Berhard Molique
.
"Abraham"

15. Oktober - St. Moriz Kirche

Carola Schmidt
Nora Lentner
Elke Ullrich
Girard Rhoden
Phillip Langshaw
Loh-Orchester Sondershausen
Markus Ewald (Orgel)

2000

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Der Komponist Bernhard Molique (1802-1869)
Das Oratorium "Abraham" op. 65
Das Libretto zum "Abraham" - 1. Teil
Das Libretto zum "Abraham" - 2. Teil
Der Abraham-Stoff
Gedanken von Pater David zum Abraham-Text
Abraham in der Kunst
Aufführungen

Norwich: Uraufführung 1860

London: Erstaufführung 1861

Hamburg: 1861 (1)

Stuttgart: 1862

Kritik 1
Kritik 2

Nürnberg: 1997

Konzerteinführung von Wolfgang Riedelbauch
Kritik 1
Kritik 2
Kritik 3
Kritik 4
Kommentar zu den Kritiken

Coburg: 2000

aus der Konzerteinführung von Rudolf Potyra
Aufführende
zur Aufführung: Vorbereitung, Durchführung, Reaktionen
Kritik 1
Kritik 2
Kritik 3
Bilder rund um das Konzert


Der Komponist
Bernhard Molique (1802-1869)

Molique, (Wilhelm) Bernhard, * 7. Okt. 1802 in Nürnberg, gest. 10. Mai 1869 in Cannstatt b. Stuttgart. Schon als Sechsjähriger trat Molique öffentlich auf. Spohr, der im November 1815 in Nürnberg weilte, gab ihm einige Stunden, ,,weil der Knabe schon damals Ausgezeichnetes für seine Jahre leistete". 1816 ging Molique nach München und studierte bei Pietro Rovelli. Am 28. Dez. 1817 ließ er sich in Wien hören und fand bald eine Orchester-Stelle im Theater an der Wien. Im Jan. 1820 wurde er nach München zurückberufen und als Nachfolger Rovellis zum Concertisten ernannt. 1826 nahm Molique die Stellung eines königlichen Musikdirektors und Konzertmeisters in Stuttgart an, wo er 23 Jahre als Orchester-Leiter, Lehrer und Komponist wirkte; auch unternahm er weite Konzertreisen, die ihn bis nach Rußland führten. 1849 siedelte er nach London über und wurde 1861 zum Kompositions-Prof an der Royal Academy of Music ernannt. Ein Londoner Abschiedskonzert am 3. Mai 1866 beendete seine Künstlerlaufbahn.

Molique war ein Meister seines Instruments (Violine), der die Virtuosität in den Dienst der Musik stellte. Berlioz beschreibt sein ,,jeu vigoureux . . . son style large et severe, blen que peu nuance". Schumann rühmt sein ,,meisterliches Spiel", obwohl Frau Clara die ,,eisige Kälte" beanstandet. Mendelssohn bewundert seine ,,rasende, kalte Fertigkeit" und die ,,tollkühnen Sprünge". Im gleichen Sinne urteilen Joachim, Hanslick und Bülow. Moliques Violinen-Stil verschmolz deutsche und französische Traditionen. Er verdankte dies nicht nur Spohr und Rovelli, sondern auch Lafont, dessen glanzvolle, von Paganini beeinflußte Kompositionen er mit Vorliebe spielte. Klassizistisch gerichtet, stand er der neu-deutschen Schule völlig fern. Sein Bestes gab er in seinen Violinkonzerten, von denen Nr.5 ,,zum eisernen Bestand unserer Literatur gehören müßte" (Joachim). Ebenso beliebt war seinerzeit das Violincello-Konzert, das Riemann denen von Schumann und Volkmann als ,,seltene Ausnahme" zur Seite stellt. Für Moliques Kammermusik setzten sich vor allem Joachim und Bülow ein; der letztere nannte das Trio op. 27 ein ,,wahrhaft vollendetes Kunstwerk", das er denen von Schubert und Schumann vorzog. (Quelle: MGG)

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Auf den Spuren Molique's (1) ...

"Zur Blütezeit des Virtuosentums in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde unter den besten Namen auch der Bernhard Molique's genannt. Heute hört man ihn zwar noch als ausgezeichneten Geiger und auch als Komponisten rühmen; aber damit hat das Wissen bei vielen sein Bewenden. Den Kern seines Wesens und seiner Kunst deckt heute der Mantel der Vergessenheit; und das fällt umso mehr auf, als die Spanne Zeit, die zwischen ihm und uns liegt, doch nur verhältnismäßig kurz ist."

Diese im Sommer 1923 in Ludwigsburg von Dr. Fritz Schröder im Vorwort zur o.g. Abhandlung getroffene Feststellung trifft heute, knapp 80 Jahre später, mehr denn je zu. Und obwohl Schröder bei seinen umfangreichen Recherchen erst 50 Jahre nach Molique's Tod noch auf viele Zeitzeugen (Verwandte, Schüler Molique's, Musikerkollegen, ...) zurückgreifen konnte, mit Molique's Tochter in Briefwechsel stand und die relevanten Archive intensiv durchforstete, gelang auch ihm kein vollständiger biografischer Abriß, war er teils auf Vermutungen und begründete Schlußfolgerungen angewiesen. Weiter heißt es im Vorwort:

"Seine Rolle als Geiger hat Molique ausgespielt. Denn trotz seiner eminenten Technik und seiner gediegenen Musikalität und trotz seines pädagogischen Geschicks und seiner Erfolge hat er sich nicht, wie z.B. Spohr, Ferd. David und Jos. Joachim, einen bei der Nachwelt fortlebenden Ruf als Violinlehrer sichern können. Einerseits fehlten ihm, um sich als Haupt einer eigenen Schule durchzusetzen, doch gewisse Eigenschaften, wie sie sein verehrter Meister Spohr und Joachim hatten; und andererseits verklärt ihn nicht wie David der Nimbus des Leipziger Konservatoriums mit den Namen Mendelssohn und Schumann. Als Komponist verdient Molique jedoch auch heute noch eine Beachtung, die über ein paar flüchtige Blicke in seine Violinkonzerte und das Cellokonzert hinausgehen sollte. Sie wird ihm aber nicht geschenkt; denn insbesondere eine seiner eigenen Richtung entgegengesetzte und in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts alles überstrahlende Musik hat der Mehrzahl seiner Werke die unverdiente Vergessenheit gebracht. Daß in neuerer Zeit, in der die damaligen musikalischen Strömungen und Richtungen doch in einem anderen Licht erscheinen müssen, nicht mit größerem Erfolg eine Wiederbelebung unternommen wurde, hat seinen Grund erstens darin, daß die alten Ausgaben von Molique's Werken selten und nur schwer zugänglich sind, und daß die bisherigen Wiederbelebungsversuche sich zum Teil mit weniger Wertvollem befaßten. Und zweitens hat bis heute durch das Vorurteil, das sie weckte, unserem Meister eine Briefstelle Robert Schumann's sehr geschadet, die besonders von Wasielewski in durchaus ungerechtfertigter Weise ausgelegt wurde, und die schon an sich in ihrere einseitigen Beurteilung von Molique's Persönlichkeit unhaltbar ist. Sollte meine Abhandlung, die sich zum ersten Mal in eingehender  Weise mit einer Darstellung von Molique's Leben und Schaffen befaßt, dazu beitragen, das landläufige Urteil über ihn zu berichtigen und etwas von dem Unrecht wieder gut zu machen, das ihm die musikalische Geschichtsschreibung zugefügt hat, so wäre mir das eine ganz besondere Freude und Genugtuung. Die Aufgabe, Molique und seine Instrumentalkompositionen zu würdigen und in die Geschichte einzustellen, ist dankbar nicht allein der sympathischen Persönlichkeit des trefflichen Meisters und seiner tüchtigen Werke wegen, sondern auch deshalb, weil sich sein Leben über die inhaltsreiche Zeit von Beethoven bis Wagner erstreckt, und er mit den meisten Zeitgenossen, die im Musikleben eine Rolle spielten, in mehr oder wenig nahe Beziehung getreten ist."

Doch der Anspruch der Schröderschen Abhandlung über Molique konnte der Wirklichkeit nicht gerecht werden - im Gegenteil, sie geriet selbst in Vergessenheit und ist heute nur noch in wenigen Bibliotheken zu finden. Schröder konnte weder die musikalische Geschichtsschreibung verändern, noch der Musikwissenschaft entscheidende Impulse geben, sich detailliert mit Molique und seinen Werken zu befassen. So senkt sich der Schleier der Vergessenheit mehr und mehr über Bernhard Molique und seine Werke.

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Auf den Spuren Molique's (2)

Biografisches

Die Familie Molique war französischer Abstammung. Das Familienwappen soll nach einer legendenhaften Familienüberlieferung auf Jean D'Arc zuzrückgehen.

Am 03.08.1801 wurden Molique's Eltern in St. Lorenz in Nürnberg getraut. Der Vater, Christian Molique, war damals unbesoldeter Stadtmusikus (Fagott, Violine) im Stadtmusikchor Nürnberg, in dessen Verantwortung die Kirchenmusik, Musik zu festlichen Anlässen und nebenbei noch Dienst im Theater fielen. Er wurde um 1762 geboren und starb am 11.09.1837 in Nürnberg an chronischen Leberleiden und Gelbsucht. Franz Molique, der Vater von Christian Molique, war Musiker zu Lauterburg im Unterelsaß. Die Mutter, Catharina Kayser, war Tochter des herrschaftlichen Thorwarts in Wilhelmsdorf, Simon Kayser.
Die Konfessionen zur Eheschließung lassen den Schluß zu, daß es sich nicht um eine schon zur Hugenottenzeit eingewanderte Flüchtlingsfamilie handelte.

Bernhard Molique wurde am 7.10.1802 geboren. Er hatte noch 2 Geschwister: Georg Valentin, geb. 26.06.1811 in Nürnberg; gest. 11.11.1861 in Stuttgart (war Schüler Bernhard Molique's und Mitglied im Stuttgarter Hoforchester - Violine, Bratsche; nebenher Verkauf und Vermietung von Musikinstrumenten). Die Schwester Katharina wurde später Ehefrau des Postkondukteurs Krieger in Nürnberg.
Am 8.10.1802 wurde Bernhard Molique evangelisch getauft. Es wird vermutet, daß er schon früh zum katholischen Glauben konvertierte, weil er bei seiner späteren Eheschließung keinen bischöflichen Dispenz benötigte.
Am 17.02.1806 erwarb die Familie das Haus L 1123 in Nürnberg.

Ausführliche Informationen aus der Jugendzeit fehlen. Den ersten Musikunterricht erhielt er vom Vater und entdeckte früh seine Vorliebe zur Violine. Nach einem Konzertzettel spielte er schon als 6-jähriger am 03.09.1809 in einem öffentl. Konzert Violinvariationen von Wranitzky. Woher er seine Klavierausbildung hatte, bleibt offen, auch die Frage der musiktheoretischen Ausbildung.

Am 16.11.1815 gastierte Spohr in Nürnberg, wo es zur ersten Begegnung mit Molique kam. Fortan galt Spohr für Molique als Meister und er fühlte sich zu ihm besonders hingezogen. Spohr reiste nach München weiter und spielte vor König Maximilian.
Ein Jahr später brachte Molique's Vater seinen Sohn nach München, wo sich König Maximilian seiner annahm und Molique's Ausbildung in die Hände Pietro Rovellis legte. Ob Spohr Einfluß genommen hatte bleibt Spekulation.

Schon nach 2-jähriger Ausbildung bei Rovelli konnte Molique am 28.12.1817 in Wien im kleinen Saal zum Römischen Kaiser eine eigene musikalische Akademie veranstalten. Kurz darauf erhielt er seine erste Anstellung im Theater an der Wien als Orchestergeiger.

Dann ging Molique zurück nach München. Mit Schreiben vom 21.01.1820 bewilligte der König die Anstellung Moliques als Hofviolinist und Nachfolger von Rovelli, der am Ende des Vorjahres zurück in seine Vaterstadt Bergamo gegangen war. Schon im März berichete die lokale Presse, daß er Rovelli gut ersetzt hätte. Am 09.06.1835 erhielt er eine Gehaltserhöhung wegen guter Leistungen als Concertist.

Am 10.10.1825 heiratet er in St.Peter München Anna Maria Wanney, die seit 1823 Schaupielerin am Hoftheater war. Sie war die Nichte und Adoptivtochter des Kapellmeisters Peter von Winter, in dessen Haus Molique sie kennengelernt hatte. Ihr Vater, Johann Christoph Wanney, war Bäcker in Mannheim.
Molique hatte mit ihr 4 Töchter (Anna, Luise, Clara, Carolin). Carolin war die Älteste und wurde in Wien von Czerny zur Pianistin ausgebildet. 1869 lebten 2 der Töchter in Stuttgart und zwei in England.

Als am 17.10.1825 der 1. Kapellmeister Peter von Winter starb, wurde eine in diesem Zusammenhang vorgeschlagene Beförderung Moliques zum 1. Kapellmeister wegen seines jugendlichen Alters abgelehnt.
So zögert er nicht, 1826 ein Angebot als Königlicher Musikdirektor und Konzertmeister in Stuttgart anzunehmen. Molique trat die Nachfolge von Johann Nepomuk Hummel (1816-1819) und Peter Joseph Lindpaintner (1819-1826) an. Letzterer rief 1829 die Abonementskonzerte der Hofkapelle ins Leben; ebenson begründete er die Oratorienaufführungen in der Stiftskirche.

"Lindpainter hatte mit Molique den richtigen Mann an die rechte Stelle geholt, und Molique, dessen ganze Wesensart von Haus aus schon typisch süddeutsche Züge zeigt, fühlte sich auch bald ungemein zu Hause in Schwabens Hauptstadt. Fast 23 Jahre füllte er seinen Posten am Hoftheater aus; und als er nach vierzehnjährigem Aufenthalt in London, durch Krankheit gezwungen, sich zur Ruhe setzte, zog es ihn wieder in die Nähe Stuttgarts. Im benachbarten Cannstatt sollte er seine letzten Lebensjahre verbringen."
Während seiner Stuttgarter Zeit entstand die Hälfte seiner Kompositionen.

1840 ließ er sich zum ersten mal in England hören. Ein Konzert wurde von der Königin besucht; 1842 folgte ein zweiter Auftritt und 1848 der dritte. Trotz glänzender Angebote aus dem Ausland konnte er sich nicht entschließen, sein geliebtes Stuttgart zu verlassen. Erst 1849 ließ er sich überreden, nach London überzusiedeln. Sein Entlassungsgesuch an den Intedanten des Hoftheaters, Freiherr Ferdinand von Gall, schrieb er in London. Der eigentliche Grund des Wechsels konnte nicht ermittelt werden (Verunsicherung durch das Revolutionsjahr 1848 und Einschränkungen im Theater-Budget; künstlerischer und wirtschaftliche Erfolge in England; Günstlingswirtschaft unter von Gall; kein Dankeswort in der schroffen Bewilligung seines Gesuches).

London war nicht das beste Pflaster für künstlerische Entwicklung und streng konservativ. Schumann konnte sich erst spät mit seinen Werken einbürgern, Berlioz erweckte zuerst Unbehagen, Wagner Abscheu - dagegen standen Mendelssohn und Spohr in höchster Gunst. Molique, der Beiden nahe stand, wurde verstanden und anerkannt. Selbst zu einer Zeit als man ihm in Deutschland seine konservative Richtung vorwarf, wurde er in England als ein Fortschrittler gepriesen. Dadurch mußte er den Überblick verlieren, was überhaupt Fortschritt war und was Erfolg. Er blieb immer mehr hinter seiner Zeit zurück.
Der Geist des englischen Publikums liebte damals "Schroffste Gegensätze und kollosale Verhältnisse". Andächtig konnte es stundenlangen Oratorienaufführungen lauschen, andereseits über eine hohle italienische Oper ins Entzücken geraten.

In London widmete sich Molique viel mehr als zuletzt in Stuttgart der Kammer-und Hausmusik, pflegte Kontakte zu den Größen des Musiklebens. Sein Haus war später Sammelpunkt fremder Kunstgenossen und auch der Landsleute. Molique zählte bald zu den bekannsten musikalischen Persönlichkeiten Londons, wozu auch seine originelle urwüchsige Art und sein wunderliches Englisch beitrugen, das er sich in 17 Jahren nicht abgewöhnen konnte. Er erwarb sich auch Ansehen als Lehrer und hatte eine stattliche Anzahl Schüler. Neben Geigenunterricht erteilte er auch Kompositionslehre.
1861 wurde er als Professor für Komposition an die "Royal Academy of Music" gerufen; zeitweilig war er Präsident der Londonder Conservatoriums-Konzerte.

1866 entschloß er sich nach Deutschland zurückzukehren, da sich sein Gesundheitszustand weiter verschlechtert hatte (häufige Kopfschmerzen). Sein Abschiedskonzert wurde 1866 von einem "Comitee aus Angehörigen der Aristokratie, der Finanzwelt, der Kunst und der Wissenschaft" unter dem Protektorat der Herzogin von Cambridge in der Londoner St. James's Hall veranstaltet.

Nach einem halben Jahr am Starnberger See ließ er sich in Cannstatt bei Stuttgart nieder. Doch sein Leiden (Schlaganfälle, Lähmungen infolge eines Geschwürs im Kleinhirn) verschlimmerte sich und am 10.05.1869 wurde er davon erlöst. Zwei Tage später wurde er in Cannstatt begraben. Sein lebenslanger Wunsch, einmal im Frühling zu sterben, ging damit in Erfüllung.

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Mitgliedschaften/Ehrungen

Molique war Ehrenmitglied folgender Organisationen/Vereinigungen: Deutscher Nationalverein für Musik und ihre Wissenschaft (1839), Gesellschaft der Musikfreunde in Österreich (1839), Liederkranz Frankfurt a.M (1840), Nordeutscher Musikverein Hamburg (1842 - vielleicht hängt die dortige Aufführung des "Abraham" damit zusammen), Caecilia Rom (1843), Pesther und Ofener Musikverein (1845), Mozarteum Salzburg (1845), Konservatorium (Verein zur Beförderung der Tonkunst) Prag (1847), korrespondierendes Mitglied (1838) und Ehrenmitglied (1851) der niederländischen Gesellschaft zur Beförderung der Tonkunst, Ehrenmitglied Soc.Philh.de Boulogne s./m. (1852), Mitglied der Präsidentschaft der Londoner neuen Philarmonischen Gesellschaft (1860); 1846 goldene Ehrenmedaille des Hohenzollerschen Hausordens.

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Konzerte und Vokalkompositionen

Von 1809-1866 konzertierte Molique nach Schröders Recherchen in Nürberg, Stuttgart, München, Wien, Ungarn, Leipzig, Berlin, Dresden, Kassel, Weimar, Dessau, Hechingen, Frankfurt, Danzig, Königsberg, Petersburg, Paris, Amsterdam, Prag, London, Liverpool, Manchester.

Aufführungen mit Molique-Kompositionen nach seinem Tode sind von Schröder bis 1884 aufgelistet.
Seine Werke bis op.51 hat Molique selbst aufgeschrieben (mit Honorar und Verlag).

Gesondert erwähnt seien noch einige Vokalwerke, da diese selten in Verbindung mit Molique genannt werden und sich die spärlichen Quellen meist auf Instrumentalkompositionen beschränken.

1855 leitet Molique in London Oratorien-Aufführungen (Mendelssohn's "Elias" und E.Naumann's "Christus der Friedensbote"). Seinen "Abraham" leitete er 1860 (Uraufführung) in Norwich und 1861 in London. Zum Abschiedskonzert 1866 kamen auch einige seiner Liedkompositionen zum Vortrag.

Neben zahlreichen Liedkompositionen sollen noch erwähnt werden:

Op.22: Messe für 4 Singstimmen und Orchester f-Moll (dem Fürsten von Hohenzollern-Hechingen gewidmet). Partitur Wien, Haslinger (Reisetagebuch Molique's 1843), Berliner Staatsbibliothek, Kammermusiker Walter Schulz.

Die Messe für 4-stimmigen gemischten Chor und Orgel in c-Moll ging  verloren. Molique hatte sie für die katholische St. Aloysius Kirche in Somers Town komponiert, wo sie 1864 mehrfach aufgeführt wurde. Eine ausführliche Besprechung ist enthalten in THE ORCHESTRA Nr. 36 vom 4. Juni 1864, S. 569 f und im ATHENAEUM (Journal of Literature, Science and the fine Arts, London)1864/II (2.Juli) S.25.

Nicht gedruckt wurden die Kantaten für Soli, Chor und Orchester "Ertöne frisch o Festgesang" in F-Dur und "Herr, deine Geduld bleibt ungemessen" in D-Dur (Partitur Autographen bei Kammermusiker Walter Schulz, Vollendungsvermerk Molique's zur letzgenannten Kantate vom 29.09.1837).

An Skizzen und Studien ist noch eine zweite Fasssung des Kyrie in d-Moll erwähnt.

Im Schlußwort seiner Abhandlung meint Schröder:

"Von besonderer Wichtigkeit zum Verständnis von Molique als Künstler und Mensch ist seine Stellung zu Robert Schumann... Molique verstand eben den romantischen Kern der Kunst Schumanns nicht und mit dessen weicher empfindsamer, im Grunde überschwenglicher, aber im Verkehr meist zurückhaltener Persönlichkeit wußte er nichts anzufangen. (Anm., Fußnote Molique über Schumann, zitiert nach Clara Molique: 'Der Schumann is a langweiliger Kerl, er sitzt da und schwätzt nix und tramt!') War er doch selber keine Natur, die mit ihrem Innern so ohne weiteres herausrückte und die Brücke zu einem anderen schlug! Schumann seinerseits konnte zu Molique's süddeutscher, seiner eigenen Empfindungswelt fremder und ihm nüchtern und trocken vorkkomender Art kein inneres Verhältnis gewinnen, ebenso wie er ein solches lange nicht zu den schwäbischen Dichtern, vor allem zu Uhland und Möricke fand. Das gegenseitige Verkennen und Mißverstehen der beiden hat für Molique's Andenken leider unliebsame Folgen gehabt. Schumann schrieb nämlich am 1. April 1844 aus Petersburg an seinen Schwiegervater Friedrich Wieck: 'Molique ist gestern wieder nach Deutschland zurück; die russische Reise hat ihm wohl kaum die Kosten gebracht; es geschieht ihm recht, dem nichts recht ist, der über alles raisoniert und dabei so ein trockener Gesell ist'."
Dieser Brief sei später vielfach fehlinterpretiert worden und Wasielewsky's zog daraus den Schluß, daß Molique offensichtlich kein "glückliches Temperament" besessen habe. Als besten Gegenbeweis führt Schröder Molique's Anerkennung in London und dessen dortigen ausgedehnten Freundes- und Bekanntenkreis an, und zitiert in diesem zusammenhang Joachim: "Molique sehe ich öfter und habe den würdigen, alten, ehrlichen Schwaben sehr lieb gewonnen."

Auch die lokalen Geistensströmungen, insbesonder der schwäbische Dichterkreis hätten Molique und sein Schaffen während des mehr als zwei Jahrzehnte langen Aufenthaltes in Stuttgart geprägt: "Die Grundstimmung bei diesem war, wie sie auch bei Molique wurde, klassizistisch gerichtet. Denn das Loslösen von allem Dagewesenen und das Schaffen von unbedingt Neuem, das das Alte über den Haufen wirft, liegt dem Schwaben nicht, der wie Hermann Fischer sagt, eine 'Scheu hat vor Neuem, Ungewohntem, Extremen, was der eine als weises Maßhalten loben, der andere vielleicht ebenso richtig als Ängstlichkeit, als Mangel an Initiative bedauern wird'. Im etwas kleinbürgerlichen, philiströs angehauchten schwäbischen Kreise wurden deshalb romatische Elemente nur mit Mißtrauen und mit Vorsicht aufgenommen; und auch dann wurde alles Überschwengliche abgeschliffen und die Affekte eingedämmt. Trotz einer gewissen Einseitigkeit und Trockenheit haben aber die Schwaben in ihrer Poesie doch so viel Echtes, Wahres, Edles und Schönes und vor allem so viel Gemütvolles geschaffen.Molique's in gewisser Beziehung enge, und wenn man so sagen will akademische Art, sein etwas trockener Humor, sowie seine Ausgeglichenheit aller Gefühlsmomente, wie anderseits das Echte, Unverfälschte und besonders auch das Gemütvolle seiner Kunst, sind Eigenschaften, die stark in der Sphäre des schwäbischen Dichterkreises wurzeln. Mit einem der führenden  Meister der Schwaben, finde ich, hat Molique noch ganz besondere Ähnlichkeiten, mit Ludwig Uhland; er teilt mit ihm die Lauterkeit des Charakters, seine Gediegenheit, das Fehlen des Glänzenden, des in die Augen Stechenden, einen gewissen  Mangel an Temperament und den stark ausgeprägten Formensinn...
Molique ist kein bloßer Eklektiker oder bloßes Abbild seines  Idols Spohr gewesen. Er hat seine eigentümliche ganz persönliche Physiognomie... Und endlich hat  das Inhaltliche seiner Kunst etwas Männliches, Geschlossenes, Ernstes und manchmal sogar Herbes, was wir bei Spohr vermissen. Wenn auch nicht alle seine Werke vollwertig sind, und ihnen manche Mängel und eine gewisse Einseitigkeit anhaften, so enthalten sie doch ungemein viel Tüchtiges und Erfreuliches."

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Das Oratorium "Abraham", op.65

Molique's Vokalwerke (neben dem "Abraham" noch 2 Messen, 2 Kantaten und diverse Lieder) sind weitestgehend unbekannt.

Über sein Oratorium "Abraham" schreibt Dr. Fritz Schröder (in "Bernhard Molique und seine Instrumentalkompositionen / Seine künstlerische und historische Persönlichkeit / Ein Beitrag zur Geschichte der Instrumentalmusik des 19. Jahrhunderts / Mit einem Verzeichnis aller nachweisbaren Werke Molique's und einem Thematischen Katalog der wichtigsten Instrumentalkompositionen"; Verlag von Berthold und Schwerdtner, Stuttgart, 1923) am Ende des biografischen Teils:

"Aus Moliques kompositorischer Tätigkeit der Londoner Zeit kann ich eine Vokalkomposition, nämlich das Oratorium "Abraham", das ja eigentlich nicht in den Rahmen dieser Arbeit gehört, nicht unberücksichtigt lassen. Denn die Entstehungsgeschichte und das Werk selbst geben wichtige Aufschlüsse über die Art und Weise von Molique's Schaffen, sowie über die hohe Wertschätzung, die er als Komponist damals genoß. Bei der großen Bedeutung, die Oratorienkonzerte in England hatten, konnte er es sich nicht versagen, sich auch auf diesem Gebiet zu versuchen. Im Jahre 1858 schrieb er innerhalb von drei Monaten sein Oratorium.
Er wählte die Geschichte von Abraham und stellte sich seinen Text aus Bibelstellen selbst zusammen. grabcannstatt.jpg (15143 Byte)In dem Besitzer der Firma Ewer and Co., names Witt (die Firma wurde später von Novello aufgekauft) fand er einen Verleger. Noch vor jeder Aufführung ließ dieser das Werk bei Breitkopf & Härtel in Leipzig in Partitur, Stimmen und Klavierauszug (als op. 65 stechen). Er hatte nämlich nichts geringeres als ein Werk in der Qualität von Mendelssohn's Elias und natürlich auch die geschäftlichen Erfolge erwartet. Im September 1860, beim großen Musikfest in Norwich fand unter Leitung des Komponisten die Uraufführung statt. Das Ergebnis war ein Augenblickserfolg; die Kritik lobte das Werk, das übrigens stark von Mendelssohn beeinflußt war. Es folgten noch einige Wiederholungen, dann aber verschwand der 'Abraham'; der große geschäftliche erfolg blieb aus. Medenlssohn's Elias hatte dagegen noch 1860, also 15 Jahre nach der Uraufführung, seinem Verleger noch einen jährlichen Gewinn von über 1.000 Pf.St. eingebracht und für das Recht, den Klavierauszug an einem einzigen Tage einer großen Aufführung im Kristallpalast in London verkaufen zu dürfen, bot Novello in den 60er Jahren Ewer & Co. 200 Pf.St. an."

score.jpg (13553 Byte)Die Partitur wurde 1860 in London verlegt

  • Abraham : oratorio ; op. 65 / by B. Molique. - Full score - London : Ewer & Co, [1860]. - 368 S.

  • Text engl. und dt.

und bei Breitkopf & Härtel  

  • Noten: Molique, Bernhard 1802-1869
    Abraham op. 65 Oratorium

  • So,GCh,Orch / 125' /

  • Soli: SATB - Chor: SSAATTB - 2.2.2.2. - 4.2.3.0.Oph. - Pk. - Str.

  • (Mietmaterial Gesamtwerk)

die auch Grundlage für unsere Aufführung war.

Der Verlag teilte uns imZusammenhang mit den Aussagen von Schröder mit: "Ihre
Frage, ob die Beteiligung von Breitkopf nur eine Dienstleistung war ("ließ bei Breitkopf stechen") vermag ich nicht mehr mit 100% Sicherheit beantworten zu können. Es ist zwar Tatsache, dass Breitkopf solche Dienstleistungen, wie bspw.  Notenstich und -druck, für Dritte erbrachte. Allerdings enthielten solche Ausgaben dann auch nur einen kleinen entsprechenden Vermerk. Unsere Ausgabe des "Abraham" nennt jedoch Breitkopf eindeutig als Verleger, und dies an erster Stelle und größer als Ewer. Insoweit (und nach Aussagen unseres Archivars) muss davon ausgegangen werden, dass Breitkopf zumindest einer der Verleger war und zwar jener, der den "Löwenanteil" an den verlegerischen Aufgaben am Werk erfüllte. Mehr ist leider zu Ihrer Frage nicht mehr zu sagen, zumal unser Archiv hier nichts weiter Aussagekräftiges hat.. Dieser Verlag(Ewer) existiert heute nicht mehr. Der urheberrechtliche Schutz am Werk ist erloschen."

(Thomas Trapp / Breitkopf & Haertel / Orchester- & Buehnenabteilung)

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Libretto zu "Abraham"

No. 1 Introduzione / Chor

Selig ist der Mann, der bauet auf den Herrn und des Hort der Herr ist.
Denn er soll sein wie ein Baum, wachsend an den Ufern des Wassers. Sein Laub soll nicht welken, was er auch machet, das soll ihm geraten. Denn er soll sein wie ein Baum, wachsend an den Ufern des Wassers.
Selig ist der Mann, der bauet auf den Herrn und des Hort der Herr ist.

No. 2 Recitativo Tenore Solo

Und der Herr sagte zu Abraham: Ziehe fort aus Deinem Lande, von Deiner Freundschaft und Deines Vaters Haus, in ein Land, das ich Dir zeigen will. Ich will erheben Deinen Stamm und Dich segnen und in Dir werden gesegnet alle Geschlechter auf Erden!

No. 3 Aria Basso Solo

Leit' mich, o Herr, führ' mich in Gerechtigkeit, richte Deinen Weg vor mir. Ich fürchte kein Unglück, denn Du bist bei mir. Dein Stecken und Stab, sie trösten mich. So um Deines Namens Willen, Herr, leite und führe mich, leit mich, o Herr!

No. 4 Recitativo Tenore Solo

Und Abraham nahm Sarah, sein Weib, und Lot, seinen Bruder, mit ihrer Habe, und die Seelen, die sie gezeuget in Haran, und zog von dannen.

No. 5 Quartetto Solo

Zieh' mit Gott, dein Weg ist recht vor dem Herrn, auf welchem du gehst, zieh' mit Gott. Das Auge des Herrn sieht auf Alle, die trau'n seiner Güte. Der Herr erhöret dich in deiner Noth und stärket dich.

No. 6 Recitativo Tenore Solo

Und als sie gekommen ins Land Canaan erschien der Herr dem Abraham und sprach: Deinem Samen will ich geben diess Land. Und Abraham baute einen Altar dem Herrn und rief den Namen an des Herrn!

No. 7 Aria e Coro, Basso Solo

Abraham: Herr, mein Gott ! Du hast gezeiget Deinem Knecht, Deine Grösse und Deine starke Hand. Sieh' nieder von Deiner heil'gen Wohnung und segne Dein Volk und das Land, das Du gegeben uns.

Coro: Herr, mein Gott ! Du hast gezeiget Deinem Knecht, Deine Grösse und Deine starke Hand. Sieh' nieder von Deiner heil'gen Wohnung und segne Dein Volk und das Land, das Du gegeben uns.

Abraham: Über uns sei o Herr, Deine Güte, so wie wir hoffen stets auf Dich.

Coro: Über uns sei o Herr, Deine Güte, so wie wir hoffen stets auf Dich.

Abraham: Preisst den Herrn, erhöhet alle seinen Namen.

Coro: Preisst den Herrn, er ist der Hort und unser Schild. Das Herz soll sich freu'n in ihm, wir haben auf seinen heil'gen Namen gebaut. Er ist uns Hort und Schild, preisst den Herrn.

Recitativo Tenore Solo: Und Abraham war sehr reich und sein Bruder Lot hatte auch Schafe und Rinder und das Land mochte nicht es ertragen. Es war immer Zank zwischen den Hirten von Abraham's und den Hirten von Lot's Vieh. Da sprach Abraham zu Lot.

No. 8 Aria Basso Solo

Abraham: Es soll Zank nicht sein, noch Streit mein Lieber, zwischen mir und dir. Es soll Zank nicht sein zwischen mir und dir, meinen Hirten und den deinen, denn wir sind Brüder.

Recitativo Basso Solo: Steht nicht das ganze Land dir offen? Lieber, scheide dich von mir. Willst du zur Linken ziehen, dann will zur Rechten ich geh'n oder willst du ziehen zur Rechten, dann will zur Linken ich geh'n. So wähle, so wähle mein Bruder. Es soll Zank nicht sein zwischen mir und dir, denn wir sind Brüder.

Recitativo Tenore Solo: Und Lot hob die Augen auf und wählte sich das Land am Jordan, und zog gegen Morgen, also trennte sich ein Bruder vom anderen.

No. 9 Aria Tenore Solo

Wer ohne Wandel einhergeht und nur das Rechte thut, ihn erwartet ewiger Lohn. Wer den Nächsten nicht schmähet und thuet ihm kein Arges, wer kein Arges thuet seinem Nächsten und reines Herzens ist, der wird den Segen empfangen von dem Herrn und Gerechtigkeit von dem Gott seines Heiles.
Wer ohne Wandel einhergeht und nur das Rechte thut, ihn erwartet ewiger Lohn.

No. 10 Aria Soprano Solo

Engel: Und das Wort des Herrn geschah zu Abraham im Gesicht, sagend: Fürchte nicht, Abraham, ich bin dein Gott und dein sehr großer Lohn.

Abraham: Mein Gott! Was willst Du mir geben, ich geh' dahin ohne Kinder?

Engel: So spricht der Herr: Sarah, dein Weib, soll gebären einen Sohn, den du sollst heissen Isaak, der soll dein Erbe sein. Siehe empor gen Himmel und zähle die Sterne. Kannst Du sie wohl zählen? So soll dein Same sein!

No. 11 Coro

O wie groß ist Deine Güte, bereitet für Alle so Dich fürchten und auf Dich trauen. Du gibst ihnen ihres Herzens Wunsch und was ihr Mund bittet, das verweigerst Du nicht. O wie groß ist Deine Güte, bereitet für die so Dich fürchten, für die so auf Dich trau'n.

No. 12 Recitativo Basso Solo

Bote: Abraham, es ist geschehen, dass der König von Sinear und von Elasser und der von Elam und der Heidenkönig Tidel führten Krieg mit den Königen der Städte der Ebene und rüsteten sich zu streiten im Thale Siddim, und die Könige der Ebene wurden geschlagen und fielen. Und was über blieb floh in die Berge. Und sie nahmen alle Habe von den Städten. Sie nahmen auch mit sich Lot und seine Habe. Ich nur bin entronnen allein dir's zu verkünden!

No. 13 Recitativo Basso Solo

Abraham: Wacht auf, versammelt Alle Euch um mich her ! Macht aus Euren Pflugscharen Schwerter und aus Euren Sicheln Spiesse, rüstet zum Krieg, ich will sie züchtigen, sie sollen sterben durch das Schwert!

No. 14 Aria e Coro

Abraham: Steht auf und lasst uns zieh'n bei Nacht, sie sollen sterben durch das Schwert. Steht auf und lasst uns zieh'n bei Nacht, sie zu schlagen.

Coro (Bassi, Tenori): Steht auf, lasst uns zieh'n bei Nacht, sie zu schlagen. Sie sollen sterben durch das Schwert.

Abraham: Nicht sollen wissen sie, noch seh'n, bis wir mitten unter sie kommen, sie zu tödten. Sie sollen sterben durch das Schwert. Denn dies ist der Tag des Herrn Zebaoth, dass er sich räche an seinen Feinden. Das Schwert soll sie fressen und trunken sein von ihrem Blut. Gedenket, der Herr unser Gott zieht vor uns her. Er wird streiten für uns. Der Herr unser Gott, er wird streiten für uns.

Coro (Bassi, Tenori): Der Herr unser Gott zieht vor uns her. Er wird streiten für uns, der Herr unser Gott. Der Herr wird streiten für uns.

No. 15 Coro (Soprani, Alti)

Hör' unser Flehen, o Retter uns'res Heiles. Zeige uns Gnade o Herr. Zertritt die Feinde uns, vernichte ihre Kraft, auf dass sie sehen, dass Du seiest der Herr über alle Welt. Hör' unser Flehen, o Retter uns'res Heiles, erzeig uns Gnade o Herr. Hör' das Flehen, o Retter uns'res Heiles, erzeig' uns Gnade o Herr.

No. 16 Recitativo Tenore Solo

Und Abraham waffnete seine Knechte, jagte ihnen nach bis nach Dau und schlug sie. Und brachte wieder seinen Bruder Lot, und sein Volk und seine Habe.

No. 17 Marcia

A capella

No. 18 Recitativo Basso Solo

Abraham: Du, o Herr, gerüstet mich mit Kraft, und Du gabst mir die Nacken meiner Feinde, dass ich sie konnte vernichten.
Singet Lob dem Herrn. Er ist mein Schutz und mein Hort und mein Gott voller Güte.

No. 19 Coro

Lobet den Herrn, lobt den Herrn, singet Danklieder ihm. Lobet den Herrn, er hat gethan Wunder an uns. Er hat erlöset uns von der Feinde Macht. Seine Hand uns sein heiliger Arm, sie haben ihm den Sieg gebracht. Lobet den Herrn, lobt den Herrn, singet Danklieder ihm.

Ende des ersten Teiles
Pause

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No. 20 Aria Soprano Solo

Ich will Dich preisen mein Gott und Herr und loben Deinen Namen immerdar. Soweit die Wolken gehen reichet Deine Wahrheit und Deine Gnade zum Himmel, o Herr. Du öffnest Deine Hand und füllst mit Wohlgefallen Alles was da lebt. Ich will Dich preisen mein Gott und Herr und loben Deinen Namen immerdar. Gross ist der Herr und in ihm will ich lobsingen. Er ist gnädig, voll Mitleid und Güte. Und der Herr ist Allen nah, die ihn anrufen und die seine Wege geh'n. Doch verderben wird er die gottlos sind und die Verächter wird er tilgen für und für. Gross ist der Herr und in ihm will ich lobsingen. Er ist gnädig und voll grosser Güte. Was da lebt preiset seine Huld.

No. 21 Recitativo Tenore Solo

Und der Herr sagte zu Abraham: Ich bin der allmächt'ge Gott. Ich will machen einen Bund zwischen mir und dir, und du sollst sein ein Vater vieler Völker. Ich will auch segnen Sarah, dein Weib. Es sollen kommen viele Völker und mächt'ge Herrscher aus ihrem Schoos.

No. 22 Trio

Freuet Alle Euch, die Ihr dem Herrn vertrauet. Denn Du o Herr verlässest nimmer den, der stets Dich in Wahrheit sucht, den Gerechten, und krönest ihn mit Gnade wie mit einem Schild. Freuet Alle Euch, die Ihr dem Herrn vertrauet.

No. 23 Recitativo Basso Solo

So sprach der Herr: dieweil das Schrei'n von den Städten in der E'bne ist gross und sehr schwer ihre Sünden, will ich strafen sie für ihren Hochmuth und für ihre Bosheit.

No. 24 Coro

Ich will über sie kommen, spricht der Herr, mit verzehrender Feuersgluth, dass ich zerstöre das Land und vertilge im Zorne die Sünder daraus, sie zu lehren, dass ich bin der Herr.

Recitativo

Abraham (Basso Solo): Herr willst Du umbringen im Zorn den Gerechten mit dem Sünder? Es möchten vielleicht 50 Gerechte in der Stadt sein. Willst dem Ort Du nicht verzeih'n um der 50 Gerechten die darinnen sind?

Engel (Soprano Solo): Wenn in der Stadt 50 Gerechte sind zu finden, will der Herr dem Ort um ihretwillen verzeih'n.

Abraham: Ach siehe, ich hab mich unterwunden zu reden mit dem Herrn, und bin nur Staub und Asche wenn der Gerechten dort nur 30 zu finden?

Engel: Der Herr wird sie nicht verderben wenn auch nur 30 darinnen sind!

Abraham: Ach zürne nicht o Herr mir, dass einmal noch ich reden möchte, wenn vielleicht man 10 darinnen fände?

Engel: Der Herr wird sie nicht zerstören, wenn er findet 10!

No. 25 Recitativo Alto Solo

Und der Herr sah herab vom Himmel, zu schauen ob jemand wohl klug sei und frage nach Gott. Doch ...

No. 26 Aria Alto Solo

... sie hielten nicht den Bund mit dem Herrn und verschmähten das Wort des Herrn Zebaoth. Sie vergassen alle der Thaten und alle Wunder, die ihnen Er erzeiget. Ach! Sie glaubten nicht an Gott und hofften nicht auf seine Hilfe. Keiner war, der that recht vor dem Herrn.

No. 27 Coro

Und der Herr streckte aus im Zorn die Rechte und schlug nieder sie, dass die Berge wankten, und schlug nieder sie, dass die Berge bebten. Und auf die Bösen liess er regnen Schwefel und Feu'r und ein schrecklich Gewitter.
Des Tod's grimmer Fürst hat verzehret ihre Kraft, sie getrieben zu dem König des Schreckens.

No. 28 Recitativo Tenore Solo

Und Sarah gebar dem Abraham einen Sohn und nannte seinen Sohn Isaak. Und Sarah sah den Sohn der Hagar der Egyptischen, den sie geboren dem Abraham, spottend, und darum sprach sie zu Abraham:

No. 29 Duo (Alto Solo, Basso Solo)

Sarah: Treib diese Magd aus mit ihrem Sohn, denn ihr Sohn soll nimmer sein Erbe mit meinem Isaak. Treib diese Magd aus mit ihrem Sohn.

Abraham: Was erkühnst du dich, dass du redest also? Ist nicht Ismael mein teurer Sohn ?

Sarah: Treib diese Magd aus mit ihrem Sohn !

Abraham: Ist nicht Ismael mein theurer Sohn ? Ist er nicht mein trautes Kind?

Sarah: Ismael verhöhnt mich und Hagar achtet mich gering.

Abraham: Ist nicht Ismael mein theurer Sohn, drum bricht mir das Herz gegen ihn, dass ich seiner doch muß erbarmen. 

Sarah: Ob ich schreie laut, ich bin nicht erhöret.

Abraham: Ist nicht Ismael mein theurer Sohn, drum bricht mir das Herz gegen ihn, dass ich seiner doch muß erbarmen. 

Sarah: Du thust mir Unrecht. Der Herr richte zwischen Dir und mir.

No. 30 Recitativo Soprano Solo

Engel: Abraham, so spricht der Herr: Lass es dir nicht übel gefallen um des Knaben willen und der Magd. Was dir Sarah gesaget, dein Weib, dem gehorche du gern, denn in Isaak werde genannt dein Same.

No. 31 Recitativo Tenore Solo

Und Abraham stand auf des morgens frühe und nahm Brot und Wasser und gab es der Hagar und dem Kind. Dann hiess er sie gehen. Sie zog von dannen und wanderte in die Wüste.

No. 32 Coro

Befiehl dem Herrn deinen Weg und hoffe auf ihn. Er wird erretten den Armen und den, der ohne Helfer.

No. 33 Recitativo Tenore Solo

Da das Wasser aus in der Flasche, warf Hagar das Kind unter einen Baum und ging hin und setzte sich gegenüber, hob ihre Stimme auf, und weinte:

No. 34 Aria

Hagar (Soprano Solo): Hör' mein Flehen o Herr und vernimm mein Geschrei. Zu meinen Tränen schweige nicht und vernimm mein Geschrei. Hör' mein Flehen o Herr. Es ängstet mein Herz sich im Leibe. Sei gnädig in meiner Noth und lass mich nicht sehen des Knaben Todt. Hör' mein Flehen o Herr und vernimm mein Geschrei, hör' mein Flehen o Herr.

Recitativo Tenore Solo: Und der Engel des Herrn rief vom Himmel herab der Hagar und sagte zu ihr:

Engel (Alto Solo): Was fehlet Dir? Hagar, fürchte Nichts, denn Gott hat dich erhöret ! Steh auf, den Knaben nimm und führ ihn bei der Hand. Zum grossen Volk will er ihn machen.

Recitativo Tenore Solo: Und Gott that ihr die Augen auf, dass sie sah einen Brunnen. Da ging sie hin und tränkte den Knaben, und in der Wüste wohnte er und wuchs, und Gott war mit ihm!

No. 35 Coro

Gross ist der Herr, von grosser Stärke. Gross ist der Herr, und seine Weisheit ist unbegrenzt. Den Schwachen hilft er auf, die Gottlosen schlägt er nieder zu Staub. Singt Alle dem Herrn. Singt Alle dem Herrn und segnet seine Huld für immerdar. Singt Alle dem Herrn für immerdar.

No. 36 Recitativo

Engel (Alto Solo): Abraham.

Abraham: Siehe, ich bin hier.

Engel: So spricht der Herr: Nimm deinen Sohn, deinen einz'gen Sohn Isaak, den du lieb hast, und gehe hin in das Land Morija, und opf're ih dort zum Brandopfer auf einem Berge, den ich dir nennen will.

No. 37 Recitativo e Aria Basso Solo

Abraham: Vorbei ist die Freude des Herzens und in Trauer verwandelt mein Ergötzen. Mein Herz ist geschlagen, verdorret wie das Gras, denn Du nur hobest mich auf und schlugst mich.
Du nahtest mir an dem Tag, da ich Dich hab' gerufen und sprachst: fürchte Nichts. Oh sieh nun auf mein Elend.
Der Herr hat sich von mir gewendet und mich zunicht gemacht. Der Herr hat sich von mir gewendet, mein Hoffen zum Herrn und meine Kraft ist hin. Will der Herr allzeit verstossen, halten nicht was er verhiess ?
Vorbei ist die Freude des Herzens und in Trauer verwandelt mein Ergötzen. Mein Herz ist geschlagen, verdorret wie das Gras, denn Du nur hobest mich auf und schlugst mich.

No. 38 Aria Tenore Solo

Schütt' aus dein Herz vor dem Herrn und heb' die Hände auf zu ihm, denn er verschmähet nicht die Betrübten und deren Herze geschlagen ist.
Und ob er dich auch schlägt, doch heilt er deine Wunden nach seiner grossen Güte und Barmherzigkeit.
Schütt' aus dein Herz vor dem Herrn und heb' die Hände auf zu ihm, denn er verschmähet nicht die Betrübten und deren Herze geschlagen ist.
Trau auf den Herrn und er wird stärken dich.

No. 39 Recitativo

Tenore Solo: Und Abraham nahm Holz für das Brandopfer und legte es auf Isaak, und er nahm das Feuer und ein Messer, und sie gingen zusammen hin nach dem Platz, den Gott ihm genennet. Und Isaak sagte zu Abraham:

Isaak (Soprano Solo): Mein Vater.

Abraham: Hier bin ich mein Sohn.

Isaak: Sieh, hier ist Feuer und Holz, doch wo ist das Schaf für das Brandopfer?

Abraham: Mein Sohn, Gott wird ersehen ihm ein Schaf für das Brandopfer.
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No. 40 Aria e Recitativo

Abraham: Herr, sei gnädig, erbarme Dich meiner. Mein Herz bebet, es bricht meine Kraft, meine Seele ist voll Jammer und mein Leben ist schon nahe dem Grab.

Tenore Solo: Als sie kamen an den Platz baute Abraham einen Altar daselbst und legte das Holz darauf und band Isaak seinen Sohn und legte ihn auf den Altar auf das Holz.

No. 41 Aria e Recitativo

Isaak: Meine Augen heb' ich auf zu Dir, o Du der Du im Himmel wohnest, verlass mich nicht, o Herr mein Gott, denn ich hoffe auf Dich, Du wirst hören mein Schrei'n, Du Retter meines Heiles, sei nicht fern von mir und verlass mich nicht, o Herr mein Gott.
Mein Vater, strecke Deine Hand nicht aus. Nimm das Messer nicht, mich zu schlachten !

Engel (Alto Solo): Abraham.

Abraham: Hier bin ich.

Engel: So spricht der Herr: Leg' an den Knaben nicht deine Hand. Ich hab' erkannt, dass du fürchtest Gott und dass um meinetwillen du nicht schonst selbst deinen eig'nen Sohn. Ich hab geschwor'n bei mir: dieweil du solches gethan, will deinen Stamm ich segnen und ich will mehren ihn wie Sand am Meer und wie die Stern' am Himmel, weil du gehorchest hast meinem Wort.

No. 42 Duo

Abraham: Die Gnade des Herrn machet, dass wir noch sind am Leben.

Isaak: Die Gnade des Herrn machet, dass wir noch sind am Leben. Kein Ende hat seine Güte, sondern seine Barmherzigkeit ist immer neu.

Abraham: Ich rief den Namen und er half mir aus allen meinen Nöthen.

Isaak: Ich flehte zu ihm und er erlöste mich aus meiner Furcht.

Abraham:
Die Streiche des Tod's umfingen mich. Ich unterlag und er stärkte mich.

Isaak: Er hob von den Thoren des Tod's mich auf und vom Untergang hat er befreit mich.
Isaak/Abraham: O wie gut ist der Herr zu allen Seelen, die suchen ihn.

Abraham/Isaak: Die Gnade des Herrn machet, dass wir noch sind am Leben. Kein Ende hat seine Güte, sondern seine Barmherzigkeit ist immer neu.
Lobt den Herrn und seine große Huld.

No. 43 Recitativo Basso Solo

Abraham: Der Herr hat mir erzeiget unendliche Güte, denn ich sprach in meinem Zagen: ich bin verstossen von Deinen Augen. Dennoch hörtest Du die Stimme meines Flehens, da ich schrie zu Dir, o Herr mein Gott ! Darum will ich danken Dir für und für!

No. 44 Coro

Gross und wunderbar ist Dein Thun allmächt'ger Herrscher! 
Wahr und gerecht Dein Gericht Herr Zebaoth.
Preiset seinen Namen immerdar, denn Du bist heilig und es sollen die Völker der Welt Dich anbeten.
Lobt den Herrn, mein Gemüth und meine Seele segne seine Huld. Was da lebt segne seine Huld.
Lobt den Herrn, ihr seine Engel, lobt den Herrn Gott Zebaoth.
Was da lebt segne seine Huld. Amen.
Lob' den Herrn mein Gemüth, lobt den Herrn. Amen.
Lobt den Herrn, ihr seine Engel, lobt o lobt seine grosse Huld.
Lobt den Herrn Gott Zebaoth.
Lobt den Herrn und seine große Huld.
Amen. Amen. Amen.

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Der Abraham-Stoff

Gedenktag katholisch: 9. Oktober (Regionalkalender Mainz)
Name bedeutet: Vater der Menge (hebr.)

Stammvater des Volkes Israel
* in Ur in Chaldäa, heute eine Ruinenstätte im Irak
lebte ca. 2000 v. Chr.

Abraham war nach der Legende der Feldherr des Nimrod (1. Mose 10, 8). Auf Geheiß Gottes wanderte mit seiner Frau Sara und seinem Neffen Lot aus nach Kanaan, Gott verhieß ihm reiche Nachkommenschaft. Durch eine Hungersnot gezwungen, zog Abraham weiter nach Ägypten. Der Pharao begehrte Sara zur Frau, nachdem Abraham sie als seine Schwester ausgegeben hatte, aber Abraham klärte den Irrtum, wurde beschenkt und kehrte nach Kanaan zurück (1. Mose 12). Er trennte sich von Lot, der nach Sodom und Gomorrha zog, in Gefangenschaft des Königs von Sodom geriet und von Abraham befreit werden musste (1. Mose 13 und 14). Der Priesterkönig Melchisedek von Salem trat Abraham am Abend nach der Schlacht mit Brot und Wein entgegen und segnete ihn (1. Mose 14) - die Geschichte ist für christliche Leser des Alten Testaments ein früher Vorläufer für das Heilige Abendmahl.

Mehrere Verheißungen prophezeiten Abraham Nachkommen, aber Sara blieb unfruchtbar und gab Abraham ihre Magd Hagar, damit diese ihm Kinder schenke (1. Mose 16). Abraham erfuhr später von der Verderbnis Sodoms und trat fürbittend für die Gerechten der Stadt ein (1. Mose 18). Lot konnte deshalb das schon brennende Sodom verlassen; seine Frau, die sich verbotenerweise umwandte, erstarrte zur Salzsäule (1. Mose 19).

Abraham sah eines Tages drei Männer seinem Zelt nahen. Er erkannte sie als Engel Gottes, bat sie zur Fußwaschung und Rast unter seinen Baum, ließ eine Mahlzeit bereiten und erhielt die Prophezeiung, Sara werde trotz ihres hohen Alters noch einen Sohn gebären (1. Mose 18). Der Verheißung entsprechend wurde schließlich Isaak geboren. Als der zum jungen Mann herangewachsen war, stellte Gott Abraham auf eine Prüfung seines Gehorsams: Auf Gottes Geheiß belud Abraham seinen Esel mit Holz, nahm Isaak mit nach Morija, baute einen Altar und legte Isaak als Opfer darauf. Im letzten Moment ließ Abraham auf das Wort der Stimme Gottes hin das Opfermesser sinken, erblickte einen Widder im Dorngesträuch hängen und opferte diesen (1. Mose 22). Dieser "Gehorsam" Abrahams ist besonders im Islam hoch geachtet; zum Gedenken wird das Opferfest "Bairam" als wichtigstes Fest der Muslime gefeiert, bei dem jede Familie ein Schaf schlachtet.

Abraham starb "alt und lebenssatt" mit 175 Jahren und wurde von seinen Söhnen Isaak und Ismael neben Sara in der Höhle Machpela im späteren Hebron, dem heutigen Al Khalil in Palästina, begraben (1. Mose 25).

Abraham gilt allen drei monotheistischen Religionen, Judentum, Christentum und Islam als Vater der Glaubenden."

(Quelle: Ökumenischen Heiligenlexikon  im www).

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Gedanken zum Abraham - Text

Im Abraham-Oratorium werden wir mit einem Grundproblem des heutigen Zugangs zu Texten aus dem sogenannten Alten Testament konfrontiert.
Viele empfinden den Gott des ersten Testamentes als kriegerisch und brutal und den Gott des zweiten Testamentes als liebend und freundlich.
Diese Einteilung ist jedoch sehr vordergründig und verfälscht die biblische Botschaft von dem Gott, der der EINE ist und durch die ganze Menschheitsgeschichte hindurch um den Menschen wirbt.
david.jpg (6169 Byte)Auch müssen wir uns bewusst sein, dass wir, wenn wir von Gott sprechen, es nur in menschlichen Bildern und Begriffen können. Dieses antropomorphe Sprechen bleibt immer nur ein Versuch, den UNSAGBAREN zu sagen.
Zu allen Zeiten und in allen Kulturen haben Menschen ihr Schicksal im Deutehorizont von Göttern zu bewältigen versucht.
Das Opfer war das Unternehmen der Menschen zur Versöhnung der Götter.
Der Mensch musste initiativ werden, um im Opfer Gott zu versöhnen.
Mit dem Volk Israel taucht in JHWH (Jahwe) ein Gott auf, der dem Menschen seinen Liebesbund anbietet.
Nicht mehr der Mensch muss Gott durch ein Opfer versöhnen, sondern der versöhnte Gott will den Menschen durch das Angebot des Bundes versöhnen.
Diese beiden Dramaturgien ziehen sich durch die gesamten Heiligen Schriften.
Das alten Unternehmen des Opfers und das Unternehmen Gottes, der Liebesbund.
So ist auch die Geschichte vom Isaak-Opfer zwar so erzählt, als ob Gott dieses Opfer fordere; der Zielpunkt der Geschichte ist jedoch die Schlußaussage: "Hände weg von Isaak!" Hier ist religionosgeschichtlich der Abschied vom Menschenopfer bezeugt. Einfürallemal muß klar sein: Im Bund mit JHWH darf kein Mensch geopfert werden. Daß auch das Opfern von Früchten und Tieren nicht gottwohlgefällig ist, wird Israel im Laufe seiner Geschichte noch lernen.
Der Liebesbund den Gott mit den Menschen und der ganzen Schöpfung eingeht ist eine Lern- und Weggemeinschaft zwischen Gott und Menschen, die zum Leben befähigen will.
Israel muss lernen, durch die Geschichte hindurch, dass es sich immer wieder neu zu diesem Liebesbund bekehrt.
Die Autoren des Ersten Testamentes erzählen von diesem Schicksalskampf in den Begriffen und Bildern ihrer Zeit. Sie tun es in menschlicher Sprache und im Horizont menschlicher Erfahrung.
Dies soll uns heute nicht abschrecken, sondern vielmehr einladen, in unserer Zeit mit unseren Bildern von diesem Schicksalskampf unseres Lebens zu erzählen.
Auch uns ist der Liebesbund Gottes angeboten, auch uns gilt die Botschaft, dass Gott uns gut ist.
Auch, wenn uns manche Textstellen im Abraham ärgern oder erschrecken. Sie wollen uns aufschrecken, zum Nachdenken anregen und zur Auseinadersetzung ermutigen.
Wie gehe ich mit meinem Lebensdurst um, wie halte ich durch und kämpfe gegen die Feinde des Lebens.
Das Angebot Gottes durch die Geschichte hindurch leuchtet an Abraham auf und gilt jedem von uns. "Geh aus deinem Haus, in das Land das ich dir zeigen werde."
Dieses Land der Verheißung wartet auf uns und es wird uns überraschen, dass bei Gott, in seinem Land jede ihren und jeder seinen Platz finden wird.

P. David W. Theil OSB (Diplomtheologe) München

(Pater David begleitet den Konzertchor schon seit vielen Jahren. Wann immer es seine Zeit erlaubt, singt er die Oratorienkonzerte mit und ist auch unserem Chorleiter eine wichtige Stütze während der unmittelbaren Konzertvorbereitung)

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Abraham in der Kunst

Namhafte Künstler aller Epochen verliehen dem Abraham-Stoff Ausdruck, ob nun in der darstellenden Kunst oder in der Musik. Berühmte Maler thematisierten die Ereignisse um Abraham:

  • Caravaggio: Abraham und Isaak; Öl auf Leinwand; 1590; Florenz, Galleria degli Uffizi

  • Andrea del Sarto: Opferung Isaaks; Holz; 2130 x 1590; um 1527; Dresden, Gemäldegalerie

  • Alessandro Allori: Opferung Isaaks; Holz; 94x131 cm; 1601; Galleria Degli Uffizi

  • Govert Flinck: Isaak segnet Jakob; Öl auf Leinwnad; 1639; Amsterdam Rijksmuseum

  • Il Guercino: Giovanni Francesco Barbieri il Guercino (1591-1666) Abraham verstößt Hagar und Ismael; Öl auf Leinwand; 115 x 152 cm; 1658; Mailand, Pinacoteca di Brera

  • Lucas van Leyden: Abrahams Opfer; Druckgraphik; 28 x 21 cm; 1517-18; Amsterdam, Rijksmuseumk

  • Lucas van Leyden: Abraham und die drei Engel; Druckgraphik; 18 x 13 cm; 1513; Amsterdam, Rijksmuseum

  • Rembrandt: Abraham spricht mit Isaak; Radierung, Spuren von Kaltnadel; 15,7 x 13 cm; einziger Zustand; signiert und datiert: Rembrandt f.1645; Amsterdam, Rijksprentenkabinet

  • Rembrandt: Abrahams Opfer; Kaltnadelradierung; 15,6 x 13,1 cm; signiert: Rembrandt f.; 1655; Schwerin, Staatliches Museum

  • Rembrandt: Sarai beklagt sich bei Abraham über Hagar; Federzeichnung; 18,9 x 30,3 cm; rechts unten von späterer Hand signiert: Rembrandt; um 1640-45; Bayonne, Musee Bonnat

  • Rembrandt: Abraham bewirtet die drei Engel; Radierung; 16 x 13,1 cm; einziger Zustand; signiert und datiert: Rembrandt f. 1656; Amsterdam, Rijksprentenkabinet

  • Rembrandt: Abraham bewirtet die drei Engel; Holztafel; 16 x 21 cm; signiert und datiert: Rembrandt f. 1646; New York, Sammlung Mrs.C. von Pannwitz

  • Rembrandt: Abraham entläßt Hagar und Ismael; Federzeichnung; 18,2 x 25,2 cm; oben Links von späterer Hand: GEN: 21.4.17; um 1655; Hamburg, Kunsthalle

(Interessenten finden Kopien aller vorgenannten Werke auf der Homepage der Universität Leipzig unter der Rubrik Erzväter)

Die o.a. Biografie im Heiligenlexikon ist u.a. illustriert mit

  • Aelbert Bouts: Abraham und Melchisedek

  • Abrahams Gastfreundschaft. Italienisches Mosaik aus dem 6. Jahrhundert in der Kirche San Vitale in Ravenna

  • Rembrandt: Abraham und Isaak. 1634. In der Hermitage in St. Petersburg

Aber auch in die Musik fand das Thema Einzug.

Melchior Vulpius (1560 -1615) und Heinrich Schütz (1585-1672) vertonten den Text "Vater Abraham, erbarm dich mein"
(beide im CARUS Verlag erschienen) .

Giacomo Carissimi (1605-1674; seit 1630 Kapellmeister am Collegium Germanicum-Hungaricum in Rom) hat in seinen Werken gewissermaßen das Oratorium als Gattung definiert. Der Schwerpunkt seiner 16 Oratorien liegt in den Chören: Sie sind einfach homophon gebaut, jedoch vielfältig im Ausdruck von dramatischer Situation und Affekt; dem Rhythmus liegt der sprachliche Akzent zugrunde. Die solistischen Partien sind hauptsächlich in der Form des erzählenden Rezitativ-Ariosos gestaltet, arienartiger Gesang ist sparsam auf die Lösung des Konflikts verwendet. Die Texte von unbekannten Verfassern sind aus biblischen Texten und frei erfundenen Teilen so wirkungsvoll zusammengesetzt, dass sie fast schon Opernlibretti sein könnten. Carissimi schrieb u.a. das Oratorium "Abraham et Isaac", dessen CD-Einspielung von 1971 am 1.1.2000 bei ERATO veröffentlicht wurde u.a. bei JPC erhältlich ist: 2 CD / 1846791 / 23.95 DM (12.25 EUR) / Interpreten/Komponisten: +Ezechia, Jephte, 4 Motetten, Missa im 7.Ton / Roat, Silva, Smith, Rossir, Schaer, Gulbenkian Orchestra & Choir, Corboz).
(Quelle: Internetrecherchen)

Allesandro Scarlatti (1660-1725) schrieb eine Kantate "Abramo,il tuo sembiante"   (JPC-Angaben: Ops, DDD, 96, CD, 7888674, 37.95 DM / Interpreten/Komponisten: (Weihnachtskantate) +Corelli:Concerto grosso op.6, 8 Bertini, Fedi, Cavina, Naglia, Foresti, Concerto Italiano, Alessandrini).

Camilla de Rossi (um 1700) komponierte das Oratorium "Il Sacrificio di Abramo (1708)"
(JPC-Angaben: CPO, DDD, 95, CD, 7513460    14.95 DM: Inhalt: (Oratorium) Ryden, Popken, Strömberg, Ensemble Weser-Renaissance, Manfred Cordes - Kritik: FonoForum 9/96: "Das hier beispielhaft eingespielte Oratorium weist de Rossi als eine erstaunlich differenziert und ausdrucksvoll komponierende Künstlerin aus. Manfred Cordes gelang eine faszinierende Wiederentdeckung ihrer Musik, die musikalische Klarheit und barocke Expressivität miteinander verbindet."

Ein Zeitgenosse Mozarts, der Tscheche Josef Myslivecek (09.03.1737/Horni Sarka - 04.02.1781/Rom), war vor allem in Italien mit seinen fast 30 Opernkompositionen im italienischen Stil bekannt, von "Medea"/1764 bis "Antigone"/1780. In Italien erhielt er den Beinamen IL DIVINO BOEMO und war einer der erfolgreichsten Komponisten der OPERA SERIA.
Sozusagen als geistliches Gegenstück zur Oper schrieb er auch Oratorien, darunter "Abramo ed Isacco" sowie "Adamo ed Eva". Aber auch in anderen Musikgattungen, so der Instrumental- und Kammermusik, betätigte er sich intensiv und kreativ.
Seit 1960 erleben Myslivecek's Werke eine kleine Renaissance in Tschechien. ("Abraham und Isaak" wurde u.a. 1991 aufgezeichnet und von SUPRAPHON am 19.2.1996 veröffentlicht: 2 CD, Interpreten/Komponisten: Dolezal, Korovina, Kim, Kusnjer, Luchianez, Sinfonietta Prag, Parik , erhältlich u.a. bei JPC unter 7638653 für 69.95 DM).
1979 wurde das Werk bei den Schwetzinger Festspielen aufgeführt (mit Barbara Hendriks, Ruthild Engert, Yolantha Omilian, Martin Egel, Werner Hollweg, Radio-Sinfonieorchester Stuttgart, Chor des Süddeutschen Rundfunks, Leitung Peter Maag).
Myslivecek war Sohn eines Prager Mühlenbesitzers, besuchte die Normalschule bei den Domikanern von St.Igli, später ein Jesuiten-Gymnasium und wurde im Geschäft seines Vaters ausgebildet, bevor er sich dem Musikstudium bei Fr.Habermann und Josef Seger zuwandte. Anfangs spielte er als Kirchenmusiker Geige. 1763 verließ er seine Heimat und ging nach Venedig wo er sein musikalisches Talent bei G.B.Pescetti perfektionierte. Er hielt den Kontakt zu seiner tschechischen Heimat aufrecht und einige seiner Opern und Oratorien wurden in Prag aufgeführt. Er verstarb nach langer Krankheit in Rom.
Myslivecek, und sein Kollege Jiri Benda (1715-1795), der nach Deutschland emigrierte, wurden von Mozart sehr bewundert. Viele tschechische Komponisten flohen im 18.Jahrhundert vor dem geringen Lebensstandard und religiöser Unterdrückung ins Ausland (Jan Vaclav Stamitz [1717-1757] arbeitete in Mannheim, die Benda-Familie in Berlin und Gotha, J. Myslivecek wie erwähnt in Italien, A.Rejcha in Paris).
(Quelle: Internetrecherchen)

Am 7., 8. und 9. April 1802 wurde ein Singspiel in einem Aufzug "Das Opfer Abrahams" unter dem Titel "Unbefleckte Empfängnis Mariä" von der Kleinern Congregation aufgeführt. "Der Text des Singspieles ist schon vor 21 Jahren von dem seligen Herrn Michael Demler, Klaviermeister in Augsburg, in Musik gesetzt worden". - Augsburg : Gedruckt bey Joseph Anton Hueber, Hochfürstl. Bischöfl. und Stadtbuchdrucker auf unser lieben Frau Thore.
(Quelle: RISM Online - Internationales Quellenlexikon der Musik, U.S. RISM Office, Harvard University in cooperation with RISM Zentralredaktion, Frankfurt/Main)

Franz Schubert (1797-1828) schrieb eine 'Aria di Abramo'  unter dem Titel "Entra l'uomo allor che nasce " (bei JPC erhältlich auf Sämtliche Lieder Vol.33 / CD 34.95 DM).

Ignaz Ritter von Seyfried (1776-1841), erster Kapellmeister des k.k.priv.Theaters an der Wien schrieb unter dem Titel "Abraham" ein "Drama mit Musik in drey Aufzügen" für das k.k.priv.Theaters an der Wien (Wien : Im Verlag bey Joh. Bapt. Wallishausser, 1818)
(Quelle: RISM Online - Internationales Quellenlexikon der Musik, U.S. RISM Office, Harvard University in cooperation with RISM Zentralredaktion, Frankfurt/Main)

Auch Carl Amand Mangold (1813-1899) komponierte ein "Abraham"-Oratorium. Sein Nachlaß wird von der Hessischen Landesbibliothek in Darmstadt verwaltet. Vom dortigen Konzertchor wurde es 1986 aufgeführt und am 1.6.1995 auf CD veröffentlicht (2 CD, Interpreten/Komponisten: Frimmer, Ruhr, Georg, Gärtner, Cachemaille, Darmstadt PO, Seeliger, u.a. bei JPC erhältlich unter 7275579 für 29.95 DM).
(Quelle: Internetrecherchen)

Erstaunlich sind die Paralleln im Leben und Wirken Mangolds zu Molique. Carl Amand Mangold, in Darmstadt geboren, ebenso wie Molique Komponist, Lehrer und Dirigent, erhielt seine musikalische Ausbildung im Elternhaus (Vater: Geiger und Hofkapellmeister in Darmstadt), und als Geiger in der Großherzoglichen Hofkapelle und am Konservatorium in Paris, wo er mit hervorragenden Musikern seiner Zeit bekannt wurde, ob mit Molique, der lt. Schröder am Pariser Konservatorium im April 1836 ein Gastspiel gab, wissen wir nicht.
Danach war er Korrepetitor am Hoftheater sowie Musiklehrer am Polytechnikum und Gymnasium in Darmstadt.
Der Darmstädter Musikverein bot "ihm die Basis für seine Oratorienkonzerte, in denen er sowohl fremde als auch eigene Kompositionen aufführen konnte".

Noch erstaunlicher aber ist das Oratorium selbst. Molique schrieb seinen "Abraham" 1858 in nur drei Monaten. Mangold brauchte ein Jahr später für die 400-seitige Partitur nur 2 Monate länger, eingeschlossen 3 Wochen Urlaub in Oberstdorf, wobei der erste Entwurf nach einem Monat fertig war. Beide stellten sich den Text selbst aus der Bibel zusammen, wobei viele Textstellen in beiden Oratorien und in gleicher Reihenfolge vorkommen (Verheißung einer großen Nachkommenschaft mit Kanaan als Erbteil, Gefangennahme Lots, Krieg mit den Königen, Klage über kinderloses Dasein, Kind mit der Magd Hagar, deren Vertreibung in die Wüste, Rettung durch den Engel des Herrn, Verheißung der Geburt Isaacs, Fürbitte für Sodom und Gomorrah, Vorbereitung des Brandopfers Isaak, Gott gebietet ihm Einhalt). Wie bei Molique ist die Befreiung Lot's von einem Instrumentalsatz ("kriegerischer Marsch") begleitet. Beide Oratorien sind ein Opus 65 und in 2 Teile gegliedert. Jenes, das Mangold schrieb, hat mit 48 Nummern lediglich 4 mehr als das von Molique - Da staunt der Fachmann und der Laie wundert sich ...
(Angaben zu Mangold aus dem CD Booklet; Wolfgang Jauch, Oswald Bill)

Schließlich kam es zur Vertonung durch Bernhard Molique (siehe oben). Als Molique 1818/1819 eine Orchesterstelle im Theater an der Wien ausübte wurde gerade Seyfrieds "Abraham" verlegt, der dort erster Kapellmeister war. Möglicherweise wurde Molique durch Seyfried zur Wahl Abrahams als Titelheld für sein eigenes Oratorium  inspiriert.

Doch selbst in jüngerer Zeit war "Abraham" noch ein Thema. Elinor Remick Warren (1900-1991) nannte eine Komposition "Abraham in Egypt" (CAMBRIA 1993, Interpreten/Komponisten: + Singing Earth, The Harp Weaver, The Sleeping: Beauty Hampson, Venuti, Nienstedt, Lutz, Polnisches RSO, Ferden - u.a. bei JPC erhältlich unter 2341053 für 37.95 DM).
(Quelle: Internetrecherchen)

"Cantate" - das 2-Monatsmagazin für Freunde der Chormusik - begann mit der Ausgabe Nr.5/2000 eine Reihe zum Thema Bibelgestalten in der Chormusik. Der Eröffungsbeitrag von Alexander Reischert  unter dem Titel

"Vater der Gläubigen"
Abraham in der Chormusik

enthält u.a. folgende weitere Hinweise auf Vertonungen des Abraham-Stoffes:

"Der Fokus des künstlerischen Interesses - man zählt allein rund 60 Oratorienkompositionen zu dieser Thematik - richtet sich durch die Jahrhunderte schwerpunktmäßig auf die dramatische Opferszene mit Vater und Sohn. Bereits Marc-Antoine Charpentier machte diese in den 1680er Jahren neben der wunderbaren Schwangerschaft der 90jährigen sarah zum zentralen Bestandteil seiner latainischen Historie SACRICUM ABRAHAE. Denselben Titel gab der Opernkomponist Domenico Cimarosa rund hundert Jahre später seinem Geistlichen Oratorium (1786),...Eine besonders breite Wirkungsspur hinterließ der Oratoriumstext ISACCO FIGURA DEL REDENTORE des Librettisten Metastasio, dessen Vorlage weit über zwanzigmal vertont wurde: zuerst von Luca Antonio Predieri (1740) und in der Folgezeit u.a. auch von Ignaz Jakob Holzbauer (1756), Karl Ditters von Dittersdorf (1766), Johann Gottlieb Naumann (1772) oder Francesco Giuseppe Morlacci (1817)..."

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Die Aufführungen

Norwich - 1860

Die Uraufführung leitete der Komponist selbst: am 27.09.1860 in Norwich/England im Rahmen des gleichnamigen Musikfestivals.

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London - 1861

Auch die Londoner Premiere fand unter Leitung Moliques statt: am 17.04.1861 in der Exeter Hall.

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Hamburg - 1861
(nicht genau datiert)

In der Schröder'schen Abhandlung findet sich ein Hinweis wonach "bald darauf" (gemeint ist die Londoner Premiere) eine Aufführung in Hamburg stattfand.

03.12.00: Das Staatsarchiv Hamburg teilte auf eine entsprechende Anfrage mit:
Zu Molique konnte hier nur ermittelt werden, daß das Oratorium "Abraham" von der "Dr. Garvens'schen Sing-Akademie" aufgeführt wurde.
(Dr.med W.Garvens; Hamburg 1815 - Hamburg 1898; ab 1852 wieder in Hamburg; 731-1 Handschriftensammlung 525, Emil Krause, Hamburg als Musikstadt, Ms. 20. Jh.)

Gedanken zum Aufführungsort Hamburg: Bedenkt man, daß nur vier historische Aufführungen des "Abraham" sattfanden und drei davon direkt mit Molique selbst zu tun haben, liegt der Schluß nahe, daß auch der vierte mit Molique selbst zu tun hat. Norwich und London sind irgendwie selbverständlich. Molique war in England sehr geschätzt und das englische Publikum liebte Oratorien. Außerdem leitete er dort die Aufführungen selbst. Stuttgart war 23 Jahre die Wirkungsstätte Moliques und die Aufführung erfolgte durch die ehemaligen Kollegen.
Doch was ist mit Hamburg? Vielleicht ist ja der mittlere der zu Ruhm gekommenen 3 großen Lachner-Brüder das fehlende Bindeglied. Auf der ehemaligen Homepage des Rodin-Quartetts, dessen Bratschist direkter Nachfahre von Thekla Lachner ist (Schwester von Ignaz), findet man auch den Text


Ignaz Lachner (1807-1895)
ein ruheloser romantisch - klassizistischer Dirigent und Komponist
(von Harald Johannes Mann, Textbuch Ignaz Lachner Vol. I)

Einige Fakten daraus:

Ignaz übernahm den "den miserabel bezahlten Posten eines Violinspielers im Orchester des Isartortheaters". Weiter heißt es: "Nebenher nahm Ignaz Unterricht bei dem Geigenvirtuosen Bernhard Molique. Im Frühsommer 1826 holte ihn Bruder Franz nach Wien, der dort als junger und einflußreicher Kapellmeister steil nach oben gestiegen war...
In Wien reifte Ignaz zum eigenständigen Künstler, zum angesehenen Dirigenten und Komponisten. Dirigent war und blieb er in erster Linie. Als Tonschöpfer rangierte er erst nachgeordnet. Nunmehr im Besitz der höheren musikalischen Weihen, erwachte in Lachner ein solch gestärktes Selbstbewußtsein, daß er sich 1831 um die Stelle des Hofmusikdirektors am königlich-württembergischen Hoftheater in Stuttgart bewarb. Er bekam den Posten umgehend...
So wirkte er als Hofmusikdirektor in Stuttgart (1831-1842) und München (1842-1853), hier jeweils dem 1. Hofkapellmeister untergeordnet, dann als erstmals selbständig-souveräner Theaterkapellmeister in Hamburg (1853-1858) und als Hofkapellmeister des schwedischen Königs in Stockholm (1858-1861). Stockholm war der Gipfel von Ignaz Lachners Karriere, prestigemäßig wie finanziell. Aber nur kurz durfte sich Ignaz dieses Höhepunktes seiner Künstlerlaufbahn erfreuen: Eine nationalistische Intrige stürzte 1861 den Bayern Lachner nach kurzem Wirken - nur wegen seiner fremdländischen Herkunft, nicht wegen seiner Dirigierleistungen, die man in Stockholm gerechterweise anerkannte. Lachners letzter Posten vor seiner Pensionierung war das Amt des städtischen Opernkapellmeisters in Frankfurt am Main (1861-1875)...
Der 'mittlere Lachner' entfaltete in seiner langen Musikerlaufbahn eine rege öffentliche Lehrtätigkeit. Am Münchener Konservatorium war er als Professor des Generalbasses und der Orgel angestellt. Uneigennützig förderte er junge Talente und führte sie sicher durch die Wirrsal musikalischen Regelwerks."

Als 18-järiger nahm Lachner in München bei Molique Geigenunterricht. Während der 11 Jahre in Stuttgart arbeitete er als Hofmusikdirektor unter Molique und ging dann als zweiter Mann nach München, woher Molique in gleicher Funktion gekommen war. War Stuttgart der Ort wo Molique souveräner Konzertmeister wurde, so wurde es Hamburg für Lachner. Und irgendeine Verbindung zu Hamburg muß auch Molique gehabt haben, der dort 1842 Ehrenmitglied des Norddeutschen Musikvereins wurde.

Wie beide tatsächlich zueinander standen, entzieht sich meiner Kenntnis. Aber sie haben viel gemeinsam: Beide waren Geigen- und Klavierspieler, Komponisten, vorwiegend von Instrumentalmusik, Kapellmeister, Lehrer - und sie einte die Ablehnung des "Neudeutschen", was sie dann letztlich das gleiche Schicksal ereilen ließ. Dazu in Bezug auf Lachner noch einmal H.J.Mann:

"Warum ging eigentlich das reiche kompositorische Lebenswerk der Lachnerbrüder so rasch unter? Nun, in den meisten Fällen war nicht mangelhafte künstlerische Qualität ihrer Tonschöpfungen daran schuld, sondern das oppositionelle Verhalten der Wagnerianer. Als letztere schließlich die Klassizisten beiseite gedrängt hatten und die begehrtesten deutschen Kapellmeisterposten besetzt hielten, ignorierten sie einfach die Kompositionen der konservativen Musikerkollegen und führten sie nicht mehr auf. So fielen auch die Werke der Lachners in einen tiefen Dornröschenschlaf von rund hundert Jahren. Erst in unserer Zeit hat man begonnen, die Lachnerbrüder als Komponisten wiederzuerwecken. Wir können nur staunen, wenn wir bedenken, daß ein überwiegend kostbares musikalisches Erbe so lange zu Unrecht vergessen blieb. Wie überall, so gilt es allerdings auch bei den Lachners die Spreu vom Weizen zu trennen. Wir dürfen überzeugt sein: Was wiedererweckens- und lebenswert ist von den Tonschöpfungen der Lachnerbrüder, das wird in der Zukunft bestehen."

Doch zurück zum "Abraham" in Hamburg. Obwohl Lachner damals schon 3 Jahre von Hamburg weg war, kann nicht ausgeschlossen werden, daß er die Hamburger Aufführung dem Musikerkollegen (Freund?) zu Liebe mit auf den Weg brachte.

Oder war es irgendeine Verbindung zum Nordeutscher Musikverein Hamburg, dessen Mitglied Molique 1842 wurde, die zur dortigen Aufführung beitrug?  ...

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Stuttgart - 1862

kzettel.jpg (52125 Byte)Nach einem Konzertzettel (Bild rechts) fand diese Aufführung am "Sonntag, den 13. April 1862 im Königsbau (Bild unten) zum Besten des Witwen- und Waisenfonds der Mitglieder der Königlichen Hofkapelle und der Königlichen Hofbühne" als "Abonnement-Concert Nro. 9" statt.

Eine Kritik des Konzertes erschien am darauffolgenden Mittwoch in der "Schwäbischen Kronik" (16.04.1862).

* S t u t t g a r t den 14. April. Das Oratorium Abraham von B. Molique, das gestern im Abonnementskonzert aufgeführt wurde, machte einen ernsten feierlichen Eindruck auf das zahlreich versammelte gespannte Auditorium. Es wurde auch von unserer Hofkapelle in einer Weise zur Darstellung gebracht, zu der sich der Komponist in der That gratulieren darf, und welcher man die Pietät für den ehemaligen Kollegen wohl anfühlte: Orchester und Singchor vortrefflich, die Solopartien sehr gut vertreten, namentlich die sehr dankbare Titelrolle durch Hen. Schülky; Frl. Schröder hatte sogar neben ihrer eigenen eine zweite Partie übernommen und mit schönem Erfolge durchgeführt. Die Glanzpunkte des Werkes sind die durchweg ausgezeichnete Instrumentirung, die trefflich gearbeiteten Chöre, worunter wir den majestätischen Schlußchor des ersten Theils,"Lobet den Herrn", den prachtvollenkoebau.jpg (15765 Byte) Vernichtungschor "Und der Herr streckte aus im Zorn", den großartigen Nr. 35 "Groß ist der Herr" und den Schlußchor Nr. 44 hervorheben; auch der Frauenchor "Hör unser Flehen" ist edel empfunden, und wäre noch schöner, wenn der zweite Theil weniger künstlich wäre. Ferner ist meisterhaft zu nennen die ganze zweite Hälfte des ersten Theils von dem äußerst charakteristischen Recitativ des Botschafters bis zum Schluß. Diese ganze Partie, das Recitativ des Abraham, seine Zwiesprache mit dem Volk, der Auszug, Frauenchor, der Marsch und die Heimkehr sind ungemein dramatisch und von prächtigem Schwung, nur das Trio des Marsches zu modern gehalten. Unter den Solopartien hat uns am meisten angesprochen die erste in edler Einfachheit vorgehende Aria Abrahams "Leit' mich, o Herr", sein Wechselgesang mit dem Chor Nr. 7, das rührende Recitativ "Vorbei ist die Freude" mit seiner wunderbaren Instrumentirung, dann die Allarte Nr. 26 "Sie hielten nicht den Bund", welche übrigens namentlich im Rythmus klagender gehalten seyn dürfte. Von den Ensemblenumern machte das zarte Terzett "Freuet alle euch" den besten Effekt. Was der Wirkung des Werkes im Ganzen einigen Eintrag thut, das ist ein gewisser Mangel an Wärme, der sich gerade aus manchen der Solopartien herausfühlt; so hatten wir das Zankduett mit Sarah und die ganze Szene der Hagar viel wirkungsvoller erwartet, ferner eine Monotonie im Rythmus, der mit Ausnahme einer einzigen 6/8 Numer fast durchaus den 2/4 und 4/4 Takt festhält. Wir glauben kaum zu irren, wenn wir behaupten, daß seit dem Elias kein Oratorienwerk geschrieben wurde, das den Stempel der Trefflichkeit so ausgesprochen an der Stirne trüge. Bei einer Wiederholung möchten wir anrathen, den sehr langen zweiten Theil nach dem Chor 27 durch eine Pause zu trennen, da die Handlung an sich hier einen Abschnitt bedingt.

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Hinweise auf die Erstaufführung 1862 in Stuttgart stellte uns freundlicherweise die Württembergische Landesbibliothek zur Verfügung.

Bei den Recherchen zu Molique stießen wir auf eine weitere "private" Konzertkritik zu dieser Aufführung, wobei die Persönlichkeit Moliques und deren Wirkung auf den Kritiker eine besondere Beachtung finden muß:

Molique war vor allem Musiker, nicht Dichter. Er war als Komponist von Instrumentalmusik und Geigenvirtuose bekannt und geschätzt. Er war ein Mann, der es nicht vermochte, seinen Gefühlen öffentlich Ausdruck zu verleihen.
Als er sein großes Oratorium schrieb, war das eine Ausnahme in seinem Schaffen und muß auf jene, die diese neue Seite  an ihm  nicht kannten und sie in Beziehung zu seiner Instrumentalmusik setzten, befremdend gewirkt haben. Molique's ehemaliger Schüler, der damalige Tübinger Universitäts-Musikdirektor Otto Scherzer, schrieb bspw. nach der Stuttgarter Aufführung des "Abraham" an den befreundeten Josef Julius Maier in München (Lehrer am Konservatorium; Scherzer war dort ebenfalls Professor bevor er nach Tübingen ging):

"Offen gestanden hätte ich mehr erwartet von M., diesem feinsten und listigsten aller Musiker unserer Zeit, aber schließlich habe ich eingesehen, daß es nicht anders sein kann. Man braucht nicht fromm zu sein, wenn man ein Oratorium schreibt, aber man muß die Eigenschaft haben, daß man das, was man dichtet, wenigstens so lange glaubt und davon innerlich voll ist, so lange man daran arbeitet. Mit einem Wort, man muß ein Poet sein, wenn man es mit der Sprache in der Musik zu tun hat. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie verflucht großartig die Lüge dieses Werkes ist. Diese höchste Vollendung der Form, dann eine Instrumentierung, daß einem vor Schönheit wahrhaft die Haut schaudert. Mendelssohn's Orchester klingt jüdisch dagegen - die lockendsten, reizendsten Vor- und Nachspiele an den Stücken, die geistreichsten, wenn auch einander in der Hauptsache erschröcklich ähnlichen zweiten Theile. Und doch macht das Ganze nicht die geringste Wirkung, sondern man hat eben ein Oratorium gehört und ist wie zerprügelt von schönen Phrasen, man ist auch nicht einmal angeregt worden den ganzen Abend. Während man in seinen Instrumentalwerken, in seinen Violinkonzerten und Quartetten, auf jede Note lauscht, und wahrhafte stete Schönheit genießt, und das Ohr in wirklichem, immerwährenden Freuen ist, spürt man trotz der ganz gleichen Vollendung des rein Musikalischen im Abraham bloß das Fehlende. Den Mangel an kühnen und herzhaftigen Gedanken vermag er hier, so sehr er die gesamte Gewalt seiner bezaubernden Gaben in Bewegung setzt, vor einem gesunden Auge nicht zu verdecken. Dies ist aber immer noch nicht der Grund, warum einem nicht wenigstens einzelne Nummern dieses mit so fabelhafter Musikmeisterschaft geschriebenen Werkes gefallen können. Sondern der Grund liegt darin, daß man in jeder Note die Unfähigkeit, ja Totgeborenheit des Herzens spürt - es ist alles erlogen. Unter diesen Umständen können Sie sich wohl vorstellen, ist es M., wenn er sich auch in den Chören, Arien und Ensembles noch durchhilft, rein unmöglich, im Rezitativ sich zu halten. Man spürt in jeder Note derselben die angstschweißige Strin des Dichters, der nun auch immer mit fast komischer Eile, dieselbe zu Ende zu bringen sucht.... Noch fällt mir ein, daß die Jubel- und Halleluja-Motive, obschon nicht musikalisch gemein - denn das könnte ihm nie passieren - doch dem Text gegenüber höchst gemein sind, alle. Ein Mann wie er kann ein Hallelujah nur für ein Alarmgeschrei oder eine Ansammlung ungeheurer Heiterkeit halten, er käme in Verlegenheit, wenn man ihm zumuthete, das Wort Hallelujah nur auszusprechen.. So habe ich nun genug geschimpft über einen Mann, den ich als Musiker so ungeheuer verehre, aber es ist eben der Umstand zu bedenken, daß sich ein vernünftiger Mann gleichsam beschimpft fühlt, wenn ihn jemand angelogen hat, und das geschieht in diesem Werk." - Schröder nahm das Zitat in seiner Arbeit über Molique's Instrumentalkompositionen auf, um zu untermauern, daß man "Molique's musikalische Veranlagung", "seine künstlerische Individualität" ausschließlich dort zu suchen habe.

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Nürnberg -1997 (Teilaufführung)

Bis 1997 war das Werk vergessen. Dann kam es am am 23.11.1997 in der Meistersingerhalle mit dem Nürnberger Hans-Sachs-Chor unter Wolfgang Riedelbauch zur ersten (Teil)aufführung der Neuzeit.
"Auf unserer Suche nach Werken Nürnberger Komponisten stießen wird in der British Library London auf Moliques Abraham, op.65. Das Werk wurde gleichzeitig mit englischem und deutschem Text gedruckt.
Erfreulicherweise hat man im Archiv von Breitkopf & Härtel das Orchestermaterial gefunden, das wir für unsere Auführung verwenden." (W.Riedelbauch im Programmheft)
Das Risiko der Aufführung eines unbekannten Werkes wollten der Chor und W.Riedelbauch nicht eingehen. Als "Zugpferd" wurde das Brahms-Requiem mit ins Programm genommen. Deswegen war man zu Kürzungen beim "Abraham" gezwungen - andernfalls wäre der zeitliche Rahmen gesprengt worden und ein solcher Kraftakt für alle Beteiligten wohl kaum zu bewältigen gewesen.

Zur Konzerteinführung schrieb W.Riedelbauch im Programmheft:

"Abraham und Deutsches Requiem

Der Alttestamentarische Abraham bietet in kontrastierenden Lebenssituationen dem Komponisten treffliche Gelegenheiten zu farbenreicher musikalischer Umsetzung.
Nachdem Abraham mit seiner Familie den Auftrag Gottes, nach Kanaan zu ziehen, erfüllt hatte, gebar ihm Sarah seinen erstgeborenen Sohn Isaak als Erben.
In den folgenden großangelegten Jubel bricht die Nachricht vom Krieg und der Gefangennahme seines Bruders Lot. Abraham stellt sich mit seinen Mannen zum Kampf und die Frauen flehen um den Beistand des Herrn.
Abraham siegt und befreit seinen Bruder.
Doch das Volk wird hochmütig und verfällt in Bosheit und Sünde. Abraham bittet Gott, nicht alle zu strafen, sondem die Gerechten zu verschonen - doch "da war keiner". Und der Herr ließ Feuer und Schwefel regnen.
Zu ergreifender Innerlichkeit findet Molique, als Abraham seinen Sohn Isaak als Brandopfer darbringen soll und der Engel im letzten Augenblick Einhalt gebietet, weil Abraham Gottes Wort gehorcht hat. Einem erlösten Duett von Vater und Sohn folgt Abrahams Rezitativ, in dem er sein Vertrauen in Gottes Güte bestärkt. Glanzvoll, im wieder erreichten C-Dur des Beginns, hebt der Chor zu einem mächtigen Glaubensbekenntnis an, das nach bewegt fugierten Abschnitten zum Schluß-Amen stürmt.

Etwa zur selben Zeit, als Moliques Abraham erschienen ist, hat Brahms mit der Komposition seines Deutschen Requiems begonnen, an dessen Schluß er dann notierte: Baden-Baden im Sommer 1866. Trotz dieser Zeimähe ist der Generationenunterschied deutlich spürbar. Brahms wurde 31 Jahre nach Molique geboren. Während Molique beim formalen Aufbau des Werkes streng in Rezitative, Arien und Chorsätze gliedert, stehen bei Brahms kontinuierliches, liedhaftes Gestalten und subjektiv empfindsame Textausdeutung im Vordergrund. Molique stützt sich auf eine wohldisponierte Tonartencharakteristik und strebt in den einzelnen Musiknummern nach affektiver Einheitlichkeit, wie sie in barocken Oratorien begegnet. Seine Harmonik erinnert an Mendelsohn und Spohr. Brahms gewinnt in seinem Chorsatz an polyphoner Tiefe und wendet sich harmonisch bisweilen zu kirchentonaler Herbheit.
Während Molique sein Oratorium in 44 Nummem einteilt, schreibt Brahms nur sieben in sich geschlossene Sätze, die man, nach seiner eigenen Aussage, jeden für sich alleine aufführen könnte..."

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Doch die Kritik ging nicht gerade Sanft mit diesem Wiederbelebungsversuch in Nürnberg um:

Nürnberger Nachrichten, 25. November 1997:
Der Erzvater als lüsterner Kriegstreiber
Der Hans Sachs-Chor Nürnberg kombinierte Bernhard Moliques "Abraham"-Oratorium mit dem "Deutschen Requiem" von Johannes Brahms

Beim Hans Sachs-Chor lohnt es sich immer, einmal mehr hinzuhären. Unter Nürnbergs Konzertchören sorgt er regelmäßig für die auffälligsten Farbtupfer - selbst in novembertrister Düsterstimmung. Neben seinem unermüdlichen Einsatz für nie oder selten Gehörtes sind es gerade sie sattsam bekannten Repertoirehits, die von Chorleiter Wolfgang Riedelbauch in neues Licht getaucht werden. Ein Konzert ohne nachhaltigen Diskussionsstoff käme da fast einer Blamage gleich.
So auch dieses Mal. Aus über hundertjähriger Versenkung holte der eifrige Musikologe ein abendfüllendes Oratorium hervor: "Abraham" aus der Feder des gebürtigen Nürnbergers Molique (1802-1869). Molique überzeugte schon früh durch sein virtuoses Violinspiel, erhielt sogar Unterricht bei Louis Spohr und wurde schon mit 18 Jahren Hofkonzertmeister in München. Und so nimmt es nicht wunder, daß mit seinem Namen in der Musikwelt eher einschlägige Geigenliteratur verbunden wird.
Das 44 Nummern umfassende, etwa aus der Zeit um 1860 stammende "Abraham"-Werk, das die Lebensstationen des alttestamentlichen Patriarchen ziemlich pathetisch nachvollzieht, ist ganz dem Typus des Haydn-Mendelssohnschen Chororatoriums verpflichtet. Mächtige, in ihrer Vehemenz der Operndramatik jener Tage verpflichtete Chorblöcke. Dazwischen illustrierend begleitete Rezitative und affektiv aufgeladene Arien und Ariosi.
Aus Zeitgründen konnte Riedelbauch nur ein unbefriedigendes Destillat aus 28 Stücken vorführen, das keine einheitliche dramaturgische Linie sichtbar machte. Erzvater Abraham erscheint in ungelenk aus dem Englischen zurückübersetzten Bibelzitaten weniger als das unbestechliche Glaubensvorbild, denn als lüsterner Kriegstreiber, der mit Vorliebe Pflugscharen in Schwerter verwandelt.
Das alles zu einer gefälligen, aber doch sehr uniformen Musik, deren Spurenelemente von Händel über Mozart bis Lortzing, Weber und Marschner reichen. Moliques Stärke lag in der virtuosen Behandlung des Chores und hier konnte der HSC seine exzellenten, aber - wie sich am Ende des "Brahms"-Requiems auch zeigte - begrenzten Kapazitäten vorführen.
Die inhaltliche Klammer, die beide Abend-Kompositionen verband, war mehr als dürr. Brahms' wenig später entstandenes "Requiem" atmet gerade im Orchestersatz einen ganz anderen, selbstbewußteren Geist. Und gerade hier machten sich große lnterpretationsschwächen bemerkbar. Wie üblich vertraute Riedelbauch seinem Fränkischen Kammerorchester historische, will meinen zeitadäquate Instrumente an. Jedoch taten sich vor allem die Bläser in ihrer intonatorischen Trefferquote sehr schwer, gelang es Riedelbauch, der sich sehr auf den Chor konzentrierte, nur selten, korrigierend einzugreifen. Hier zeitigte das gute Wollen nicht den guten Erfolg.
Achtbar blieb Riedelbauchs metrisches Konzept mit erstaunlich flüssigen, aber nie getriebenen Tempi, die emotionale Tiefe und die hohe Wortverständlichkeit. Von den Solisten überzeugte der geschmeidige Tenor Udo Scheuerpflugs am meisten. Zuverlässig sekundierte Sopranistin Monika Frimmer, während Waldemar Wild mit markigem, wenig flexiblen Baß agierte.  - V.S.

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Abendzeitung, 25. November 1997
Vor dem Wiederkäuen in ein "schreckliches Gewitter"
Meistersingerhalle: Der Hans Sachs-Chor nahm mit dem Doppelpack Brahms und "Abraham"-Oratorium den Spannungsabfall in Kauf

Schon recht verdrießlich: Um eine total unbekannte Rarität wie das Oratoium "Abraham" des Frühromantikers Bernhard Molique durchzusetzen, muß der Hans Sachs-Chor "Ein Deutsches Requiem" von Brahms dazugeben, wiewohl das Konzert dadurch spannungsmäßig eine Stunde zu lang wird - auch Wolfgang Riedelbauch hat offenbar nicht die Hörer-Klientel, per Vertrauensvorschuß die Meistersingerhalle zu füllen.
Dieser Molique aus Nürnberg ist hörbar ein Mendelssohn-Zeitgenosse. Sein alttestamentarisch strenges Abraham-Oratorium ("Macht aus euren Pflugscharen Schwerter!") klingt stellenweise formal etwas schematisch (wenn etwa der Chor die Solisten-Motive wiederkäut); aber etliche Höhepunkte lassen aufhorchen: die mächtig aufgeladene Chor-Dramatik "und ein schrecklich Gewitter"; die fast schwermütige Klage "Vorbei ist die Freude des Herzens"; da gehen Töne schon gehörig unter die Haut.
Nach der Pause dann also das Brahms-Requiem, dem Chor natürlich wohlvertraut, dennoch nicht ganz schattenfrei: der Chorsopran bietet Spitzentöne mit Anlauf, was sentimental klingt: in der gewaltigen Fuge "Herr, du bist würdig" ist das Pulver verschossen; im Finale fallen die wunderschönen Triolen eiligem Tempo zum Opfer.
Das Fränkische Kammerorchester musiziert zwar zunehmend flexibel, aber nicht ganz frei von gelegentlichen Vorlautheiten. Starke Aktivposten die drei Solisten: der sprachintensive Erzähler-Tenor Udo Scheuerpflug (bei Molique); im Requiem die hervorragende Sopranistin Monika Frimmer, schnörkellose Klarheit, doch nicht ohne Wärme; und der Bariton Waldemar Wild mit Kraft für die Posaune des Jüngsten Gerichts.
- Klaus Martin Wiese -

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Der neue Tag, 28. November 1997
Aus Dornröschenschlaf erweckt
Moliques Oratorium "Abraham" und Brahms-Requiem in Nürnberg

Nürnberg. Manche Werke, die der Vergessenheit anheimfielen, sind eben nicht ohne Grund in den Dornröschenschlaf gefallen: Bernhard Moliques Oratorium "Abraham" ist ein Beispiel dafür. Wolfgang Riedelbauch, der musikalische Archäologe unter Nürnbergs Dirigenten, brachte das Chorwerk mit dem Hans Sachs-Chor und dem Fränkischen Kammerorchester in der Meistersingerhalle zur Aufführung. Daß es eine Nürnberger Erstaufführung war, machte das Unternehmen interessant. Molique wurde am 7. Oktober 1802 in Nürnberg geboren und starb 1889 in Cannstadt. Als begabter Geiger hatte Molique eine steile Karriere und seine Konzertreisen führten ihn quer durch Europa. Hector Berlioz zählte zu seinen Bewunderern.
Von Moliques reichem Schaffen blieb wenig übrig, und selbst das einst so geschätzte Violinkonzert erklingt nicht mehr. So war die Begegnung mit dem Oratorium "Abraham" eher ein musikhistorisches Ereignis, denn die Annäherung an Mendelssohns "Elias", der etwa 20 Jahre früher entstand, ist unüberhörbar, ja streckenweise fast noten-gleich. Die biblische Abraham-Geschichte hüllte der Komponist in ein wohltönendes, romantisches Gewand, das ganz dem Zeitgeist entsprach. Der Hans Sachs-Chor widmete sich mit Feuereifer der Erstaufführung.
In der dargebotenen Kurzversion (es wurden etwa 30 von 44 Nummern gesungen) konnte sich aber die Dramatik nur verhohlen entfalten. Nun kann man Riedelbauch nicht gerade den Vorwurf machen, er verstünde die Dramaturgie der Musik nicht. Und trotz aller Hinwendung zu den melodischen Details und der Entfachung des Chorfeuers blieb es edel, aber langatmig. Hinzu kam, daß der Interpret der Titelpartie Waldemar Wild, mit seinem buffonesken Baßbariton nicht über profunde Reserven verfügte. Seine Version des Glaubensvaters blieb unterbelichtet, obwohl der Sänger für textliche Transparenz gesorgt hatte. Monika Frimmer (Sopran) brachte stimmliche Helligkeit in das Werk und mit gepflegter Diktion gestaltete Udo Scheuerpflug seine Tenorpartie. Die Kultiviertheit seiner Chronistenaufgabe sowie die Klarheit der ariosen Nummern erlangte beachtliches Format. Wolfgang Riedelbauch dirigierte nach dem Molique-Werk "Ein deutsches Requiem" von Johannes Brahms. Hier setzte der Dirigent auf kraftvolle, dramatische Akzente und berückende, sphärenhafte Töne mit dem Hans Sachs-Chor, die das Gewicht des Konzertabends ausmachten. Was die beiden Werke verbindet ist lediglich die Zeit ihrer Entstehung.
Waldemar Wild wirkte auch im Brahms-Requiem adäquat, und Monika Frimmers Sopran mühte sich um die Entrücktheit des "Ihr habt nun Traurigkeit". Das Fränkische Kammerorchester spielte auf Originalinstrumenten, die zwar die Klangfarben vermittelten, aber auch die Schwierigkeiten der Bläser offenkundig werden ließen. Langer herzlicher Beifall!
- Bruno Neumann -

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Nürnberger Zeitung, 25. November 1997
Grelle Gewitterszene
Riedelbauch und der Hans Sachs-Chor am Totensonntag

Gemeinsamkeiten weisen die beiden Werke, die Wolfgang Riedelbauch am Totensonntag in der gut besuchten Meistersingerhalle aufführte, kaum auf.
Zwar sind sowohl Bernhard Moliques "Abraham" (1861) als auch Johannes Brahms "Requiem" (1888 komplett uraufgeführt) in deutscher Sprache verfaßt, aber musikalisch und formal liegen die beiden Komponisten mindestens ein halbes Jahrhundert auseinander. Hochinteressant und kurzweilig war Wolfgang Riedelbauchs aufwendiges Vorhaben - trotz der dreistündigen Aufführungsdauer - allemal.
Das Oratorium des Nürnberger Komponisten Molique (1802 - 1869) steht noch deutlich in der Haydnschen Tradition: In 44 Nummern werden - wechselnd in Rezitativen, Arien und Chorsätzen Episoden des alttestamentanschen Abraham erzählt. Dabei leuchtet Wolfgang Riedelbauch mit dem Hans Sachs-Chor und dem Fränkischen Kammerorchester alle Stimmungen und dramatischen Momente des Oratoriums aus. Das "Preiset den Herrn" erinnert an Mendelssohnsche Psalmvertonungen, die "Güte des Herrn" zeichnet sich durch warme Klangfülle aus; spannungsvoll akzentuiert Riedelbauch die Pauken und Trompeten in der kriegerisch-dramatischen Szene zwischen Abraham und Männerchor "Steht auf, und laßt uns ziehn". Überaus präzise stimmt der Chor selbst die knifflige Schlußdoppelfuge an. Die Im Fränkischen Kammerorchester verwendeten Blasinstrumente aus dem 19. Jahrhundert illustrieren eindrucksvoll eine grelle Gewitterszene.
Doch trotz der hervorragenden Disposition aller Ausführenden trifft Mendelssohns Bemerkung über Moliques "rasante, kalte Fertigkeit" doch den Kern des "Abraham": Einfache Harmonik, Sexten- und Terzenfreudigkeit ("Die Gnade des Herrn"), kurz, das Fehlen ausgreifender musikalischer Tiefe läßt das Werk bisweilen glatt und belanglos erscheinen. Dieser Eindruck verstärkt sich angesichts der zutiefst ergreifenden Komposition und bahnbrechenden Interpretation des Brahms-Requiems nach der Pause.
"In Brahms' Persönlichkeit und Kunst wirkt eine starke Kraft ins Objektive, Allgemeine. Wohl wächst seine Kunst aus einem heftigen einzelmenschlichen Erleben heraus, aber sie bleibt nicht darin haften, und noch weniger zerfließt sie in dem wogenden Meer menschlicher Gefühle."

Äußerst beeindruckend

Diese Worte Rudolf Gerbers über die Allgemeingültigkeit und Objektivität der brahmsschen Musiksprache finden in Wolfgang Riedelbauchs Interpretation des "Requiems" ihre musikpraktische Auslegung: Äußerst konzentriert und stringent geht er die Tempi der einzelnen Sätze an, konzentriert, reduziert jeden Satz auf den Kernpunkt seiner Aussage! So wird dieVergänglichkeit des Fleisches im paukenbetonten Freudentaumel des II. Satzes aufgehoben, der dramatisch aufwühlende "Dies lrae"-Satz (VI) in der über den Tod triumphierenden Fuge "Herr, Du bist würdig" relativiert.
Die harmonischen Wendepunkte werden vom hervorragend disponierten Chor sensibel markiert, die Herausstellung der Bläser läßt werk- und wortimmanente Bezüge elementar aufleben. Auch die beiden Solisten Monika Frimmer und Waldemar Wild stellten ihren Part so zwingend in das Gesamtkonzept, daß sich Brahms' Billigung zur Aufführung einzelner Requiems-Sätze nicht mehr nachvollziehen laßt.
Riedelbauch schafft den Balanceakt zwischen affektgeladener Betonung, ohne sich im "wogenden Meer menschlicher Gefühle" zu verlieren und erreicht dennoch satzübergreifende Zusammenhänge, die letztlich die Allgemeingültigkeit dieses genialen Werkes bewirken und einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Dank und Applaus für diesen Abend.
- Sabine Kreimendahl -

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Um so bitterer, angesichts der Vergessenheit in die der Komponist und sein "Abraham" gerieten, ist es zu lesen, wie die Nürnberger Kritik 1997 mit dem verdienstvollen Leiter des Nürnberger Hans-Sachs-Chores, Wolfgang Riedelbauch, und dessen Wiederbelebungsversuch des "Abraham"-Oratoriums umging. Allein die Wortwahl ("wenn etwa der Chor die Solisten-Motive wiederkäut") macht zornig. In keiner der 4 Kritiken ist erkennbar, daß sich die Kritiker ernsthaft mit Molique und seinem Schaffen auseinandergesetzt haben. Da wird auch nur das MGG bzw. das Programmheft "wiedergekäut" - um in der gleichen Sprache zu sprechen - und die Teilaufführung des Oratoriums geradezu verrissen. Welcher Nürnberger wird sich wohl nach dem Lesen dieser Nürnberger Kritiken noch für den Nürnberger Bernhard Molique und seine Werke interessieren ??
Wohlgemerkt, ich habe die Nürnberger Aufführung selbst nicht erlebt und mir geht es auch nicht darum, daß die Kritiker "Schönreden" sollen, was zu bemängeln ist. Aber als Musikkritiker sollten sie wissen, daß der Ton die Musik macht. Diese Kritiken sind keinesfalls geeignet, Chöre und Chorleiter zu ermutigen, sich vergessenen oratorischen Werken zu widmen. Sie inspirieren gerade dazu, das Fahrwasser der oratorischen "Hitparade" nicht zu verlassen. Die h-Moll-Messe kann man heute landauf, landab fast zu jeder beliebigen Zeit  hören, aber wo den "Abraham" oder andere Oratorien (Bruch "Moses" / Gounod "Mors et vita" / Reinthaler "Jephta" / Dvorak "Die heilige Ludmila" / ...)? Sicher ist es einfacher in steter Regelmäßigkeit die Standardwerke "wiederzukäuen" - für Chor und Kritiker -, als musikalisches Neuland zu betreten. Im Falle des Nürnberger "Abraham" hätte ich mehr Verantwortungsbewußtsein seitens der Kritik für die Bemühungen des Chores und seines Leiters erwartet. Als wüßten sie nicht selbst, daß Teilaufführungen immer ihre Schwächen haben, oft der Gesamtzusammenhang verloren geht. Hat einer von ihnen den Klavierauszug bemüht, um sich das gesamte Werk zu erschließen? Hat sich keiner die Frage gestellt, warum Wolfgang Riedelbauch dieses Werk überhaupt ins Programm nahm? Doch wohl nicht allein um einen Nürnberger Komponisten zu präsentieren. Wenn das Werk "musikalischer Schrott" wäre, hätte er kaum die Arbeit der Einstudierung auf sich genommen. Bei dieser Art von Kritik wäre eine alleinige Gesamtaufführung des "Abraham" - ohne Brahms-Requiem - eine Katastrophe geworden und ich kann ihm nachfühlen, warum er dieses Risiko scheute....

(Anmerkungen des Webmasters - 16.09.2000)

Wolfgang Riedelbauch verband seine Teilaufführung des "Abraham" mit dem Brahms-Requiem - vermutliche ohne zu wissen, welche Verbindung Schröder zwischen Molique und Brahms sah -, was bei der Kritik auch nicht gerade auf großes Verständnis stieß. Deshalb sei nochmal Schröder zitiert:

"Von der großen Bewegung, die mit Berlioz, Liszt, Wagner und den Neudeutschen einsetzte und die die Musik in den Dienst der Poesie stellte, ist Molique gänzlich unberührt geblieben. Der Grund hierfür ist nicht etwa der, daß sich Molique gegen jeden Fortschritt seiner Kunst verschließen wollte, sondern er liegt in seinem absoluten Musikertum, daß ihm von vorneherein die von diesen beschrittenen Bahnen versperrte und ein Verstehen ihrer Kunstideale verwehrte. Nicht allein ist Molique abseits stehen geblieben, noch eine ganze Reihe anderer Meister, die die Eigenart der musikalischen Veranlagung mit ihm teilten, hielt sich fern; so z.B. Joseph Rheinberger, den ich deshalb besonders erwähnen möchte, weil er sich in seiner Wesensart auch sonst noch in vielen Zügen mit Molique deckt. Auch bei Brahms warMol_Anna.jpg (15801 Byte) es wohl auch sein absolutes Musikertum, das schließlich zu einem vollständigen Bruch mit den  Neudeutschen führte. Daß die neue 'Zukunftsmusik', deren extreme Anhänger unduldsam jede anders geartete und besonders die am Alten hängende Kunst verwarfen, eine Zeit lang fast alles in den Schatten stellte, ist mit der Hauptgrund, weshalb Molique's Werke in so unverdiente Vergessenheit geraten sind. Heute, nachdem wir zu jener Zeit einen Abstand gewonnen haben, und nachdem uns Brahms gezeigt hat, daß man damals mit dem gleichen Recht auch eine andere Musik schreiben konnte als Liszt und Wagner, können und müssen wir mit einem objektiveren Maßstabe an Molique's Schaffen herangehen. Gerade Brahms ist es, der uns zu Molique's Ehrenrettung verhelfen kann. Ist Molique doch, ohne daß er etwa Anspruch auf eine entwicklungsgeschichtliche Bedeutung machen könnte, die auch für ihn als Klassizisten beinahe paradox wäre, ein wertvolles Glied in der Kette, die von den Klassikern zu Brahms reicht."
(Bild: Molique mit Tochter Anna)

(a propos Rheinberger: Nicht auszudenken, was aus Nürnberg zur gegenwärtigen Rheinberger-Renaissance zu lesen wäre, die bei vielen Profi- und Laienchören zu beobachten ist und auch Musikproduzenten zu immer neuen CD Produktionen animiert ...)

Aber neben Rheinberger gab es ja noch andere, die nicht mit den "Neudeutschen" konnten. Erwähnt sei hier beispielsweise Carl Martin Reinthaler ("Jephta und seine Tochter"), der sich vehement gegen die Aufführung der Werke Richard Wagners in Bremen wandte, oder Max Bruch ("Moses", op.67), der alles, was seinen Idealen widersprach, mit bissiger Kritik heimsuchte und beispielsweise den "Neutöner" Max Reger als den "ärgsten Kunstverderber" titulierte. Umgekehrt äußerte sich Brahms sehr abfällig über Bruch's "Moses" (Gott sei Dank sei er [Brahms] "von der schlechten Angewohnheit des bloßen Notenschreibens bewahrt" worden), während Arnold Schering in seiner Geschichte des Oratorium davon spricht, daß ein "Stück alter, echter Oratorienkunst ... hier noch einmal lebendig" wurde.
(Angaben zu Bruch nach Christoph Beyer's Arbeit über "Moses").
Auch Reinthaler und Bruch sahen sich mit den genannten Oratorien ganz der Mendelssohnschen Tradition verpflichtet und gerieten wie der "Abraham" mit ihren Werken in Vergessenheit. Zu Recht oder Unrecht, darüber mag die Kritik streiten, aber nicht ein keimendes Pflänzchen rücksichtslos zertreten und  "das Kind mit dem Bade ausschütten" .

Liest man manche der Kritiker genauer, meint man das Unbehagen zu verspüren, welches diese befällt, wenn sie mit für sie neuen Werken konfrontiert werden. Und allein die Tatsache, daß die Werke vergessen wurden, (vielleicht noch in Verbindung mit einer anderen Werksauffassung und Mängeln in der Aufführung) führt dann schnell zu dem Trugschluß "zu Recht vergessen". So geschah es auch Claus-Peter Flor 1999 in Berlin  mit dem "Moses" . Daß Wolfgang Riedelbauch einen prominenten "Leidensgenossen" fand, wird ihm allerdings nur ein schwacher Trost sein. 
Bei all dem wird nämlich auch eines vergessen: die vielen Laien-Chorsänger(innen), die in ihrer Freizeit ernsthafte Arbeit leisten, um sich und andere zu erfreuen, das Musikleben in der jeweiligen Region zu bereichern. Die dafür oftmals Orchester und Solisten "ankaufen" müssen und keine prallen Vereinskassen haben. Ich als Sponsor würde mich auch zurückziehen, wenn ich in der Zeitung lesen würde, musikalischen Schrott und dilletantische Ausführung unterstützt zu haben.  Ein Chor, der sich mit hohem persönlichen und finanziellen Aufwand die Aufgabe stellt, ein vergessenes Werk wiederzubeleben und der Öffentlichkeit vorzustellen, weil er meint, daß es auch in der heutigen Zeit eine Berechtigung hat, leistet "Pionierarbeit" und in die Beurteilung dieser Arbeit sollten auch die Ausführenden und die Zuhörer einbezogen werden, mit deren spontaner Reaktion die Kritik ja schon bei der Aufführung selbst konfrontiert wird. Schon gar nicht sollte man glauben, einen historischen Streit, wie bspw. den um "Moses" ein für allemal beenden zu müssen, und zwar so, daß es danach nie wieder aufgeführt wird. Es hat keinen Sinn, Molique oder Bruch gegen die "Neudeutschen" ausspielen zu wollen. Unser Musikleben wäre ärmer, gäbe es nicht einen Wolfgang Riedelbauch, einen Claus-Peter Flor oder auch nicht das DSO.

Nach der Nürnberger Teilaufführung (verzichtet wurde auf die Nummern 5, 8, 9, 17, 21, 22, 26, 28, 29, 30, 31, 32, 33, 34 und 35 - siehe Libretto) wurde die Coburger Aufführung somit die erste Gesamtaufführung der Neuzeit:

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Coburg - 2000

Exklusiv für die Internetseiten des Konzertchores hatte der musikwissenschaftlich engagierte, ehrenamtliche Musikkritiker der "Neuen Presse" Coburg, Rudolf Potyra, eine

Konzerteinführung
Ein vergessenes Meisterwerk

geschrieben. Darin hieß es u.a.:

138 Jahre war es vergessen, dieses Oratorium "ABRAHAM" von Bernhard Molique, das die Kritik nach der (vermutlich) letzten vollständigen Aufführung 1862 in Stuttgart in die unmittelbare Nähe von Mendelssohns "Elias" stellte.
Nun wird der Konzertchor Coburg unter seinem Leiter Leopold Schindler dieses Oratorium am Sonntag, dem 15. Oktober 2000 in der St. Morizkirche in Coburg zur verdienten Neuaufführung bringen. Er setzt damit die überaus erfolgreiche Reihe seiner Konzerte fort, in denen er seit Jahren (fast) vergessene oratorische Werke zu neuem Leben und Glanz führt.    ...

hdzettel.jpg (73182 Byte)Bernhard Molique schrieb sein zweiteiliges Oratorium "Abraham" in England. Seine erste Aufführung erlebte es 1860 beim Norwich Festival. 1861 erschien das Oratorium bei Breitkopf & Härtel im Druck; zweisprachig - in Englisch und Deutsch. 1862 kam es in Stuttgart zu einer weiteren Aufführung. Dann verlieren sich die Spuren.

In seinem Oratorium erzählt Molique mit den Worten der Heiligen Schrift die Geschichte des Patriarchen Abraham, wie sie im Buch Genesis in den Kapiteln 12-22 berichtet wird.
"Selig ist der Mann, der bauet auf den Herrn" - dies ist der Leitgedanke, der über dem ganzen Werke steht und der in einem machtvollen Chorsatz das Oratorium einleitet. Dann werden einzelne Szenen aus dem Leben Abrahams dargestellt: Die Berufung als Stammvater eines großen Volkes, die friedliche Trennung von seinem Bruder Lot und die Ankündigung, dass seine 90jährige Frau Sara noch einen Sohn - Isaak - gebären wird. Der erste Teil schließt mit einer ausführlichen und wirkungsvollen Schilderung des glänzenden Sieges über die vier Könige, die in das Land eingefallen waren.

Der Bund Gottes mit Abraham und die Verheißung, daß er "ein Vater vieler Völker" sein werde, stehen am Anfang des zweiten Teiles. Von der Zerstörung Sodoms und der Fürbitte Abrahams für diese Stadt, in der sein Bruder lebt, berichtet ein weiterer Abschnitt.
Zwei von tragischer Spannung erfüllte Szenen beschließen das Werk. Das ist einmal die Verstoßung der Magd Hagar und ihres Sohnes Ismael, den Abraham auf das ausdrückliche Verlangen Saras mit jener gezeugt hat. Nachdem nun Sara einen eigenen Sohn hat, fordert sie von Abraham, daß er Hagar mit ihrem Sohn in die Wüste schickt; ein Wunsch, der von uns kaum nachvollziehbar ist.
Ebenso schwer nachvollziehbar und nur als Gleichnis für den Kreuzestod Christi zu verstehen ist die Prüfung Abrahams. Gott verlangt von ihm, daß er seinen einzigen Sohn Isaak Gott als Brandopfer darbringe. Abraham gehorcht; aber ein Engel gebietet im letzten Augenblick der grausamen Prüfung Einhalt. Mit einem gewaltigen Lob- und Dankchor klingt das Werk aus.
Der Gang der Handlung wird von den Solisten bestimmt. Dabei hat Abraham - ein Bass - naturgemäß die umfangreichste Partie. Ihm gegenüber treten die anderen Solisten - Sopran, Alt und Tenor - in den Hintergrund.
Neben 12 Arien, in denen vereinzelt der Chor zu den Solisten tritt, stehen mehrstimmige Ensembles (zwei Duette und je ein Terzett und ein Quartett).
Der Chor - er wird in 11 wirkungsvoll gearbeiteten Sätzen stark gefordert - kommentiert das Geschehen, setzt eindrucksvolle Höhepunkte und verleiht dem Werk mit alttestamentarischer Spruchweisheit einen über den einzelnen Anlaß hinausreichenden allgemeingültigen Charakter.
Die Musik ist ganz der Romantik verpflichtet und weist Molique als einfallsreichen und gewandten Komponisten aus. Eine unmittelbar ansprechende Melodik, eine souveräne Beherrschung aller Satztechniken und eine meisterhafte Instrumentation zeichnen sie aus. .....

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Aufführende

Konzertchor Coburg
Loh-Orchester Sondershausen

Carolin Schmidt Würzburg (Sopran)
Nora Lentner Coburg (Engel;Sopran)
Elke Ullrich Berlin (Alt)
Girard Rhoden Ulm (Tenor)
Phillip Langshaw Köln (Abraham;Bass)
Franz H. Reichetseder Braunschweig (Bass)
Markus Ewald Rodach (Orgel)

Leitung:
Leopold Schindler


Zur Coburger Aufführung:
Vorbereitung, Durchführung, Reaktionen

Noch einmal die Kette der Aufführungsorte: Norwich, London, Hamburg, Stuttgart gehen auf Molique selbst zurück wie wir gesehen haben. Nürberg wurde es 1997, weil Molique dort geboren wurde und seine Jugend verbrachte. Auf der Suche nach Nürnberger Komponisten stieß Wolfgang Riedelbauch auf ihn. Nur Coburg scheint keinen historischen Draht zu Molique gehabt zu haben - oder doch? Ein Vierteljahr nach der Londoner Erstaufführung des "Abraham" reiste der Sängerkranz zum bis dato größten Sängerfest in die Geburtsstadt Moliques. Und im Jahr der Stuttgarter Aufführung schlug der Vorstand des Chores dem Schwäbischen Sängerbund Coburg als Tagungsort für die Gründung eines Deutschen Sängerbundes vor. Aber das sind eher willkürliche Verbindungen.
Mit Coburg hat Molique einfach Glück gehabt, weil hier beim Konzertchor das Erbe der "Altdeutschen" gepflegt und wiederentdeckt wird. Schon 1881 kam Mendelssohn hier mit dem "Paulus" zu Ehren und um die Jahrhundertwende vielfach Max Bruch. Als Leopold Schindler den Konzertchor übernahm erweckte er die beiden zu neuem Leben und entdeckte weitere vergessene "Altdeutsche" für die Stadt neu: 1986/Mendelssohn, 1989/E.T.A.Hoffmann, 1991/Bruch, 1992/Mendelssohn, 1996/Reinthaler und 1999/Rheinberger. In dieser Kontinuität ist auch Molique hier gut aufgehoben.

Vielleicht gibt es nach der Rheinberger-, Bruch- und Lachner-Renaissance irgendwann auch eine kleine Molique-Renaissance... - dann hätte sich die Wiederbelebung des "Abraham" nicht nur für die Aufführenden gelohnt:

Die erste vollständige Wiedergabe des "Abraham" nach 138 Jahrenzu gestaltete sich zu einem großen Erfolg für alle Beteiligten: Orchester, Solisten und Chor, Organist und Dirigent (Bild). Viele Zuhörer bedankten sich in persönlichen Gesprächen mit unseren ChorsängerINNEn für das schöne Konzerterlebnis, das ihnen der Chor vermittelte.

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Bleibt zu hoffen, daß das "Plädoyer für das lange vergessene Werk" (Neue Presse) und Bernhard Molique nicht ohne Echo verhallt und es von der fünften nachweisbaren Gesamtaufführung bis zur sechsten nicht noch einmal 138 Jahre dauert.

Doch angesichts der Ignoranz mit der führende deutsche Massenmedien (Kultursender, Kulturabteilungen der großen Tageszeitungen und Nachrichtenmagazine), Kultur- und Musikorganisationen (Deutscher Kulturrat, Deutscher Musikrat, Bayerischer Musikrat, Sängerbünde...),  Landeskirchenanstalten, staatliche und kirchliche Musikschulen, andere Chöre, die Gesellschaft für Musikgeschichte, Städte, die mit dem Wirken Moliques verbunden waren,... auf die Email-Ankündigung des Konzertes reagierten (über 200 wurden versandt) stimmt in diesem Zusammenhang eher bedenklich. Das "Danke für die Info" ist nur einen Mausklick entfernt, bedarf  jedoch auch im Zeitalter des Internets ein Mindestmaß dessen, was die genannten Adressaten zu vertreten glauben:  Kultur!

Gott sei Dank gibt es auch  Lichtblicke wie das Musikmagazin "Cantate", "Lied & Chor", die "Fränkische Sängerzeitung", das Studio Nürnberg des Bayerischen Rundfunks, den Hans-Sachs-Chor Nürnberg, den Verlag Breitkopf & Härtel, die Württembergische Landesbibliothek, Universitätsmusikdirektor Prof. Dr. Konrad Klek Erlangen, Michael Pillip vom Coburger Onlinemagazin - die allesamt Interesse zeigten und die Arbeit des Konzertchores in Vorbereitung auf das Konzert auf die eine oder andere Weise unterstützten. Ihnen allen sei an dieser Stelle noch einmal recht herzlich gedankt.
Und da gibt es auch noch Enthusiasten wie Prof. Viktor Lukas/Bayreuth, den langjährigen Leiter und Gründer des "Fränkischen Kammerchores" Franz Möckl oder den ehemaligen KMD Koch/Hildburghausen, die das Konzert besuchten  und sich begeistert und dankbar darüber äußerten. Vielleicht braucht es doch nicht wieder 138 Jahre... - der Webmaster

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cocoa_logo.jpg (5600 Byte)Bereits am Morgen danach gab es unter der Überschrift "Ein wunderbares Konzert" beim Coburger Onlinemagazin 2 Bildserien zum Konzert (diese findet man unter Cocoa.de im Archiv unter 15/16.10.00)

Zwei Schreiben erreichten uns unmittelbar nach dem Konzert:

  • Loh-Orchester Sondershausen: "Für den angenehmen Aufenthalt in Coburg und Niederfüllbach möchte ich mich im Namen des Orchesters noch einmal recht herzlich bedanken.Auch war es eine neue Erfahrung für uns, dieses Werk kennenzulernen - eine tolle Aufführung!...
    Mich würde noch brennend die Anzahl der Besucher interessieren, die dem "Abraham" lauschten, denn es ist auch für unsere Statistik erfreulich, so ein gut besuchtes Konzert zu verbuchen, das ist ja leider nicht immer so.
    Vielen Dank noch für die Presseberichte, auf die wir alle und besonders Sie mit Ihrem wirklich beeindruckendem Chor, stolz sein können."
    (24.10.00)

  • Pfr. Michael Schadeberg: "... Ich war von der Aufführung sehr beeindruckt und gratuliere dem Chor und dem Chorleiter zu der großen Leistung. Und ich freue mich, daß dieses Konzert in unserer Morizkirche stattgefunden hat." (19.10.00)

Oswald Bill's  Worte  zur Wiederaufführung von Mangolds "Abraham",   könnten auch für die Coburger Aufführung von Moliques "Abraham" einen argumentatorischen Schlußpunkt setzen.

"Daß dieses Oratorium... seinen Platz behaupten konnte, verdankt es vor allem seiner biblischen Textgrundlage. Denn es tritt uns hinter der von jüdischer wie auch von christlicher Frömmigkeit verehrten Gestalt des monotheistischen Glaubensträgers eine Persönlichkeit von großer integrierender Kraft entgegen. In einer politisch geprägten Zeit... bedurfte es kaum eines Hinweises, daß sich in diesen biblischen Geschichten eine von vielen angestrebte Allianz von Religion und Nation abzeichnet und die überragende Glaubensgestalt auch im politischen Sinne eine vorbildhafte Leitgestalt darstellt. In seiner Person fallen politische und religiöse Führerschaft zusammen. Und unter diesem Gesichtspunkt waren die Zentralgestalten der zeitgenössischen Oratorien austauschbar, sie mochten Moses oder König David oder auch Bonifatius oder Luther heißen... (alle auch vom Konzertchor aufgeführt, Anm. Webmaster).
Die Legimitation für die Wiederaufführung wäre aber in Frage gestellt, ließe sich das Werk nur im politischen Kontext seiner Zeit begreifen. Was es über die Zeiten hinweg lebensfähig erhält, ist die textliche Vorgabe, der biblische Stoff, der nicht nur  für sich allein bestehen kann, sondern auch als Thema kraftvoll genug ist, sich mit anderen, die Menschheitsgeschichte begleitenden Fragen zu verbinden. Was Mangold und seine Zeit an dem Text fasziniert hat, wird zu anderen Zeiten unterschiedlich beurteilt werden und ist für manche nur noch von historischem Interesse. Die patriotische Begeisterung beispielsweise hat sich inzwischen wie eine Folie abgelöst. Geblieben ist hingegen das Moment der Sehnsucht nach einem Aufbruch, sei es im persönlichen oder im weltweitem Verständnis, nach einer Orientierung, so wie sie Abraham erfahren hatte, nach einer Einheit von Arbeitswelt und Lebensglück, von Denken und Handeln, von Lebensutopie und Realität.
In dieser Spannung der auseinanderdriftenden Kräfte besaß und besitzt die Musik eine wesentliche Funktion. Sie wird zur Vermittlerin einer Lebenseinheit, wenn sie sich verschließt gegen die ihr mitunter zugedachte museale oder schichtenspezifische Luxusrolle und sich öffnet gegenüber den Problemen einer Zeit. Und ab dann wird es keine Frage mehr sein, in welchem historischen Gewand und im Verein mit welchen archaischen Texten sie einherkommt. Nur: Sie muß entdeckt werden, von jeder Generation neu. Abraham ist ein Paradigma."

Und passend in diesem Zusammenhang, bezugnehmend auf die unterschiedlichen, teils negativen Aussagen zum "Moses", schreibt der MaxChor Düsseldorf: "Soweit das Heftchen. Wenn ich meine Meinung dazu sagen darf: Wer sich, wie unser Chor, dieses Werk erarbeiten muß, kann ob des Reichtums der kompositorischen Einfälle für die oben zitierten Kritiken nur wenig Verständnis aufbringen. Zugegeben heutzutage hätte es auch Elvis schwer, einen Fuß auf die Erde zu bekommen, aber das heißt noch lange nicht, daß seine Musik nichts taugt."

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Die lokale Presse wußte ebenfalls diese "Ausgrabung" für die Vestestadt zu würdigen:

"Coburger Tageblatt" - Dienstag, 17. 10. 2000

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von Jochen Berger

Wie ungerecht kann das Urteil der Musikgeschichte eigentlich sein? Verdient tatsächlich jedes Werk, das heute keine Berücksichtigung in unserem Konzertleben mehr findet, endgültiges Vergessen? Dass gerade das Musikleben des 19. Jahrhunderts weitaus vielfältiger, stilistisch bunter war, als die oftmals enge Repertoirauswahl, die heute die Programmzettel dominiert, beweist in Coburg der "Konzertchor Sängerkranzz" bereits seit vielen Jahren mit Nachdruck.

Nach Werken wie Reinthalers "Jephta und seine Tochter" und Gounods "Mors et vita", nach Bruchs "Moses" oder Dovráks "Heiliger Ludmila" erlebte am Sonntag Bernhard Moliques biblisches Oratorium "Abraham" seine Erstaufführung in der Vestestadt. Diese Coburger Premiere in der Morizkirche, die am Ende mit ausdauernd begeistertem Beifall gefeiert wurde, war zugleich die erstmalige Wiederaufführung dieses Werkes nach fast 140 Jahren. Denn die letzte belegbare vollständige Wiedergabe fand 1862 in Stuttgart statt.

Mit dem Loh-Orchester Sondershausen, einem homogen besetzten Solisten-Sextett sowie Markus Ewald an der Orgel gelang dem Konzertchor Sängerkranz" unter seinem Leiter Leopold Schindler ein überaus eindringliches Plädoyer für das lange vergessene Werk. Als ebenso umsichtiger und mit Überzeugungskraft am Pult agierender musikalischer Anwalt Moliques agierte dabei Leopold Schindler. Mit sicherem Stilgefühl ließ Schindler hörbar werden, wie sich in Moliques Oratorium ein oftmals weicher melodischer Gestus mit der Wucht und bisweilen drastischen alttestatmentarischen Sprache der Textvorlage verbindet.

Natürlich sind in Moliques "Abraham" mancherlei musikalische Vorbilder hörbar, finden sich auch fraglos Längen und weniger inspirierte Passagen. Vor allem die Anklänge an Mendelssohn-Bartholdy - die schon bei der Uraufführung des Werkes 1860 beim Norwich Festival konstatiert wurden - sind unverkennbar und prägen besonders den ersten Teil. Schon hierbei konnte sich besonders der Chor profilieren, der mit einer Reihe von effektvoll geformten Sätzen berücksichtigt wird. Vom Einleitungschor ("Seelig ist der Mann, der bauet auf den Herrn") über die einprägsame Chor-Arie "Herr, mein Gott! Du hast gezeiget Deinem Knecht Deine Größe und Deine starke Hand" bis zum Schlußchor des ersten Teiles ("Lobet den Herrn") erwies sich der "Konzertchor Sängerkranz" als sorgsam einstudierter, sehr konzentriert agierender, homogen besetzter Klangkörper. Im zweiten Teil schließlich, in dem von der Zerstörung Sodoms, der Verstoßung der Magd Hagar und ihres Sohnes Ismael und der Prüfung Abrahams durch Gott die Rede ist, überzeugte der Konzertchor gleichfalls durch Klangkultur und dynamisch differenzierten, im Ausdruck eindringlich textbezogenen Vortrag.

Das mit unterschiedlich umfangreichen Aufgaben betraute Solisten-Sextett, das ein Wiederhören mit einigen beim "Konzertchor" bestens bekannten Solisten brachte, überzeugte durchweg - so die junge Sopranistin Nora Lentner als Engel, der amerikanische Tenor Girard Rhoden mit schlanker, lyrischer Stimme, die aus Coburg stammende Mezzosopranistin Elke Ullrich durch gestalterischen Nachdruck und Franz H. Reichetseder mit sorgfältig geführtem Bass. Besondere Akzente setzte die in Würzburg studierende Coburger Sopranistin Carolin Schmidt, die sichere Stimmführung mit prägnanter Textausdeutung und Ausdruckintensität zu verbinden wusste.

In der Rolle des Abraham stand Phillip Langshaw im Mittelpunkt der Aufführung. Der Bassist, der bereits wiederholt beim "Konzertchor" gastierte, beeindruckte dabei nicht zuletzt in jenen Passagen, in denen seine deklamatorisch ausdrucksvolle Vortragskunst sich besonders nachdrücklich entfalten konnte. Zum gestalterischen Höhepunkt geriet ihm jene Szene, in der Abraham den Befehl Gottes beklagt, ihm seinen Sohn Isaak als Opfer darzubringen.

Das traditionsreiche Loh-Orchester Sondershausen, das bereits erfolgreich beim "Konzertchor" gastierte, überzeugte - auch zusammen mit dem stets souverän agierenden Organisten Markus Ewald - durch klangvoll-homogenes Musizieren.

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"Neue Presse" Coburg - Dienstag, 17. 10. 2000

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von Martin Potyra

Bernhard Molique ist ein Name, der selbst Musikfreunden mit vertieften Kenntnissen nicht allzu geläufig ist. Er wurde 1802 in Nürnberg geboren und trat bereits mit sechs jahren öffentlich als Geiger auf. Noch keine 20 Jahre alt wurde er nach München als Concertist und Nachfolger seines Vorgängers Rovelli gerufen. 1826 ging er nach Stuttgart wo er 23 Jahre lang als Musikdirektor, Orchesterleiter und Lehrer tätig war. 1849 wechselte er nach London, wo er Professer an der Royal Academy of Music wurde.

Molique hinterließ ein recht umfangreiches kompositorisches Werk, in dem neben der Kammermusik und Liedern vor allem seine Violinkonzerte großen Erfolg feiern konnten. Sein vokales Schaffen gipfelte im Oratorium "Abraham", das seine letzte nachweisliche Aufführung 1862 in Stuttgart erlebte. Vermutlich war die Coburger Erstaufführung durch den Konzertchor Sängerkranz am Sonntag in der Morizkirche die fünfte überhaupt.

Molique erzählt in diesem Werk mit altestatmentorischen Worten die Geschichte des Patriarchen Abraham: Die Berufung als Stammvater eines großen Volkes, die friedliche Trennung von seinem Bruder Lot und die Ankündigung, dass seine 90-jährige Frau Sara noch einen Sohn - Isaak - gebären wird. Der erste Teil schließt mit der wirkungsvollen Schilderung des glänzenden Sieges über die vier Könige.

Der Bund Gottes mit Abraham und die Verheißung, dass er einst Vater vieler Völker sein werde, stehen am Anfang des zweiten Teiles. Zwei von tragischer Spannung erfüllte Szenen beschließen das Werk. Es ist die Verstoßung der Magd Hagar und ihres Sohnes Ismael und die Prüfung Abrahams. Gott verlangt, dass er seinen Sohn Isaak als Brandopfer darbringe, aber ein Engel gebietet im letzten Moment der grausamen Prüfung Einhalt. Mit einem gewaltigen Lob- und Dankeschor klingt das Werk aus.

Die Musik ist ganz der Romantik verpflichtet und weist Molique als einfallsreichen und gewandten Komponisten aus. Eine unmittelbar ansprechende Melodik, souveräne Beherrschung aller Satztechniken und eine meisterhafte Instrumentierung zeichnet sie aus. Man steht vom Scheitel bis zur Sohle in ungetrübtem Wohlklang.

Eine geschickte und auch gesanglich voll auf befriedigende Lösung fand Leopold Schindler bei der Besetzung der Solopartien. Hier stellte er zu den bereits bekannten und bewährten Kräften, auch neue, junge Stimmen, die ihre erste Bewährungsprobe auf oratorischem Terrain glänzend bestanden.

Mit der jungen Nora Lentner holte er eine zukunftsträchtige Sopranstimme in das Solisten-Quartett.
(Anm. Webmaster: Sextett). Sie bewältigte ihre Engel-Partie mit professioneller Sicherheit und bereits ausgeprägtem Stimmvolumen. Besonders gelang ihr "So sprach der Herr, Sara, dein Weib soll gebären einen Sohn". Schon etwas erfahrener ist Carolin Schmidt, die sich mit deutlich gereifter Stimme und beachtlicher Gestaltungskraft vorstellte. Dies wurde bei "Ich will dich preisen, mein Herr und Gott" besonders deutlich. Wie die beiden Sopranistinnen ist auch die Altistin Elke Ullrich ein Coburger Eigengewächs aus dem Gymnasium Albertinum. Sie bestach durch eine zum Teil wahrhaft dramatische Interpretation ihrer Partie und erklomm für ihre Stimmlage beachtliche Höhen, wobei die Stimmfülle uneingeschränkt erhalten blieb.

Der Tenor Girard Rhoden schien nicht in stimmlicher Bestform, stand die Aufführung aber tapfer durch, auch wenn eine Reihe seiner Spitzentöne eher mühsam wirkten. Seine Arie "Wer ohne Wandel einhergeht" strahlte dennoch textnahe Interpretation aus. Ganz souverän wirkte der Bassist Phillip Langshaw in der Partie des Abraham. Sein alttestamentarisches Pathos passte vorzüglich zu seiner Darstellung des Patriarchen und er ließ es in keiner Sekunde an Fülle und strömenden Linien fehlen, so auch bei "Herr, mein Gott!".

Die elf Chorsätze wurden vom Konzertchor Sängerkranz mit großer Intensität und Ausstrahlung wiedergegeben. In den homophonen Passagen strahlte das Vokalensemble absolute Homogenität aus und in den wenigen Fugen, einschließlich der Schlussfuge "Lobe den Herrn" war Präzision oberstes Gebot, nicht zu vergessen eine durchgängig optimale Intonation und beste Aussprache. An den exponierten Stellen griff Markus Ewald an der Orgel teilweise mehr als machtvoll ein, blieb aber der musikalischen Leitung hundertprozentig treu.

Das Loh-Orchester Sondershausen überzeugte mit Durchschlagskraft ebenso wie mit vorzüglichen Leistungen in den solistischen Bläser-Passagen. Hochkonzentriert und mit absoluter Übersicht hatte Leopold Schindler alle Fäden in der Hand. Feinste Impulse und inervierte Zeichengebung ließen niemals Abweichungen aufkommen, sodass alle Ausführenden über mehr als 2 1/2 Stunden eine profunde Leistung erbringen konnten. Dafür bedankten sich die zahlreichen Zuhörer mit Standing Ovations.

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Wiederentdecktes Oratorium   
Bernhard Moliques "Abraham" in Coburg

aus: Musik & Kirche

Die Geschichte des Patriarchen Abraham, wie sie in Genesis 12-22 berichtet wird, erzählt ein Oratorium des fast vergessenen Komponisten Bernhard Molique (1802-1869). Diese musikalische Rarität brachte der Konzertchor Sängerkranz Coburg zusammen mit dem Loh-Orchester Sondershausen im Oktober in der Coburger Moritzkirche zur Aufführung. Unter der Leitung von Leopold Schindler erlebte das Werk eine viel beachtete und vom Publikum gefeierte Wiederaufführung.

Seine erste Aufführung erlebte Abraham 1860 in Norwich; 1861 erschien das Oratorium im Druck und 1862 kam es zu einer zweiten und damit vorerst vermutlich letzten Aufführung. Bernhard Molique, 1802 in Nürnberg geboren, erregte zunächst als Geigenvirtuose Aufsehen. Er war unter anderem am Theater an der Wien tätig, später in München, und ab dem lahr 1826 als königlicher Musikdirektor und Konzertmeister in Stuttgart. 1849 siedelte er nach London über und wurde 1861 zum Professor für Kompositionslehre an der Royal Academy of Music ernannt. Molique starb im jahr 1869 in Cannstatt bei Stuttgart.

Mit einer mächtigen Orchestereinleitung und einem von strahlend vollem Blechklang gestützten Chorsatz beginnt die Schilderung: "Selig ist der Mann< der bariet auf den Herrn" steht gleichsam für einen Leitgedanken des Werkes, welches einen Großteil seiner dramatischen Attraktivität aus den bewegenden Szenen der altestamentlichen Geschichte Abrahams schöpft. Besonders eindrucksvoll gelingt dies Molique in der effektvollen Schilderung des Sieges Abrahams über die vier fremden Könige, die in das. Land eingefallen waren. "Macht aus euren "Pflugscharen Schwerter" lautet Abrahams Appell im Rezitativ, dem ein geschickt gesetzter Wechselgesang zwischen Bass und Chor folgt, zeitweise ins Groteske übersteigert mit der Zeile "Zertritt die Feinde uns, vernichte ihre Kraft". Der erste Teil endet mit einem von Trompetenfanfaren eingeleiteten Triumphmarsch und dem prachtvoll gesetzten Chorsatz "Lobet den Herrn".

Eine düstere Stimmung herrscht im zweiten Teil vor, wenn von der Zerstörung der Stadt Sodom berichtet wird. Gesteigerte Dramatik erfährt die Inszenierung hier durch den Wechselgesang Abrahams mit dem Engel Gottes, in der er quasi um die gerechten Seelen in der Stadt feilscht.

In den Szenen des letzten Teils - der Verstoßung der Magd Hagar und des gemeinsamen Sohnes Ismael sowie in der Prüfung Gottes, Abraham solle seinen Sohn Isaak als Brandopfer darbringen - wird endgültig ohrenfällig, wie gut sich der Stoff des Abrahan für Moliques meisterhaft instrumentiertes und souverän gesetztes Werk eignet. Hier wie in dem gewaltigen Lob- und Dankchor, mit dem das Werk ausklingt, zeigen sich die Stärken von Moliques ganz der Romantik verpflichteten Komposition.

Lob und Dank gebührt ebenso dem Konzertchor Sängerkranz in Coburg, der sich an dieses vergessene Meisterwerk gewagt hat, von dem bis heute keine Einspielung auf Tonträger existiert. Unter der sicheren Hand Leopold Schindlers zeigte das Ensemble, dass es der schwierigen Komposition gewachsen war und erntete gemeinsam mit dem stark geforderten Loh-Orchester aus Sondershausen minutenlangen Applaus. Als Solisten überzeugten Phillip Langshaw (Bass) als Abraham, in den anderen Basspartien Franz Reichetseder, der Tenor Girard Rhoden, die Sopranistin Carolin Schmidt, die Altistin Elke Ulrich und als Entdeckung des Abends die erst vierzehnjährige Nora Lentner in der Sopranpartie des Engels.

Bernd J. Frittrang

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Bilder rund ums Konzert ....

abr01_t.jpg (2533 Byte)Tobias Engelhardt, ein Tausendsassa, ist nicht nur eine der Stützen im Tenor des Konzertchores, sondern auch in dem des Kammerchores am Gymnasium Albertinum. Nur eine Woche nach dem "Abraham", am 20.10.2000 veranstaltete er eine Benefiz-Gala zugunsten der Brasilien-Hilfe Coburg e.V. unter dem Titel "tobie & friends", die ca. 5.000 DEM einbrachte.
Hier als lebende Litfassäule an der Auffahrt zu Vierzehnheiligen mit dem "Abraham" - Plakat.

Freitag, 13. Oktober 2000: nach der letzten normalen Chorprobe treffen sich einige aktive und ehemalige Konzertchor'ler um den Abend gemeinsam ausklingen zu lassen (Bild 01 -08):

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Jonannes Curio / Student in Köln (ehemals Konzertchor und Orgelschüler L.Schindler's), Bild 01 links
Prof. Phillip Langshaw / Köln, der "Abraham", reiste schon am Freitag an und ist immer gern gesehener Gast  -
Bild 01. rechts
Julian Franke / Coburg (Orgelschüler L.Schindler's, Gymnasium Albertinum, Tenor im Konzert - und Kammerchor, Jugendwart des Konzertchores) -
Bild 05
Sarkis Kettenjan / Coburg (Tenor im Konzertchor, Armenier, sang sein erstes Konzert mit dem Chor; Hobby: Malen) -
Bild 06
Fabian Dylus / Coburg (Baß im Konzert- und Kammerchor; Schüler Albertinum; bei "tobie & friends" auch am Schlagzeug zu finden) -
Bild 04
Pater David / München (ehemals Konzert- und Fränkischer Kammerchor; bereitet sich extern vor und singt die jährlichen Oratorienkonzerte mit, geistlicher "Beistand" L.Schindler's) -
Bild 07, rechts
Rainer Grämer / London (ehemals Bach-, dann Konzertchor; jetzt BBC Chor; singt ebenfalls nach externer Vorbereitung die Oratorien mit) -
Bild 08, links
Leopold Schindler / Coburg (der Chef) -
Bild 03, links
Dieter Holzinger (Baß im Konzert- und Kammerchor sowie im SAP Chor Walldorf; Webmaster des Konzertchores) -
Bild 03, rechts

Samstag, 14. Oktober 2000: es ist schon eine schöne Tradition in den letzten Jahren geworden, daß L.Schindler am Vorabend des Konzertes, die "auswärtigen" Gäste zu einem gemütlichen Abend einlädt, nicht zuletzt um ein wenig den Vorbereitungsstreß (Orchester-, Solisten- und Generalprobe - bis 21:30) hinter sich zu lassen  (Bild 01 - 23).
An diesem Abend waren es neben Julian und Pater David, die das kalte Buffet zubereiteten, Rainer, Johannes, Dieter (siehe oben) sowie:
Achim Geyer / Gießen (ehemals Konzertchor und Schüler L.Schindler's; externe Vorbereitung und Verstärkung im 1. Baß beim "Abraham", Cellist im UNI Orchester Gießen) -
Bild 05, zweiter von links - mit Freundin Sabine - Bild 05, dritte von links
Alexander Liem / Student Erlangen (ehemaliger Konzertchor'ler, Tenor, und Schüler L.Schindler's) -
Bild 12, links
die "Abraham"-Solisten Girard Rhoden, Franz. E. Reichetseder und Phillip (in dieser Reihenfolge
v.l.n.r auf letztem Bild dieser Serie
, zusammen mit dem Dirigenten im Vordergrund)


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Es war wieder ein gelungener lockerer Abend mit Wiedersehensfreude, netter Unterhaltung und viel Spaß. Alle fühlten sich sichtlich wohl und am Ende bedankten sie sich - insbesondere auch die Solisten - für den schönen Abend, oder Nacht? Es war spät geworden. Dennoch sahen alle mit freudiger Erwartung dem Konzert entgegen.

Sonntag, 15. Oktober 2000 - Das Konzert: Vor Beginn Dirigent mit Webmasterabr33_t.jpg (2291 Byte)
dann die großartige Aufführung selbst:

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mit standing ovations für alle Beteiligten, insbesondere auch die Solisten (nächste Bildreihe, 2. und 3. Bild..., die erst 14 jährige Sopranistin Nora Lentner/Konzertchor, weiße Bluse; Elke Ullrich/Alt, blau; Carolin Schmidt/Sopran, schwarz). Der Dirigent strahlt ob des verdienten Erfolgs.

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Nach dem Konzert Schnappschüsse im Moriz-Kirchenschiff. Prof. Viktor Lukas/Bayreuth, u.a. Mitglied im Deutschen Musikrat, war begeistert von der Aufführung und sprach mit dem Dirigenten, seinem ehemaligen Schüler, über das Konzert.
Auch die beiden Kölner Professoren (Langshaw, Lukas) hatte sich einiges zu sagen. Girad Rhoden, Dieter, Julian und Sabine steht die Freude über den Erfolg im Gesicht geschrieben.


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Abschließend ließ der Konzertchor den erfolgreichen Abend in der Gaststätte "Hennberger Haus" mit einem guten Essen, Überreichung von Präsenten für in der Konzertvorbereitung besonders aktive Mitglieder sowie kurzen Ansprachen vom 1. Vorstand und dem Dirigenten ausklingen.

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Im Bild festgehalten wurden die Ehrungen der Konzertwartin, Bettina Hinner (mit Blumenstrauß - Bild 03), durch den 1. Vorsitzenden, Andreas Mundt (gleiches Bild links) und des Webmasters (mit Mozartkugeln und Meeresfrüchten  (Bild mitte)

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Ein Midi-File gibt's auch noch, das  Marty Weimer, nach der No. 5 des "Abraham" (Solistenquartett) produzierte (Go in peace/Zieh mit Gott). Der Test funktionierte mit dem Windows Media Player in ansprechender Qualität. ==> Abspielen

Nachdem ein Chorsänger das File wie folgt charakterisierte: "das klingt ja ....... wie eine schlechte Drehorgel.... wie eine Wasserorgel...... Aber es kommt stereo raus.", halte ich eine ergänzende Bemerkung für erforderlich:
Ein Midi-File ist im Prinzip ein digitalisierter Klang, der bestimmten Normen unterworfen ist (technische Details hier). Es kann auf keinen Fall ein Solistenaquartett mit gewohntem Klang und echten Gesangsstimmen mit Text nachbilden. Es dient hier lediglich dazu, den Kompositionsstil Molique's (Harmonien usw.) im Oratorium "Abraham" zu illustrieren.

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