tier.

Männer: Sein nahes Ende kündigt an
Des tönendes Erzes Jubellied,
Der freudigen Jäger Siegeslaut.

Jäger: Halali!

Frauen: Den Tod des Hirsches kündigt an
Des tönenden Erzes Jubellied,
Der freudigen Jäger Siegeslaut.

Jäger: Halali!

Alle: Den Tod des Hirsches kündigt an
Des tönenden Erzes Jubellied,
Der freudigen Jäger Siegeslaut.
Halali!

Nr. 27 Rezitativ

Hanne: Am Rebenstocke blinket jetzt
Die helle Traub' in vollem Safte,
Und ruft dem Winzer freundlich zu,
Daß er, zu lesen sie, nicht weile.

Simon: Schon werden Kuf' und Faß
Zum Hügel hingebracht,
Und aus den Hütten strömet
Zum frohen Tagewerke
Das muntre Volk herbei.

Hanne: Seht, wie den Berg hinan
Von Menschen alles wimmelt!
Hört, wie der Freudenton
Von jeder Seit' erschallet!

Lukas: Die Arbeit fördert lachender Scherz
Vom Morgen bis zum Abend hin,
Und dann erhebt der brausende Most
Die Fröhlichkeit zum Lustgeschrei.

Nr. 28 Chor

Juhhe! Juhhe! Der Wein ist da,
Die Tonnen sind gefüllt.
Nun laßt uns fröhlich sein,
Und juhhe, juhhe, juch!
Aus vollem Halse schrei'n!

Männer: Laßt uns trinken!
Trinket, Brüder!
Laßt uns fröhlich sein!

Frauen: Laßt uns singen!
Singet alle!
Laßt uns fröhlich sein!

Alle: Juhhe, juhhe, juh! Es lebe der Wein !

Männer: Es lebe das Land, wo er uns reift!
Es lebe das Faß, das ihn verwahrt!
Es lebe der Krug, woraus er fließt !
Kommt, ihr Brüder!
Füllt die Kannen !
Leert die Becher!
Laßt uns fröhlich sein!

Alle: Heida! Laßt uns fröhlich sein
Und juhhe, juhhe, juh!
Aus vollem Halse schrei'n!
Juhhe, juh! Es lebe der Wein!

Frauen: Nun tönen die Pfeifen
Und wirbelt die Trommel.
Hier kreischet die Fiedel,
Da schnarret die Leier
Und dudelt der Bock.

Männer: Schon hüpfen die Kleinen
Und springen die Knaben;
Dort fliegen die Mädchen
Im Arme der Bursche
Den ländlichen Reih'n.

Kinder: Heisa, hopsa! Laßt uns hüpfen!

Männer: Ihr Brüder, kommt!

Frauen: Heisa, hopsa! Laßt uns springen!

Männer: Die Kannen füllt!

Frauen: Heisa, hopsa! Laßt uns tanzen!

Männer: Die Becher leert!

Alle: Heida, laßt uns fröhlich sein!
Und juhhe,juhhe,juh!
Aus vollem Halse schrei'n!

Männer: Jauchzet, lärmet!
Springet, tanzet!
Lachet, singet!
Nun fassen wir den letzten Krug

Alle: Und singen dann in vollem Chor
Dem freudenreichen Rebensaft!
Heisa, hei, juhhe, juh!
Es lebe der Wein, der edle Wein,
Der Grillen und Harm verscheucht!
Sein Lob ertöne laut und hoch
In tausendfachem Jubelschall!
Heida, laßt uns fröhlich sein!
Und juhhe, juhhe, juh
Aus vollem Halse schrei'n!

DER WINTER

(Die Einleitung schildert die dicken Nebel, womit der Winter anfängt)

Nr. 29 Rezitativ

Simon: Nun senket sich das blasse Jahr,
Und fallen Dünste kalt herab.
Die Berg' umhüllt ein grauer Dampf,
Der endlich auch die Flächen drückt,
Und am Mittage selbst
Der Sonne matten Strahl verschlingt.

Hanne: Aus Lapplands Höhlen schreitet her
Der stürmisch düstre Winter jetzt.
Vor seinem Tritt erstarrt
In banger Stille die Natur.

Nr. 30 Cavatine

Hanne: Licht und Leben sind geschwächet,
Wärm und Freude sind verschwunden.
Unmutsvollen Tagen
folget schwarzer Nächte lange Dauer.

Nr. 31

Lukas: Gefesselt steht der breite See,
Gehemmt in seinem Laufe der Strom.
Im Sturze vom türmenden Felsen hängt
Gestockt und stumm der Wasserfall.
Im dürren Haine tönt kein Laut;
Die Felder deckt, die Täler füllt
Ein' ungeheure Flockenlast.
Der Erde Bild ist nun ein Grab,
Wo Kraft und Reiz erstorben liegt,
Wo Leichenfarbe traurig herrscht,
Und wo dem Blicke weit umher
Nur öde Wüstenei sich zeigt.

Nr. 32 Arie

Lukas: Hier steht der Wand'rer nun,
Verwirrt und zweifelhaft,
Wohin den Schritt er lenken soll.
Vergebens suchet er den Weg;
Ihn leitet weder Pfad noch Spur.
Vergebens strenget er sich an
Und watet durch den tiefen Schnee;
Er find't sich immer mehr verirrt.
jetzt sinket ihm der Mut,
Und Angst beklemmt sein Herz,
Da er den Tag sich neigen sieht,
Und Müdigkeit und Frost
Ihm alle Glieder lähmt.
Doch plötzlich trifft sein spähend Aug'
Der Schimmer eines nahen Lichts.
Da lebt er wieder auf;
Vor Freuden pocht sein Herz.
Er geht, er eilt der Hütte zu,
Wo starr und matt er Labung hofft.

Nr. 33 Rezitativ

Lukas: Sowie er naht, schallt in sein Ohr,
Durch heulende Winde nur erst geschreckt,
Heller Stimmen lauter Klang.

Hanne: Die warme Stube zeigt ihm dann
Des Dörfchens Nachbarschaft,
Vereint in trautem Kreise,
Den Abend zu verkürzen
Mit leichter Arbeit und Gespräch.

Simon: Am Ofen schwatzen hier
Von ihrer Jugendzeit die Väter.
Zu Körb und Reusen flicht
Die Weidengert' und Netze strickt
Der Söhne muntrer Haufe dort.
Am Rocken spinnen die Mütter,
Am laufenden Rade die Töchter,
Und ihren Fleiß belebt
Ein ungekünstelt frohes Lied.

Nr. 34 Spinnerlied

Frauen und Mädchen: Knurre, schnurre, knurre!
Schnurre, Rädchen, schnurre!

Hanne: Drille, Rädchen, lang und fein,
Drille fein ein Fädelein
Mir zum Busenschleier!
Weber, webe zart und fein,
Webe fein das Schleierlein
Mir zur Kirmesfeier!
Außen blank und innen rein,
Muß des Mädchens Busen sein,
Wohl deckt ihn der Schleier.
Außen blank und innen rein,
Fleißig, fromm und sittsam sein,
Locket wackre Freier.

Nr. 35 Rezitativ

Lukas: Abgesponnen ist der Flachs,
Nun stehn die Räder still.
Da wird der Kreis verengt
Und von dem Männervolk umringt,
Zu horchen auf die neue Mär,
Die Hanne jetzt erzählen wird.

Nr. 36 Lied mit Chor

Hanne: Ein Mädchen, das auf Ehre hielt,
Liebt einst ein Edelmann,
Da er schon längst nach ihr gezielt,
Traf er allein sie an.
Er stieg sogleich vom Pferd und sprach:
Komm, küsse Deinen Herrn!
Sie rief vor Angst und Schrecken: Ach!
Ach ja, von Herzen gern.

Chor: Ei, ei, warum nicht nein?

Hanne: Sei ruhig, sprach er, liebes Kind,
Und schenke mir dein Herz!
Denn meine Lieb ist treu gesinnt,
Nicht Leichtsinn oder Scherz.
Dich mach ich glücklich:
Nimm dies Geld, den Ring, die goldne Uhr,
Und hab ich sonst, was die gefällt,
O sag's und fodre nur!

Chor: Ei, ei, das klingt recht fein!

Hanne: Nein, sagt sie, das wär viel gewagt:
Mein Bruder möcht es sehn,
Und wenn er's meinem Vater sagt,
Wie wird mir's dann ergehn!
Er acvkert uns hier allzunah,
Sonst könnt es wohl geschehn.
Schaut nur, von jenem Hügel da
Könnt Ihr ihn ackern sehn.

Chor: Ho,ho, was soll das sein?

Hanne: Indem der Junker geht und sieht,
Schwingt sich das lose Kind
Auf seinen Rappen und entflieht
Geschwinder als der Wind.
Lebt wohl, rief sie, mein gnädger Herr!
So räch ich meine Schmach.
Ganz eingewurzelt stehet er
Und gafft ihr staunend nach.

Chor: Ha, ha, das war recht fein.

Nr. 37 Rezitativ

Simon: Von dürrem Osten dringt
Ein scharfer Eishauch jetzt hervor.
Schneidend fährt er durch die Luft,
Verzehret jeden Dunst
Und hascht des Tieres Odem selbst.
Des grimmigen Tyranns,
Des Winters Sieg ist nun vollbracht,
Und stummer Schrecken drückt
Den ganzen Umfang der Natur.

Nr. 38 Arie

Simon: Erblicke hier, betörter Mensch,
Erblicke deines Lebens Bild!
Verblühet ist dein kurzer Lenz,
Erschöpfet deines Sommers Kraft.
Schon welkt dein Herbst dem Alter zu;
Schon naht der bleiche Winter sich,
Und zeiget dir das offne Grab.
Wo sind sie nun, die hoh'n Entwürfe,
Die Hoffnungen von Glück,
Die Sucht nach eitlem Ruhme,
Der Sorgen schwere Last?
Wo sind sie nun, die Wonnetage,
Verschwelgt in Üppigkeit.
Und wo die frohen Nächte,
Im Taumel durchgewacht!
Verschwunden sind sie wie ein Traum,
Nur Tugend bleibt.
Sie bleibt allein,
Und leitet uns unwandelbar
Durch Zeit- und Jahreswechsel,
Durch Jammer oder Freude
Bis zu dem höchstem Ziele hin.

Nr. 39 Terzett und Doppelchor

Simon: Dann bricht der große Morgen an,
Der Allmacht zweites Wort erweckt
Zu neuem Dasein uns,
Von Pein und Tod auf immer frei.

Lukas, Simon: Die Himmelspforten öffnen sich;
Der heil'ge Berg erscheint.
Ihn krönt des Herren Zelt,
Wo Ruh' und Friede thront.

Chor: Wer darf durch diese Pforten gehn!

Solisten: Der Arges mied und Gutes tat.

Chor: Wer darf besteigen diesen Berg?

Solisten: Von dessen Lippen Wahrheit floß.

Chor: Wer darf in diesem Zelte wohnen!

Solisten: Der Armen und Bedrängten half.

Chor: Wer wird den Frieden dort genießen!

Solisten: Der Schutz und Recht der Unschuld gab.

Chor: O seht, der große Morgen naht.
O seht, er leuchtet schon!
Die Himmelspforten öffnen sich,
Der heil'ge Berg erscheint!
Vorüber sind, verbrauset sind
Die leidenvollen Tage,
Des Lebens Winterstürme.
Ein ew'ger Frühling herrscht,
Und grenzenlose Seligkeit
Wird der Gerechten Lohn.

Solisten: Auch uns werd' einst ein solcher Lohn!
Laßt uns wirken, laßt uns streben!

Chor: Laßt uns kämpfen, laßt uns harren,
Zu erringen diesen Preis!
Uns leite deine Hand, o Gott!
Verleih' uns Stärk' und Mut!
Mit Jubelsang dann gehn wir ein
In deines Reiches Herrlichkeit.
Amen.

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Ausführende

Hanne (Sopran) - Susanne Geb
Lukas (Tenor) - Christoph Rosenbaum
Simon (Baß) - Hans-H. Wangemann
Loh-Orchester Sondershausen

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Bilder

Eine kommentierte Bildersammlung (Text in Englisch) über die Generalprobe und die Aufführung gibt es auf der Homepage von Rainer Grämer/London.

(Rainer Grämer fliegt jährlich von London nach Coburg um beim Hauptkonzert des Konzertchores mitzuwirken. Den "Jahreszeiten" widmete er eigene Seite. 1993 zum 150. Chorjubiläum wirkte er in der Festveranstaltung in Schloß Ehrenburg als Solist (Bariton) mit, ebenso beim Konzert 1997 wo er den Bariton-Part in Franz Möckls Kantate "Alle Welt singt" übernahm.)

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Pressestimmen

"Neue Presse" Coburg - 20. Oktober 1998

Paul Vogt

Als in sich geschlossene Aufführung präsentierte der Konzertchor Sängerkranz zusammen mit dem Loh-Orchester Sondershausen am Sonntag nachmittag Joseph Haydns Alterswerk "Die Jahreszeiten". Baron Gottfried van Swieten, Spiritusrektor des Wiener Musiklebens im 18. Jahrhundert, hatte Haydn gedrängt, dem "himmlischen" Oratorium, der "Schöpfung" ein "irdisches" folgen zu lassen und hierzu das Libretto erstellt, eine Übersetzung des Gedichtes ,,The Seasons", einem Epos des Engländers James Thomson. Wortreich und voller Reflexionen werden hier die Reize und Schrecken des Landlebens beschrieben, betrachtet aus der Sicht der Charaktere des Solisten-Terzetts - des Pächters Simon (Baß), seiner Tochter Hanne (Sopran) und des jungen Bauern Lukas (Tenor). 

Leopold Schindler und der Sängerkranz vermochten es, das Oratorium in die gestalterische Nähe eines Bühnenwerkes zu rücken und nicht nur Genrebilder des Landlebens aneinanderzureihen. Ein überzeugendes Instrumentarium stand ihnen mit dem Loh-Orchester aus Sondershausen in Thüringen zur Verfügung. Der ausgewogene Orchesterklang konnte die unterschiedlichen Stimmungen der jahreszeitlichen Kantaten bildlich übertragen und ein breites Spektrum dynamischer Vielfalt auskosten, so in der Schilderung des Übergangs vom Winter zum Frühling in der Einleitung, dem Gewittersturm im Sommer oder den Hornsoli der Jagdszenen des Herbstes wie auch der Spinnstubenszene des Winters. Als accompagnato der Rezitative und Arien wußte sich das Orchester so zurückzunehmen, daß die Solisten stets gestützt, jedoch nie vom Orchesterklang zugedeckt wurden. Die Fortführung der Handlung hat Haydn den drei Solisten zugewiesen. Hans H. Wangemann überzeugte als Pächter Simon in den Arien (deren Mehrzahl seiner Rolle zugeordnet sind) mit sein m warmen und voluminösen Baß, ließ jedoch Textverständlichkeit etwas vermissen. Den Secco-Rezitativen hätte eine größere Intonationssicherheit mehr dramatische Ausdruckskraft gegeben. Susanne Geb, Ensemblemitglied des Landestheaters, wußte mit ihrer gerade geführten Stimme dem Charakter der Tochter Hanne lyrische Empfindungen kontrastreich zu verleihen und, besonders im Liebesduett des Herbstes ihre gestalterische Fähigkeiten voll zum Ausdruck zu bringen. Den jugendlich-unbeschwerten Charakter des Bauern Lukas konnte der Tenor Christoph Rosenbaum, der sich noch in Gesangsausbildung befindet nach anfänglicher Nervosität in überzeugender Weise darstellen. Seine bis in exponierte Lagen präzise geführte schlanke Stimme läßt ahnen, daß hier ein profunder Solist heranreift. Einen besonderen Genuß bot das Solistenensemble in den ständig wechselnden Duetten und Terzetten. Lautmalerisch den Tierstimmen und Naturbeschreibungen oder voll inniger Empfindung in "So lohnt die Natur den Fleiß" mischten sich die Stimmen zu einer ausgewogenen Klangfarbe.

Dem Chor hat Haydn in seiner Komposition die Rolle des Landvolks zugewiesen. Der Sängerkranz Coburg übersetzte in stimmenmäßiger Ausgewogenheit Haydns kunstvolle Musiksprache abwechslungsreich und charakteristisch. Die große Chorfuge "Ehre, Lob und Preis sei Dir" wurde ebenso wirkungsvoll interpretiert wie das ausgelassene Bacchanal im Herbst oder der hymnisch-festliche Schlußchor. Bessere Phrasierungen und ein stellenweise weniger massives Fortissimo hätten den Gesamteindruck des Chores noch gesteigert.
Die Zuhörer in der Morizkirche belohnten eine rundum gelungene Aufführung, geprägt von dem immer präsenten und exakten Dirigat Leopold Schindlers, mit reichem Beifall.

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"Coburger Tageblatt" - 20. Oktober 1998

Jochen Berger

Viele Jahre hat sich der "Sängerkranz" durch sein Engagement für wenig bekannte Oratorien profiliert - von Max Bruchs "Moses" bis zu Charles Gounods "Mors et vita". Mit Joseph Haydns "Die Jahreszeiten", 1982 letztmals an gleicher Stelle interpretiert, präsentierte der Konzertchor am Sonntag in der Morizkirche nun ein fraglos populäres Werk der Gattung - und sorgte dennoch für ein Novum. Denn mit dem Loh-Orchester aus Sondershausen übernahm ein Ensemble den instrumentalen Part, das erstmals in Coburg gastierte.
Von Leopold Schindler sehr sorgsam einstudiert, erwies sich der Chor als eine der tragenden Säulen dieser Aufführung. Der Klangkörper, obwohl im Verhältnis Frauen- zu Männerstimmen quantitativ gewiß keineswegs ausgewogen besetzt, überzeugte durch Homogenität des kraftvollen Gesamtklanges wie durch Verläßlichkeit in den Einsätzen nicht nur in den homophonen Abschnitten (beginnend mit dem Chor des Landvolkes "Komm holder Lenz"), sondern auch in den polyphonen Teilen des Werkes ("Dir jauchzet die Natur", "Ach, das Ungewitter naht").

Dabei achtete Leopold Schindler als umsichtiger musikalischer Leiter mit konzentrierter Zeichengebung auf prägnante Artikulation und möglichst textbezogenen Ausdruck. So gelangten beispielsweise der Chor der Jäger und der Lobgesang auf den Wein, aber auch das beliebte "Spinnerlied" ("Knurre, schnurre Rädchen" nach Gottfried August Bürgers Text) zu sehr eindringlicher und wirkungsvoller Wiedergabe.Vor allem aber war Leopold Schindler, der am Cembalo auch konzentriert die Begleitung der Rezitative übernahm, bestrebt, den Bilderreichtum der Anfang 1801 vollendeten, am 24. April des gleichen Jahres im Palais Schwarzenberg in Wien uraufgeführten Partitur zu entfalten. "Alles Witzeln und Bekritteln des Textes verstummte vor Haydns Tonmagie" schrieb schon Haydns Biograph Georg August Griesinger kurz nach der Uraufführung. Diese Vielfalt an tönenden Bildern findet sich dabei nicht zuletzt in den zahlreichen orchesterbegleiteten Rezitativen, bei denen Schindler auf differenzierte Farbigkeit und Anschaulichkeit achtete.

Nicht nur hier überzeugten die Instrumentalisten des als Max-Bruch-Philharmonie firmierenden, traditionsreichen Loh-Orchesters Sondershausen durch konzentriertes und präzises Musizieren. Vielmehr lieferte die Max-Bruch-Philharmonie stets sorgsam den orchestralen Part dieser Aufführung. Daß das Loh-Orchester Sondershausen auch zu sensibler farblicher und dynamischer Differenzierung fähig ist, bewies beispielsweise unter Leopold Schindlers intensiv gestaltender Leitung die einfühlsame und spannungsreiche Wiedergabe der instrumentalen Einleitung zum "Sommer" überschriebenen zweiten Teil des Oratoriums.

Nicht ganz homogen besetzt wir dagegen das Solistenterzett mit Susanne Geb (Sopran), Christoph Rosenbaum (Tenor) und Hans-H. Wangemann (Baß). So konnte sich Hans Wangemann gelegentlich nicht deutlich genug gegen das Orchester durchsetzen, weil seine Artikulation nicht immer plastisch geriet. Dennoch gelang Wangemann mit kraftvollem Baßbariton eine insgesamt gelungene Gestaltung seines umfangreichen Soloparts. Vor allem in den lyrischen und in ruhiger gehaltenen Abschnitten konnte sich Susanne Geb vom Coburger Landestheater mit ihrem schlanken Sopran profilieren.

Mit sicher geführter, hell timbrierter Stimme und durchweg sehr sorgfältiger Textbehandlung hinterließ der junge, seit 1996 an der Musikhochschule Hannover in Ausbildung befindliche Tenor Christoph Rosenbaum einen nachhaltig überzeugenden Eindruck. Rosenbaum, der im vergangenen Jahr mit einem Stipendium des Coburger Richard-Wagner-Verbandes ausgezeichnet wurde, zeigte auch lyrische Qualitäten, besonders eindringlich beispielsweise in seiner Cavatine "Dem Druck erlieget die Natur, welke Blumen, dürre Wiesen".

Zum krönenden Ausklang der mit ausdauerndem Beifall bedachten Aufführung geriet das abschließende Terzett mit Doppellchor "Dann bricht große Morgen an", bei dem der Konzertchor "Sängerkranz" nochmals nachdrücklich homogene Klangfülle demonstrierte. 

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