Joseph
Haydn
|
18. Oktober - St. Moriz Kirche | Susanne GebChristoph
Rosenbaum
|
1998 |
[ Sitemap ]
Das Werk Der Komponist Libretto Ausführende Bilder Pressestimmen
Das WerkJoseph Haydns zweites und letztes großes Oratorium "Die
Jahreszeiten" entstand unmittelbar nach der "Schöpfung" in den Jahren
1799/1800 und wurde am 24. April 1801 in Wien uraufgeführt. Als Libretto liegt dem Werk
ein englischer Text zugrunde: "The Seasons" von James Thomson, ein
moralisierendes Lehrgedicht der Aufklärungszeit, das Haydns Freund und Berater, Gottfried
van Swieten, ins Deutsche übertragen und den musikalischen Erfordernissen angepaßt hat. |
Der Komponist
Joseph
Haydn zählt zu den bekanntesten und wichtigsten Komponisten weltweit. Seine Werke
erklingen in den größten Konzertsälen. Orchester und Musiker von Weltruf widmen sich
seinem Schaffen. Joseph Haydn wurde zu Lebzeiten als Musiker, aber auch als Mensch sehr
geschätzt. SEINE JUNGEN JAHRE Franz Joseph Haydn
wurde am 31. März 1732 im niederösterreichischen Ort Rohrau in bescheidenen
Verhältnissen als zweites von zwölf Kindern geboren. Sein Vater, Mathias Haydn, war
Wagnermeister und im betagten Alter Dorfrichter. Haydns Mutter Anna Maria verdiente sich
ein Zubrot als Schlossköchin bei Graf Harrach, der ein Gut in Rohrau besaß. Die Familie
war zwar arm und musste in einfachen Verhältnissen leben, aber Hunger leiden musste die
Familie nie. Der Vater, der selbst keine musikalische Ausbildung genossen hatte und auch
nicht Noten lesen konnte, spielte Harfe und sang dazu. Auch Joseph sang im frühesten
Kindesalter zu den Weisen seines Vaters. HAYDN ALS KAPELLMEISTER BEI DER FAMILIE
ESTERHÁZY Mit Joseph Haydns Anstellung beim Grafen Morzin begannen für ihn die
glücklichen, gesegneten Tage seines künstlerischen Schaffens. Zu jener Zeit entstanden
erste Symphonien und weitere Quartette. Nachdem der Graf Morzin sein gesamtes Vermögen
ausgegeben hatte, verlor Joseph Haydn seine Anstellung. 1761 wurde Haydn, dem bereits ein
guter Ruf vorauseilte, an den Hof von Fürst Paul Anton Esterházy in Eisenstadt geholt.
Er wurde als Kapellmeister Mitglied einer fürstlichen Hofgesellschaft und somit auch Teil
einer Gemeinschaft mit festen Traditionen. Die Familie Esterházy gehörte zu den
wohlhabendsten und einflussreichsten ungarischen Adelsgeschlechtern. Diese Anstellung war
Haydns bis dahin beste, obwohl er angeblich für das Gehalt von einem Kapellmeister für
vier arbeitete. Als Paul Anton Esterházy verstarb, trat sein Bruder Nikolaus Esterházy
die Nachfolge an. Nikolaus wurde nicht ohne Grund "der Prachtliebende" genannt.
Er erbaute neben seinen bereits bestehenden Anwesen das herrliche Schloss Eszterháza im
Süden des Neusiedlersees. Er liebte die Musik. Der Fürst war selbst auch Musiker, er
spielte das Baryton. Haydn komponierte allein unter Nikolaus Esterházy über 150 Werke
für Baryton. HAYDN IN LONDON: Der Impresario
Johann Peter Salomon, ein Konzertmanager der damaligen Zeit, engagierte Haydn nach London.
Obwohl unter anderem auch Mozart Haydn anflehte nicht nach London zu gehen, entschloss er
sich 1791 für ein Abenteuer in England. Aus dieser Begebenheit stammt auch Haydns
berühmtes Zitat: "Meine Sprache verstehet man durch die ganze Welt." Mozarts
Befürchtung, Haydn nicht mehr zu sehen, bewahrheitete sich. W.A. Mozart starb während
Haydns Aufenthalt in England. DIE SPÄTEN JAHRE Haydn nahm also
Fürst Nikolaus Esterházys Aufforderung nach Österreich zurückzukommen an, da er
nominell immer Kapellmeister bei den Esterházys geblieben war. Er ließ sich jedoch in
Wien nieder. Die Esterházys hatten das Schloss Eszterháza in Fertöd aufgegeben. Sie
residierten nur noch in Wien und Eisenstadt. Im September 1796 wurde die erste seiner
späteren Messen in Eisenstadt aufgeführt. Etwa zur gleichen Zeit begann Haydn mit dem
Komponieren seines wichtigsten Werkes, dem Oratorium "Die Schöpfung". Die
Anregung hierfür holte er sich in London. Bei seiner Begegnung mit Händels Musik fühlte
sich Haydn inspiriert. "Die Schöpfung", gleichsam ein persönliches religiöses
Bekenntnis Haydns, wurde im April 1798 zunächst privat aufgeführt. Ein Jahr später
folgte die öffentlich Aufführung. Haydns 76. Geburtstag feierte man mit der
Festaufführung der "Schöpfung" in der Alten Universität in Wien. Eine große
Menschenmenge erwartete ihn, als er im Lehnstuhl in den Festsaal getragen wurde. Während
dieser Aufführung bei der Stelle "Es ward Licht" brauste ein tosender Applaus
auf. Haydn hob die Hände und flüsterte: "Nicht von mir, sondern von dort oben kommt
alles." Ludwig van Beethoven, der nach 1792 Haydns Schüler geworden war, erwies dem
Meister seine Hochachtung, indem er, ebenfalls unter den Zuschauern, die Menschenmenge
durchbrach, sich vor ihm auf die Knie warf und ihm die Hände und die Stirn küsste.
Joseph Haydn selbst war von der Aufführung so mitgenommen, dass er nach der Pause
heimgebracht werden musste. Nach der öffentlichen Wiener Uraufführung 1799 fand das Werk
rasch in ganz Europa Verbreitung. Nun verlangte der Erfolg der "Schöpfung" nach
einer Fortsetzung. So begann Haydn mit der Komposition "Die Jahreszeiten". Diese
Arbeit sollte sich für ihn persönlich aber als weniger herausragend herausstellen.
Später sagte er über diese beiden Werke, dass aus der "Schöpfung" die Engel
sprechen und aus den "Jahreszeiten" die Bauern.
Joseph Haydn hat der Nachwelt ein grandioses Opus hinterlassen. In
seinem Schaffen produzierte er im Laufe seines Lebens über 1000 Werke.
Die Musik Joseph Haydns gehört zur musikalischen Gattung der
Wiener Klassik, zu deren wichtigste Vertreter auch Wolfgang Amadeus Mozart und Ludwig van
Beethoven zählen. Überdies bestimmten Komponisten wie Johann Christian Bach, Leopold
Mozart, Antonio Salieri und Michael Haydn die musikalische Entwicklung dieser Epoche. Die
Zeit der Wiener Klassik erstreckt sich in etwa von Beginn des Schaffens von Haydn an bis
zu Beethovens Tod. Durch die Bezeichnung dieser Gattung wird die Bedeutung der Werke der
Komponisten Haydn, Mozart und Beethoven deutlich, da der Begriff "klassisch",
der auch für andere Musikepochen gebraucht wird, mit "musterhaft",
"einmalig" oder "vollendet" erklärt werden kann. Weiterführende Informationen (eine kleine Auswahl): |
Die JahreszeitenDER FRÜHLING(Die Einleitung stellt den Übergang vom Winter zum Frühling
dar) 1.Rezitativ
2. Chor des Landvolks
3.Rezitativ
4. Arie
5. Rezitativ
6. Bittgesang
7. Rezitativ
8. Freudenlied (mit abwechselndem Chor der Jugend)
DER SOMMER (Die Einleitung stellt die Morgendämmerung dar) 9. Rezitativ
10. Arie
11. Terzett und Chor
12. Rezitativ
13. Cavatine
14. Rezitativ
15. Arie
16. Rezitativ
17. Chor
18. Terzett mit Chor
19. Rezitativ
Nr. 20 Terzett und Chor
Nr.21 Rezitativ
Nr.22 Duett
Nr. 23 Rezitativ
Nr. 24 Arie
Nr. 25 Rezitativ
Nr. 26 Chor der Landleute und Jäger
Nr. 27 Rezitativ
Nr. 28 Chor
Nr. 29 Rezitativ
Nr. 30 Cavatine
Nr. 31
Nr. 32 Arie
Nr. 33 Rezitativ
Nr. 34 Spinnerlied
Nr. 35 Rezitativ
Nr. 36 Lied mit Chor
Nr. 37 Rezitativ
Nr. 38 Arie
Nr. 39 Terzett und Doppelchor
|
Hanne (Sopran) - Susanne Geb Lukas (Tenor) - Christoph Rosenbaum Simon (Baß) - Hans-H. Wangemann Loh-Orchester Sondershausen |
Eine kommentierte
Bildersammlung (Text in Englisch) über die Generalprobe und die Aufführung gibt es
auf der Homepage von Rainer Grämer/London. (Rainer Grämer fliegt jährlich von London nach Coburg um beim Hauptkonzert des Konzertchores mitzuwirken. Den "Jahreszeiten" widmete er eigene Seite. 1993 zum 150. Chorjubiläum wirkte er in der Festveranstaltung in Schloß Ehrenburg als Solist (Bariton) mit, ebenso beim Konzert 1997 wo er den Bariton-Part in Franz Möckls Kantate "Alle Welt singt" übernahm.) |
"Neue Presse" Coburg - 20. Oktober 1998 |
|
Paul Vogt |
Als in sich geschlossene Aufführung präsentierte der Konzertchor
Sängerkranz zusammen mit dem Loh-Orchester Sondershausen am Sonntag nachmittag Joseph
Haydns Alterswerk "Die Jahreszeiten". Baron Gottfried van Swieten,
Spiritusrektor des Wiener Musiklebens im 18. Jahrhundert, hatte Haydn gedrängt, dem
"himmlischen" Oratorium, der "Schöpfung" ein "irdisches"
folgen zu lassen und hierzu das Libretto erstellt, eine Übersetzung des Gedichtes ,,The
Seasons", einem Epos des Engländers James Thomson. Wortreich und voller Reflexionen
werden hier die Reize und Schrecken des Landlebens beschrieben, betrachtet aus der Sicht
der Charaktere des Solisten-Terzetts - des Pächters Simon (Baß), seiner Tochter Hanne
(Sopran) und des jungen Bauern Lukas (Tenor). Leopold Schindler und der Sängerkranz vermochten es, das Oratorium in die gestalterische Nähe eines Bühnenwerkes zu rücken und nicht nur Genrebilder des Landlebens aneinanderzureihen. Ein überzeugendes Instrumentarium stand ihnen mit dem Loh-Orchester aus Sondershausen in Thüringen zur Verfügung. Der ausgewogene Orchesterklang konnte die unterschiedlichen Stimmungen der jahreszeitlichen Kantaten bildlich übertragen und ein breites Spektrum dynamischer Vielfalt auskosten, so in der Schilderung des Übergangs vom Winter zum Frühling in der Einleitung, dem Gewittersturm im Sommer oder den Hornsoli der Jagdszenen des Herbstes wie auch der Spinnstubenszene des Winters. Als accompagnato der Rezitative und Arien wußte sich das Orchester so zurückzunehmen, daß die Solisten stets gestützt, jedoch nie vom Orchesterklang zugedeckt wurden. Die Fortführung der Handlung hat Haydn den drei Solisten zugewiesen. Hans H. Wangemann überzeugte als Pächter Simon in den Arien (deren Mehrzahl seiner Rolle zugeordnet sind) mit sein m warmen und voluminösen Baß, ließ jedoch Textverständlichkeit etwas vermissen. Den Secco-Rezitativen hätte eine größere Intonationssicherheit mehr dramatische Ausdruckskraft gegeben. Susanne Geb, Ensemblemitglied des Landestheaters, wußte mit ihrer gerade geführten Stimme dem Charakter der Tochter Hanne lyrische Empfindungen kontrastreich zu verleihen und, besonders im Liebesduett des Herbstes ihre gestalterische Fähigkeiten voll zum Ausdruck zu bringen. Den jugendlich-unbeschwerten Charakter des Bauern Lukas konnte der Tenor Christoph Rosenbaum, der sich noch in Gesangsausbildung befindet nach anfänglicher Nervosität in überzeugender Weise darstellen. Seine bis in exponierte Lagen präzise geführte schlanke Stimme läßt ahnen, daß hier ein profunder Solist heranreift. Einen besonderen Genuß bot das Solistenensemble in den ständig wechselnden Duetten und Terzetten. Lautmalerisch den Tierstimmen und Naturbeschreibungen oder voll inniger Empfindung in "So lohnt die Natur den Fleiß" mischten sich die Stimmen zu einer ausgewogenen Klangfarbe. Dem Chor hat Haydn in seiner Komposition die Rolle des Landvolks zugewiesen. Der Sängerkranz Coburg übersetzte in stimmenmäßiger Ausgewogenheit Haydns kunstvolle Musiksprache abwechslungsreich und charakteristisch. Die große Chorfuge "Ehre, Lob und Preis sei Dir" wurde ebenso wirkungsvoll interpretiert wie das ausgelassene Bacchanal im Herbst oder der hymnisch-festliche Schlußchor. Bessere Phrasierungen und ein stellenweise weniger massives Fortissimo hätten den Gesamteindruck des Chores noch gesteigert. Die Zuhörer in der Morizkirche belohnten eine rundum gelungene Aufführung, geprägt von dem immer präsenten und exakten Dirigat Leopold Schindlers, mit reichem Beifall. |
|
"Coburger Tageblatt" - 20. Oktober 1998 |
|
Jochen Berger |
Viele Jahre hat sich der "Sängerkranz" durch sein
Engagement für wenig bekannte Oratorien profiliert - von Max Bruchs "Moses" bis
zu Charles Gounods "Mors et vita". Mit Joseph Haydns "Die
Jahreszeiten", 1982 letztmals an gleicher Stelle interpretiert, präsentierte der
Konzertchor am Sonntag in der Morizkirche nun ein fraglos populäres Werk der Gattung -
und sorgte dennoch für ein Novum. Denn mit dem Loh-Orchester aus Sondershausen übernahm
ein Ensemble den instrumentalen Part, das erstmals in Coburg gastierte. Von Leopold Schindler sehr sorgsam einstudiert, erwies sich der Chor als eine der tragenden Säulen dieser Aufführung. Der Klangkörper, obwohl im Verhältnis Frauen- zu Männerstimmen quantitativ gewiß keineswegs ausgewogen besetzt, überzeugte durch Homogenität des kraftvollen Gesamtklanges wie durch Verläßlichkeit in den Einsätzen nicht nur in den homophonen Abschnitten (beginnend mit dem Chor des Landvolkes "Komm holder Lenz"), sondern auch in den polyphonen Teilen des Werkes ("Dir jauchzet die Natur", "Ach, das Ungewitter naht"). Dabei achtete Leopold Schindler als umsichtiger musikalischer Leiter mit konzentrierter Zeichengebung auf prägnante Artikulation und möglichst textbezogenen Ausdruck. So gelangten beispielsweise der Chor der Jäger und der Lobgesang auf den Wein, aber auch das beliebte "Spinnerlied" ("Knurre, schnurre Rädchen" nach Gottfried August Bürgers Text) zu sehr eindringlicher und wirkungsvoller Wiedergabe.Vor allem aber war Leopold Schindler, der am Cembalo auch konzentriert die Begleitung der Rezitative übernahm, bestrebt, den Bilderreichtum der Anfang 1801 vollendeten, am 24. April des gleichen Jahres im Palais Schwarzenberg in Wien uraufgeführten Partitur zu entfalten. "Alles Witzeln und Bekritteln des Textes verstummte vor Haydns Tonmagie" schrieb schon Haydns Biograph Georg August Griesinger kurz nach der Uraufführung. Diese Vielfalt an tönenden Bildern findet sich dabei nicht zuletzt in den zahlreichen orchesterbegleiteten Rezitativen, bei denen Schindler auf differenzierte Farbigkeit und Anschaulichkeit achtete. Nicht nur hier überzeugten die Instrumentalisten des als Max-Bruch-Philharmonie firmierenden, traditionsreichen Loh-Orchesters Sondershausen durch konzentriertes und präzises Musizieren. Vielmehr lieferte die Max-Bruch-Philharmonie stets sorgsam den orchestralen Part dieser Aufführung. Daß das Loh-Orchester Sondershausen auch zu sensibler farblicher und dynamischer Differenzierung fähig ist, bewies beispielsweise unter Leopold Schindlers intensiv gestaltender Leitung die einfühlsame und spannungsreiche Wiedergabe der instrumentalen Einleitung zum "Sommer" überschriebenen zweiten Teil des Oratoriums. Nicht ganz homogen besetzt wir dagegen das Solistenterzett mit Susanne Geb (Sopran), Christoph Rosenbaum (Tenor) und Hans-H. Wangemann (Baß). So konnte sich Hans Wangemann gelegentlich nicht deutlich genug gegen das Orchester durchsetzen, weil seine Artikulation nicht immer plastisch geriet. Dennoch gelang Wangemann mit kraftvollem Baßbariton eine insgesamt gelungene Gestaltung seines umfangreichen Soloparts. Vor allem in den lyrischen und in ruhiger gehaltenen Abschnitten konnte sich Susanne Geb vom Coburger Landestheater mit ihrem schlanken Sopran profilieren. Mit sicher geführter, hell timbrierter Stimme und durchweg sehr sorgfältiger Textbehandlung hinterließ der junge, seit 1996 an der Musikhochschule Hannover in Ausbildung befindliche Tenor Christoph Rosenbaum einen nachhaltig überzeugenden Eindruck. Rosenbaum, der im vergangenen Jahr mit einem Stipendium des Coburger Richard-Wagner-Verbandes ausgezeichnet wurde, zeigte auch lyrische Qualitäten, besonders eindringlich beispielsweise in seiner Cavatine "Dem Druck erlieget die Natur, welke Blumen, dürre Wiesen". Zum krönenden Ausklang der mit ausdauerndem Beifall bedachten Aufführung geriet das abschließende Terzett mit Doppellchor "Dann bricht große Morgen an", bei dem der Konzertchor "Sängerkranz" nochmals nachdrücklich homogene Klangfülle demonstrierte. |
[ Sitemap ]