Felix
Mendelssohn-
Bartholdy

.
"Paulus"

14.Oktober - St. Moriz Kirche
Coburg
Carolin Schmidt
Elke Ullrich
Bernd Gilman
Phillip Langshaw


Georgisches Kammerorchester
Ingolstadt

Angelika Tasler(Orgel)
21.Oktober - Himmelfahrtskirche
München-Sendling
 

[ Sitemap ]

[ Das Werk ]   [ Der Komponist ]   [ Libretto ]   [ Apostel Paulus ]   [Ausführende ]   [ Pressestimmen ]


Das Werk

Felix Mendelssohn-Bartholdy -   "Paulus" -  op. 36 - Oratorium nach Worten der Heilgen Schrift

Bereits im Jahre 1881 bestellte Julius Schelble , der Leiter des Cäcilien-Vereins Frankfurt, für seinen Chor bei Mendelssohn ein großes Oratorium. Im Jahr darauferging an den Komponisten der offizielle Auftrag des Vereins für ein Oratorium , das das Schicksal des Apostels Paulus zum Thema haben sollte.
Nach dem Tode des Vaters (1835), der an der Entstehung des "Paulus" großen Anteil genommen hatte, sah Mendelssohn in der Vollendung des Oratoriums seine höchste Aufgabe. Nach eineinhalbjähriger Arbeit, am 18.April 1836, war das Werk vollendet. Die Uraufführung fand wegen Erkrankung Schelbles statt in Frankfurt auf dem Niederrheinischen Musikfest in Düsseldorf statt, und zwar am 22. Mai 1836. Innerhalb einer Jahresfrist folgten vier weitere Aufführungen in Liverpool, Boston, Leipzig und Frankfurt.
Den Text zum "Paulus" stellte Julius Schubring (mit Julius Fürst) aus Worten der Heiligen Schrift zusammen. Der I.
Teil des Oratoriums berichtet davon, daß der heilige Stephanus von fanatisch gestzestreuen Juden gesteinigt wird. Unter diesen ist auch Saulus von Tarsus, der die Christengemeinde in Syrien verfolgen will. Auf dem Wege nach Damaskus geschieht das Wunder: er sieht das Licht Jesu, erblindet und bekehrt sich zum Christentum. Geheilt, bereut er sein bisheriges Leben und wird unter dem Namen Paulus Missionar bei den verfolgten Christen. - Der II. Teil berichtet von Paulus' und Barnabas' Missionstätigkeit bei Juden und Heiden. Da diese sich gegen Paulus wenden, beschließt er, Ephesus zu verlassen und nach Jerusalem zurückzukehren, wohl wissend, welches Schicksal ihm dort droht: das Martyrium. Paulus verabschiedet sich von den Christen in Ephesus.
Die Textzusammenstellung hat mancherlei Kritik erfahren. Geltend gemacht wurde vor allem, daß die Choräle hier nicht hineingehörten, weil sie weder von der Gemeinde zu singen seien noch von der Handlung her getragen würden. (Seit der Wiederentdeckung - eigentlich "Entdeckung" der Mattäuspassion Bachs durch Mendelssohn gilt dies für dieses Werk gleichfalls: sie wurde zu einem Oratorium für das Konzert, mithin ohne lithurgische Funktion.) - Gerügt worden ist auch die Überbetonung des Rationalen im Sinne des Theologen Friedrich Schleiermacher mit der Missionstätigkeit in der hellenistischen Welt, die Unterrepräsentierung des Irrationalen, des Mysteriums, des Prophetisch-Visionären: dem Apostel galt die Lehre Jesu wenig, aber das Heilsgeschehen, Kreuzigung und Auferstehung. Nur drei solcher eminent wichtigen Momente kommen bei Mendelssohn vor: die Vision des heiligen Steohanus bei der Steinigung; die Bekehrung des Saulus auf dem Wege nach Damaskus; das Wunder der Wiedererlangung des Augenlichts. - Angemerkt worden ist auch die Armut des dramaturgischen Geschehens im II. Teil, der Verzicht auf drei hochdramatische Situation: die wunderbare Errettung Paulus' und Silas' aus dem Kerker; die Konfrontierung Paulus' mit seinem einstigen Lehrer, Rabbi Gamaliel, vor dem Synedrium, die gewaltige Tribunalszene vor dem römischen Gouverneur Festus und dem König von Judaea, Agrippa II. (Den Verzicht auf die Szene mit Gamaliel hat man psychologisch auf den Vater-Sohn-Komplex zu deuten versucht.) Jede dieser Szenen hätte dem Komponisten Gelegenheit gegeben, Paulus "im Feuer" seiner Bewährung musikalisch zu charakterisieren. Statt dessen überwiegen lyrische Partien, homiletische, exegetische Aussagen und salbungsvolle Worte.bib30.JPG (36453 Byte)
Dem Chor fallen bei Mendelssohn drei Aufgaben zu: handelnd, erzählend und reflektierend das Geschehen zu tragen, außerdem die Choräle vorzutragen. In der Orchesterbehandlung erweist Mendelssohn sich als feinsinniger Zeichner (wie er auch in seinen echten Darstellungen mehr Zeichner als Maler war): die Choralpolyphonie zeigt klare, im Hören verfolgbare Linien. Die umfangreiche Ouverture stimmt den programmatischen Choral "Wachet auf, ruft uns die Stimme" an, läßt ihn in ein Fugato übergehen und schließlich in eine Doppelfuge münden. - Das Eifern des jüdischen Volks gibtv der Chor "Dieser Mensch hört nicht auf zu reden" durch beharrliche Motivwiederholung plastisch wieder. - Dramatisch ist die Temposteigerung vom Andante des Rezitativs "Und sie sahen auf ihn Alle" über das Allegro molto des Rede des Stephanus zum Presto des Chores der Eiferer. - Auf die verhaltene Arie "Jerusalem, die du tödtest die Propheten" folgt der heftige Chor "Sie aber stürmten auf ihn ein". Mit dem echt Mendelssohnschen Chor "Siehe, wir preisen selig" schließt die eigentliche Stephanusepisode. - Die Arie "Vertilge sie" ist Ausdruck des Zorns des Saulus. Seine Bekehrung "Und als er auf dem Wege war" bildet mit schlichter Feierlichkeit einen weiteren Höhepunkt. Die Stimme Jesu ist hier einem Frauenchor anvertraut. - Der Chorsatz "Mache dich auf, werde Licht" mündet in der Fuge "Denn siehe, Finsternis bedeckt das Erdreich". - Zu dem programmatischen Choral "Wachet auf" wird jede Strophenzeile durch eine Trompetenfanfare bekräftigt. - Des Paulus "Gott sei mir gnädig" ist eine ergreifende seelische Selbstbetrachtung. - Zu der Heilung des Saulus von der Erblindung durch den gottgesandten Annanias ertönen kurze Motive. - Mit den Worten 'O welch' eine Tiefe des Reichtums" gedenkt der Chor der Unerforschlichkeit der Wege Gottes.
Der II. Teil hebt mit einem großartigen Chorsatz "Der Erdkresi ist nun des Herrn" an (Doppelfuge mit zahlreichen Einführungen). - Einen Ruhepunkt bildet die PAstorale "Wie lieblich sind die Boten". - Treffen zeichnet Mendelssohn mit kurzen, abgerissenen Motiven das bösartige, verleumdende Zischeln "Ist das nicht der zu Jerusalem verstörte Alle"; ihm folgt das Dankgebet der Christengemeinde "O Jesu Christe, wahres Licht". Paulus und Barnabas bereisen nun die Welt. Aud die Chöre des Volks "Die Götter sind den Menschen gleich geworden" und "Seid uns gnädig, hohe Götter" reagieren die Apostel heftig /"Da das die Apostel hörten"). Des Paulus Anklage mündet in eine 5stimmige Choralbearbeitung zu den Worten "Aber unser Gott ist im Himmel", wogegen der 2. Sopran "Wir galuben All' an einen Gott" anstimmt. Auf den zelotischen Judenchor "Hier ist des Herren Tempel" (ein Pendant zu "Steinigt ihn") ertönt Jesu Stimme zu Paulus "Sei getreu bis in den Tod", eine Cavatine mit Violincellobegleitung. - "Schone doch deiner selbst" und "Sehet, welch' eine Liebe" sind die Worte mit denen die Gemeinde Paulus verabschiedet. - Den Schluß bildet eine Chorfuge über "Lobet den Herrn".
Die großartigen Chorsätze erinnern stilistisch an Oratorien des großen Oratorienmeisters Händel. Dagegen sind die übrigen Nummern stärker an Beethoven und der Romantik orientiert; manche wirken ein wenig behäbig-biedermeierlich.
Das Werk fand nicht überall ungeteilte Zustimmung. Manche erhoben sich gegen das Oratorium als einen Zwitter überhaupt. In London fand das Werk starken Anklang. Moritz Hauptmann lobte den Chorstil, Otto Jahn den einfachen, edlen Ton. Romain Rolland erkannte in der Komposition das jüdische Element. Richard Wagner gab einen enthusiastischen Bericht über den "Paulus", das Werk und die Aufführung durch den Author.
Mendelssohn, der sich stets fest zum Judentum bekannte, der sich zum jüdischen Volk gehörig fühlte und einen Kult mit seinen Ahnen trieb, legte mit seinem "Paulus" ein glühendes Zeugnis seines christlichen Glaubens ab.

Wiesbaden, Frühling 1982

Seitenanfang

Quelle: Vorwort im Klavierauszug von Breitkopf & Härtel, Edition Breitkopf  Nr. 145. Doch auch die musikverlegerische und musikwissenschaftliche Arbeit brachte in den letzten Jahre neue Erkenntnisse, die zu einer Neuausgabe des "Paulus" bei Breitkopf & Härtel führte. Lesen Sie hier das Vorwort zur 2000er Ausgabe des Klavierauszuges:

Mit Felix Mendelssohn Bartholdys Paulus nahm 1836 die Geschichte des Oratoriums als Gattung nach einer Phase archaisierender und elektizistischer Stagnation eine folgenschwere Wende.mendelssohn.jpg (11455 Byte) Mendelssohn verband die neue, ästhetisch (und nicht nur historisch) begründete Erfahrung des Kunstcharakters von Bachs Passionen und Oratorien mit dem Glauben an die Lebensfähigkeit eines modernen religiösen Kunstwerkes außerhalb liturgischer Funktionen. Er schuf mit Paulus ein Werk, das einerseits die große Tradition Bachs und Händels nachklingen läßt und andererseits den kompositionsgeschichtlich neuesten Stand seiner Zeit verkörpert. Wie vielschichtig und widersprüchlich sich dieser Schaffensprozeß vollzog, läßt sich anhand der Quellensituation erahnen. Denn die zahlreichen, teilweise voneinander abweichenden Quellen repräsentieren keine eindeutige Werkgestalt und sind Ausdruck einer komplizierten, bislang nicht zweifelsfrei rekonstruierbaren Entstehungs- und Aufführungsgeschichte.
Die erste Nachricht über ein geplantes Oratorium verbindet sich mit Johann Nepomuk Schelble, dem Begründer und Leiter des Frankfurter Cäcilienvereins, der 1829 nur wenige Wochen nach Mendelssohn die Bachsche Matthäus-Passion aufgeführt hatte. Als Mendelssohn 1831 auf der Rückreise von seiner fast einjährigen Italienreise Schelble in Frankfurt besuchte, bekundete dieser sein Interesse an einem Oratorium und brachte dafür möglicherweise auch schon den Paulus-Stoff ins Gespräch. Im März 1832 äußerte Mendelssohn in einem Brief an den ihm befreundeten Berliner Sänger Eduard Devrient den Gedanken, ein Werk über die neutestamentliche Figur des Paulus zu schreiben. Wegen der geeigneten Textgestalt korrespondierte der Komponist in den Jahren 1832 bis 1835 ausführlich mit dem Dessauer Pfarrer Julius Schubring. Im November 1835 meldete er dem Bonner Verleger Peter Joseph Simrock, daß er gerade letzte Hand an das Werk legen würde.
Die im April 1836 fertiggestellte autographe Partitur bietet ein widersprüchliches Bild: Sätze oder gar Teile einzelner Sätze in Reinschriftcharakter wechseln mit solchen, die Ergebnis von Korrekturen sind, sodaß von der Existenz einer ehedem vorhandenen - möglicherweise unvollständigen - "Urpartitur" auszugehen ist. Zusammen mit den gedruckten Chorstimmen diente die überlieferte autographe Partitur als Grundlage für die Uraufführung. Diese vereinte unter Leitung des Komponisten 356 Sänger sowie 172 Orchestermusiker und fand am
22. Mai 1836 zur Eröffnung des 18. Niederrheinischen Musikestes in Düsseldorf statt.
Obwohl dieser Aufführung ein großer Erfolg beschieden war, änderte Mendelssohn das Werk an mehreren Stellen für die Erstdrucke des Klavierauszugs und der Partitur, die 1836 bzw. 1837 bei Simrock erschienen (und untereinander wiederum Differenzen aulweisen). Für die weitere Rezeption des Paulus bis in die Gegenwart wurde der von Julius Rietz herausgegebene Partiturband innerhalb der (alten) Gesamtausgabe der Werke
Felix Mendelssohn Bartholdys (Serie XIII, Nr. 85) aus dem Jahr 1878 entscheidend. Er gibt das Werk jedoch in einer kompilierten Fassung wieder, die - obwohl verlegerische Eingriffe weitgehend vermieden sind - so nie existierte und für die die Orchesterstimmen aus der Erstdruck-Partitur, die Vokalstimmen aus dem Erstdruck-Klavierauszug und der Orgelpart aus einer 1837 von Mendelssohn geschriebenen Orgelstimme entnommen wurden.
Für die 1997 von Michael Märker herausgegebene Neuausgabe der Partitur PB 5269, die diesem Klavierauszug als Grundlage diente, war deshalb zunächst grundsätzlich zwischen einer Werkfassung, die nur auf einer Otelle basiert, und einer Mischfassung aus mehreren (divergierenden) Quellen zu entscheiden. Da sich eine derartige Kompilation, mit der Unebenheiten hätten ausgeglichen werden können, von der Intention des Komponisten eher entfernen würde, fiel die Entscheidung zugunsten des Erstdrucks der Partitur. Er stellt die späteste vom Komponisten autorisierte und (nahezu) vollständige Quelle dar. Die in ihm enthaltenen zahlreichen Inkonsequenzen und Nachlässigkeiten schlossen jedoch einen mehr oder weniger unveränderten Nachdruck aus. Vorwort und Kritischer Bericht in der Neuausgabe der Dirigierpartitur geben im einzelnen über die Problemlösungen Auskunft. Insgesamt sind die Änderungen gegenüber der bisher verbreiteten MischFassung des Werkes nicht gravierend. Wohl aber lassen sie dank Mendelssohns zurückhaltender Anwendung des Analogieprinzips bei dynamischen und Artikulationszeichen manche Passage in changierendem klangfarblichen Licht erscheinen und manche melodische Kontur schärfer hervortreten. Nicht zuletzt tauchen auch veränderte Töne oder Textzuordnungen auf. Die Satznumeriening verschiebt sich, da die Ouvertüre nun in die Satzzählung einbezogen wird. Mit der Rückführung der Rietz-Fassung (und aller von ihr abgeleiteten, späteren Nachdrucke) auf die vom Komponisten verantwortete Partitur des Erstdrucks tritt eine von manchen angleichenden Abschleifungen befreite, im Detail zuweilen kantigere und damit zugleich charakteristischere Gestalt des Oratoriums zutage.
Für die hier vorgelegte Neuedition des Klavierauszugs, wurde der im Jahre 1878 bei Breitkopf & Härtel erschienene Auszug von Julius Rietz kritisch durchgesehen und dort verändert, wo er von der Partitur-Neuausgabe abweicht. Ausgangspunkt aller diesbezüglichen Überlegungen war die Anerkennung der Rietz'schen Arbeit als ein historisches Dokument. Geändert, wurde deshalb nur an Stellen, die gravierend von der Partitur abwichen, und dies insbesondere im Bezug auf dynamische Angaben sowie Phrasierungen und Artikulationsbezeichnungen. In den Notentext des Klavierparts wurde nur dort eingegriffen, wo Rietz sehr frei mit dem Partiturtext umging, sei es, daß ihm hinsichtlich von Details möglicherweise eine andere Partiturversion vorlag, sei es, daß er Noten aus dem Chorpart übernahm oder Harmonien aufzufüllen oder gar Stimmführungen zu verändern sich berechtigt fühlte. Dies geschah stets mit der Zielsetzung, die Rietz'sche Diktion dort unangetatstet zu lassen, wo es vertretbar war, sie jedoch vorsichtig eingreifend dort zu verändern, wo es vom Partiturtext her geraten schien. Auf einen Einzelnachweis dieser Änderungen kann verzichtet werden, da es sich bei einem Klavierauszug vorrangig um ein Arbeitsmittel für Einstudierungszwecke handelt, dem Dirigenten also eine Version an die Hand gegeben werden muß, die keine hörbaren Diskrepanzen zum Klanbild der Partitur aufweist. Alle Vokalpartien wurden deshalb unverändert aus der quellenkritischen Neuausgabe der Partitur übernommen. Eine besondere Behandlung erforderte die Ouverture, die von Rietz für vier Hände gesetzt wurde. Die nun zum Abdruck kommende Version für zwei Hände wurde von Hellmut Döhnert erarbeitet, der auch die Durchsicht der übrigen Nummern vornahm.

Wiesbaden/Leipzig, Frühling 2000

Seitenanfang

Mendelssohns op. 36, das Oratorium "Paulus" wurde bereits am 19.05.1881 im Beisein der englischen Queen Victoria in Coburg vom Hoforchester, dem Landestheater und dem Konzertchor erstaufgeführt. In der Folgezeit wurde der Chorsatz "Wie lieblich sind die Boten, die den Frieden verkündigen" einer der meist gesungenen Chorsätze am englischen Hofe.
120 Jahr später, nach weiteren Aufführungen in 1986 und 1992, stand dieses allseits beliebte Werk nun erneut auf dem Programm.

Wieder einmal haben wir ein Werk zusammen mit einem anderen Chor einstudieret und aufgeführt. Auch das hat Tradition bei uns. Beispielsweise erklang 1990 die "Carmina Burana" zusammen mit dem Anna-Werk-Chor und der Singakademie Suhl in drei gemeinsamen Konzerten in Coburg, Suhl und Ilmenau oder 1997 das Verdi-Requiem, zusammen mit dem Chor des Landestheaters Coburg und einzelnen Mitgliedern des Coburger Bachchores. Diesmal kamen die Sängerinnen und Sänger, mit denen wir zusammen dieses Werk in Coburg und München aufführten, aus der bayerischen Landeshauptstadt.

Seitenanfang


Der Komponist

Eine kleine Auswahl von Links zum Komponisten Felix Mendelssohn-Bartholdy und zum "Paulus"

Seitenanfang

 

Libretto

   deutscher Text --> Teil I     Teil II     

Den deutschen Text finden Sie unter obigen Links. Hier folgt nun das Libretto in Englisch. Anlaß dafür war eine Anfrage aus England and unseren Chor mit der Bitte um Zusendung des englischen Textes für einen alten kranken Menschen, der ans Bett gefesselt ist und dessen einzige Freude die Musik ist. Er hatte das Oratorium in Deutsch gehört und wollte gerne den Inhalt kennenlernen. Im Internet war das englische Libretto nicht auffindbar. - Der Webmaster

PART ONE

No. 1 Overture

No. 2 Chorus

Lord, Thou art God,
which has made heaven, and earth, and the sea.
The heathen rage
against Thee and against Thy Christ.
And now, Lord, behold Thy servants
that with all boldness they may speak Thy word.

No. 3  Chorale

Praise be to God alone on high
and thanks for His mercy;
that now and for ever more
no harm may befall us.
His power is immeassurable,
only that happens which he hath ordained.
Let us rejoice in the Lord!

No. 4 Recitative and Duet

SOPRANO

And the multitude of them that believe were of one heart and of one soul; and Stephan, full of faith and power, didi great miracles   among the people. And the scribes were not able to resist the wisdom and the spirit by which he spake. Then they suborned men, which said:

BASSES I AND II (THE FALSE WITNESSES)

We have heard him speak blasphemous words against this holy place, and the Law.

SOPRANO I

And they stirred up the people and the elders, and came upon him, and caugh him, and brought him to council, and said:

No. 5 Chorus

THE PEOPLE

This man ocaseth not to speak blasphemous words
against Moses and against God.
Did not we straitly command you
that ye should not teach in his name?
And behold, ye have filled Jerusalem
with your doctrine.
For we have heard him say,
that this Jesus of Nazareth shall destroy this place,
and shall change the customs which Moses delivered.

No. 6 Recitative

SOPRANO

And all that sat in the council, looking steadtfastly on him, saw his face as it had been the face of an angel.
Then said the high priest: Are these things so?
Stephen said:

TENOR (STEPHEN)

Men, brethren, and fathers, hearken: the God of glory appeared unto our fathers, delivered the people out of their afflictions and gave them favour. But they understood it not.
He sent Moses into Egypt, for He saw their afflictions, and heard their groaning. But they refused Him, and would not obey His word, but thrust Him from them, and sacrified to idols. Solomon built Him an house, howbeit the most high dwelleth not in temples made with hands; for heaven is His throne, and earth is but His footstool. Hath not His hand made all these things?

Ye stiff-necked! Ye do always resist the Holy Ghost! As your fathers did, so do ye! Which of the prophets have not yourfathers persecuted? And they have slain them which showed before of the coming of the Just One, whose murderers ye have become. Ye have received the law by disposition of angels, and ye have not kept it!

THE PEOPLE

Away with him! He blasphemeth the name of the Lord. And he blasphemeth the name of the Lord shall be put death.

TENOR (STEPHEN)
Behold, I see the heavens opened, and the son of Man standing on the right hand of God.

No. 7 Aria

SOPRANO

Jerusalem, Jerusalem!
Thou that killest the prohets,
and stonest them which are sent unto thee,
how often would I have gathered
thy children together, and ye would not!
Jerusalem!

No. 8 Recitative and Chorus

TENOR

But they ran upon him and cast him out og the city and stoned him and cried out:

THE PEOPLE

Sone him! He hath blasphemeth the name of the Lord, and he that blasphemeth the name of the Lord be but death.

No. 9 Recitative and Chorale

TENOR

And they stoned him. He kneeled down and cried with a loud voice: Lord, lay not this sin to their charge. Lord Jesus, receive my spirit. And when he said this, he fell asleep.

Chorus

To Thee, Lord, will devote myself,
to Thee, whose creature I am.
Thou alone, Thou art my life,
death my only prize.
I live for Thee, die for Thee:
if Thou art mine, it is enough for me.

No. 10 Recitative

SOPRANO

And the witnesses laid down their clothes at a young man's feet, whose name was Saul. He was consenting unto his death. And devour men carried Stephen to his burial made great lamentation over him.

No. 11 Chorus

Behold!
Blessed is the man that endureth temptation:
for though the body die,
the soul shall receive the crown of life.

No. 12 Recitative and Aria

TENOR

As for Saul, he made havoc of the church, and breathed out threatenings and slaughter against the disciples of the Lord, and said:

BASS (SAUL)

Consume them all, Lord Sabaoth,
as stubble before fire!
They will not know Thee, tha Thou,
whose name alone is Jehova, art the Lord alone,
the most high over all the earth.
Pour out Thine indignation upon them,
let them be silenced!

No. 13 Recitative and Arioso

SOPRANO

And he went his followers to Damaskus, bearing the letters of the high priests, that he might bring men or women bound unto Jerusalem.

But the Lord is mindful of His own,
be remembers His children.
The Lord remembers His children.
Bow down before Him, ye mighty,
for the Lord is near.

No. 14 Recitative with Chorus

TENOR

And as he journeyed, he came near Damaskus, and suddenly there shined round about him a light from heaven, and he fell to the earth and heard a voice saying unto him:

CHORUS

Saul, why persecutest thou me?

BASS (PAUL)

Who art thou, Lord?

TENOR

And the Lord said:

CHORUS

I am Jesus of Nazareth
whom thou persecutest.

TENOR

And he, trembling and astinished, said:

BASS (PAUL)

Lord, what will thou have me to do?

TENOR

And the Lord said unto him:

CHORUS

Arise, and go into the city, and it shall be told thee what thou must do.

No. 15 Chorus

Arise, shine,
for thy light is come;
and the glory of the Lord
is risen upon thee.
For behold, darkness covers the earth,
and gross darkness the people.
But the Lord rises upon thee,
and his glory is seen upon thee.

No. 16 Chorale

Awake, cries us the voice
of the watchers high on the battlements,
awake, thou city Jerusalem!
Prepare, the bridgeroom comes.
Arise, take up your lamps!
Alleluia!
Make ye ready
for all enternity!
Ye must go forth to meet him.

No. 17 Recitative

TENOR

And the men which journeyed with him stood speechless, hearing a voice, but seeing no man. And Saul arose from the earth; and when his eyes were opened, he saw no man: but they led him by the hand and brought him into Damaskus. And he was three days without sight, and neither did eat nor drink.

No. 18 Aria

BASS (PAUL)

Have mercy upon me, o God,
and blot out my transgressions
according to Thy loving kindness.
Cast me not away from Thy presence,
and take not Thy holy
spirit from me.
A broken and a contrite heart
o God, thou will not despise.
O God, have mercy upon me,
according to Thy loving kindness!
I will speak of Thy salvation,
I will teach transgressors thy ways,
ans sinners shall be converted unto Thee!
O Lord, open Thou my lips,
and my mouth shall show forth Thy praise.
And blot out my transgressions
according to Thy loving kindness.
Lord, cast me not away!

No. 19 Recitative

TENOR

And there was a certain disciple at Damaskus, named Ananias, and to him said the Lord:

SOPRANO

Arise Ananias, and inquire for one called Saul of Tarsus: for behold, be prayeth. He is chosen vessel unto me; for I will shew him how great things he must suffer for my name's sake.

No. 20 Aria with Chorus

BASS (PAUL)

I will praise Thee, o Lord my God,
with all my heart for ever more;
for great is Thy mercy toward me,
and Thou hast delivered my soul
from the lowest hell.
O Lord my God, I will praise Thee.

CHORUS

And the Lord God will wipe away
the tears from off all faces,
for the Lord hath spoken it.

No. 21 Recitative

SOPRANO I

And Ananias entered into the house and putting his hands on him said:

TENOR (ANANIAS)

Brother Saul, the Lord hath sent me, that appeared unto thee in the way as thou camest, that thou mightest receive thy sight, and be filled with the Holy Ghost.

SOPRANO

And immediately there fell from his eyes as it had been scales: and he received sight forthwith, and arose and was baptised, and straightway he preached Christ in the synagogues, that he is the son of God.

No. 22 Chorus

O the depth of the riches both
of the wisdom and knowledge of God!
How unsearchable are his judgements,
and his ways past finding out!
To him be glory for ever.
Amen
 

PART TWO

No. 23 Chorus

The kingdoms of this world are our Lord
and of his Christ.
For all nations shall come
and worship before Thee.
For thy judgments
are made manifest.

No. 24 Recitative

SOPRANO

And Paul came to the church and spake boldly in the name of the Lord Jesus. Then the Holy Ghost said: separate me Barnabas and Saul for the work whereunto I have called them. And when they had fasted and prayed, and laid their hands on them, they sent them away.

No. 25 Duettino

TENOR (BARNABAS), BASS (PAUL)

Now then we are ambbasadors for Christ,
as though God did beseech you by us.

No. 26 Chorus

How beautiful are the feet of them
that preach the gospel of peace.
Their sound went into all the earth
and their words unto the ends of the world.

No 27. Recitative and Arioso

SOPRANO I

So they, being sent forth by the Holy Ghost,
departed and preached the world of God.

Let us sing of the mercies of the Lord for ever,
make known his faithfulness.

No. 28 Recitative and Chorus

TENOR

But when the Jews saw the multitudes, they were filled with envy, and spake against those things which were spoken by Paul, contradicting and blaspheming.

THE PEOPLE

Thus saith the Lord: I am the Lord, and besides me is no saviour.

TENOR

They laid await for Paul, and took counsel to kill him, and spoke one to another:

No. 29 Chorus and Chorale

THE PEOPLE

Is not this he that
destroyed them which called
on this name in Jerusalem?
May all deceivers ever be confounded!
Force them away!

SOLOISTS

Jesus Christ, true light,
enlighten them that know Thee not,
and bring them to Thy flock,
that their souls might also be blessed.

CHORUS

Enlighten them that are blind,
bring hither them that have separated from us,
gather them that have strayed,
confirm them that are in doubt.

No. 30 Recitative

TENOR

Then Paul and Barnabas waxed bold, and said:

BASS (PAUL)

I was neccessary that the word of God should first have been spoken to you: but seeing ye put it from you, and judge yourselves unworthy of everlasting life,lo, we turn to the Gentiles.

No. 31 Duet

TENOR (BARNABAS), BASS (PAUL)

For so hath the Lord commanded:
I have set thee to be a light to the Gentiles,
that thou shouldest be for salvation,
unto the ends of the earth.
That whosoever shall call on the name of the Lord shall be saved.

No. 33 Chorus

THE GENTILES

The gods are come down to us in the likeness of men.

No. 34 Recitative

SOPRANO

And they called Barnabas, Jupiter, and Paul Mercurius. Then the priest of Jupiter, which was before their city, brought oxen and garlands unto the gates, and would have done sacrifice with the people.

No. 35 Chorus

THE GENTILES

O be gracious, ye gods!
Heed our sacrifice with favour.

No. 36 Recitatice, Aria, and Chorus

TENOR

Which when the apostles heard of, they rent their clothes, and ran in among the people, crying out:

BASS (PAUL)

Sirs, why do ye things? We are also men of like passions with you, and preach unto you that ye should turn from these vanities unto the living God, which made heaven, and earth, and the sea. Thus saith the prophet: all your idols are but falsehood, and there is no breath in them. They are vanity and the work of errors. In the time of their visitation they shall perish. God dwelleth not in temples made by hands.

Know ye not that ye are the temples of God, and that the spirit of God dwelleth in you? If any man defile the temple of God, him shall God destroy. For the temple of God is holy, which temple ye are.

But our God is in the heavens:
he hath done whatsoever he hath pleased.

We believe one God,
maker of heaven and earth,
who made himself a Father,
that we might become his children.

No. 37 Recitative

SOPRANO

But the unbelieving Jews stirred up the Gentiles, and there was an assault made both of the Gentiles and also of the Jews; they were full of anger and cried out against them:

No. 38 Chorus

JEWS AND GENTILES

This is God's temple!
Men of Israel, help:
this is the man
that teacheth all men everywhere
against the people,
and the law,
and this place!
Stone him to death!

No. 39 Recitative

SOPRANO

And they all persecuted Paul on his way, but the Lord stood with him, and strengthened him, that by him the preaching might be fully known, and that all the Gentiles might hear.

No. 40 Cavatina

TENOR

Be thou faithful unto death,
and I will give thee the crown of life.
Be not afriad, for I am with thee.
Be thou faithful unto death.

No. 41 Recitative

SOPRNO

Paul sent to Ephesus and called the elders of the church and said unto them:

BASS (PAUL)

Ye known after what manner I have been with you at all seasons, serving the Lord with all humility of mind, and with many tears, and testified faith toward our Lord Jesus Christ. And now, behold, I go bound in the spirit unto Jerusalem; bonds and afflictions abide me. Ye shall see my face no more.

SOPRANO

And they all wept sore and said:

No. 42  Chorus and Recitative

CHORUS

Far be it from Thy path!
These things shall not be unto thee!

BASS (PAUL)

What mean ye thus to weep and thus to break my heart? For I am prepare’d not only to be bound, but also to die at Jerusalem for the name of the Lord our Saviour, Jesus Christ

TENOR

And when he had thus spoken he kneeled down and prayed with them all, and they accompanied him unto the ship, and saw his face no more.

No. 43  Chorus

See what love hath the Father bestow'd on us in his goodness,that would
we called God`s own children. See what love hath the  Father bestow'd  on
us in his goodness.

No. 44  Recitative

SOPRAN

And though he be offered upon the sacrifice of our faith, yet the heath fought a good fight; he has finished his course, he hath kept well the faith hence forth there in laid up for him a crown of righteousness, which the Lord, the righteous Judge, shall give him at the last great day.

No. 45 Final Chorus

And not for him only, but for
all them also that love his appearing.
The Lord careth for us
and blesseth us.
Bless the Lord!
Bless the Lord, o my soul,
and all that is within me,
bless his holy name.
Bless the Lord,
all ye his angels,
bless the Lord!

Seitenanfang

 

Apostel Paulus

grabplatte.jpg (20457 Byte)Das Leben und Wirken des Apostel Paulus (geb. um 0 in Tarsus/Kleinasien; gest. 
zwischen 60 und 68 in Rom), der eigentlich Saulus hieß, ist ausführlich im Ökumenischen Heiligenlexikon beschrieben ==> Paulus (Dort finden Sie auch die links abgebildete Grabplatte mit Petrus und Paulus.)

Seitenanfang

 

Ausführende

Sopran - Carolin Schmidt (Würzburg)
Alt - Elke Ullrich (Berlin)
Tenor - Bernd Gilman (Kaiserslautern)
Bass - Phillip Langshaw (Köln)
Orgel - Angelika Tasler (Coburg/München)
Münchner Singkreis - Konzertchor Coburg
Georgisches Kammerorchester Ingolstadt & Instrumentalsolisten

Seitenanfang


Pressestimmen

Dienstag, 16.10.2001 - "Neue Presse" Coburg

Rudolf Potyra

   In der sehr gut besetztem Morizkirche brachte der Konzertchor Sängerkranz Coburg gemeinsam mit dem Münchner Singkreis (Leitung Robert Blank), dem Georgischen Kammerorchester Ingolstadt, dem Solistenquartett Carolin Schmidt, Elke Ullrich, Bernd Gilman und Phillip Langshaw sowie Angelika Tasler an der Orgel das Oratorium "Paulus" von Felix Mcndelssohn - Bartholdy zu einer eindrucksvollen und am Ende lang bejubelten Aufführung. Die Leitung hatte Leopold Schindler.

   "Paulus, Oratorium nach Worten der heiligen Schrift" ist neben dem "Elias" eines der beiden biblischen Oratorien des Komponisten. Begonnen in Düsseldorf und vollendet in Leipzig kam das Werk 1836 in Düsseldorf zur überaus erfolgreichen Uraufführung. Die Zeitgenossen begrüßten es überschwänglich und Robert Schumann nannte es "ein Juwel der Gegenwart". Der "Paulus" wurde eines der meistaufgeführten Oratorien im 19. Jahrhundert. Nach Coburg kam es durch den "Sängerkranz", der es 1881 hier zur Erstaufführung brachte.

   Das zweiteilige Oratorium berichtet anfangs über den Märtyrertod des Stephanus durch die fanatisierten luden, unter demen sich auch der Christenhasser Saulus befand. Auf dem Weg nach Tarsus erscheint diesem der Gottessohn und beruft ihn zu seinem Apostel. Aus dem Saulus wird ein Paulus.

   Der zweite Teil schildert einzelne Szenen aus der Missionstätigkeit des Paulus und schließt mit dem Abschied von seiner Gemeinde in Ephesus.

   Die Coburger Aufführung verdient schon allein vom Organisatorischen her, an das man angesichts eines hervorragenden Ergebnisses kaum mehr denkt, uneingeschränkte Bewunderung.

   Das Oratorium - es wurde ohne jeden Strich aufgeführt - hat eine reine Spielzeit von rund zweieinhalb Stunden. Die weiten Anreisen des Münchner Singkreises und des Orchesters aus Ingolstadt verbieten eine wünschenswerte Anzahl gemeinsamer Proben. Dafür ist äußerste Konzentration und unbeirrte Zielstrebigkeit angesagt. Hier darf man wohl Leopold Schindler ein uneingeschränktes Kompliment machen.

   Hauptakteur des Oratoriums ist der Chor. Von insgesamt 45 Nummern hat der Chor 22 allein oder - gelegentlich - gemeinsam mit Solisten zu bestreiten. Über den Daumen gepeilt dürften rund 120 Sänger/ innen dem Dirigenten zur Verfügung gestanden haben. Diese große Zahl ist Chance und Versuchung zugleich; Chance für gewaltige, umwerfende Höhepunkte, Gefahr für zu häufige chorische Entladungen, wo zwischen Forte und Fortissimo nicht mehr unterschieden wird. Dieser Gefahr ist man nicht immer entgangen.

   Ansonsten aber bat der Chor eine herausragende Leistung abgeliefert. Die zahlreichen Fugen wurden mit exemplarischer Präzision gesungen; und dies bei Tempi, die an die Grenze der Leistungsfähigkeit in deklamatorischer, rhythmischer und intonatorischer Hinsicht führten.

   Mächtig der Auftaktchor, realistisch-fanatisch "Steiniget ihn", wohltuend fließend "Ich danke dir, Herr", beängstigend im Pianissimo, das in Hysterie mündet, bei "Ist das nicht der zu Jerusalem", emphatisch in "Die Götter sind dem Menschen gleich geworden", innig im Ausdruck "Seid uns gnädig", fürsorglich "Schone deiner selbst" und mit vollem Tutti der Schlusschor "Lobet den Herrn!"

   Nach Bachs Vorbild hat Mendelssohn Choräle eingefügt, die einzelne Abschnitte gliedern und abschließen; überwiegend schlichte Sätze, die Leopold Schindler sehr breit nahm. "O Jesu Christe, wahres Licht" sei jedoch wegen seines hochromantischen Instrumentalsatzes herausgehoben.

   Unter den Solisten hatte der seit langem in Coburg hochgeschätzte Bassist Phillip Langshaw als Paulus die zentrale Stellung. Mit seiner großen, wandlungsfähigen Stimrrne bot er eine faszinierende Leistung: als fanatisierter Verfolger und "Rachegott" der Juden ("Vertilge sie"), als von der Gnade Gottes Überwältigter ("Gott, sei mir gnädig"), demütig dankbar für das Geschenk des Glaubens ("Ich danke dir"), als machtvoll mahnender Prophet ("Wisset ihr nicht') und ergreifend beim Abschied von den Seinen.

   Neben ihm hatte die Sopranistin Carolin Schmidt die umfangreichste Partie. Sie hatte eine Fülle von Rezitativen zu singen, was sie mit makelloser Stimme und vorbildlich klar tat. Daneben sang sie mit tiefer Empfindung die Arie "Jerusalem, du tötest die Propheten" und das liebliche Arioso "Lasset uns singen".

   Der Tenor Bernd Gilman war in mehreren Rezitativen eingesetzt. In zwei Duetten mit Paulus war er dessen Begleiter Barnabas und mit der Cavatine "Sei getreu bis in den Tod" hatte er eine besonders schöne Aufgabe zu lösen. Dem melodischen Fluss dieser Cavatine, bei der einmal Gefahr im Verzug zu sein schien, war ein obligates Violoncello beigegeben, das fast ein wenig aufdringlich wirkte. Bernd Gilinan sang im ganzen zuverlässig, von gelegentlichen IIntonationsproblemen in der Höhe abgesehen.

   Die Altistin Elke Ullrich hatte nur eine Mini-Partie. In einem kurzen Arioso ("Doch der Herr vergisst die Seinen nicht") konnte sie den Wohlklang und die Rundung ihrer Stimme in der mittleren Lage gut ausschöpfen. Von den Besuchern nicht zu sehen, aber durch mächtige Akzente, die sie setzte, gut zu hören, war Angelika Tasler an der großen Orgel der Coburger Morizkirche. Ein Monitor machte das präzises Zusammenwirken mit dem Chor möglich.

   Eine Premiere für Coburg war die Mitwirkung des Georgischen Kammerorchesters, das in Ingolstadt ansässig wurde. Anfangs ließ die Präzision bei den Einsätzen einige Wünsche offen. Auch konnte die Ausgewogenheit des Klangs nicht immer überzeugen. Hörner und Pauken drängten sich gelegentlich in den Vordergrund. Aber im Verlauf der Aufführung hörte man ausgezeichnete Leistungen von den Streichern. Locker, unaufdringlich und souverän meisterten sie die Ansprüche, die Komponist und Dirigent an sie stellten.

   Dieser lieferte mit dieser Aufführung eine Leistung ab, die nicht nur an das Können aller hohe Ansprüche stellte, sondern von ihm und dem Chor ein gewaltiges Stehvermögen - im wahrsten Sinne des Wortes - verlangte. Souverän beherrschte Leopold Schindler die Partitur und den großen Aufführungsapparat und fügte alles zu einer musikalisch mitreißend gestalteten Wiedergabe zusammen. Begeisterter, langer Beifall stand am Ende dieser Auffuhrung, die noch lange nachklingen wird.

Seitenanfang


Dienstag, 16.10.2001 - "Coburger Tageblatt"

Hans Höfer

   Zu einer oberfränkischen-oberbayerischen Koproduktion mit kaukasischer Nuance, einer Verschmelzung von romantischer Gefühlswärme und barocker Formstrenge sowie zu einer poetischen Einheit von jüdischer und christlicher Religion kam es am Sonntag in St. Moriz, als unter der Leitung von Leopold Schindler ein Solistenquartett, der gastgebende Coburger Konzertchor "Sängerkranz", der Gastchor "Münchner Singkreis" und das Georgische Kammerorchester Ingolstadt das Oratorium "Paulus" von Felix Mendelssohn-Bartholdy zu einer tief beeindruckenden Aufführung brachten.

   Wirft man der Textgestaltung des "Paulus" gelegentlich Mangel des Irrationalen, Prophetisch-Visionären und der Dramatik vor, so gelang dem Mittzwanziger Mendelssohn ein oratorisches Meisterwerk, das zwar in der Nachfolge von Bach, Händel und Beethoven steht und trotzdem in keiner Weise epigonale Züge trägt. Im "Paulus" hat der Komponist, der schon in jungen Jahren zum Christentum konvertierte, bekenntnishaft auch ein Stück Autobiografie gestaltet. In einem Kraftakt mit einer einzigen Gemeinschaftsprobe gelang es Leopold Schindler, die verschiedenen Klangkörper zu einer Einheit zu schweißen, die unter seiner souveränen und absoluten Ruhe und Sicherheit ausstrahlenden Direktion zu einer geschlossenen Aufführung wie aus einem Guss führte, die am Ende mit stürmischen Ovationen der Zuhörer bedacht wurde.

   Wie zuletzt 1992, gestaltete der Bassist Phillip Langshaw die Titelpartie. Mit Stentorstimme in allen Lagen gab er den wütenden Saulus und mit großer lyrischer Ausdruckskraft den bekehrten Paulus.

Prachtvolle Leistung

   Fast noch umfangreicher erscheint dieTenorpartie, musste doch Bernd Gilman mit Stephanus und Barhabas gleich zwei handelnde Personen verkörpern. Außerdem oblagen ihm zahlreiche Rezitative, die in der Manier eines Evangelisten darzustellen waren. Bemd Gilman bewältigte diese umfangreiche Aufgabe mit stets kraftvoller heldischer Stimme. Mit einer prachtvollen sängerischen Leistung wartete die junge Sopranistin Carolin Schmidt auf, die Klangschönheit mit -volumen beeindruckend paaren konnte. Ihre Arie "Jerusalem" geriet dabei zu einem Hörgenuss.
  
   Unverständlicherweise hat Mendelssohn die Altpartie äußerst stiefmütterlich behandelt, so dass sich Elke Ullrich kaum bewähren konnte. Das Arioso "Doch der Herr vergisst die Seinen nicht" sang sie mit großem Tremolo.
Der Löwenanteil am vokalen Geschehen gehörte dem Chor, der handelnd, erzählend und reflektierend zu agieren hat und mit etwa 120 Sängerinnen und Sängern personell optimal besetzt war und mit einer enormen Flexibilität aufwartete sowie durch die stimmliche Parität, besonders in den fünfstimmigen Passagen, für große Transparenz sorgte, was besonders den Fugenteilen zugute kam.

   Das strahlte bereits der Eingangschor "Herr! Herr! Herr!" aus, ehe "Steiniget ihn!" Dramatik und Durchschlagskraft, "Siehe, wir preisen selig" hochromantische Lyrik, "Mache dich auf" überirdische Klangfülle, "Wie lieblich sind die Boten" einen pastoralen Ruhepunkt, "Aber unser Gott ist im Himmel" einen großen Spannungsbogen vermittelten. Präzision und Plastizität bestimmten die Doppel- und Schlussfuge, während die Choräle verinnerlicht bis bekennerhaft gestaltet waren.

Hymnisch gesteigert

   Das Georgische Kammerorchester entpuppte sich als "ausgewachsenes" Sinfonieorchester, das in der "Wachet-auf"-Ouvertüre den Choral feierlich einstimmte, ihn hymnisch steigerte und über das Fugato zu der musikalisch dicht gestalteten Doppelfuge führte. Trotz der oftmals entwickelten Klangfülle schufen die Instrumentalisten aus Ingolstadt stete Kongruenz zu den Vokalsolisten oder zum Chor.
Allein in ein

Seitenanfang


[ Sitemap ]

Seitenanfang   Kontakt  Gästebuch