Mitglied im Fränkischen Sängerbund e.V.

Als gebürtiger Coburger und Vollblutmusiker brachte Leopold Schindler beste Voraussetzungen mit als er die künstlerische Leitung des Konzertchores 1983 von seinem Kollegen Gerhard Deutschmann übernahm. Beide sind noch heute durch die Musik eng verbunden.

Am 26.04.1950 in Coburg geboren, besuchte er dort die Schule und erwarb anschließend eine kaufmännische Ausbildung. Doch schon als Kind war sein großer Traum die Musik, nahm er im Alter von 10 Jahren "heimlich" Klavierstunden und begann folgerichtig Kirchenmusik zu studieren.

Zunächst 1969-1972 an der Fachakademie für Kirchenmusik Bayreuth (heute Musikhochschule, B-Prüfung, u.a. Orgel bei KMD Viktor Lukas - heute Professor in Köln). Anschließend, 1972-1974, setzte er seine Studien an der Kirchenmusikschule Esslingen fort (heute Hochschule, A-Prüfung, Orgel,Klavier und Konzertgitarre, u.a. Orgel bei Prof. Hans-A. Metzger und Klavier bei Prof. Kistler). Eine von der Hochschule in Aussicht gestellte Ausbildung zum Konzertpianisten - Schindler war damals der Beste seines Jahrganges - lehnte er ab, da es ihn nach Coburg zurückzog und er sich damals mit einem Leben "auf Achse" nicht anfreunden wollte.
Zurück in Coburg war er 1974/75 zunächst 1 Jahr Praktikant an St. Moriz unter KMD Walter. Anschließend wirkte er von 1975 bis 1980 als Kantor an Heilig Kreuz und ab 1976 gleichzeitig als Bezirkskantor im Dekanat Michelau. Die Stellenreform in der Evangelischen Kirche 1980 brachte einen Einschnitt in seinem musikalischen Leben. Glücklicherweise konnte er just zu diesem Zeitpunkt ans musische Gymnasium Albertinum Coburg wechseln und der Musik treu bleiben. Bis heute ist er dort als Lehrer für Orgel, Klavier und Musiktheorie tätig. 

Nach 3 gemeinsamen Jahren an der Schule übergab Deutschmann den Konzertchor in Übereinstimmung mit dem Vorstand an Schindler. Dieser hatte während seines Studiums eine gute Ausbildung in Orchester- und Chorleitung erfahren und zuvor selbst praktische Erfahrungen sowohl als Chorsänger (1965-1969 Bach Chor Coburg unter KMD Walter; Fränkischer Kammerchor unter Franz Möckl) als auch Chorleiter gesammelt:

  • 1975-80 Kantorei Heilig Kreuz
  • 1976-80 Kantorei Redwitz
  • 1976-84 Coburger Barockensemble
  • 1977-83 Heinrich-Schütz-Kreis
  • 1977-90 Gesangsverein Oberlauter (u.a. 2 Konzertreisen nach Oberiberg/Schweiz; Krönungsmesse"/Mozart; "Veni creator spirit", Deutschmann-Messe)
  • 1983-96 Unterstufenchor Gymnasium Albertinum
  • 1984-90 Chor des Anna Werkes
  • 1996-97 Oberstufenchor Gymnasium Albertinum
  • 1997-dato Kammerchor Coburg

Hervorzuheben ist der "Heinrich-Schütz-Kreis" den Schindler ins Leben rief und leitete. Dieser Kammerchor, bestehend aus Solisten des Landestheaters, Schülern des Gymnasium Albertinum und anderen interessierten Sängern, erreichte beachtliches Niveau und bereicherte das kulturelle Leben der Stadt und der Region. Namen wie Renate Düerkop, Elke Ullrich, Nese Pars, Anika Falk, Margret Mann, Alexandra von der Weth, Dariusz Niemirawicz oder Göran Fransson sind heute nicht nur musikbegeisterten Coburgern bekannt sondern zum Teil sogar deutschland-, europa- oder weltweit.

Doch nicht nur das Singen, auch die Instrumentalmusik vermochte ihn zu begeistern. Acht Jahre, von 1976-84 musizierte er mit Musikern des Landestheaters und anderen Interessierten im "Coburger Barockensemble", das er ebenfalls ins Leben rief und leitete. Während seiner Zeit als Kantor gab Schindler zahlreiche Orgelkonzerte und auch seine ehemaligen, heute z.T. über die Grenzen Coburgs hinaus bekannten Orgel- und Klavierschüler (z.B. Georg Schneider/Köln, Angelika Tasler/München) zeugen von den musikpädagogischen Fähigkeiten Schindlers.

Als Leopold Schindler 1991 Max Bruchs Oratorium "Moses" für den Konzertchor und sein nicht nur Coburger Publikum der Vergessenheit entriß, konnte er nicht ahnen, daß sieben Jahre später auch die Bamberger Symphoniker unter Claus-Peter Flohr (ehemaliger Dirigent der Thüringen Philharmonie Suhl, mit der der Konzertchor das Werk aufführte) gefallen daran finden und ihre Aufführung auf CD einspielen würden.
Er konnte auch nicht wissen, daß er damit 1999 seinen damaligen Orgelschüler und Konzertchorsänger, Christoph Bayer, inspirieren würde, dieses Werk zum Gegenstand umfangreicher Studien im Rahmen der ersten Staatsprüfung für das Lehramt für Gymnasien an der Bayerischen Julius-Maximillians-Universität Würzburg zu machen ("Studien zu Max Bruchs biblischen Oratorium Moses op.67", Fach Musik, Dozent: Prof.Dr.Ulrich Konrad, 6.4.99). Im Vorwort dazu heißt es u.a.: "Auch sei hier Herrn Leopold Schindler gedankt, durch den ich dieses Werk 1991während der Probenarbeit und der Aufführung ... mit dem Konzertchor Sängerkranz Coburg e.V. überhaupt erst kennengelernt habe."
Außerdem fühlte sich Leopold Schindler mit dem "Moses" den Traditionen des Konzertchores und Max Bruch verpflichet und schloß eine große Aufführungslücke. Schließlich gehörte Bruch zum Standardreportoir der Laienchöre Ende des 19./Anfang des 20. Jahrhunderts und war in dieser Zeit auch vom Konzertchor oft zu hören gewesen. Erinnert sei hier nur an Aufführungen seiner Chorballaden bzw. Kantaten "Schön Ellen"/1853 op.24 (u.a. 1906), "Frithjof auf seines Vaters Grabhügel"/1864 op.27 (u.a. 1903 und 1909), "Das Feuerkreuz"/1889 op.52 (u.a. 1894 und 1910).

Dies alles zeigt, daß es sich lohnt, Pionierarbeit bei der Wahrung/Wiederentdeckung kulturellen Erbes zu leisten, auch wenn es oftmals einfacher scheint, die Standardwerke des Chorgesanges mit garantierten Zuhörerzahlen wie die von J.S.Bach in regelmäßiger Beständigkeit zu wiederholen. Schindler war bisher immer bemüht, mit dem Konzertchor oratorisches Neuland zu betreten. Das schließt nicht aus, das er auch Standardwerke des Konzertchores wie Haydns "Jahreszeiten" (1958, 1968, 1982, 1998) oder die Kompositionen seines Vorgängers ("Coburger Te Deum", "La Musika") zur Wiederaufführung brachte.

1993 übernahm Leopold Schindler für den Konzertchor die Einstudierung für Verdis "Requiem" (einer "Produktion" des Landestheaters unter Beteiligung des Konzertchores und Mitgliedern des Bach-Chores). Auch hier stand er in der Tradition des Konzertchores (Zusammenarbeit mit dem Landestheater), der dieses wohl berühmteste Requiem bereits dreieinhalb Jahre nach dessen Uraufführung in Mailand am 7. und 28. Dezember 1877 mit dem Chorpersonal des Herzoglichen Hoftheaters und dessen Orchester dem Herzoghaus und seinem Coburger Publikum erstmals vorgestellt hatte.

Die Liste der Solisten und Orchester, die bisher unter Schindler musizierten, enthält berühmte Namen.

Hans Höfer, lokaler Journalist, würdigte Schindlers Wirken im Konzertchor in der Festschrift zum 150jährigen Bestehen des Chores 1993 und ergänzte freundlicherweise diesen Artikel um den Zeitarum bis dato.

Quelle: Homepage Konzertchor Coburg, 2006