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Konzert zum 80. Geburstag unsers Ehrenmitglieds Gerhard Deutschmann


Presse

Vom Vaterunser bis zum Tango

Von Jochen Berger - Coburger Tageblatt

Coburg — Passt ein ganzes Komponistenleben in eineinhalb Konzertstunden? Natürlich nicht - vor allem dann nicht, wenn das musikalische Schaffen so umfangreich ist wie jenes von Gerhard Deutschman. Das Festkonzert in St. Augustin exakt zum 80. Geburtstag des in Ahorn lebenden Komponisten setzt klugerweise auf einen klingenden Querschnitt, der Einblick gewährt in das vielseitige Werk mit bislang 223 Opuszahlen in fast allen Gattungen.

Von ernst und feierlich bis virtuos und unterhaltsam spannt sich der Bogen dieses Geburtstagsquerschnitts - von der Festmusik für Orgel, die Deutschmann vor drei Jahren zum 150- jährigen Bestehen von St. Augustin komponierte, bis zum „Bluesando" für vier Hörner und Orgel.

Kurzweilige Auswahl

Die Werkauswahl erweist sich als nicht nur im steten Wechsel von instrumentalen und vokalen Beiträgen als kurzweilig und kontrastreich. Vielmehr zeigt diese Programmzusammenstellung auch stilistisch viele Komponenten, die Deutschmanns Schaffen durch die Jahrzehnte hindurch ausgezeichnet haben. Verständlichkeit der musikalischen Sprache ist Deutschmann von Anfang an ein zentrales Anliegen.

Wie sich auf dem Boden Tonalität auch heute noch abwechslungsreich komponierten lässt, zeigen zwei ausdurcksvolle Beispiele aus den „Geistlichen Gesängen" op. 179 (intensiv gestaltet von Nele Gramß) ebenso wie das „Pater noster" für gemischten Chor op. 87 a oder „Fantasie und Choral" für vier Hörner und Orgel.

In der großen Schar der Interpreten, die dieses Festkonzert gestalten, finden sich zahlreiche ehemalige Albertiner - einstige Schüler des Gymnasiums Albertinum, an dem Deutschmann drei Jahrzehnte als Lehrer wirkte. Das gilt zum Beispiel für den Organisten Thomas Meyer, der nicht nur als einfühlsamer Begleiter überzeugt, sondern sich auch als brillanter Solist mit feinem Gespür für kluge Registrierungen erweist.

Großen Anteil am Erfolg des Konzertes hat das fränkische Hornquartett „Cordial", das gleich bei vier Uraufführungen mit sorgfältiger Gestaltung wie mit klangschöner und ausgewogener Tongebung gefällt.

Der eigens für diese Festkonzert wieder formierte Kammerchor Coburg hat nichts von seiner Klangkultur verloren, die ihm in den mehr als zehn Jahren seines Bestehens großes Ansehen in der Region verschafft hat. Mit ausdrucksvollem Gesang zieht der Kammerchor Coburg beim Konzert in St. Augustin in Bann. Der Kammerchor hat sich die Fähigkeit bewahrt, die fein differenzierten gestalterischen Vorstellungen seines Leiters Leopold Schindler reaktionsschnell umzusetzen

Effektvolles Coburglied

Feinfühlig formt Schindler den Klang, achtet stets auf sensible dynamische Abstufungen und intensiven, präzis auf den Text bezogenen Ausdruck. Das gilt nicht nur für das ausgesprochen klangschön gesungene „Pater noster", sondern auch für zwei Volksliedbearbeitungen, das geradezu emphatisch intonierte Coburglied (auf einen Text von Georg Hünseler) und drei israelische Lieder, die Deutschmann in effektvolle Chorsätze verwandelt hat. Mitreißend musizierter Schlusspunkt: die dreisätzige südamerikanische Suite für Orgel (Tango, Rumba, Cha-chacha).

Als Moderator in eigener Sache liefert Gerhard Deutschmann zwischen den Stücken kurze und prägnante Informationen zu seinen Werken wie zu den Interpreten. Der Lohn für ein gelungenes Festkonzert: ausdauernder Applaus und reichlich Lob von vielen Seiten.

Brillant auch der junge Geiger Attila Gergely, der im vergangenen Jahr sein Violinstudium an der Musikhochschule Würzburg begonnen hat und Präludium und Gigue für Violine solo technisch tadellos und mit tragfähigem, gut durchgeformtem Ton souverän gestaltet.


Vielfarbige Klangwelten

Von Dr. Peter Müller - Neue Presse Coburg

Der Komponist Gerhard Deutschmann feiert mit Musikfreunden und Weggefährten seinen 80. Geburtstag. Der Coburger Kammerchor und Instrumentalisten bieten einen Querschnitt seines Werks.

Coburg - Der Jubilar Gerhard Deutschmann ließ es sich nicht nehmen, die eigenen Werke, die am Samstag - an seinem 80. Geburtstag - in der Kirche St. Augustin zu seinen Ehren aufgeführt wurden, selbst zu moderieren. Als Kritiker weiß der Komponist um die Langeweile, die von Moderatoren und von Festreden ausgehen können, und hielt seine Kommentare kurz und knapp und gut.

Mitten im schöpferischen Leben, quasi aus der Arbeit gerissen, trat er vor die große Festgesellschaft von Weggefährten, Freunden, Schülern und Musikfreunden, und wies den Weg durch die stilistische Vielfalt seiner Kompositionen bis zu den Uraufführungen. Die Festreden aus Stadt und Land - von Landrat Michael Busch und Kulturbürgermeister Norbert Tessmer - folgten später bei einem entspannten Stehempfang.

Festlich und bewegend war der erste, geistliche Teil des Konzertes, das Thomas Meyer (Marbach) mit der "Festmusik für Orgel op. 206" in fließender, glitzernder Fülle mit heiteren und hellen Variationen zum Choral "Lobe den Herren" eröffnete. Zusammen mit dem hervorragenden jungen Ensemble CORdial intonierte Thomas Meyer als Uraufführung die "Intrade für vier Hörner und Orgel op. 219", die eine romantische Klangwelt melodischer Geborgenheit, festlicher Fanfarenklänge und rhythmisch vorantreibender Energie ausbreitet.

Sinfonische Klangfülle

Nach dem schlichten, besinnlichen und stillen "Pater noster op. 87a", mit dem sich der herausragende gemischte Kammerchor Coburg mit seinem unermüdlich inspirierten und inspirierenden musikalischen Leiter Leopold Schindler vorstellte, sang Nele Gramß von der Orgelempore herab mit orchestraler Orgelbegleitung zwei "Geistliche Gesänge op. 179". Ihre klare, raumfüllende Stimme verkündete im ersten Lied das Gebet "Groß ist unser Herr" von Johannes Keppler wie ein Erzengel, und erwärmte mit ihrem weichen und runden Mezzosopran tief gefühlt und tröstlich in Christian Morgensterns "Abendlied".

Sinfonische Klangfülle strahlte mit der Uraufführung der "Fantasie und Choral für vier Hörner und Orgel op. 218" in die Kirche, bei der sich dem Hörer eine mächtige Burg in umrankter Schönheit zeigt, die ihr Tor öffnet, aus dem ein helles Leuchten die einziehenden Gäste wie ein offener Himmel empfängt, um gleichzeitig mit einem freundlichen Choral den feierlichen Höhepunkt des Festes zu beginnen.

Den weltlichen zweiten Teil des Konzertes leitete Attila Gergely mit einem virtuosen Salonstück "Präludium und Gigue für Violine solo op. 193", dem der Solist brillant dynamisch den Ausdruck einer Violinromanze verlieh. Nach einem swingenden "Bluesando für vier Hörner und Orgel op. 180" als Uraufführung der Hornfassung kam auch das Ensemble CORdial in das Kirchenschiff herab und teilte sich mit dem Kammerchor den Unterhaltungsteil des Konzertes.

Das Quartett konnte mit den "Variationen über "Es blies ein Jäger" für vier Hörner op. 135a" mit Jagdszenen begeistern; der Kammerchor überzeugte mit einer Reihe von Volkslied-Sätzen. Den großen klingenden Bilderbogen rundete Thomas Meyer mit seiner "Suite sud-américaine für Orgel op. 176" und der Überleitung zum Festmahl ab - gefolgt von großem Jubel um den Komponisten aus der voll besetzten Musikgemeinde.

Plakat

Programm